St. Michaelskloster (Kiew)

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Das St. Michaelskloster in Kiew

Das St. Michaelskloster (ukrainisch Михайлівський золотоверхий монастир/Mychajliwskyj solotowerchyj monastyr) ist ein Mönchskloster am Michaelplatz im Kiewer Rajon Schewtschenko, Ukraine. Es ist Sitz der Orthodoxen Kirche der Ukraine. Die Klosteranlage befindet sich auf der westlichen Seite des Dneprs am Rand eines Kliffs nordöstlich der Kiewer Sophienkathedrale. Sie belegt eine Fläche von zirka 38.000 Quadratmetern und besteht aus der goldenen Torkirche, der Kathedrale auf ihrem Gelände, einigen ehemaligen Wohnbauten, der Trapezkirche von Johannes dem Täufer (Johann Boguslaw), einem Wirtschaftstor, dem Refektorium und weiteren Gebäuden, die von der Kiewer Theologischen Schule genutzt werden. Vor dem Eingangsportal der Torkirche befindet sich eine Gedenkstätte für die Millionen Opfer des Holodomor, der großen Hungersnot von 1932 bis 1933, die durch falsche Politik Stalins die Ukraine besonders hart traf.

Das Kloster wurde 1936 gesprengt und in den 1990er-Jahren wiederaufgebaut und 1999 eröffnet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ansicht der Klosteranlage um 1900

Das Mönchskloster, im Mittelalter von Swjatopolk II Isjaslawytsch erbaut, umfasst die dem Erzengel Michael geweihte Kathedrale (Mychajliwskyj solotowerchyj sobor), den Speisesaal des Evangelisten St. Johannes (gebaut 1713), das Wirtschafts-Tor (Ekonomitschna brama) (1760 konstruiert) und den Glockenturm, der um 1716–1719 hinzugefügt wurde. Das Äußere des Baues wurde im 18. Jahrhundert im Ukrainischen Barockstil wiederaufgebaut, während das Innere in seinem originalen byzantinischen Stil blieb.

Im 12. Jahrhundert wurde die Michaelskirche Grablege der Kiewer Fürsten.

Während der Eroberung Kiews im 15. Jahrhundert wurde die Kirche erstmals stark beschädigt, vor allem die goldenen Kuppeln waren zerstört. Sie wurde jedoch wieder aufgebaut. Im Laufe weiterer Jahrhunderte erlangte das Michaelskloster große wirtschaftliche Bedeutung, es zählte zu den reichsten kirchlichen Einrichtungen.

Mit dem Übergang Kiews in das Russische Reich verlor das Kloster viele Güter und besaß im Wesentlichen nur noch regionale Bedeutung.

Kirche von Johannes dem Täufer

Zur Zeit des Sowjetregimes sollte an der Stelle des Klosterkomplexes ein Wahrzeichen der neuen Machthaber errichtet werden. Der historische Wert der Michaelskathedrale wurde als gering eingestuft, und sie wurde schließlich Mitte der 1930er-Jahre zerstört. Im Sommer 1934 wurden die Reliquien in die Wladimirkathedrale verbracht, die Mosaiken des 12. Jahrhunderts durch Restauratoren abgenommen und in der Sophienkathedrale ausgestellt, Wandbilder gelangten in die Eremitage im damaligen Leningrad. Zahlreiche wertvolle Kunstwerke wurden ins Ausland verkauft oder vernichtet. Im Sommer 1936 erfolgte die Sprengung der Kathedrale und des Glockenturms. Statt des geplanten monumentalen Architekturensembles wurde in der Epoche des Stalinismus aber nur ein Teil errichtet, das heutige Außenministerium der Ukraine. Der Rest des Geländes wurde für Sportanlagen genutzt.

Wieder aufgebaute Klosterkirche

Nach dem Ende der Sowjetunion und der Unabhängigkeit der Ukraine wurde der Beschluss zum Wiederaufbau gefasst und durchgeführt. Die Ukrainisch-orthodoxe Kirche – Kiewer Patriarchat erhielt den Kloster- und Kirchenkomplex zurück. Die Kathedrale wurde mit Spenden und unter Benutzung einiger vorhandener Bruchstücke wieder aufgebaut und am 30. Mai 1999 offiziell wieder eröffnet. Der Innenausbau war erst im Mai 2000 abgeschlossen.

Während seines Besuches am 20. Februar 2023 in Kiew besuchte der amerikanische Präsident Joe Biden das Kloster zusammen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.[1]

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die religiöse Architektur des Goldkuppeligen St. Michaelsklosters enthält Elemente aus byzantinischen und barocken Baustilen. Die so erbaute Kathedrale diente als Vorbild für die Himmelfahrts-Kathedrale im Kiewer Höhlenkloster. Ihr Grundriss benutzt das griechische Kreuz, auf dem sechs Säulen und drei Apsiden den Überbau stützen. An die Kathedrale wurde eine kleine Kirche, wahrscheinlich als Taufkapelle, südlich angebaut. In der nördlichen Vorhalle gab es in der ersten Ausführung einen Turm mit einer Treppe zum Chor. Es wird vermutet, dass die Hauptkirche zunächst nur eine einzige Kuppel hatte. Die Inneneinrichtung mit Mosaiken, Wandbildern, einer Ikonostase und einem geschmückten Fußboden galt als wohl schönste im Reich der Kiewer Rus.

Im 18. Jahrhundert wurden fast alle in Kiew vorhandenen alten Kirchen renoviert. Auch die Fassade der Klosterkirche wurde 1746 im ukrainischen Barockstil umgebaut, die Innenausstattung wurde jedoch größtenteils beibehalten. Die sechs kleineren Kuppeln wurden außen hinzugefügt, wodurch der Druck auf die Mauern so stark wurde, dass er mit zusätzlichen Strebepfeilern abgefangen werden musste. Die nun vergrößerte Kathedrale erhielt neue Fenster und zusätzlichen Stuckschmuck.

Während des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts wurden fast alle der ursprünglichen byzantinischen Mosaiken und Fresken an den Innenwänden übermalt oder mit Gipsstukkaturen überdeckt, nur wenige sind im Original erhalten geblieben.

Das Refektorium des Klosters (Trapezna) ist ein rechteckiger Backsteinbau, der einen Speisesaal für die Mönche, Vorratskammern und Küchen enthält. Es wurde 1713 anstelle eines früheren hölzernen Gebäudes errichtet.

Die Kirche Heiliger Johannes der Täufer steht östlich der Kathedrale. Die Fassade mit segmentierten Pilastern und Fenstern erinnert an traditionelle Moskauer Architektur. Der Innenraum wurde 1827 bis 1837 und noch einmal 1976–1981 überarbeitet.

Der Glockenturm wurde 1716–1720 dreifach abgestuft gebaut und wird von einer vergoldeten Kuppel überragt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kiew. Architekturdenkmäler und Kunstmuseen. Illustrierter Reiseführer. Zusammengestellt von Selina Gurok, Boris Lobanowski. Aus d. Russischen übertr. von Tatjana Zapalina. Aurora Kunstverlag. Leningrad. 1987.
  • G. Lewizki: Kiew. Kurzer Stadtführer. Aus d. Russischen übertr. von Vera Nowak. Verlag Progress Moskau. 1980.
  • Günther Schäfer: Kiev entdecken. Rundgänge durch die Metropole am Dnepr. 2. Auflage. Trescher Verlag. Berlin. 2007.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Michaelkathedrale – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Spiegel https://www.youtube.com/watch?v=gTClrWiHeb0

Koordinaten: 50° 27′ 20″ N, 30° 31′ 22″ O