Simon Gfeller

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Simon Gfeller (* 8. April 1868 in Trachselwald; † 8. Januar 1943 in Sumiswald) war ein Emmentaler Lehrer und Mundartschriftsteller.

Simon Gfeller am 8. Oktober 1903, Porträt von Rudolf Münger
Altes Primarschulhaus Grünenmatt

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geboren wurde Simon Gfeller im «Zuguet», einem Einzelhof, der zu der Berner Gemeinde Trachselwald gehörte. Er wuchs in einfachen bäuerlichen Verhältnissen auf. Im Schulhaus Thal im Dürrgraben (dem heutigen Heimisbach) besuchte er neun Jahre lang die Primarschule.

Ab 1884 absolvierte er die Ausbildung zum Lehrer am Seminar Hofwil bei Münchenbuchsee. 1887 begann er als Lehrer im Dorf Grünenmatt zu unterrichten. 1893 heiratete er Meta Gehrig, ebenfalls Lehrerin; ihnen wurden zwei Töchter und ein Sohn geschenkt. 1896 wechselten er und seine Frau in die kleine Schule auf der Egg in Lützelflüh. Mehr als dreissig Jahre wirkte er dort als Lehrer. 1902 nahm er den einstigen Pfarrer und werdenden Volkstumforscher Emanuel Friedli vorübergehend in seinem Haus auf und half diesem beim Verfassen seines ersten Berner-Mundart-Bandes Lützelflüh. Die beiden wurden enge Freunde.

1910 erschien sein erstes Buch Heimisbach, ein Roman aus dem bäuerlichen Leben, in dem er unter anderem entschieden gegen die Trunksucht eintrat. Das Buch wurde ein grosser Erfolg. Es war der erste Roman im Emmentaler Dialekt. 1914 veröffentlichte er sein erstes schriftdeutsches Buch, die Geschichten aus dem Emmental. 1929 liess sich Gfeller pensionieren, um mehr Zeit zum Schreiben zu haben, und zog in ein neuerstelltes Haus an der Grabenhalde unterhalb des Schulhauses Egg.

1934 verlieh ihm die Universität Bern die Ehrendoktorwürde. Nach seinem Tod am 8. Januar 1943 wurde er neben den Gräbern von Jeremias Gotthelf und Emanuel Friedli an der Sonnenseite der Kirche von Lützelflüh beerdigt.

Schaffen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In seinem Roman Heimisbach beschrieb Gfeller die Landschaft im südlichen Teil von Trachselwald so exakt, dass sich unschwer erkennen liess, dass es sich um die Landschaft Dürrgraben handelte. Am hundertsten Geburtstag des Dichters, 25 Jahre nach seinem Tod, änderte die Talschaft Dürrgraben deshalb ihren Namen offiziell in Heimisbach, um den beliebten und bekannten Dichter zu ehren.

Wie sein Vorbild, der ebenfalls in Lützelflüh wirkende Jeremias Gotthelf, beschrieb Gfeller in seinen Büchern das bäuerliche Leben detailreich und realistisch, jedoch ohne die grossen epischen Züge Gotthelfs, und mit wesentlich weniger moralisch-theologischen Exkursen. Dies dürfte mit ein Grund sein, dass Gfeller bereits zu Lebzeiten im Emmental wesentlich beliebter wurde als Gotthelf.

Neben dem in stadtbernischem Dialekt schreibenden Rudolf von Tavel wurde Gfeller zu einem der erfolgreichsten Mundartschriftsteller der Schweiz. Seine Werke werden immer wieder neu aufgelegt und sind in der Schweiz zu eigentlichen Longsellern geworden.

