St. Cäcilien

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Köln, St. Cäcilien
Grundriss von St. Cäcilien
Innenansicht von St. Cäcilien nach Osten
Der Totentanz an der Westfassade, Graffiti von Harald Naegeli. 1989 durch den Künstler zum 150. Geburtstag des Kölnischen Kunstvereins erneuert.[1]

St. Cäcilien ist eine von zwölf großen romanischen Kirchen in der Altstadt Kölns. Sie war die Kirche des Damenstiftes St. Cäcilien, vom 15. Jahrhundert bis zur Säkularisation 1802 des Klosters Maria zum Weiher. St. Cäcilien beherbergt seit dem Jahre 1956 das städtische Museum Schnütgen für mittelalterliche Kunst.

Baubeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei dem staufischen Bau handelt es sich um eine heute turmlose dreischiffige Pfeilerbasilika. Sie besitzt kein Querschiff. Das südliche Seitenschiff schließt mit einer runden Apsis ab. Das nördliche Seitenschiff mündet dagegen in eine 1479 an Stelle der ursprünglichen Apsis angelegte Sakristei. Im Chor des Mittelschiffs finden sich noch Fresken, die allerdings nur noch schwer erkennbar sind, da sie bei den schweren Schäden im Zweiten Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gerieten. Der flachen Holzdecke des Mittelschiffs stehen Kreuzgratgewölbe der Seitenschiffe zur Seite. Das zu Ehren der Hl. Cäcilie geschaffene Tympanon – heute in Kopie über dem Nordportal, als Original im Besitz des Museums – stammt von 1160. Der Fränkische Bogen vom ehemaligen Kreuzgang ist noch ein Relikt des ottonischen Vorgängerbaus.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historisches Foto des Innenraums

Der Ursprung des Kirchenbaus geht auf ein im späten 9. Jahrhundert gegründetes Damenstift zurück, das nach der Heiligen Cäcilia von Rom benannt wurde. Lange wurde vermutet, dass an dieser Stelle der erste Kölner Dom stand. Ausgrabungen haben diese Überlieferung allerdings ausschließen können. Es wurden vielmehr Grundmauern einer rechteckigen Kirche gefunden, die wahrscheinlich zum Damenstift gehörte. Nach den Urkunden zur schwierigen wirtschaftlichen Lage des Stifts im 10. Jahrhundert vermachte Erzbischof Brun diesem im Jahre 965 testamentarisch 50 Pfund Silber für die Vollendung des Kirchenbaus. Um diese Zeit wurde anscheinend auch zur Aufbewahrung von Reliquien die im Westen der Kirche 1970 wieder errichtete Krypta erstmals angelegt. In St. Cäcilien pflegte der Kölner Erzbischof nach St. Maria im Kapitol die zweite Weihnachtsmesse zu feiern, was die besondere Bedeutung des Stiftes betonte, die sich im weiteren Verlauf des Mittelalters verlor. Der ottonische Kirchenbau musste allerdings im 12. Jahrhundert einem staufischen Neubau weichen. Der Bau unterscheidet sich in seiner bescheidenen Gestaltung deutlich von den anderen großen romanischen Kirchen Kölns.

1474 wurde das Gebäude den Augustinerinnen des niedergelegten Klosters Maria zum Weiher zur Verfügung gestellt. Sie veranlassten die Anlage der Sakristei und ersetzten die romanische Holzdecke des Mittelschiffs durch ein Gewölbe, das nach der Kriegszerstörung nicht erneuert wurde. Das ursprünglich zum Damenstift gehörige Gemälde „Madonna mit dem Veilchen“ aus der Werkstatt von Stefan Lochner gehört heute zum Bestand des Erzbischöflichen Diözesanmuseums. Auf alten Darstellungen ist zu sehen, das die Pfeiler der Kirche mit großen Fresken mit Heilige geschmückt waren.[2] In der Stiftskirche benachbarte Klostergebäude wurde nach der Konventsauflösung im 19. Jahrhundert niedergelegt. An seine Stelle trat das erste Kölner Krankenhaus, dem St. Cäcilien lange als Kirche diente. Der ehemalige Haupteingang wurde mit der Westfassade nach dem Klosterabriss im neoromanischen Stil neu gebaut, die reliefierten Archivolten und das Tympanon schuf 1849 der Kölner Dombildhauer Christian Mohr.[3] Heute ist der Eingang vermauert, das Tympanon ist verschollen. 1980 sprühte der Sprayer von Zürich, Harald Naegeli, dort seinen Totentanz.[1] Dieses Werk steht heute unter Denkmalschutz.

