Sena Jurinac

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Sena Jurinac im Mai 1989

Sena Jurinac (eigentlich: Srebrenka Klementina Kristina Jurinac seit 1965 Sena Jurinac-Lederle; * 24. Oktober 1921 in Travnik, Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen ; † 22. November 2011 in Hainhofen[1], Deutschland) war eine jugoslawisch-österreichische Opernsängerin (Mezzosopran/Sopran).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sena Jurinac wurde 1921 als Tochter eines jugoslawischen Regimentsarztes und einer Wienerin geboren. Nach Absolvierung des Gymnasiums studierte sie Gesang bei Marija Kostrenčić am Musikkonservatorium in Zagreb. Im Mai 1942 debütierte sie (in serbokroatischer Sprache) am Nationaltheater Zagreb, als Mimi in Puccinis La Bohème. Sie wurde von Karl Böhm an die Wiener Staatsoper engagiert, deren Mitglied sie bis 1982 war. Ihr Wiener Debüt am 1. Mai 1945 fand aber in der Wiener Volksoper statt, welche als Ausweichquartier für die ausgebombte Staatsoper diente. Jurinac wurde bald als eines der Mitglieder des Wiener Mozart-Ensembles bekannt. 1951 wurde sie zur Kammersängerin ernannt, vom Wiener Publikum „die Sena“ tituliert.

Jurinac war vor allem bekannt für ihre Hosenrollen bei Mozart und Richard Strauss, so z. B. im Rosenkavalier (u. a. bei der Eröffnung des neuen Festspielhauses in Salzburg, unter Dirigent Karajan, mit Elisabeth Schwarzkopf und Anneliese Rothenberger; Film 1960):

Glücklicherweise ist der 'Rosenkavalier' in mehreren Versionen konserviert, ob nun unter Karajan.... oder unter Erich Kleiber ... -. 'sensationell' urteilte kein Geringerer als Carlos Kleiber über die Jurinac in der Aufnahme seines Vaters.[2]

Sena Jurinac trat an fast allen bedeutenden Opernhäusern Europas, Nord- und Südamerikas auf, jedoch nie an der New Yorker Met. 1956 sang sie in Australien. Von 1949 bis 1956 hatte sie regelmäßige Auftritte bei den Festspielen von Glyndebourne. In den Jahren 1947 und 1948 sang sie bei den Salzburger Festspielen und trat immer wieder an der Mailänder Scala und der Covent Garden Opera auf.

Bedeutende ihrer Rollen waren u. a. die Marina in Boris Godunow, die Tosca in Puccinis gleichnamiger Oper, die Butterfly, die Jenufa – und später die Küsterin – in Janáčeks Jenufa, Elisabetta in Verdis Don Carlo, und die Desdemona in seinem Otello. Zusammen mit dem Tenor Peter Anders nahm sie eine Reihe von Duetten (gesungen in deutscher Übersetzung) auf. Mit Peter Anders sang Sena Jurinac Ende 1949 auch in einer von Franz Marszalek für den WDR dirigierten Gesamtaufnahme von Johann Strauss’ Operette Der Zigeunerbaron wie auch 1950 in einer Aufnahme des NWDR Hamburg unter Wilhelm Schüchter die Rosalinde in Die Fledermaus. In der Nähe von Augsburg wohnend, sang sie auch öfters am Theater Augsburg.

Während ihrer langjährigen Bühnenkarriere arbeitete „die Sena“ u. a. mit den Dirigenten Karl Böhm, Herbert von Karajan, Clemens Krauss, Otto Klemperer, Hans Knappertsbusch, Josef Krips und Fritz Busch zusammen.

Im November 1982 nahm sie als Marschallin im Rosenkavalier Abschied von der Bühne, war jedoch weiterhin als Gesangspädagogin (u. a. an der Musikhochschule Zürich) und Jurorin bei Gesangswettbewerben tätig. Zu ihren Schülern gehörten die Sänger Gillian Crichton (Mezzosopran), Tomas Kaluzny, Iva Mihanovic (Sopran), Christine Schäfer (Sopran) und Bo Skovhus.

Sena Jurinac heiratete am 2. Juni 1953 in England den italienischen Bariton Sesto Bruscantini (1919–2003), von dem sie 1956 geschieden wurde. 1961 ehelichte sie den Augsburger Chirurgen Josef Lederle und änderte ihren Namen in Sena Jurinac-Lederle. Zuletzt lebte die Sängerin mit ihrem Mann zurückgezogen in der schwäbischen Stadt Neusäß (Stadtteil Hainhofen).

Grabstätte von Sena Jurinac

Sie ist auf dem Döblinger Friedhof (Gruppe 38, Reihe 9, Nummer 1) in Wien beerdigt.

Diskografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Würdigungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2006 wurde von den Freunden der Wiener Staatsoper, deren erstes Ehrenmitglied sie war, der Sena Jurinac-Ring für „Menschendarsteller“ als Auszeichnung ins Leben gerufen. Die ersten Träger dieser Auszeichnung sind Elīna Garanča und Plácido Domingo.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ursula Tamussino: Sena Jurinac. 1971.
  • Dieter David Scholz: Mythos Primadonna. 25 Diven widerlegen ein Klischee. Gespräche mit großen Sängerinnen. 1999
  • In Hosen unvergleichlich. Sena Jurinac. Zum 90. Geburtstag der Mozart- und Strauss-Sängerin. In: Augsburger Allgemeine, Nr. 245, Montag, 24. Oktober 2011, S. 12

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sena Jurinac – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Wiener Staatsoper trauert um KS Sena Jurinac
  2. Dosch 2011, S. 12
  3. Inschrift Deutschordenshof, Singerstraße: Sena Jurinac 1964 (abgerufen am 10. Juni 2014)
  4. Opernsängerin Sena Jurinac ist tot in der Presse vom 23. November 2011, abgerufen am 23. November 2011.
  5. Eine Vielgeliebte ist von uns gegangen auf der Seite der Freunde der Wiener Staatsoper abgerufen am 24. November 2011