Die Simon-Gfeller-Stiftung führt das Dichtermuseum (die Simon-Gfeller-Gedenkstube) im alten Schulhaus Thal in Heimisbach. Zwischen 2016 und 2020 übergab die Stiftung den bis dahin von ihr betreuten Nachlass von Simon Gfeller der Burgerbibliothek Bern.[1][2] Der Nachlass umfasst Manuskripte seiner Werke, Tagebücher, Korrespondenzen und persönliche Unterlagen.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Lebzeiten veröffentlicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heimisbach. Bilder u Bigäbenheiten us em Bureläbe. Francke, Bern 1910
  • Geschichten aus dem Emmenthal, Bern 1914
  • Em Hag noh. Müschterli u Gschichten us em Ämmethal, Bern 1918
  • Steinige Wege. Geschichten aus dem Bernbiet, Bern 1920
  • Meieschössli. Gschichtli für jung un alt. Stab-Bücher Basel 1921
  • Ämmegrund. Mundartgschichte, Bern 1927
  • Drätti, Müetti u dr Chlyn. Bilder us myr Buebezyt, Bern 1931
  • Seminarzyt. Chrütli u Uchrütli us eme Jugetgarte, Bern 1937
  • Eichbüehlersch. E Wägstrecki Bureläbtig, Bern 1941
  • Landbärner. Mundartgschichten u Müschterli, Bern 1942

Theater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Geld und Geist: emmentalisches Mundartschauspiel in 5 Aufzügen nach Jeremias Gottelfs Erzählung. Francke, Bern 1910, überarbeitete Fassung 1925
  • Hansjoggeli der Erbvetter: emmentalisches Mundartstück in 4 Aufzügen nach Jeremias Gotthelfs Erzählung. Francke, Bern 1918

Postum veröffentlicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Vermächtnis. Aufzeichnungen aus seinen Tagebüchern, hrsg. von Karl Uetz. Francke, Bern 1948
  • Gesammelte Erzählungen in 10 Bänden. Francke, Bern 1952–57
  • Briefwechsel zwischen Simon Gfeller und Otto von Greyerz 1900–1939, hrsg. v. Erwin Heimann. Francke, Bern 1957, ISBN 3-305-00027-9
  • Simon Gfeller-Trilogie, hrsg. von der Simon Gfeller-Stiftung (zeitgemäss illustrierte Bände mit ausgewählten Erzählungen, dazu Ausschnitten aus Tagebüchern, Briefen und Vorträgen des Dichters)
    • Band 1: Heimisbach. Bilder u Bigäbeheiten us em Bureläbe, 2001
    • Band 2: Lehre wärche u wyteri bärndütschi Gschichte us em Ämmitall, 2002
    • Band 3: Steinige Wege. Etwas, das im Emmental jedermann vor den Füssen liegt, 2003

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter Arnold: Simon Gfeller. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 1, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 702.
  • Heinrich Baumgartner: Simon Gfeller. Erweiterte Fassung des Vortrags, der an der Simon Gfeller-Feier bei Anlass seines 70. Geburtstages im Burgerratssaal in Bern gehalten wurde. Bern [1938].
  • Valentin Binggeli: Simon Gfeller, der Emmentaler Mundartdichter. Eine Biographie entlang von Selbstzeugnissen und Zeitdokumenten. Francke, Bern 1968, ISBN 3-305-00028-7.
  • Valentin Binggeli: Egge u Grebe. Das Emmental bei Simon Gfeller. Fischer, Münsingen 1984.
  • Christian Joss: Es geit niene gspässiger weder uf der Wält. Der Mensch im Werk von Simon Gfeller. Cosmos, Bern 1987, ISBN 3-305-00029-5.
  • Georg Küffer: Vier Berner: Emanuel Friedli, Otto von Greyerz, Rudolf von Tavel, Simon Gfeller. Haupt, Bern 1963 (Berner Heimatbücher, Heft 92/93).
  • Karin Marti-Weissenbach: Gfeller, Simon. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Anna Stüssi: Gfeller, Simon. In: Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. Band 6: Gaa – Gysin. Hrsg. von Heinz Rupp und Carl Ludwig Lang. Francke, Bern 1978, ISBN 3-7720-1283-3, Sp. 310.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nachlass von Simon Gfeller im Katalog der Burgerbibliothek Bern
  2. Simon Gfeller - Lehrer, Schriftsteller, Poet, auf trachselwald.ch