Zu Weihnachten und am Jahrestag der Heiligen Cäcilie wird in der Kirche eine Messe gefeiert.

Äbtissinnen des Damenstifts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Name[4] Amtszeit Anmerkungen
Bereswinta 962–982 angeblich Tochter König Heinrichs I. und Schwester des Kölner Erzbischofs Bruno I.
Irmgardis von Virneburg 982–?
Ida 1047–1074 Verwandte des Kölner Erzbischofs Anno II.
Hathewig 1094
Kunigunde 1185
Gertrudis 1226
Anthiphona 1239
Geva von Neukirchen 1260–1272 Schwester der Gertrud von Neukirchen, Äbtissin Stift Gerresheim[5]
Beatrix 1276–1291
Mechildis von Lynepe 1307
Margarata von Virneburg 1316–1345
Katarina von Wevelinghoven 1362–1379 1382†
Hildegardis vom Stein 1382–1408
Elisabeth von Oitgenbach 1411–1439
Elisabeth von Reichenstein 1443–1475 Sie war die letzte Äbtissin aus dem Benediktinerorden und starb 1478 in der Exkommunikation
Elisabeth von der Reven 1475–1515 Wurde als erste Äbtissin aus dem Prämonstratenserorden gewählt
Elisabeth von Manderscheid 1515–1538
Clara von Reichenstein 1559–1581
Susanna von Brederode 1581–1620
Anna Maria von Sinzenich gt. von Garzen 1620–1659 Sie schenkte vier Reliquien an das Olivenkloster in Köln
Amalia Regina Elisabeth von Cratz 1659–1676
Maria Elisabeth Mechtildis von Weichs zu Weichs 1691–1712
Maria Sophia Bawyr von Frankenberg 1712–1737
Anna Franziska Eugenia Edmunda Waldbott von Bassenheim 1737–1767
Maria Theresa von Dücker zu Oberrödinghausen und Niederrödinghausen 1765–1790
Maria Aloysia von Kläwer 1790–1803

