St. Engelbert (Köln)

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Erster moderner Kirchenbau Kölns: St. Engelbert

St. Engelbert ist eine katholische Kirche in Köln-Riehl. Sie wurde von 1930 bis 1932 nach einem Entwurf des Architekten Dominikus Böhm erbaut und gilt als der erste moderne Kirchenbau in Köln und darüber hinaus als einer der Ursprungsbauten moderner Kirchenarchitektur.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pfarrpatron[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St. Engelbert, Kupferfigur 1932

Um 1900 wurde der heilige Engelbert, Erzbischof Engelbert I. von Köln zum Pfarrpatron bestimmt, dem bis dahin in Köln noch kein Altar geweiht worden war. Zudem gilt Engelbert, der in Köln seit dem frühen 17. Jahrhundert verehrt, aber nie kanonisch heiliggesprochen worden ist,[2] als Gründer des mittelalterlichen Nonnenklosters in Riehl.[3]

Notkirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da die Siedlung Riehl Ende des 19. Jahrhunderts schnell zum Stadtteil wuchs, wurde der Bau einer Notkirche geplant. Der Fabrikant Wilhelm Hilgers stellte dafür an der Ecke Stammheimer Straße und Pionierstraße ein Grundstück zur Verfügung. Das Gebäude entwarf der Architekt Heinrich Krings, der der Kirche eine traditionelle Kapellenform gab. Die Grundmauern waren gemauert; der obere Bereich, die Arkaden zwischen Haupt- und Seitenschiffen und das Dach waren aus Balkenwerk konstruiert.[4] Die Notkirche wurde 1897 geweiht. Schnell allerdings erwies sie sich angesichts der wachsenden Ortsbevölkerung als zu klein. 1929 beurteilte Pfarrer Clemens Wirtz die Raumnot als unerträglich; der gesamte Kirchplatz stand sonntags voll Kirchgänger, die zur Messe keinen Platz in der Kirche fanden.[5] 1932 – nach Vollendung des Neubaus – wurde die Notkirche profaniert; das Gebäude brannte 1944 vollständig aus.[6]

Baugeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sternkuppelprojekt mit freistehendem Turm
„Schönste[r] Gegensatz“: Silbriges Blei des Daches und Backsteinwand

Seit 1921 arbeitete Pfarrer Clemens Wirtz auf die neue Kirche hin.[7] Zunächst konzentrierten sich die Bemühungen darauf, eine neuromanische Kirche mit rund 2150 Plätzen am Hintereingang des Botanischen Gartens an der Kreuzung der Straßen Am Botanischen Garten und Johannes-Müller-Straße zu errichten. 1929 allerdings entschied das Erzbistum Köln in Abstimmung mit dem Stadtbauamt, dass die Kirche in der Mitte des Stadtteils am Riehler Gürtel liegen solle.[8]

So konnte erst im Januar 1930 in einem beschränkten Wettbewerb unter fünf Kölner Architekten[9] der Bau ausgeschrieben werden. In einem Zusatzschreiben wünschte der Kirchenvorstand ausdrücklich Entwürfe mit Kuppelbau und bestand im weiteren Verlauf der Projektauswahl ultimativ auf einem Zentralbau.[10] Die Gemeinde legte sich schnell auf den in Köln bereits bekannten Architekten Dominikus Böhm fest und entschied sich dann im April 1930 für einen der von Böhm weiter ausgearbeiteten Zentralbauentwürfe mit dem Titel „Sternkuppelprojekt mit freistehendem Turm.“[11]

Das um Genehmigung gebetene Generalvikariat reagierte zunächst skeptisch und bat um Prüfung, ob es möglich sei, „durch Milderung des Neuartigen dem Bauwerk das Befremdliche zu nehmen“, da der Entwurf etwas Fremdartiges, eher Orientalisches als Abendländisches habe[12]. Nach einer ausführlichen Bauerläuterung von Böhm mit Hinweis auf mittelalterliche Vorbilder wurde der Entwurf genehmigt. Im März 1931 begann die beauftragte Firma Marx auf einem leeren Grundstück am Riehler Gürtel mit dem Bau, der im Wesentlichen aus Bimsbeton gegossen wurde. Am 6. Juni 1932 wurde die Kirche durch Erzbischof Karl Joseph Schulte geweiht.[13]

