Stachelbeerbaum

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Stachelbeerbaum

Stachelbeerbaum (Phyllanthus acidus)

Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Malpighienartige (Malpighiales)
Familie: Phyllanthaceae
Gattung: Phyllanthus
Art: Stachelbeerbaum
Wissenschaftlicher Name
Phyllanthus acidus
(L.) Skeels

Der Stachelbeerbaum[1] (Phyllanthus acidus), auch als Baumstachelbeere oder Grosella[2] bezeichnet, ist ein Gehölz aus der Familie der Phyllanthaceae in der Ordnung der Malpighienartigen. Er wird als tropischer und subtropischer Obstbaum genutzt, dessen Früchte zu Relishes, Gelee und Süßspeisen verarbeitet werden. Die Herkunft der Art ist unklar, sie wird jedoch sowohl in der Neuen als auch Alten Welt kultiviert.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der laubabwerfende Stachelbeerbaum wächst strauchförmig[3] oder als bis zehn Meter hoher Baum mit wenigen, ausladenden Ästen. Die Borke ist rau und hell- bis graubraun. Er verliert in der Trockenzeit die Blätter.[4]

Blätter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blätter

Bis zu 40 Blätter stehen zweizeilig wechselständig an dünnen, bis 50 Zentimeter langen Zweigen. Die beblätterten Zweige, die Fiederblätter ähneln, stehen gehäuft am Ende stärkerer Zweige. Sie fallen mit den Blättern ab und hinterlassen an den Ästen Blattnarben ähnelnde Male. Die Blattspreiten sind 2 bis 8 Zentimeter lang und 1 bis 4 Zentimeter breit, zugespitzt eiförmig oder eilanzettlich und ganzrandig. Die Blätter sind weich, junge Blätter sind rötlich und werden später matt hellgrün. Die Blattunterseite ist flaumig behaart. Die Blattstiele werden 2 bis 3 Millimeter lang.[4][3] An der Basis jedes Blatts stehen zwei kleine Nebenblätter.[5]

Blüten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blüten und unreife Früchte

Die Blüten wachsen zahlreich in bis zu 12 Zentimeter langen, hängenden Rispen, die sich direkt an blattlosen Bereichen[5] der Äste und des Stammes entwickeln. Die Blüten sind sehr klein, unscheinbar, kurz gestielt und grünlich rosa, meist eingeschlechtig selten zwittrig[5]. Kronblätter fehlen, die meist vier Kelchblätter sind schuppenartig. Männliche Blüten haben vier Staubblätter, weibliche Blüten haben meist vier Staminodien, der Fruchtknoten ist drei- oder vierkammerig.[6] Der Baum blüht und trägt ganzjährig Früchte.[7][3]

Früchte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Früchte sind büschelweise an den Ästen hängende Steinfrüchte. Sie sind breit rundlich, 2 Zentimeter lang mit Durchmesser bis 2,7 Zentimeter. Reife Früchte sind blass gelb und durch fünf bis sieben Einschnürungen längs gefurcht. Die Fruchtschale ist dünn, glatt und durchscheinend, das Fruchtfleisch fest, saftig und glasig. Der Geschmack der Frucht ist sehr sauer, aromatisch und etwas adstringierend. Jede Frucht enthält einen rundlichen, etwa 1 Zentimeter großen, längs gefurchten harten, gelbbraunen Steinkern, der fest am Fruchtfleisch haftet.[8]

Chromosomenzahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 26.[9]

Verbreitung und Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Herkunft der Art ist unklar, sie stammt möglicherweise aus dem Nordosten von Brasilien[8][10] oder aus Madagaskar[5]. Heute findet man sie kultiviert weltweit in tropischen und subtropischen Gebieten, besonders häufig in Südostasien, Indien, Südvietnam, Malaysia und auf den Philippinen, auf Guam, Hawaii und anderen pazifischen Inseln, aber auch in Mittel- und Südamerika. In Jamaika wurde sie aus Timor 1793 eingeführt. Verwilderte Bäume finden sich auch einzeln in Süd-Florida.[5]

Der Stachelbeerbaum ist ein anspruchsloser und trockenresistenter Obst- und Zierbaum, der meist in Hausgärten kultiviert wird. Die Vermehrung erfolgt durch Sämlinge.[8] Er wächst in niedrigen Höhenlagen, in El Salvador bis in etwa 1000 Meter Höhe. An den Boden stellt die Art geringe Ansprüche, sie bevorzugt jedoch feuchte Böden.[5]

