Sprachgitter

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Erstausgabe (S. Fischer Verlag, 1959)

Sprachgitter ist ein 1959 erschienener Gedichtband von Paul Celan.

Inhalt und Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der beim S. Fischer Verlag in Frankfurt am Main verlegte Band enthält 33 Gedichte, darunter die häufig in Anthologien aufgenommenen Tenebrae, Sprachgitter und Allerseelen. Die Gedichte des Bandes sind in 5 Gruppen (I–V) aufgeteilt, das 8-seitige Gedicht Engführung bildet einen sechsten, eigenen Abschnitt.

Ein wiederkehrendes Motiv ist die sinnliche Wahrnehmung, wobei Stimmen und das Sehen eine wichtige Rolle spielen. Das erstgenannte Motiv hätte sich ursprünglich in der Gliederung spiegeln sollen: Die Namen der Zyklen wären Stimmen, Stimmlos, Sprachgitter (als Zyklus), Stimmhaft und Engführung gewesen. Bis auf den ersten und den letzten Zyklus entschied man sich stattdessen für die römische Nummerierung. Engführung ist ursprünglich ein Terminus aus der Musik.[1]

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Sprechgitter des Pfullinger Klosters mit Lochblechen und einer vergitterten Durchreiche.

Anfang Juni 1957 lernte Celan bei einer Lesung in Tübingen den Pfullinger Verleger Günther Neske kennen. Neske wollte Celan für seinen Verlag gewinnen und sandte ihm wenige Tage später eine Postkarte zu, auf der eine Detailaufnahme des mittelalterlichen Sprechgitters des ehemaligen Pfullinger Klosters, auf dessen Gelände sich Neskes Verlagshaus befand, abgebildet war. Das Sprechgitter diente den in Klausur lebenden Pfullinger Ordensschwestern im 13. bis 16. Jahrhundert als einziger Kontakt zur Außenwelt. Diese Abbildung des Pfullinger Sprechgitters lieferte Celan die Inspiration zu dem Mitte Juni 1957 entstandenen Gedicht Sprachgitter, nach dem später der gesamt Gedichtband benannt wurde. Eine Bestätigung dieser Anregung erfuhr Celan nach eigener Aussage durch Das Kampaner Thal von Jean Paul, das von „blühenden Sprachgittern“ spricht. Gleich im ersten Vers seines Gedichts lässt Celan das Motiv der Gitterstäbe sehr bildlich anklingen: „Augenrund zwischen den Stäben.“ Zu einer Zusammenarbeit zwischen Celan und Neske kam es indes nicht – jedenfalls, was den Gedichtband Sprachgitter betrifft. Dieser erschien 1959 im S. Fischer Verlag.[2][3]

Ausgaben (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erstausgabe: Sprachgitter. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1959.
  • Tübinger Ausgabe: Sprachgitter. Vorstufen – Textgenese – Endfassung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wiedemann, Barbara (Hrsg.). Paul Celan. Die Gedichte. Neue kommentierte Gesamtausgabe. 2020, S. 736.
  2. Barbara Wiedemann: Sprachgitter. Paul Celan und das Sprechgitter des Pfullinger Klosters. In: Deutsche Schillergesellschaft (Hrsg.): Spuren. 2. Auflage. Nr. 80. Marbach am Neckar 2014, ISBN 978-3-937384-36-8.
  3. Irene Ferchl: Zwei Mundvoll Schweigen. In: Stuttgarter Zeitung. 9. Juni 2016, abgerufen am 24. August 2022.