Der weitere Ausbau der Kirche verzögerte sich – im Wesentlichen aus Geldmangel. Der Holzfußboden wurde 1935 gelegt, die Heizung 1939 installiert.[14] Lange war die Kirche mit Ruberoid-Pappe gedeckt; das von Böhm geplante Metalldach konnte erst 1979 realisiert werden. Seitdem ergibt sich der vom Architekten beabsichtigte „schönste Gegensatz“ zwischen dem silbrigen Blei und der Backsteinverkleidung der Außenwände.[15]

Auch von der ursprünglich geplanten Ausstattung wurden wesentliche Teile nicht realisiert. Auf den vier Konsolen über dem Portal sollten Evangelistenfiguren aufgestellt werden. Im Innenraum war vorgesehen, die Chorrückwand in Freskomalerei mit einer Auferstehung des Herrn zu schmücken. Nach Ansicht von Dominikus Böhm bekomme damit die eigenartige Form des von ihm selbst aus rotem Lahnmarmor gestalteten Altar erst ihren Sinn: „Die Grabplatte ist weggenommen, das heilige Grab geöffnet.“[16]

Kriegszeit und Wiederaufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Starkfarbige Gläser hinter dem Orgelprospekt

Im Zweiten Weltkrieg wurden auch in den Gemeinderäumen im Kirchensockel Luftschutzräume eingerichtet, in denen bis zu 400 Personen Zuflucht suchten. Ab Mai 1941 fielen die ersten Brand- und Sprengbomben auf den Stadtteil; am 21. April 1944 wurden die Fundamente der Chorrückwand getroffen und aufgerissen. Beim Häuserkampf am 6. März 1945 erhielt die Kirche drei Treffer.[17] Die Schäden konnten schnell instand gesetzt werden, so dass St. Engelbert in den ersten Nachkriegsjahren zu den größten nutzbaren Kirchen Kölns gehörte. Daher wurde Riehl der Ort, in dem der Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Frings bei der Silvesterpredigt 1946 den Kölnern im Voraus die Absolution für lebensnotwendiges Klüttenklauen erteilte, was daraufhin im deutschen Sprachraum als fringsen populär wurde.[18] Später ist gemutmaßt worden, dass diese wichtige und volkstümliche Begebenheit auch dem modernen Baustil von St. Engelbert größere allgemeine Akzeptanz verschafft habe.[19]

In den 1950er Jahren erhielt die Kirche bedeutende Ausstattungen, die nach den Vorstellungen von Dominikus Böhm gestaltet wurden. 1954 wurde in St. Engelbert eine große Orgel installiert, für die wesentliche Elemente der ursprünglich 1908 von E. F. Walcker für die Hamburger Konzerthalle errichteten Orgel verwendet wurden. Dazu konnte Böhm selbst zusammen mit dem Orgelbauer die Form des Orgelprospektes entwerfen.[20] Die 1955 in Kreuzornamentik von Anton Wendling geschaffenen sieben großen Rundfenster im Hauptraum folgen der von Böhm geforderten starkfarbigen Verglasung und tragen so wesentlich zur vom Architekten gewünschten Lichtführung bei.[21]

Spätere Umgestaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils führten zu einer Messe versus populum, die also der Pfarrer in Blickrichtung zur Gemeinde zelebriert. Dadurch konnte Gottfried Böhm, der Sohn des Architekten, den Innenraum von St. Engelbert umgestalten. Der Altar wurde zum Zentralraum hin vorgerückt, blieb aber erhöht im Chorraum; die Devotionsaltäre in den Konchen wurden entfernt.[22] Heute verwendet die Gemeinde einen zweiten, hölzernen Altar, der vor den Stufen des Chorraumes im Zentralraum aufgestellt wurde. Diese Platzierung scheint einer frühen Idealvorstellung von Dominikus Böhm nahezukommen: „Ein Gott, eine (einige) Gemeinde, ein Raum!“[23] Allerdings unterläuft der vorgezogene Altar die Ursprungsidee des Architekten bei der Raumfindung für St. Engelbert, durch den angefügten und mit großer Lichtgeste hervorgehobenen Altarraum die exzentrische Ausrichtung auf Christus zum Ausdruck zu bringen.[24]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Das Befremdliche“: Die Neuartigkeit im Zentralbau St. Engelbert
Lichtführung im Chor

St. Engelbert ist ein kreisförmiger Zentralbau, der auf einem hohen Sockel gebaut ist. In diesem sind Jugendräume, Pfarrsaal und Bücherei untergebracht. Der Turm steht getrennt vom Hauptbau (Campanile) und beherbergt im Untergeschoss die Taufkapelle.