Systematik und Forschungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stachelbeerbaum (Phyllanthus acidus) ist eine Art aus der Gattung Phyllanthus in der Familie der Phyllanthaceae. Dort wird die Gattung in der Unterfamilie Phyllanthoideae der Tribus Phyllantheae zugeordnet.[10]

Er wurde von Carl von Linné 1753 als Averrhoa acida (Basionym) in Species Plantarum der Gattung der Gurkenbäume (Averrhoa) zugeordnet[11], 1767 in Mantissa Plantarum als Cicca disticha der Gattung Cicca[12]. Cicca wird heute nicht mehr als eigene Gattung gesehen, sondern als Synonym der Gattung Phyllanthus.[13]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Früchte

Grosella-Früchte sind sehr sauer und reich an Vitamin C. Sie werden roh oder gezuckert gegessen oder süßsauer eingelegt und als würzige Zutat verschiedenen Speisen beigegeben (Relish). Aus gezuckerten Früchten wird ein aromatischer Sirup gewonnen, der Saft gepresster Früchte wird für Erfrischungsgetränke verwendet. Die Früchte werden zu Chutneys, Marmelade und Gelee verarbeitet, aber auch getrocknet, kandiert und gesalzen verwendet.[8]

Junge Blätter können als Gemüse zubereitet werden. Die Wurzeln und die Borke sind schwach giftig und werden in der Volksmedizin als Abführmittel und gegen Bronchitis und Schuppenflechte eingesetzt.[8] Das Holz wird selten verwendet.[5]

In Süd-Indien werden die Früchte zweimal im Jahr geerntet, von April bis Mai und von September bis Oktober. In anderen Gebieten ist der Januar die Haupterntezeit.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernd Nowak, Bettina Schulz: Taschenlexikon tropischer Nutzpflanzen und ihrer Früchte. Quelle&Meyer, Wiebelsheim 2009, ISBN 978-3-494-01455-5, S. 447–448.
  • Andreas Bärtels: Tropenpflanzen. Zier- und Nutzpflanzen. 5., überarbeitet Auflage. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-8001-3937-5, S. 306.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stachelbeerbaum (Phyllanthus acidus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. deutscher Name Stachelbeerbaum nach Zander - Handwörterbuch der Pflanzennamen (zitiert nach GRIN) und Bärtels: Tropenpflanzen
  2. deutsche Namen Grosella und Baumstachelbeere nach Nowak, Schulz: Taschenlexikon tropischer Nutzpflanzen und ihrer Früchte
  3. a b c Bärtels: Tropenpflanzen, S. 306
  4. a b Nowak, Schulz: Taschenlexikon tropischer Nutzpflanzen und ihrer Früchte, S. 447
  5. a b c d e f g h Julia F. Morton: Otaheite Gooseberry. In: Fruits of Warm Climates. Florida Flair Books, Miami 1987, ISBN 978-0-9610184-1-2, S. 217–219 (online [abgerufen am 29. Oktober 2011]).
  6. Phyllanthus acidus. In: Flora of Pakistan. www.eFloras.org, S. 33, abgerufen am 29. Oktober 2011 (englisch).
  7. Nowak, Schulz: Taschenlexikon tropischer Nutzpflanzen und ihrer Früchte, S. 447–448
  8. a b c d e Nowak, Schulz: Taschenlexikon tropischer Nutzpflanzen und ihrer Früchte, S. 448
  9. Phyllanthus acidus bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  10. a b Phyllanthus acidus. In: Germplasm Resources Information Network (GRIN). United States Department of Agriculture, abgerufen am 29. Oktober 2011 (englisch).
  11. Averrhoa acida. In: Flora of Pakistan. www.eFloras.org, S. 33, abgerufen am 29. Oktober 2011 (englisch).
  12. Cicca disticha. In: Germplasm Resources Information Network (GRIN). United States Department of Agriculture, abgerufen am 29. Oktober 2011 (englisch).
  13. Cicca. In: Germplasm Resources Information Network (GRIN). United States Department of Agriculture, abgerufen am 29. Oktober 2011 (englisch).