Sosúa

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Koordinaten: 19° 45′ N, 70° 31′ W

Karte: Dominikanische Republik
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Sosúa
Strand von Sosúa
Los Charamicos

Sosúa ist eine Stadt mit rund 70 000 Einwohnern an der Nordküste der Dominikanischen Republik.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt liegt in der Provinz Puerto Plata, etwa 10 Kilometer östlich des Flughafens von Puerto Plata. Sosúa hat einen großen und schönen Strand (Playa de Sosúa) und ist seit den 1990er Jahren Anziehungspunkt für Touristen aus Nordamerika und Europa.

Sosúa besteht aus drei Ortsteilen: El Batey (Touristenzentrum), Sosúa Abajo und Los Charamicos. In Sosúa sind zahlreiche Hotelanlagen und einige Tauchbasen zu finden. Ebenfalls finden sich hier geschlossene Wohnsiedlungen europäischer Residenten, beispielsweise La Mulata oder Perla Marina.

Besiedlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem der Diktator Rafael Trujillo im Oktober 1937 im „Petersilien-Massaker“ (Masacre del Perejil) etwa 25.000–27.000 schwarze Haitianer hatte ermorden lassen, war er bei den mit ihm verbündeten US-Amerikanern in Ungnade gefallen. Als Geste offerierte er 1938 bei der Konferenz von Évian, 100.000 verfolgte europäische Juden aufzunehmen, auch um eine rassische Aufhellung der Bevölkerung zu erzielen. Eine seiner Auflagen war, dass vor allem alleinstehende Männer aufgenommen werden sollten. Zur Vorbereitung der Ansiedlung wurde die Dominican Republic Settlement Association (DORSA) gegründet. Sie kaufte Trujillo von internationalen Spendengeldern 26.000 Morgen Land zum Preis von 100.000 Dollar ab (der für das abgelegene Land nur die Hälfte bezahlt hatte).

Von den zwei Schiffen, die die Flüchtlinge an die Nordküste bringen sollten, lief eines auf eine Mine auf und sank. Letztlich siedelten nur etwa 600–700 Juden in Sosúa, da eine der Auflagen war, dass das Land kolonialisiert und bestellt werden musste.[1] Die meisten der Flüchtlinge waren aber Ärzte, Juristen, Ingenieure und Künstler, die landwirtschaftlich meist unerfahren waren. Einige der Einwanderer brachten Kenntnisse in Milch- und Fleischverarbeitung mit und legten so eine Grundlage für die noch heute für die Karibik einmalige Nahrungsmittelindustrie der Productos de Sosúa. Die Einwanderer lebten wie in einem Kibbuz zusammen, isolierten sich dadurch aber auch. Nur wenige heirateten Dominikanerinnen. Am Ende des Krieges ging ein Großteil in die USA. Teilweise tragen die Straßen in Sosúa heute die Namen deutscher Juden (zum Beispiel Calle Dr. Rosen).

Castillo Mundo King[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der deutsche Aussteiger Rolf Schulz baute von 1990 bis zu seinem Tod im Januar 2018 an seiner Burg Castillo Mundo King, die oberhalb der Stadt gelegen ist. Dort findet man fantastische Architektur, Skulpturen in verschiedenen Größen und aus verschiedenen Materialien. Dieses Museum, durch welches der Schöpfer gerne selbst führte, ist eine Attraktion für die Strandurlauber aus Deutschland und aller Welt.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Allen Wells: Tropical Zion: General Trujillo, FDR, and the Jews of Sosua. Duke University Press, Durham 2009, ISBN 978-0-8223-4389-9.
  • Hans-Ulrich Dillmann, Susanne Heim: Fluchtpunkt Karibik. Jüdische Emigranten in der Dominikanischen Republik. Ch. Links Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-86153-551-5.
  • Einladung aus rassischen Gründen, in: Dominikanische Republik, Verlag Karl Baedeker, Ostfildern 2001, S. 202.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sosúa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Sosúa Virtual Museum, eine Website über Sosúa als Zufluchtsort für als Juden verfolgte Menschen (englisch)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Spiegel 52/2006 S. 34–35.
  2. Der Weltenretter und sein Märchengeisterschloss in: FAZ vom 21. Juni 2012, Seite R5.