Steffen Seibert

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Steffen Seibert, 2010
Steffen Seibert, 2012

Steffen Rüdiger Seibert-Gundelach (* 7. Juni 1960 in München) ist ein deutscher politischer Beamter (CDU), Diplomat und Kommunikationsmanager sowie ehemaliger Journalist. Seit August 2022 ist er Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel.[1] Von August 2010 bis Dezember 2021 war er Regierungssprecher der deutschen Bundesregierung sowie Chef des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung im Amt eines Staatssekretärs.[2][3][4] Zuvor war er Fernsehjournalist beim ZDF. Von 2003 bis 2010 moderierte er die Hauptsendung der heute-Nachrichten.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seibert wurde als Sohn des Verlegers Gerhard Seibert und seiner Frau Hannelore, geb. Meyer, in München geboren. Er wuchs zunächst im Münchner Stadtbezirk Untergiesing-Harlaching auf, wo sein Vater eine Verlagsbuchhandlung für Kunstbücher führte.[5] Als Seibert zwölf Jahre alt war, ließen sich seine Eltern scheiden. Seine Mutter zog mit ihm von München zunächst nach Stuttgart und später nach Hannover.[6][7]

Seibert besuchte die Grundschule in Stuttgart-Sillenbuch, das Wilhelmsgymnasium Stuttgart und schließlich die Tellkampfschule in Hannover, an der er 1979 das Abitur absolvierte. Einer seiner Mitschüler in der Oberstufe war Giovanni di Lorenzo.[7][8] Nach dem Zivildienst studierte er von 1981 bis 1987 Mittlere und Neuere Geschichte, Deutsche Literaturwissenschaft und Öffentliches Recht an der Universität Hamburg und an der London School of Economics. 1987 erlangte er an der Universität Hamburg mit einer Arbeit zur Rolle Lateinamerikas im Völkerbund in den 1920er- und frühen 1930er-Jahren den akademischen Grad Magister Artium.[9] Seibert war Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Öffentlich-rechtlicher Rundfunk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1989 begann Seibert ein Volontariat beim ZDF. Nachdem er in verschiedenen Redaktionen mitgearbeitet hatte, unter anderem beim heute-journal, berichtete er für das ZDF von 1992 bis 1995 als Auslandskorrespondent aus Washington, D.C. Zurück in Deutschland moderierte er zunächst das ZDF-Morgenmagazin, es folgten das ZDF-Abendmagazin, hallo deutschland (1997–2000) und ZDF.reporter (2001–2003). Seibert wurde zudem für Sondersendungen eingesetzt. Bis zu den Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen im Januar 2008 war er neun Jahre lang auch als Mann der Zahlen bei der ZDF-Wahlberichterstattung tätig. Für seine Moderation der Sondersendungen im ZDF zum Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 wurde er mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet.

Vom 13. Januar 2003 bis zum 4. Juli 2010 moderierte Seibert die Hauptsendung der heute-Nachrichten um 19 Uhr im ZDF als Nachfolger von Klaus-Peter Siegloch. Für die Sondersendung Wir wollen helfen!, in der das ZDF und die Bild-Zeitung 40,6 Millionen Euro an Spenden für die Opfer der Tsunamikatastrophe in Südostasien sammelte, gewann er 2005 gemeinsam mit Co-Moderator Johannes B. Kerner den Publikums-Bambi. Im gleichen Jahr moderierte er zusammen mit Nina Ruge den Bayerischen Fernsehpreis. Vom 28. Mai 2007 bis zum 3. Juli 2010 war Seibert ebenfalls als Nachfolger von Klaus-Peter Siegloch Anchorman des heute-journals. Seine Co-Moderatorin war Dunja Hayali, mit der er ab dem 10. November 2009 auch die ZDF-Reihe Die Sternstunden der Deutschen präsentierte. 2009 moderierte er zusammen mit Markus Kavka ein weiteres Mal den Bayerischen Fernsehpreis.

Regierungssprecher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 2010 bis zum Regierungswechsel 2021 war Seibert Sprecher der Bundesregierung. Durch einen Tipp seines Schulkameraden, des Zeit-Chefredakteurs Giovanni di Lorenzo, waren die Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Seibert aufmerksam geworden.[10][4] Nach anfänglichen Schwierigkeiten[11] war Seibert bislang der am längsten amtierende Regierungssprecher einer deutschen Bundesregierung. Er übernahm die Nachfolge von Ulrich Wilhelm, der Intendant des Bayerischen Rundfunks (BR) wurde.[12] Er übergab sein Amt am 9. Dezember 2021 im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz an seinen Nachfolger Steffen Hebestreit.