Die Grundform der Kirche ist ein Kreis mit acht Segmenten. Sie wird von parabelförmigen, hohen, wie Schilde gebogenen Außenwänden gebildet. Nach Nordosten ist ein Segment als rechteckiger Chor herausgezogen, auch hier bildet eine parabelförmige Wand den Abschluss. Aufgrund der Form der Außenwände ist eine Unterscheidung von Wand und Raumdecke nicht möglich. Ausgehend von den schildförmigen Außenwänden zieht sich das metallische Dach weit nach unten in die einzelnen Streben, die sich in den Innenraum hinein als Rippen fortsetzen und dort einzelne abgegrenzte Bereiche bilden. Der Choranbau erhält durch ein ebenfalls parabelförmiges wandhohes Seitenfenster Licht, während der Zentralbau bewusst im Dunkel liegt und nur durch die an den Parabelspitzen angebrachten, kreisrunden Fenster (Okuli) Tageslicht erhält.

Beton[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die originelle Raumerfindung des Kirchengebäudes war nur möglich, weil der Architekt auf das moderne Material des Eisenbetons zurückgriff. Sowohl die Form des paraboloiden, in einem zentralen Punkt zulaufenden Gewölbe wie auch die schlanke Form des 40 Meter hohen Campanile verlangten nach einer Betonkonstruktion, die durch Eisenbetoneinlagen gesichert wurde. Böhm nutzte hier die neuartigen Möglichkeiten des Werkstoffes, obwohl bis in die 1920er Jahre hinein Beton und Eisen der sakralen Architektur als nicht würdig galten. St. Engelbert ist eine Kirche, die fast vollständig aus Bimsbeton gegossen wurde. Die tragende Konstruktion ist im Innenraum als Rippen sichtbar. Die Umfassungsmauern sind nicht tragend. Aber auch Böhm musste berücksichtigen, dass dem Baustoff Beton immer noch Vorbehalte entgegengebracht wurden. Außen verkleidete der Architekt die Wände mit Klinkern und das Dach mit einer silbrigen Bleideckung, was farblich einen „schönsten Gegensatz“ hervorrufe. Wegen des Widerstands des Generalvikariats musste Böhm darauf verzichten, auch den Boden aus Beton zu gießen.[25] Insgesamt aber wurde St. Engelbert eine „heute noch unerreichte Rundkirche, die auch in betontechnischer Hinsicht Deutschlands führende Stellung im Kirchenbau bewies.“[26]

Einraum und Zentralbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte die Architektur die Idee des Einraum. Darunter wird ein Raum verstanden, der nicht durch Säulen, Pfeiler oder Anbauten – wie beispielsweise Seitenschiffe – unterteilt ist und dessen innere Form an der äußeren Gestalt ablesbar ist. Der Einraum wurde auch früh in der katholischen Kirchenarchitektur diskutiert, weil er dem monotheistischen Prinzip entspricht, das Dominikus Böhm in die Formulierung kleidete: „Ein Raum, eine (einige) Gemeinde, ein Gott!“[27] Ein Einraum muss nicht zwangsläufig ein Zentralbau sein. Auch die hallenartige Fronleichnamskirche, die Rudolf Schwarz 1928 in Aachen gebaut hatte, entspricht diesem Prinzip. St. Engelbert aber gilt als „ein - gewiss kühner und gewagter - Schritt weiter auf dem Weg zu einer entschlossenen Ausbildung des Einraumbaues.“[28]

