Simon Bingelhelm

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Hinweistafel an der Daneilshöhle

Simon Bingelhelm, genannt Tausendteufel von Halberstadt, (* um 1565; † 2. Juni 1600 in Gröningen) war ein des mehrfachen Mordes und anderer Taten beschuldigter und schließlich hingerichteter Mann aus dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt.

Gefangennahme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Frühjahr 1600 wurde ein Mann gefangen genommen, von dem man annahm, dass er der Tausendteufel von Halberstadt sei. Er wurde nach Gröningen, der damaligen Residenz des Bischofs von Halberstadt, Herzog Heinrich Julius von Braunschweig, gebracht und dort inhaftiert, mehrfach verhört, auch unter Folter.

Geständnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Laufe der Verhöre gab der Mann an, dass sein bürgerlicher Name Simon Bingelhelm laute und er in Halberstadt geboren worden sei.

Er bekannte sich zu zahlreichen Einbrüchen und Diebstahlsdelikten, in erster Linie in Halberstadt, aber auch in Wernigerode, Reddeber, Ermsleben, Hoym, Aschersleben, Seehausen, Ballenstedt, Eilenstedt, Heimburg, Klein Quenstedt, Westerhausen, Dardesheim, im märkischen Prenzlau, in der Nähe von Salzwedel, Haldensleben, Neuhaldensleben, Calvörde, Derenburg, Herzberg, Oschersleben, Schermcke, Krottorf und Quedlinburg.

Er soll sich angeblich gerühmt haben, dass er 1599 Brandstifter des Klosters Drübeck war. Vom benachbarten Berg aus habe er zugesehen. Ferner habe er aus der Kirche zu Rade einen Kelch und aus dem Armenkasten der St.-Georg-Kirche Derenburg elf Taler gestohlen. Außerdem sei er mit anderen in die Martinikirche Halberstadt eingebrochen und habe den Opferstock entwendet. Vor Helmstedt habe er einen Mann wegen zwei Groschen erstochen sowie bei Bernburg (Saale) einen Bauern. Bei Benzingerode habe er eine junge Frau acht Tage vor Pfingsten 1599 umgebracht. Im Wald zwischen Hornburg und Osterwieck habe er versucht, ein 18-jähriges Mädchen zu vergewaltigen, und es später getötet.

In den Verhören, die auch unter Folter stattfanden, gestand der Mann insgesamt 71 verschiedene Straftaten, darunter die Beteiligung an 26 Morden. Unter anderem soll er eine schwangere Frau überfallen haben, die er mit seinen Kumpanen tötete. Anschließend hätten sie ihr den Leib aufgeschlitzt, um an das ungeborene Kind zu gelangen, aus dessen Eingeweiden er dann Kerzen für seinen nächsten Einbruch hergestellt habe. Er sei auch am Raub und der Tötung von mindestens fünf Kleinkindern beteiligt gewesen.

Im Protokoll der Verhörung wurde dazu notiert:

„Bekennet, das er, Schwarze Hans, Pothans, Rickel und der Dicke Marten zu Hessen [an der Landstraße von Halberstadt nach Wolfenbüttel] einem Manne ein Kind von 3 oder 4 Jahren vorm Tore genommen. Dasselbe einem Juden zu Berßel verkaufen wollen, welcher aber das Kind, weil es ein Medlein gewesen, nicht behalten. Hetten sie es genommen und am Huy auf der Langen Wiesen in die Erde bis an die Achsel vergraben und mit Barten darnach geworfen, Pothans hette dem Kinde den Kopf abgeworfen. Den Kopf bei Huy-Neinstedt in eine Höhle wieder gesteckt und das andere in die Erde vergraben. Das Kind hätte allewege, wenn sie darnach geworfen, gelachet.
Bekennet, er, [der] Schwartze Hanß, Pothans und Rickel hetten vier Kinder von 3 und 4 Jahren alt, gestolen, […] Hetten die Kinder an die acht Tage im Danneils Höhle im Huy gehabt, und ihm gebeten, dieselbe den Juden verhandeln zu helfen, welche Kinder aber die Juden nicht haben wollen. Derwegen sie dieselben tod geschlagen, drei im Jürgenholtz über Schwanebeck und eins bei der Warthe über Sarckstedt begraben.“[1]

Hinrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über seine Hinrichtung am 2. Juni 1600 in Gröningen heißt es: „Und ist darauf mit Zangen achtmahl angriffen, bis zur Gerichtsstadt geschleift, darnach geviertheilet worden und hat ein fein bestendig Ende genommen.“

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jonas Eberhardt, Jörg Brückner: Tausend Teufel, der lange Jörg und andere böse Buben. In: Neue Wernigeröder Zeitung. Wernigerode: Jüttner, Bd. 12 (2001), 7, S. 22.