Botschafter in Israel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bundesregierung designierte Seibert im März 2022 zum Botschafter in Israel in Tel Aviv. Er folgte Susanne Wasum-Rainer nach und trat das Amt am 9. August 2022 an.[13][1] Im September 2023 kritisierte die Regierung Israels (Kabinett Netanjahu VI), dass Seibert eine Gerichtsverhandlung besucht hatte.[14]

Sonstiges Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seibert engagiert sich als UNICEF-Repräsentant; 2003 reiste er nach Angola, im März 2005 besuchte er im Rahmen einer AIDS-Aufklärungskampagne die ukrainischen Städte Odessa und Kiew. Seibert, selbst Vater eines frühgeborenen Kindes, war bis Ende 2008 Schirmherr des Bundesverbandes Das frühgeborene Kind e. V.[15] Seit Januar 2010 ist er offizieller Pate des Kinderhospizes Bethel.[16]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seibert ist mit der Malerin Sophia Gundelach[17] verheiratet und hat eine Tochter und zwei Söhne.[18] Er wurde in einer evangelischen Kirche getauft, trat früh aus der Kirche aus und konvertierte 2007 zum Katholizismus.[19]

Seibert war bei der Aufnahme der Arbeit als Regierungssprecher parteilos,[20] trat aber später der CDU bei.[21]

Preise und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lateinamerikanische Konflikte vor dem Völkerbund, 1920–1935. (Hamburg, Univ., Mag.-Schr., 1987).
  • Auf Sendung! Wie Fernsehen gemacht wird. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2005, ISBN 3-499-21334-6.
  • Mein, dein, unser Deutschland: Die bewegendsten Momente der letzten 60 Jahre. Bibliographisches Institut, Mannheim 2009, ISBN 978-3-411-07811-0.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Steffen Seibert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Meldung im Bundesanzeiger: BAnz AT 24.08.2022 S1
  2. ZDF-Mann folgt Wilhelm – Steffen Seibert wird Merkels neuer Sprecher. In: sueddeutsche.de. 10. Juli 2010, abgerufen am 19. August 2016.
  3. Angaben auf der Homepage der Bundesregierung: Vita von Steffen Seibert, abgerufen am 11. August 2010.
  4. a b Regierungssprecher Hebestreit tritt Amt an. In: bundesregierung.de. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, 9. Dezember 2021, abgerufen am 9. Dezember 2021.
  5. Wechseln zur Desktop Variante von Munzinger-Online. Abgerufen am 13. Juli 2022.
  6. Zwei vom Fach. Giovanni di Lorenzo und Steffen Seibert im Doppel-Interview. Glücksreport, Ausgabe Juli/August 2008, S. 70/71 (Memento vom 28. August 2018 im Internet Archive) abgerufen am 22. Oktober 2015.
  7. a b Christoph Elflein: Steffen Seibert: Merkels Mann fürs Marketing. In: Focus Online. 10. August 2010, S. 2, abgerufen am 19. August 2016.
  8. Marion Püning, Jörg Staude: Zwei vom Fach. Giovanni di Lorenzo und Steffen Seibert im Doppel-Interview. (Memento vom 28. August 2018 im Internet Archive) (PDF; 532 kB). In: Galore. Juli/August 2008, S. 64–71.
  9. Vita Steffen Seibert. Bundesregierung, abgerufen am 23. Juni 2018. https://kataloge.uni-hamburg.de/DB=1/XMLPRS=N/PPN?PPN=040372308
  10. Regierungssprecher Seibert Die Stimme der Kanzlerin Deutschlandfunk 24. Oktober 2019.
  11. Steffen Seibert wird zum Problem für die Kanzlerin. Abgerufen am 23. Juli 2021.
  12. Spiegel.de: Steffen Seibert: ZDF-Moderator wird Merkels neuer Sprecher, abgerufen am 10. Juli 2010.
  13. Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.ö.R: Ex-Regierungssprecher Seibert soll Botschafter in Israel werden. 31. März 2022, abgerufen am 14. November 2022.
  14. spiegel.de 24. September 2023: Aus Freund wird Feind (Kommentar)
  15. fruehgeborene.de: Achim Winter übernimmt.
  16. kinderhospiz-bethel.de: Steffen Seibert: Das Schmerzliche erträglicher machen. Abgerufen am 13. Juli 2010.
  17. Auswärtiges Amt: Lebenslauf. In: Webseite der Deutschen Botschaft Tel Aviv. Abgerufen am 13. Oktober 2022.
  18. Barbara Möller: Von einem, der die Seite gewechselt hat. In: Hamburger Abendblatt. 12. Juli 2010, abgerufen am 4. August 2010.
  19. Christoph Elflein: Steffen Seibert: Merkels Mann fürs Marketing. In: Focus Online. 10. August 2010, S. 1, abgerufen am 19. August 2016.
  20. Süddeutsche Zeitung, Merkels Langstreckenläufer vom 24. Oktober 2019.
  21. Robin Alexander: Die Morgenlagen der Mächtigen. 18. Januar 2019, abgerufen am 15. September 2020.
  22. Eintrag auf quirinale.it (der Namenszusatz Gundelach bezieht sich auf Seiberts Ehefrau)
  23. Botschafter und Ex-Regierungssprecher Steffen Seibert erhält BdKom Ehrenpreis 2022. In: bdkom.de. 23. August 2022, abgerufen am 23. August 2022.
VorgängerAmtNachfolger
Susanne Wasum-RainerDeutscher Botschafter in Israel
seit 2022