St. Engelbert ist als Zentralbau geplant worden. Einen solchen zu errichten, gehörte offenbar zu den verbindlichen Wünschen des Kirchenvorstandes, obwohl selbst Dominikus Böhm wegen Größe und Form des Grundstückes zunächst den üblicheren Langbau bevorzugt hatte.[29] Für einen Zentralbau gab es zwar auch in der katholischen Kirche historische Beispiele, wie unter anderen bei St. Gereon in Köln. Tatsächlich lief diesen zentralisierenden Bauten aber das Grundverständnis damaliger katholischer Liturgie entgegen, bei der der Priester die Messe mit dem Rücken zu Gemeinde zelebrierte. Daher musste der Altar an der Rückwand eines Chores stehen und eben nicht an dem Punkt, an dem die architektonische Spannung eines Zentralbaues kumuliert: in der Mitte des Raumes. Dominikus Böhm versuchte, dieses Problem zu überwinden, indem er den Chor aus dem Zentralraum hinauswachsen ließ und mit dramaturgisch gekonnter Lichtführung betonte. Im Mai 1930 erläuterte er, dass „die Opferstätte, also der Chor, wie ein großer Tabernakel sich an den Hauptraum anschließt und so dem Hauptraum erst den eigentlichen Höhepunkt, das Ziel, gibt. Raum ist Sehnsucht, deren Erfüllung die Opferstätte.“[30] Der der evangelischen Theologie zugewandte Kirchenarchitekt Otto Bartning, der 1929 die Auferstehungskirche in Essen als Rundkirche errichtete, hat dagegen Baulösungen als unbrauchbar zurückgewiesen, bei denen die architektonische Spannung und die liturgische Orientierung auseinanderfielen. Dann geschehe Kirchenbau umsonst.[31]

Parabel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sternkuppel von St. Engelbert

Der Zentralbau von St. Engelbert zeigt in vielen Varianten die Parabel als architektonisches Grundmotiv. Die sieben Schildwände, die den Zentralbau begrenzen, sind als Parabeln geformt. Im Innenraum zeigt der Chor eine Parabelform. Zudem sind die vier tragenden Betonrippen des Zentralraums parabolisch gekrümmt. Auch das Fenster, das den Chor von der Seite belichtet und die Konchen im Chorraum folgen der Parabelform. Dieses Leitmotiv erläuterte Dominikus Böhm in einem Begleitschreiben zu den Wettbewerbsunterlagen. Die Parabel symbolisiere „die Überwindung der Schwere“, sie versinnbildliche „das Loslösen von der Erde“. Daher zeige „der Raum als Ganzes die Auferstehung“.[32]

Die Parabel als Konstruktionsprinzip war zu Beginn des 20. Jahrhunderts erst durch die technischen Möglichkeiten des Eisenbetons möglich geworden und zunächst an Nutzbauten erprobt worden. Für Böhm war sie zudem eine modernere Variante des gotischen Spitzbogens, was er bei der Gestaltung der Christkönigskirche in Bischofsheim 1926 gezeigt hatte. In jedem Falle aber wurde der Parabelform eine besondere mystische Wirkung zugeschrieben. „Die parabolische Wirkung hat etwas Mystisch-Gleitendes, Geheimnisvolles. Das Irrationale steigert das Sakrale ins Kultische.“[33]

Lichtführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dominikus Böhm gilt als Architekt, der die Mystifizierung durch Licht meisterlich beherrschte. Er verstand Licht „als köstlichen Baustoff zur sakralen Weihe des Raumes“ und als „Baumaterial, das uns direkt von unserem Herrgott geschenkt wird.“[34] Tatsächlich hatte Böhm auch in St. Engelbert große Sorgfalt darauf verwendet, die Raumwirkung der Kirche durch verschiedenartige Beleuchtungsmöglichkeiten zu bereichern. Die gesamte Raumidee des Zentralbaus wurde nur durch angemessene Lichtführung spürbar: Im runden Hauptraum sah Böhm gedämpftes Licht vor, weil der Raum die Sehnsucht der Gemeinde auf die Erlösung symbolisieren sollte. Dagegen wurde der Chor durch starkes Seitenlicht erhellt. Er erhielt dadurch etwas Strahlendes im Innenraum, das ihn als Erlösungsort sinnbildlich werden ließ. Daher war es für Böhm auch wesentlich, dass die Rundfenster im Hauptraum dunkel verglast wurden. Die Höhe des Raumes sollte sich absichtlich im Dunkel verlieren. Ergänzend sah Böhm eine Festbeleuchtung im Hauptraum vor, bei der die elektrische Beleuchtung das Innere der Gewölbekappen anstrahlt, während die Betonrippen dunkel hervortreten. „Das Gewölbe erscheint in diesem Falle als großer, hellstrahlender Stern.“[35]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Beinahe-Zentralbau wurde als radikales Bekenntnis zu einer Religiosität verstanden, die sich in Form und Programm dem Neuen öffnet.[36] Der Volksmund hat für die eigenwillige architektonische Gestaltung der Kirche die Bezeichnung Zitronenpresse gefunden.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dunkles Rundfenster: Lichtführung nach den Absichten von Dominikus Böhm

