Silbermünze

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Rückseite des Silver Eagle

Eine Silbermünze ist in der Numismatik eine Münze, deren Silbergehalt (Feingehalt) mehr als 50 Prozent des Raugewichts beträgt. Beträgt der Silberanteil weniger als 50 Prozent, spricht man von einer Billonmünze. Pendants sind Goldmünzen, Palladiummünzen und Platinmünzen.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Silber- und Goldmünzen dienen heute als Sammlermünzen oder als Anlagemünzen und sind deshalb dem Geldumlauf entzogen. Einige Silbermünzen galten oder gelten formal in vielen Staaten als gesetzliches Zahlungsmittel. Da der ihnen aufgeprägte Nominalwert weit geringer ist als ihr Metallwert, gehören sie zu den Kurantmünzen und werden nicht als Zahlungsmittel verwendet, sondern unterliegen der Hortung.

Bereits in der Antike wurde Silbermünzen im Vergleich zu Goldmünzen ein höherer Münzwert beigemessen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Eule auf einer Tetradrachme

In Griechenland soll unter König Pheidon aus Argos um 900 vor Christus das erste Silbergeld geprägt worden sein.[1] Um 620 v. Chr. wurde das attische Talent zur obersten Währungseinheit.[2] Zwischen 530 und 520 v. Chr. entstand als Großsilbermünze die Tetradrachme, die wegen ihres Münzbildes „Eule“ (altgriechisch γλαῦκα glafka) genannt wurde. Um die Zeit von Alexander dem Großen (4. Jahrhundert v. Chr.) wurden die kleinsten Silbermünzen bis zum Triobolon eingezogen und durch Kupfermünzen ersetzt.[3]

Die ersten Münzen aus Elektron, einer natürlich vorkommenden Legierung aus Gold und Silber, wurden im 7. Jahrhundert v. Chr. hergestellt.[4] Unter dem letzten König Lydiens Kroisos (deutsch „Krösus“; Metapher für Reichtum) erfolgte um 550 v. Chr. eine Trennung (Zementation) zwischen Gold- und Silbermünzen.[5]

Die Römer fügten den Gold- und Silbermünzen Kupfer hinzu, das entweder rein, als Bronze oder als Messing beigemischt wurde. Die Anerkennung von Münzen als Zahlungsmittel verbreitete sich sehr stark, so dass ab 480 v. Chr. sämtliche Straftaten, die bis dahin durch Rinder oder Schafe bezahlt werden mussten, in Geldzahlung umgewandelt wurden.[6] Um 270 v. Chr. wurde als erste Silbermünze der Denar mit einem Normalgewicht von 4,37 g eingeführt. Die Münzentwertung nahm immer mehr zu, so dass zunächst 217 v. Chr. Kupfer beigemischt wurde, aber gegen Ende des 3. Jahrhunderts Silbermünzen vollständig durch Kupfermünzen ersetzt wurden.[7] Diokletian führte im 3. Jahrhundert nach Christus den reinen Silberdenar wieder ein. Der Antoninian war eine unter Kaiser Caracalla um 214 offizielles Zahlungsmittel eingeführte Silbermünze.

Guldiner aus Tirol (1486)
Silbertaler aus Tirol (1632)

Im Mittelalter wurde die als der Münzprägung zugrunde liegende Gewichtseinheit der Kölner Mark im Jahre 1166 erstmals erwähnt,[8] das um 1170 in der Stadt eingeführte schwerere Markgewicht (lateinisch magna marca) wog 233,8123 Gramm Silber, verbreitete sich über das Rheinland schnell in anderen Regionen des Reichs[9] und wurde 1524 zum allgemeinen deutschen Reichsmünzgewicht erhoben.

In Tirol dominierte ab 1486 der silberne Guldiner, ab 1500 ließ Kurfürst Friedrich der Weise in seinem Fürstentum silberne „Guldengroschen“ prägen, die dem Wert eines goldenen Guldens entsprachen.[10] Nachdem der Ort Conradsgrün im Erzgebirge 1517 in St. Joachimsthal umbenannt wurde, haben 1519 die Grafen Schlick aus dem dort gewonnenen Silber den Joachimstaler prägen lassen, dessen Kurzbezeichnung „Taler“ später zur Denomination vieler Währungen geworden ist. So verbreitete sich der Taler ab dem 16. Jahrhundert als norwegisch daler, dänisch daler, tschechisch tolar, niederländisch daaler und schließlich englisch dollar.[11]

