Simferopol

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Simferopol
Сімферополь
Wappen von Simferopol
Simferopol (Ukraine)
Simferopol (Ukraine)
Simferopol
Basisdaten
Oblast: Autonome Republik Krim
Rajon: Kreisfreie Stadt
Höhe: 350 m
Fläche: 101 km²
Einwohner: 338.038 (2014)
Bevölkerungsdichte: 3.347 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 295000
Vorwahl: +380 652
aktuelle Vorwahl +7 3652
Geographische Lage: 44° 57′ N, 34° 6′ OKoordinaten: 44° 56′ 59″ N, 34° 6′ 0″ O
KATOTTH: UA01160330010074014
KOATUU: 0110100000
Verwaltungsgliederung: 3 Rajone, 4 SsT, 1 Siedlung
Adresse: ул. Горького, д. 15
295000 м. Сімферополь
Statistische Informationen
Simferopol (Krim)
Simferopol (Krim)
Simferopol
i1

Simferopol (ukrainisch Сімферополь, russisch Симферополь, krimtatarisch Aqmescit) ist die Hauptstadt der Autonomen Republik Krim. Die Stadt hat 337.285 Einwohner[1] und ist das Zentrum des gleichnamigen Rajons Simferopol, aber selbst kein Bestandteil desselben.

Simferopol nordöstlich von Sewastopol auf der Halbinsel Krim

Seit dem international nicht anerkannten Anschluss der Halbinsel Krim an Russland im März 2014 ist Simferopol de facto Hauptstadt des Föderationssubjektes Republik Krim der Russischen Föderation. De jure nach Angaben der administrativ-territorialen Teilung der Ukraine bleibt Simferopol die Hauptstadt der Autonomen Republik Krim, die zu den von Russland besetzten Gebieten gehört.[2]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt liegt am größten Fluss der Krim, dem Salhyr, an den Nordhängen des Krimgebirges, etwa 60 Kilometer nordöstlich von Sewastopol.

Stadtgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt gliedert sich in die drei Stadtrajone Eisenbahnrajon, Kiewer Rajon und Zentralrajon, die vier „Siedlungen städtischen Typs“ (SsT) Ahrarne (Аграрне), Aeroflotskyj (Аерофлотський), Hressiwskyj (Гресівський) und Komsomolske (Комсомольське) sowie die Siedlung Bitumne (Бітумне).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Gebiet der heutigen Stadt Simferopol stand einst die im 2. Jahrhundert v. Chr. von König Skiluros gegründete skythische Hauptstadt Neapolis. Ihr skythischer Name ist nicht überliefert. Die unter dem griechischen Namen Neapolis Skythika bekannte Stadt bestand auch noch in den Zeiten des von Rom abhängigen Bosporanischen Reiches (Regnum Bospori). Im Laufe des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurde sie von den Goten zerstört.

Anfang des 16. Jahrhunderts bestand eine Tataren-Siedlung namens Aqmescit (auch Ak-Metschet). Sie war zeitweise Residenz des Statthalters des von den Osmanen abhängigen Krim-Khanats. Nach der russischen Eroberung der Krim im Russisch-Türkischen Krieg von 1768 bis 1774 wurde die Stadt Simferopol durch eine Verordnung Katharinas der Großen im Februar 1784 gegründet und gehörte zum Gouvernement Taurien, das bis Oktober 1921 bestand. Nach der Oktoberrevolution war sie Teil der ASSR der Krim innerhalb der Russischen SFSR. 1914 wurde die Straßenbahn Simferopol in Betrieb genommen, diese wurde aber Ende 1970 wieder eingestellt.

Am 1. November 1941 wurde Simferopol von der 11. Armee der Wehrmacht unter ihrem Oberbefehlshaber General Erich von Manstein eingenommen, worauf im Dezember 1941 beim berüchtigten Simferopol-Massaker annähernd 14.000 Juden innerhalb von wenigen Tagen von SS-Leuten und Angehörigen der Feldgendarmerie Abteilung 683 ermordet wurden.[3] Hitler plante, die Stadt in Gotenburg umzubenennen, als Hauptstadt einer als Gotengau annektierten Krim.

In der Stadt bestand das Kriegsgefangenenlager 299 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[4]

Durch Beschluss[5] des Obersten Sowjets der UdSSR aus Anlass des 300. Jahrestags des Vertrags von Perejaslaw wurde Simferopol zusammen mit der Oblast Krim am 26. April 1954 an die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik angeschlossen. Von 1991 bis 2014 war Simferopol Teil der unabhängigen Ukraine.