Dem Architekten war die enge Verbindung zwischen Architektur und künstlerischer Ausstattung wichtig, doch konnte Böhm dieses Konzept in Riehl aus finanziellen Gründen nur an wenigen Stellen verwirklichen. Dominikus Böhm errichtete den ursprünglichen Altar, der an der Ostseite des Choranbaus aufgestellt wurde. Obwohl der Architekt selbst auch einen Entwurf für die runden Fenster in den Seitenwänden vorlegte, konnten diese erst von 1953 bis 1955 von Anton Wendling gestaltet werden.[37]

Die drei Eingangsportale in Kupfer gestaltete Leonhard Karl 1960, stilistisch in der Nachfolge der Mataré-Türen am Südportal des Kölner Domes. Das Hauptportal an St. Engelbert zeigt eine segnende Hand Gottes, Kreuz mit Dornenkrone und Adam und Eva am Baum der Erkenntnis. An den Seitenportalen modellierte Karl ein Porträt des Bischofs Engelbert sowie Stab und Mitra als Zeichen seiner erzbischöflichen Aufgaben.[38]

Die mobilen Einrichtungsgegenstände wurden zwischen 1967 und 1974 von Hildegard Domizlaff entworfen: dazu gehören der Osterleuchter, die vier Altarleuchter, das Ewige Licht, das Sakramentshaus und der Taufbrunnen aus Veroneser Marmor.[39] An der Chorrückwand befindet sich heute anstelle der von Böhm geplanten Freskomalerei eine Kopie des Gerokreuzes aus dem Kölner Dom.[40]

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Walcker-Orgel: Aus der Laeisz-Halle nach Riehl

Die Orgel in St. Engelbert besitzt drei Manuale und 41 Register. Sie gehört damit zu den größten Orgeln Kölns. Ursprünglich war sie 1908 von dem Orgelbauer E.F. Walcker & Cie (Ludwigsburg) für die Laeisz-Halle, das Konzerthaus Hamburgs, erbaut worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Instrument, dessen Prospekt in Hamburg blieb,[41] einige Jahre im Thalia-Theater (Wuppertal).[42]

1954 wurde die Orgel nach Köln verkauft und in St. Engelbert von dem Orgelbauer Seifert (Kevelaer) hinter einem neuen Orgelprospekt stark verändert aufgebaut. Im Jahre 2008 wurde die Orgel von dem Orgelbauer Johannes Klais (Bonn) umfassend überarbeitet und in weiten Teilen in den historischen Zustand von 1908 zurückversetzt. Seitdem hat sie wieder einen Klangcharakter als deutsch-romantische Orgel.[43] Das Instrument hat 41 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind elektrisch.[44]

Eine Besonderheit ist das Schwellwerk: Es ist dreigeteilt, in die Sektionen A, B und C. Die einzelnen Sektionen lassen sich in beliebiger Kombination auf zwei Manualen spielen.[45]

I Hauptwerk C–a3
01. Bordun 16′
02. Principal 08′
03. Flöte 08′
04. Gemshorn 08′
05. Viola di Gamba 08′
06. Octav 04′
07. Rohrflöte 04′
08. Quinte 0223
09. Octav 02′
10. Mixtur IV 02′
11. Kornett V 08′
12. Trompete 08′
13. Klarinette 08′
Tremulant
II/III Schwellwerk C–a3
Sektion A
14. Salizional 16′
15. Synthematophon 08′
16. Echo Gamba 08′
17. Voix céleste 08′
Tremulant
Sektion B
18. Hohlflöte 08′
19. Fernhorn 08′
20. Principal 04′
21. Mixtur IV 0113
22. Fagott 16′
23. Horn 08′
24. Oboe 08′
Tremulant
Sektion C
25. Gedeckt 08′
26. Quintatön 08′
27. Flaut dolce 04′
28. Salizet 04′
29. Pikkolo 02′
20. Sesquialtera II 0223
Tremulant
Pedal C–f1
31. Kontrabass 16′
32. Subbass 16′
33. Salizetbass 16′
34. Quintbass 1023
35. Octavbass 08′
36. Flötenbass 08′
37. Violoncello 08′
38. Choralbass 04′
39. Bombardon 32′
40. Posaunenbass 16′
41. Trompete 08′
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: II/I, III/I, I/P
    • Schwellwerkskoppeln: A/II, B/II, C/II, A/III, B/III, C/III, A/P, B/P, C/P
    • Suboktavkoppeln: II/I, III/I, II/II, II/P
    • Superoktavkoppeln: II/I, III/I, II/II, III/P