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche verfügte über einen Bestand von fünf Glocken. Die drei großen Glocken bildeten das Sonn- und Feiertagsgeläut und hingen im großen Dachturm. Die große Glocke, 1440 von den Gebr. Dinckelmayer in Köln gegossen als bereits vierte Glocke an dieser Stelle, wurde 1843 von Christian Claren aus Sieglar neugegossen. Die 1,17 Meter große Glocke war der Kirchenpatronin Cäcilia geweiht und musste im Ersten Weltkrieg abgeliefert werden. Die mittlere Glocke im Ton as′ von 99 Zentimetern Durchmesser wurde um 1560/70 von Derich und Heinrich von Cöllen zu Ehren der Gottesmutter gegossen. Sie diente insbesondere als Totenglocke. Diese Glocke wurde im Zweiten Weltkrieg abgegeben und hängt heute als Leihglocke im Glockenstuhl von St. Peter. Die dritte Glocke, 87 Zentimeter Durchmesser, Ton b′, stammt aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts. Um ihre Schulter verläuft die Inschrift in gotischer Majuskel: O REX GLORIE VENI CVM ECA [= PACE]. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte die Glocke zunächst nach St. Maria in Lyskirchen, von wo aus sie 2005 ebenfalls auf den Turm von St. Peter gehängt wurde. Im Dachreiter über dem Westende des Mittelschiffdaches hing die kleine Gabrielsglocke von 66 Zentimetern Durchmesser, 1493 von Jan Schursgyn in Köln gegossen. Sie trug Reliefs der Heiligen Georg, Maria und Matthäus und war vermutlich für das Läuten zum täglichen Chorgebet bestimmt. Sie ging als einzig verbliebene Glocke mit der Zerstörung der Kirche 1945 zugrunde. Eine fünfte Glocke stammt aus romanischer Zeit: Die „sent Cunibertz clocke“ (St. Kunibertsglocke), vermutlich von Bischof Kunibert geweiht, ist kuhschellenartig aus genietetem Eisenblech geformt, 40 Zentimeter hoch und vollkommen zierlos. Sie wurde als Wetterglocke bei Unwettern, am Kunibertstag (12. November) sowie je dreimal beim Tod der Äbtissin oder Kanonissin geläutet. Da die Glocke von einer im Peterspfuhl wühlenden Sau wieder ausgegraben worden sein soll, wird sie im Volksmund „Saufang“ genannt. Zusammen mit Joch und Läutevorrichtung ist die Glocke an einem Pfeiler in der Kirche (Museum Schnütgen) aufgehängt worden.[6][7] Turm und Dachreiter wurden nicht mehr aufgebaut.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln. Erster Band, IV. Abteilung: Die kirchlichen Denkmäler der Stadt Köln (A–G) (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 6/IV). Düsseldorf 1916, S. 1620–193 (Digitalisat bei archive.org).
  • Hiltrud Kier: Die Romanischen Kirchen in Köln: Führer zu Geschichte und Ausstattung. Zweite Auflage. J. P. Bachem, Köln 2014, ISBN 978-3-7616-2842-3, S. 58–73.
  • Jürgen Kaiser (Text), Florian Monheim (Fotos): Die großen romanischen Kirchen in Köln, Greven Verlag, Köln 2013, ISBN 978-3-7743-0615-8, S. 50–61.
  • Sabine Czymmek: Die Kölner romanischen Kirchen. Schatzkunst, Bd. 1, Köln 2008 (= Colonia Romanica, Jahrbuch des Fördervereins Romanische Kirchen Köln, Bd. 22), 2007, ISBN 978-3-7743-0422-2, S. 123–128.
  • Ulrich Krings, Otmar Schwab: Köln: Die Romanischen Kirchen. Zerstörung und Wiederherstellung. (= Stadtspuren – Denkmäler in Köln Bd. 2). J. P. Bachem, Köln 2007, ISBN 978-3-7616-1964-3, S. ?.
  • Irene Gückel: Das Kloster Maria zum Weiher vor Köln (1198–1474) und sein Fortleben in St. Cäcilien bis zur Säkularisation. Köln 1993, ISBN 3-922977-43-X.
  • Ulrich Krings: St. Cäcilien. Das frühstaufische Bauwerk aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Seine Gestalt und die Geschichte seiner späteren Veränderungen. In: Hiltrud Kier, Ulrich Krings (Hrsg.): Köln: Die Romanischen Kirchen. Von den Anfängen bis zum Zweiten Weltkrieg. (= Stadtspuren – Denkmäler in Köln Bd. 1). J. P. Bachem, Köln 1984, ISBN 3-7616-0761-X, S. 235–255.
  • Heinz Firmenich: St. Peter und St. Cäcilien in Köln. (= Rheinische Kunststätten 61). Köln, 1976, ISBN 3-88094-018-5.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Walter Geis: Westfassade St. Cäcilien. In: Förderverein Romanische Kirchen Köln (Hrsg.): Colonia Romanica. Nr. 8, 1993, ISSN 0930-8555, S. 121.
  2. Stephanie Hauschild: Stefan Lochner, Erster deutscher Meister. 1. Auflage. Greven, Köln 2021, ISBN 978-3-7743-0935-7, S. 161.
  3. Walter Geis: Mohr, Christian. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, ISBN 3-428-00198-2, S. 705 f. (Digitalisat).
  4. Maurus Kinter: Studien und Mitteilungen aus dem Benedictiner- und dem Cistercienser-Orden. IV. Jahrgang, II. Band, Würzburg, Wien 1883, Seite 178 ff (PDF, 36 MB bei Internet Archive).
  5. LAV NRW R, Stift Gerresheim, Urkunden, Nr. 21.
  6. Paul Clemen: Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln. I. Abt. 4. Die kirchlichen Denkmäler der Stadt Köln: St. Alban, St. Andreas, Antoniterkirche, St. Aposteln, St. Cäcilia, St. Columba, St. Cunibert, Elendskirche, St. Georg. L. Schwann, Düsseldorf 1916, S. 192 f.
  7. Martin Seidler: Kölner Glocken und Geläute. In: Förderverein Romanische Kirchen Köln e.V. (Hrsg.): Colonia Romanica. Band IV. Greven-Verlag, Köln 1989, S. 21.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Cäcilien (Köln) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 56′ 4,8″ N, 6° 57′ 5,6″ O