Am 25. September 1992 wurde Simferopol Hauptstadt der „Republik Krim“, seit 1995 ist sie Hauptstadt der Autonomen Republik Krim.

Seit dem international nicht anerkannten Anschluss der Halbinsel Krim an Russland im März 2014 gehört Simferopol de facto zum Föderationssubjekt Südrussland der Russischen Föderation.[6] De jure nach Angaben der administrativ-territorialen Teilung der Ukraine ist Simferopol Teil der Autonomen Republik Krim, die zu den durch Russland besetzten Gebieten gehört.[7]

Lenindenkmal in Simferopol (2003)

Demographische Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1839 1864 1887 1897 1914 1926 1939 1959 1970 1989 2001 2009 2012
Einwohner 7.000 17.000 38.000 49.078 91.000 86.145 142.634 187.623 249.053 343.565 343.644 337.139 335.582
Bevölkerungsgruppen[8]
Bevölkerungsgruppe Anzahl Angaben in Prozent
Russen 238938 66.7
Ukrainer 76147 21.3
Krimtataren 25209 7.0
Weißrussen 4102 1.1
Armenier 2130 0.6
Tataren 1339 0.4
Aserbaidschaner 1014 0.3
Polen 717 0.2
Griechen 619 0.2
Moldawier 561 0.1

Partnerstädte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heidelberg (Deutschland) ist seit 1991 Simferopols Partnerstadt. In der ukrainischen Stadt gibt es seit dem Jahr 2000 das Heidelberg-Haus, das aus Spenden einer Heidelberger Stiftung[9] erbaut wurde. Es liegt im Zentrum der Stadt und bietet rund ums Jahr ein kulturelles Programm. Es werden dort auch ehemalige, im Zweiten Weltkrieg ausgebeutete Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter betreut.

Insgesamt werden für Simferopol elf Partnerstädte aufgelistet:[10]

Stadt Land seit
Bursa Turkei Marmararegion, Türkei
Czernowitz Ukraine Ukraine
Donezk Ukraine Ukraine 2017
Eskişehir Turkei Zentralanatolien, Türkei 2007
Heidelberg Deutschland Baden-Württemberg, Deutschland 1991
Irkutsk Russland Sibirien, Russland 2008
Kecskemét Ungarn Südliche Große Tiefebene, Ungarn 2006
Kertsch Ukraine Autonome Republik Krim, Ukraine
Nischni Nowgorod Russland Wolga, Russland 2016
Nowotscherkassk Russland Südrussland, Russland 2008
Omsk Russland Sibirien, Russland 2008
Padua Italien Venetien, Italien 2016
Russe Bulgarien Bulgarien 2008
Salem Vereinigte Staaten Oregon, Vereinigte Staaten 1986
Südwestlicher Verwaltungsbezirk Russland Moskau, Russland 2008
Ulan-Ude Russland Ferner Osten, Russland

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Puppentheater in Simferopol
Kunstmuseum in Simferopol

International bekannt ist das Puppentheater von Simferopol.

2008 wurde bekannt, dass sich im Kunstmuseum Simferopol 87 Gemälde des Suermondt-Ludwig-Museums aus Aachen befinden, die nach der Auslagerung im Zweiten Weltkrieg als Beutekunst hierher gekommen waren.[11][12]

Als Hauptstadt der Krim ist Simferopol auch das Zentrum des von Krimtataren dominierten Islam in der Ukraine.

Der Salhyr in Simferopol
Der Bahnhofsplatz in Simferopol
Oberleitungsbusbahnhof

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben den traditionellen handwerklichen und kleinindustriellen Strukturen etablieren sich seit der Jahrtausendwende auch moderne Industrien. Neben lokalen Technologieanbietern haben sich mehrere internationale Softwareunternehmen in Simferopol angesiedelt.

Wissenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anlässlich des 200-jährigen Bestehens wurde 1984 der am 30. August 1970 entdeckte Asteroid (2141) Simferopol nach der Stadt benannt.[13]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bahnhof von Simferopol ist Ausgangspunkt der längsten Oberleitungsbuslinie der Welt. Sie wird von der Gesellschaft Krymskyj trolejbus betrieben und verkehrt zwischen Simferopol, Aluschta und Jalta am Schwarzen Meer. In Simferopol selbst existiert außerdem noch ein städtisches Oberleitungsbusnetz, es wird ebenfalls von Krymskyj trolejbus betrieben und umfasst insgesamt fünfzehn Linien (1, 3 bis 13, 13A, 14 und 15). Die Straßenbahn in Simferopol bestand von 1914 bis 1970.