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Campanile hängt ein sechsstimmiges Geläut, das von der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock (Gescher) im Jahre 1960 gegossen wurde. Alle Glocken hängen im mehrstöckigen Stahlglockenstuhl an geraden Stahljochen, die aus statischen Gründen mit Gegenpendeln ausgestattet sind. Das Geläut zählt zu den größten der Stadt Köln. Aus der Gegenüberstellung der Klanganalysen ist ersichtlich, dass sowohl die Abstimmung der Glocken untereinander als auch der Aufbau der einzelnen Klänge harmonisch bestens geordnet sind. Das festlich klingende und harmonische Geläut entspricht dem Beuroner Geläutemotiv (Griesbacher-Idealsextett)[46][47] und ist in „zahlreiche schöne Glocken-Kombinationen“ teilbar.[48][49]

Nr. Name Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(16tel)
Inschrift
1 Johannes 1731 3334 b0 +8 Bereitet den Weg des Herrn!
2 Dreikönige 1428 1940 des1 +9 Kommet lasset uns anbeten!
3 Maria 1262 1308 es1 +9 Hochpreiset meine Seele den Herrn!
4 Engelbert 1050 741 ges1 +8 Ich habe die Gerechtigkeit geliebt
5 Clemens 939 521 as1 +8 Schütz Hirt und Herde!
6 Michael 798 321 b1 +9 Verteidige uns im Kampf!

Das Vorgängergeläut von 1931 fiel, bis auf die kleine Glocke, dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Ihr Verbleib ist nicht bekannt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