Elisabeth I. ließ 1600 und 1601 für die im Dezember 1600 gegründete East India Company Silbermünzen mit 1, 2, 4 und 8 Testerns in der Royal Mint prägen.[12] Im Jahre 1632 erschien der Silbertaler mit Leopold V. auf dem Avers. Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert verbreiteten sich in Spanien und seinen Kolonien Silbermünzen mit den Nennwerten 1, 2, 4 und 8 Reales oder Peso, wovon der „8 Reales“ mit dem deutschen Taler vergleichbar war.[13]

In den USA kamen erstmals die Silberdollars nach dem Gesetz vom April 1792 in Umlauf; sie nahmen jedoch beim Geldumlauf keinen bedeutenden Platz ein. Das lag daran, dass sie einerseits nur in Ein-Dollar-Denomination vorkamen und anderseits sie als unhandlich und schwer galten.[14] Im Juni 1850 folgte die 3 Cent-Silberscheidemünze, die sich bis 1873 in Umlauf befand.

In der Gründerzeit prägten viele Staaten Silbermünzen:

Staat Denomination Geldumlauf
bis
Australien Australien 50 Cent 1966
Belgien Belgien 20 Franc
50 Franc
100 Franc
1955
1954
1954
Brasilien Brasilien 5000 Reis 1938
Bulgarien Bulgarien 50 Leva
100 Lewa
1934
1937
Danemark Dänemark 10 Øre
25 Øre
1 Krone
2 Kronen
1919
1919
1916
1916
Deutschland Deutschland 5 Deutsche Mark 1974
Finnland Finnland 1 Markka 1968
Frankreich Frankreich 5 Francs 1969
Griechenland Griechenland 20 Drachmen 1960
Indien Indien 1/4 Rupie
1/2 Rupie
1 Rupie
1945
1945
1945
Italien Italien 500 Lire 1970
Japan Japan 100 Yen 1966
Bundesrepublik Jugoslawien 20 Dinar, 50 Dinar 1938
Kanada Kanada 10 Cent,
25 Cent,
50 Cent,
1 Dollar (siehe: Kanadischer Silber-Gedenkdollar)
1968,
1968,
1966,
1966
Mexiko Mexiko 10 Nuevo Pesos 1995
Niederlande Niederlande 1 Gulden
2 1/2 Gulden
1967,
1966
Norwegen Norwegen 10 Øre,
25 Øre,
50 Øre,
1 Krone,
2 Kronen
1919,
1919,
1919,
1917,
1917
Osterreich Österreich 5 Schilling,
10 Schilling
1968,
1973
Polen Polen 2 Złoty,
5 Złoty,
10 Złoty
1936,
1938,
1939
Portugal Portugal 10 Escudos 1955
Rumänien Rumänien 25.000 Lei,
100.000 Lei
1946,
1946
Schweden Schweden 5 Kronen 1971
Schweiz Schweiz 1/2 Franken,
1 Franken,
2 Franken,
5 Franken
1967,
1967,
1967,
1969
Spanien Spanien 100 Pesetas 1970
Sowjetunion 10 Kopeken,
15 Kopeken,
20 Kopeken
1931,
1931
1931
Sudafrika Südafrika 1 Rand 1976
Thailand Thailand 5 Satang,
10 Satang,
20 Satang
nur 1941,
nur 1941,
nur 1942
Tschechoslowakei 5 Kronen,
10 Kronen,
20 Kronen
1931,
1933,
1934
Turkei Türkei 50 Kurus,
1 Lira
1948,
1948
Ungarn Ungarn 5 Forint 1947
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 3 Pence,
6 Pence,
1 Schilling,
2 Schilling,
1/2 Krone
1944,
1946,
1946,
1946,
1946
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Dime,
Vierteldollar,
Halbdollar
1964,
1965,
1964

Silbermünzen waren zu Zeiten des Silberstandards oft Kurantmünzen, teilweise aber auch Scheidemünzen mit verringertem Münzfuß.