Mit der Eisenbahn von Simferopol aus erreichbar sind unter anderem Sewastopol und die Touristenattraktion Bachtschyssaraj (Strecke nach Sewastopol) sowie die Kurstadt Jewpatorija. Außerdem gab es bis 2013 täglich einen Kurswagen zwischen Simferopol und Berlin. Die Reisezeit betrug 41 bis 49 Stunden.

In Simferopol gibt es den Flughafen Simferopol (ICAO: UKFF, IATA: SIP) mit Verbindungen nach Russland.

Fußball[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das 19.978 Zuschauer fassende RSC Lokomotiv Stadion war bis 2014 die Spielstätte des ehemaligen Fußballvereins Tawrija Simferopol.

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klimatabelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Simferopol
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
42
 
3
-4
 
 
33
 
4
-4
 
 
37
 
8
-1
 
 
33
 
16
4
 
 
44
 
21
9
 
 
53
 
25
13
 
 
55
 
28
16
 
 
41
 
28
15
 
 
37
 
23
11
 
 
32
 
17
6
 
 
44
 
11
2
 
 
54
 
6
-1
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Simferopol
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) 3,1 3,8 8,2 15,7 21,2 25,2 28,1 27,8 23,1 17,2 11,1 6,0 15,9
Mittl. Tagesmin. (°C) −4,4 −4,1 −1,1 4,2 9,4 13,3 15,6 15,1 10,8 6,4 2,4 −1,4 5,6
Niederschlag (mm) 42 33 37 33 44 53 55 41 37 32 44 54 Σ 505
Sonnenstunden (h/d) 2,8 3,6 5,3 7,0 9,1 10,4 11,0 10,2 8,7 6,6 3,8 2,4 6,8
Regentage (d) 8 7 7 6 6 6 5 4 5 5 8 9 Σ 76
Luftfeuchtigkeit (%) 84 81 77 70 69 67 65 64 69 75 81 85 73,9
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
3,1
−4,4
3,8
−4,1
8,2
−1,1
15,7
4,2
21,2
9,4
25,2
13,3
28,1
15,6
27,8
15,1
23,1
10,8
17,2
6,4
11,1
2,4
6,0
−1,4
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
42
33
37
33
44
53
55
41
37
32
44
54
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Digitalisiertes älteres Schrifttum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Simferópol, Lexikoneintrag in: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 18, Leipzig/Wien 1909, S. 478 (Zeno.org).
  • F. Remy: Die Krim in ethnographischer, landschaftlicher und hygienischer Beziehung. Verlag Emil Berndt, Odessa/Leipzig 1872, S. 182–187 (Google Books).

Neuere Beschreibungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Думнов Д. Ф. Симферополь: Справочник. — Симферополь: Таврия, 1989. — 144 с. (rus.)
  • Байцар А. Л. Крим. Нариси історичної, природничої і суспільної географії: Навчальний посібник / А. Л. Байцар; Львівський національний університет ім. І. Франка. — Львів: Видавничий центр ЛНУ ім. Івана Франка, 2007. — 224 с.(ukr.)
  • Енциклопедія українознавства. У 10-х томах. / Головний редактор Володимир Кубійович. — Париж; Нью-Йорк: Молоде життя, 1954—1989.(ukr.)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Simferopol – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Simferopol – Reiseführer

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 24. September 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/database.ukrcensus.gov.ua
  2. Annexion der Krim. Putin verstößt gegen russische Verfassung
  3. Chronologie des Holocaust (Memento vom 24. Februar 2007 im Internet Archive)
  4. Erich Maschke (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977.
  5. The Transfer of the Crimea to the Ukraine (englisch)
  6. Федеральный закон Российской Федерации от 21 марта 2014 года № 6-ФКЗ «О принятии в Российскую Федерацию Республики Крым и образовании в составе Российской Федерации новых субъектов — Республики Крым и города федерального значения Севастополя»
  7. Annexion der Krim. Putin verstößt gegen russische Verfassung
  8. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 10. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sf.ukrstat.gov.ua
  9. Projekt Simferopol/Heidelberg-Haus (Memento vom 18. Juni 2013 im Internet Archive); Artikel zum Heidelberg-Haus auf den Seiten der Manfred Lautenschläger-Stiftung, aufgerufen am 12. Juni 2013
  10. Crimean authorities, Italian delegation to sign agreement on sister city relations – Russian Politics & Diplomacy. TASS, abgerufen am 18. Juni 2019.
  11. Verschollene Beutekunst: Streit um Gemälde in der Ukraine. Spiegel-Online, 7. November 2008.
  12. Andreas Rossmann: Beutekunst: Eigentum aufgeben, Besitz erhalten. FAZ.net, 1. Februar 2009.
  13. Minor Planet Circ. 8911