nach Autoren / Herausgebern alphabetisch geordnet

  • Manfred Becker-Huberti, Günter Menne: Kölner Kirchen, Die Kirchen der katholischen und evangelischen Gemeinden in Köln, Köln 2004. S. 57f.
  • Klaus-Martin Bresgott: St. Engelbert Köln-Riehl, in: ders.: Neue Sakrale Räume. 100 Kirchen der Klassischen Moderne. Zürich 2019. S. 174f.
  • Daniel Buggert, Caroline Helmenstein: St. Engelbert in Köln-Riehl – Form und Funktion . In: INSITU 2017/2. ISSN 1866-959X, S. 283–296.
  • Markus Eckstein: Kulturpfade Köln, Nippes – Riehl – Bilderstöckchen – Nauenheim, Köln 2010.
  • Dorothea Eimert: St. Engelbert in Köln-Riehl, (Schnell Kunstführer Nr. 1098), München/Zürich 1977.
  • Helmut Fußbroich: Architekturführer Köln. Sakralbauten nach 1900. J. P. Bachem Verlag, Köln 2005. ISBN 3-7616-1683-X
  • Falk Jaeger: Bauen in Deutschland, Ein Führer durch die Architektur des 20. Jahrhunderts in der Bundesrepublik und in West-Berlin, Stuttgart 1985, S. 212.
  • Peter Keller: St. Engelbert in Köln-Riehl, (Rheinische Kunststätten Heft 369), Köln 1991.
  • Hiltrud Kier: Kirchen in Köln. J. P. Bachem Verlag, Köln 2000. ISBN 3-7616-1395-4.
  • Stefan Klinkenberg, Daniel Buggert, Ines Dickmann, Uta Heinz, Ralf Zilligen: St. Engelbert in Köln-Riehl und St. Bonifatius in Köln-Nippes, Lindenberg i. Allgäu 2020. ISBN 978-3-95976-256-4.
  • Karl Peusquens: Köln-Riehl. Geschichte des Vorortes und der Pfarrgemeinde. Lethe-Druck, Köln 1950.
  • Hugo Schnell: Der Kirchenbau des 20. Jahrhunderts in Deutschland, München 1973.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Engelbert (Köln-Riehl) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter Keller: St. Engelbert in Köln-Riehl, (Rheinische Kunststätten Heft 369), Köln 1991, S. 3
  2. Heiligenlexikon: Engelbert von Köln
  3. Dorothea Eimert: Köln-Riehl - St. Engelbert, (Schnell Kunstführer Nr. 1098), München Zürich 1977, S. 4. Karl Peusquens: Köln-Riehl, Geschichte des Vorortes und der Pfarrgemeinde, Köln 1950, S. 64.
  4. Sabine Heuser-Hauck: Der Architekt Heinrich Krings (1857 – 1925), Bonn 2005, S. 210f
  5. Karl Peusquens: Köln-Riehl, Geschichte des Vorortes und der Pfarrgemeinde, Köln 1950, S. 69, 91.
  6. Sabine Heuser-Hauck: Der Architekt Heinrich Krings (1857 – 1925), Bonn 2005, S. 211, Joachim Brokmeier: Köln-Riehl, Geschichte(n) aus dem Veedel, Erfurt 2013, S. 21.
  7. Erwerb der ersten Grundstücke. Peter Keller: St. Engelbert in Köln-Riehl, Rheinische Kunststätten Heft 369, Köln 1991, S. 5
  8. Stefan Klinkenberg et al.: St. Engelbert in Köln-Riehl und St. Bonifatius in Köln-Nippes, Lindenberg i. Allgäu 2020, S. 12
  9. Dominikus Böhm, Hans Peter Fischer, Karl Colombo, Bernard Rotterdam und Josef Fleckener. Stefan Klinkenberg et al.: St. Engelbert in Köln-Riehl und St. Bonifatius in Köln-Nippes, Lindenberg i. Allgäu 2020, S. 15
  10. Gottfried Böhm zit. nach Peter Keller: St. Engelbert in Köln-Riehl, Rheinische Kunststätten Heft 369, Köln 1991, S. 6
  11. Peter Keller: St. Engelbert in Köln-Riehl, Rheinische Kunststätten Heft 369, Köln 1991, S. 6ff
  12. Hiltrud Kier, Kirchen in Köln, Köln 2000, S. 172
  13. Peter Keller: St. Engelbert in Köln-Riehl, Rheinische Kunststätten Heft 369, Köln 1991, S. 6
  14. Karl Peusquens: Köln-Riehl, Geschichte des Vorortes und der Pfarrgemeinde, Köln 1950, S. 70f
  15. Dominikus Böhm: Die katholische Kirche von St. Engelbert, Köln-Riehl; in: Karl Peusquens: Köln-Riehl, Geschichte des Vorortes und der Pfarrgemeinde, Köln 1950, S. 96
  16. Dominikus Böhm: Die katholische Kirche von St. Engelbert, Köln-Riehl; in: Karl Peusquens: Köln-Riehl, Geschichte des Vorortes und der Pfarrgemeinde, Köln 1950, S. 97
  17. Karl Peusquens, Köln-Riehl, Geschichte des Vorortes und der Pfarrgemeinde, Köln 1950, S. 45ff
  18. Spiegel online: „Fringsen war kein Freibrief“
  19. Hiltrud Kier: Köln, Reclams Städteführer Architekt und Kunst, Stuttgart 2008, S. 267