Seit etwa 1970 sind Silbermünzen als normale Kursmünzen weltweit aus dem Umlauf verschwunden. Die heutigen 10-Euro-Silbermünzen sind zwar gesetzliche Zahlungsmittel in ihrem Ausgabeland, sind jedoch als Gedenkscheidemünzen hauptsächlich für Sammler konzipiert. Silbermünzen zur Kapitalanlage werden in kleinen Stückelungen als Bullionmünzen (wie beispielsweise Wiener Philharmoniker, American Silver Eagle, Maple Leaf) und in großen Stückelungen in Form von Münzbarren angeboten.

Als erste Länder brachten Dänemark und Norwegen keine Silbermünzen mehr in den Umlauf (bereits während des Ersten Weltkriegs). Viele andere Länder folgten während oder kurz nach dem Zweiten Weltkrieg (z. B. Vereinigtes Königreich), während die Schweiz 1969, Österreich 1973 und (als eines der letzten Länder weltweit) die Bundesrepublik Deutschland 1974 folgten. Frankreich beendete die Ausgabe von Silbermünzen 1969, Italien und Spanien 1970, während die USA schon 1964/65 ausstiegen.

Das Verschwinden der letzten Silbermünzen aus dem alltäglichen Zahlungsverkehr hatte zu Beginn der 1970er Jahre verschiedene Gründe. Damals kamen die Ölkrise, der Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems, starke Inflation in vielen Industrieländern und ein zunehmend schwankender Silberpreis zusammen. Die Ausgabe von Scheidemünzen aus Silber war damit schwer planbar. Insbesondere bestand die Gefahr, dass der Materialwert der Münzen ihren aufgeprägten Nennwert überschreiten würde. Letztendlich war der Gebrauch von nennenswert Edelmetall-haltigen Münzen nicht mit einer eher expansiven Notenbankpolitik vereinbar, die eine jährliche Geldentwertung als Zielgröße einplant.

Aus technischer Hinsicht kommt hinzu, dass Silbermünzen nicht automatensicher sind. Verschiedene Kupfer-Nickel-Legierungen eignen sich hier besser, da diese einen genau definierten Magnetismus aufweisen. Dies erschwert einen Betrug durch die Nutzung nicht vorgesehener, minderwertiger Münzen.

Steuerfragen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anders als Goldmünzen unterliegen Silbermünzen in Deutschland der vollen Mehrwertsteuer. Silber, Platin und Palladium können gemäß § 25a Abs. 1 Umsatzsteuergesetz nicht steuerfrei erworben werden.

In Österreich haben die verpackten 5-, 10- und 20-Euro-Münzen der Münze Österreich – die als gesetzliche Zahlungsmittel gelten – die Zolltarifnummer 7118 90, und die Umsatzsteuer beträgt 20 %. In der Schweiz und in Liechtenstein beläuft sich der Steuersatz für Silbermünzen auf 8,1 %.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Silbermünze – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Richard Klimpert, Lexikon der Münzen, Maße und Gewichte, 1885, S. 113
  2. Hanno Ballhausen/Ute Kleinelümern, Die wichtigsten Erfindungen der Menschheit, 2008, S. 49
  3. Richard Klimpert, Lexikon der Münzen, Maße und Gewichte, 1885, S. 114
  4. Bernd Kluge, Münzen: Eine Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart, 2016, o. S.
  5. Der Geschichtsschreiber Diodor berichtete später hierüber.
  6. Richard Klimpert, Lexikon der Münzen, Maße und Gewichte, 1885, S. 262
  7. Richard Klimpert, Lexikon der Münzen, Maße und Gewichte, 1885, S. 263
  8. Jürgen Wilhelm (Hrsg.), Das große Köln-Lexikon, 2008, S. 269; ISBN 9783774303553
  9. Walter Hävernick, Der Kölner Pfennig im 12. und 13. Jahrhundert, 1984, S. 49
  10. René Frank, Die ersten Dollarmünzen der Geschichte: Ungewöhnliches Kolonialgeld in Sierra Leone, 2012, S. 3
  11. René Frank, Die ersten Dollarmünzen der Geschichte: Ungewöhnliches Kolonialgeld in Sierra Leone, 2012, S. 3
  12. Spink & Son Ltd (Hrsg.), Coins of England & The United Kingdom, 2017, S. 271
  13. René Frank, Die ersten Dollarmünzen der Geschichte: Ungewöhnliches Kolonialgeld in Sierra Leone, 2012, S. 4
  14. Nicolas J. Bär, Die Währungspolitik der Vereinigten Staaten von Amerika von 1933-1941, 1951, S. 11