Sozialdemokratische Huntschak-Partei

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Sozialdemokratische Huntschak-Partei
Սոցեալ Դեմոկրատ Հնչակեան Կուսակցութիւն
Sozjal Demokrat Hentschakjan Kusakzutjun
Parteiflaggen mit Logo
Partei­vorsitzender Harry Hampartzoum ("Hambik") Sarafian[1][2]
Gründung 1887
Haupt­sitz Jerewan (Kentron)
Aus­richtung Demokratischer Sozialismus
Parlamentssitze 2 von 128 in der libanesischen Nationalversammlung
Mitglieder­zahl 4300 (in Armenien, Stand 2012)[3]
Internationale Verbindungen Zweite Internationale
Website Facebook-Präsenz der Partei für Armenien (armenisch)

Die Sozialdemokratische Huntschak-Partei (armenisch Սոցեալ Դեմոկրատ Հնչակեան Կուսակցութիւն Sozjal Demokrat Hentschakjan Kusakzutjun, abgekürzt ՍԴՀԿ bzw. SDHK, arabisch حزب الهنشاق الديمقراطي الاجتماعي Hizb al-Hanschaq ad-dimuqrati al-idschtima'i, französisch Parti social-démocrate Hentchak, deutsch auch kurz „Huntschaken“ oder „Hentschaken“) ist die zweitälteste armenische politische Partei (nach der 1885 gegründeten Armenakan) und war die erste sozialistische Partei im Osmanischen Reich und in Persien.[4] Sie ist neben der Demokratisch-Liberalen Partei („Armenakan“) und der Armenischen Revolutionären Föderation („Dachnakzutjun“ oder „Daschnaken“) eine der drei großen westarmenischen Parteien.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sie wurde im Jahre 1887 von einer Gruppe aus Studenten der Universität Genf in der Schweiz gegründet.[5] Sie hatte zunächst den Charakter einer Geheimgesellschaft. Ihr Anführer war Avetis Nazarbekian. Ziel der Gruppierung war, die armenischen Provinzen aus dem osmanischen Reich herauszulösen und einen unabhängigen armenischen Staat zu schaffen, der zu einer künftigen sozialistischen Welt gehören sollte.[6] Obwohl marxistisch ausgerichtet, wurde auch der Gebrauch terroristischer Mittel befürwortet, um ihr Ziel zu erreichen.[7] Als gangbare Methoden erwählte die Gruppe „Propaganda, Agitation, Terror, Organisation und Bauern- und Arbeiteraktionen“. Sie plante nicht nur Attentate auf osmanische Würdenträger, sondern auch auf Armenier, die mit der osmanischen Regierung kooperierten und daher als „Spione und Verräter“ angesehen wurden.[8] Die Partei hatte zunächst keinen offiziellen Namen. Sie wurde nach dem Namen ihrer Zeitung bezeichnet, die Huntschak (oder Hntschak, armenisch für „Glocke“ oder „Fanfare“[8]) hieß, und ab November 1887 in Genf erschien. Erst ab 1890 trat sie als „Revolutionäre Huntschak-Partei“ auf.[9]

Am 27. Juli 1890 organisierten die Mitglieder Harutiun Jangülian, Mihran Damadian und Hampartsum Boyadjian die Kumkapı-Proteste in Istanbul. Der Zeytun-Widerstand 1896 und 1915 wurde ebenso wie der Widerstand von Şebinkarahisar von der Huntschak-Partei organisiert.

Viele Mitglieder der Partei wurden während des Völkermordes an den Armeniern getötet. Bekannt geworden ist unter anderem die Hinrichtung von 20 Aktivisten am 15. Juni 1915.[10]

Prominente Mitglieder waren unter anderem Levon Larents, Smbat Biurat, Murat von Sivas und Antranik Pascha.

Im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Unabhängigkeit Armeniens von der Sowjetunion konnte sich die Partei wieder offiziell in Armenien registrieren, was sie 1991 tat.[11] Noch in den 1990ern musste die Publikation der parteinahen Zeitung "Huntschak Hajastani" wegen finanzieller Probleme wieder eingestellt werden. Die Partei suchte Mitte der 1990er Jahre die Kooperation mit der damals dominierenden Armenischen Allnationalen Bewegung und befürwortete die Regierungsführung durch Lewon Ter-Petrosjan. Später unterstützte sie Robert Kotscharjan, bis sich die Partei einer Allianz von 16 Parteien anschloss, um Kotscharjans Hauptrivalen Stepan Demirtschjan bei der Präsidentenwahl 2003 zu unterstützen, was innerparteilich umstritten war. In diesem Jahr trat der Parteivorsitzende George Hakobian zurück.[11]

Außer in Armenien ist die Partei auch im Libanon aktiv, wo viele Armenier leben. Dort ist sie mit 2 Sitzen im Parlament vertreten.

Abgeordnete in der armenischen Nationalversammlung (seit 1990)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ernest Soghomonjan (2009)
  • Norair Ischanjan (1990–1995)
  • Mechak Mchitarjan (1990–1995)
  • Rafael Melkonjan (1990–1995)
  • Jeghia Natscharjan (1995–1999)
  • Ljudmila Sargsjan (2012–2017)
  • Ernest Soghomonjan (1995–1999, 2007–2012)

Quelle: Webseite der Nationalversammlung[12]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Social Democrat Hunchakian Party – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. http://massisweekly.com/Vol37/massis36.pdf (Abruf 30.09.2017)
  2. MassisPost: PM Pashinyan Meets with Social Democrat Hunchakian Party Leaders. 23. September 2019, abgerufen am 25. Mai 2021.
  3. Յուրաքանչյուր երկրորդ չափահաս հայաստանցին կուսակցակա՞ն (Memento des Originals vom 31. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/tert.am.
  4. Social Democrat Hunchakian Party (Memento des Originals vom 16. Februar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hunchak.org.au.
  5. Lebanon a Country Study, By Federal Research Division - S. 185.
  6. Wolfdieter Bihl: Die Kaukasus-Politik der Mittelmächte. Böhlau, Wien 1975, S. 166.
  7. Norman M. Naimark: Flammender Hass. Ethnische Säuberungen im 20. Jahrhundert. Beck, München 2004, ISBN 3-406-51757-9, S. 34.
  8. a b Edward J. Erickson: Ottomans and Armenians. A Study in Counterinsurgency. Palgrave Macmillan, New York/Basingstoke (Hampshire) 2013, S. 11.
  9. Louise Nalbandian: The Armenian Revolutionary Movement. The Development of Armenian Political Parties through the Nineteenth Century. University of California Press, Berkeley/Los Angeles/London 1963, S. 115.
  10. The Twenty Hunchakian Gallows (Memento des Originals vom 4. Dezember 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hunchak.org.au.
  11. a b https://web.archive.org/web/20151222133232/https://wikileaks.org/plusd/cables/04YEREVAN1678_a.html
  12. parliament.am (Abruf 12. Dezember 2019)