  20. Orgelbau Klais: Köln-Riehl, St. Engelbert
  21. Peter Keller: St. Engelbert in Köln-Riehl, Rheinische Kunststätten Heft 369, Köln 1991, S. 11f
  22. Peter Keller: St. Engelbert in Köln-Riehl, Rheinische Kunststätten Heft 369, Köln 1991, S. 10. Dorothea Eimert: Köln-Riehl, St. Engelbert, Schnell Kunstführer Nr. 1098, München Zürich 1977, S. 11
  23. Dominikus Böhm in einem Brief an Johannes van Acken, abgedruckt in: Ders.: Christozentrische Kirchenkunst. Ein Entwurf zum liturg. Gesamtkunstwerk, 2. Auflage, Gladbeck 1923, S. 50.
  24. Straße der Moderne: St. Engelbert
  25. Peter Keller: St. Engelbert in Köln-Riehl, Rheinische Kunststätten Heft 369, Köln 1991, S. 8
  26. Hugo Schnell: Der Kirchenbau des 20. Jahrhunderts in Deutschland, München 1973, S. 50
  27. Brief an Johannes van Acken aus den 1920er Jahren, zit. nach Peter Keller: St. Engelbert in Köln-Riehl, Rheinische Kunststätten Heft 369, Köln 1991, S. 4
  28. G. Lampmann: Zwei katholische Kirchen. Architekt: Dominikus Böhm. in: Zentralblatt der Bauverwaltung 53, 1933, S. 25–32, zit. nach Peter Keller: St. Engelbert in Köln-Riehl, Rheinische Kunststätten Heft 369, Köln 1991, S. 13
  29. Peter Keller: St. Engelbert in Köln-Riehl, Rheinische Kunststätten Heft 369, Köln 1991, S. 6
  30. zit. aus einem Brief vom 6. Mai 1930, nach Peter Keller: St. Engelbert in Köln-Riehl, Rheinische Kunststätten Heft 369, Köln 1991, S. 9
  31. Peter Keller: St. Engelbert in Köln-Riehl, Rheinische Kunststätten Heft 369, Köln 1991, S. 9
  32. zit. nach Peter Keller: St. Engelbert in Köln-Riehl, Rheinische Kunststätten Heft 369, Köln 1991, S. 10f
  33. Robert Lill, Direktor der Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst, 1927 in einem Aufsatz über die Parabelform in Christkönig. Zit. nach Peter Keller: St. Engelbert in Köln-Riehl, Rheinische Kunststätten Heft 369, Köln 1991, S. 11
  34. nach G. Stalling: Studien zu Dominikus Böhm, Bern Frankfurt, 1974; zit. bei Peter Keller: St. Engelbert in Köln-Riehl, Rheinische Kunststätten Heft 369, Köln 1991, S. 12
  35. Gottfried Böhm: Die katholische Kirche St. Engelbert, Köln-Riehl, in: Karl Peusquens: Köln-Riehl, Geschichte des Vorortes und der Pfarrgemeinde, Köln 1950, S. 97f
  36. Wolfgang Pehnt: Gärende neue Zeit, Architektur der 1920er Jahre zwischen Bonn und Duisburg, in: Dynamik + Wandel, Die Entwicklung der Städte am Rhein 1910-2010+, Ausstellungskatalog Köln 2010, S. 42
  37. Stefan Klinkenberg et al: St. Engelbert in Köln-Riehl und St. Bonifatius in Köln-Nippes, Lindenberg i. Allgäu 2020, S. 25
  38. Stefan Klinkenberg et al: St. Engelbert in Köln-Riehl und St. Bonifatius in Köln-Nippes, Lindenberg i. Allgäu 2020, S. 6f
  39. Strasse der Moderne - Kirchen in Deutschland: St.Engelbert, Köln
  40. Stefan Klinkenberg et al: St. Engelbert in Köln-Riehl und St. Bonifatius in Köln-Nippes, Lindenberg i. Allgäu 2020, S. 10
  41. NDR: Laeiszhallen-Orgel in Hamburg für einen Euro verkauft. Abgerufen am 8. April 2022.
  42. Monika Schmelzer: Sankt Engelbert, in: Manfred Becker-Huberti, Günter Menne: Kölner Kirchen, Die Kirchen der katholischen und evangelischen Gemeinden in Köln, Köln 2004, S. 58
  43. Stefan Klinkenberg et al.: St. Engelbert in Köln-Riehl und St. Bonifatius in Köln-Nippes, Lindenberg i. Allgäu 2020, S. 11
  44. Orgelbau Klais: Köln-Riehl, St. Engelbert
  45. Orgelbau Klais: Köln-Riehl, St. Engelbert - Disposition
  46. Liste der Geläutemotive im Erzbistum Köln. S. 2f, abgerufen am 16. April 2023.
  47. Die Glocken der Erzabtei St. Martin. In: Minute 17:05. 2021, abgerufen am 16. April 2023.
  48. Gerhard Hoffs: Glockenmusik katholischer Kirchen Kölns, S. 669–674, PDF (Memento des Originals vom 28. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.glockenbuecherebk.de
  49. Gerhard Hoffs: Glocken katholischer Kirchen Kölns. 1985, S. 669ff, abgerufen am 16. April 2023.

Koordinaten: 50° 57′ 55,9″ N, 6° 58′ 27,8″ O