Steinach (Fürth)

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Steinach
Kreisfreie Stadt Fürth
Koordinaten: 49° 31′ N, 11° 0′ OKoordinaten: 49° 30′ 54″ N, 10° 59′ 42″ O
Höhe: 297 m ü. NHN
Einwohner: 60 (25. Mai 1987)[1]
Postleitzahl: 90765
Vorwahl: 0911
Ortseingang von Osten, Ummauerung des Schlosses (2003)
Ortseingang von Osten, Ummauerung des Schlosses (2003)

Steinach (anhören/?, fränkisch: „Schdainach“[2]) ist ein Gemeindeteil der kreisfreien Stadt Fürth im bayerischen Regierungsbezirk Mittelfranken.[3]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt vier Kilometer nördlich des historischen Fürther Stadtkernes direkt unter der Einflugschneise des Nürnberger Flughafens. Nordöstlich des Ortes verläuft bei dem Industriegebiet Schmalau die Grenze zu Nürnberg, westlich fließt der Bucher Landgraben, ein linker Zufluss der Gründlach.

Eine Gemeindeverbindungsstraße verläuft nach Stadeln zur Kreisstraße FÜs 5 (1,2 km westlich) bzw. nach Schmalau (0,6 km östlich). Eine weitere Gemeindeverbindungsstraße verläuft zur Kreisstraße FÜs 7 (0,4 km nördlich), die wiederum zu einer Anschlussstelle der Bundesautobahn 73 (0,3 km westlich) führt.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1326 wurde der Ort als „Steinach“ erstmals urkundlich erwähnt, als Gottfried von Brauneck seine Güter aus dem Erbe der Reichsministerialen von Gründlach im Ort an die Burggrafschaft Nürnberg verkaufte. Der Ortsname leitet sich von Stein mit angehängtem Kollektivsuffix -ach ab und bedeutet demnach steinige Gegend.[2]

Schloss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schloss wurde als ländlicher Barockbau von 1659 bis 1661 vom Nürnberger Ratskonsulenten Valentin Kötzler (1499–1564) errichtet, als zweigeschossiger Hauptbau, dessen Obergeschoss teilweise noch aus verputztem Fachwerk bestehen soll, mit westlich angebautem Treppenturm und mächtigem Satteldach, dessen Ostseite ein Zwerchhaus und zwei stehende Gauben hat. Die noch erhaltene Ummauerung zeigt den Kernbereich des ehemaligen Herrschaftssitzes an. Das große Einfahrtstor aus rustizierten Quadern zeigt sich in der auf einem Stich von 1662 überlieferten Form.

1611 gehörte der Herrensitz bereits Bartholomäus Pömer (1561–1621), doch wurde er im 30-jährigen Krieg vermutlich im September 1632 von kaiserlicher Soldateska zerstört. 1658 erwarb der Nürnberger Reichsschultheiß Burkhard Löffelholz (1599–1675) das Landgut Steinach nach einem längeren Prozess von den Pömerschen Erben erwarb und begann im Jahr darauf mit dem Bau des jetzigen Schlosses. Mit Georg Christoph Löffelholz (1677–1738) erlosch die Steinacher Linie. Ihre Nachlass-Stiftung verwalteten bis 1776 die Haller von Hallerstein.

Helena Maria Haller vererbte den Besitz 1802 ihrer verwitweten Kusine Katharina Eleonora Stromer (1735–1815). Nach dem Tod ihres Sohnes Christoph Friedrich im Jahr 1828 wurde Steinach an den vormaligen Nürnberger Konsulenten und nachmaligen Oberkonsistorialpräsidenten in München Karl Johann Friedrich (von) Roth (1780–1852) verkauft. Seine Erben verkauften das Schloss an einen Oberexpeditor Döderlein. 1892 ging der Herrensitz, damals noch weitgehend im Originalzustand erhalten, an die Familie Greiner über, die den Bau vernachlässigte, sodass 1913 er Südgiebel einstürzte. Der Nürnberger Kaufmann Johann Seifert baute ihn, unter Verlust der Sandsteinornamentik, wieder auf, änderte aber die Fenstereinteilung und das Innere des Hauses. Es folgten Familien Kirschner, Back und Schmidt, der dort eine Gaststätte eröffnete. Diese Nutzung führte zu weiteren Eingriffen in die historische Bausubstanz. Im Jahre 2001 übernahmen Roland Häring und Marianne Hubert das Schlösschen, die es seitdem innen instandsetzten. Der Saal verfügt noch über eine bauzeitliche Stuckierung. Durch Abtrennung des Gartens ist allerdings ein benachbarter Neubau entstanden, der das Gesamtbild beeinträchtigt.[5]

Ort[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Steinach 6 Anwesen (1 Herrensitz, 1 Schenkstätt, 4 Höfe). Das Hochgericht übte die Reichsstadt Nürnberg aus, was vom brandenburg-bayreuthischen Oberamt Baiersdorf bestritten wurde. Alleiniger Grundherr war die Burkhard von Löffelholzische Familienfideikommiss.[6]

Von 1797 bis 1810 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Erlangen. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Steinach dem 1813 gebildeten Steuerdistrikt und Ruralgemeinde Buch zugeordnet. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) wurde Steinach in die neu gebildete Ruralgemeinde Boxdorf umgemeindet. In der freiwilligen Gerichtsbarkeit unterstanden 8 Anwesen von 1821 bis 1830 dem Patrimonialgericht Steinach.[7]

Das bayerische Urkataster zeigt den Weiler Steinach in den 1810er Jahren mit sechs Herdstellen und einer parkartigen Anlage.[8] Der Ludwig-Donau-Main-Kanal erreichte Steinach in den 1840er Jahren und östlich des Ortes verlief ab 1850 die Trasse der Ludwigs-Nord-Süd-Bahn, ohne dass es dort einen Halt gab.[9]

Der Ludwigskanal wurde in den 1960er Jahren zugeschüttet und mit der Bundesautobahn 73 überbaut. Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde Steinach am 1. Januar 1972 ein Stadtteil von Fürth.

Die Schlossummauerung wurde mit modernen Zusatzbauten und Mauerdurchbrüchen gegenüber dem Ursprungszustand verändert. Kritiker sehen darin eine der Verschandelung gleichkommende Reduzierung des denkmalpflegerischen Wertes. Unter anderem wurde in den Schlossgarten ein Gebäude gebaut, das als Tonstudio dient.

Baudenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Haus Nr. 1: Zugehörige Fachwerkscheune des frühen 18. Jahrhunderts auf Quadersockel.[10]
  • Haus Nr. 2: Ehemaliges Bauernhaus
  • Haus Nr. 3: Breit lagerndes, erdgeschossiges Wohnstallhaus, massiv und verputzt. Stattlicher, dreigeschossiger Giebel mit Gesimsteilung, Eckvoluten auch an der Giebelschräge und Inschrift „J.J. 1799“.[10]
  • Haus Nr. 4: Erdgeschossiges Wohnstallhaus, Sandsteinquader, verputzt (auch der östliche Fachwerkgiebel); noch 18. Jahrhundert.[10]
  • Haus Nr. 6: Ehemaliges Nebengebäude des Schlosses
  • Haus Nr. 7/7a: Ehemaliges Schloss
  • Haus Nr. 8: Zugehörige große Fachwerkscheune des 18. Jahrhunderts, im Südteil massiv erneuert. Sandsteinpfeiler der Hofeinfahrt mit Kugelbekrönung, ebenso wie bei Haus Nr. 9.[10]
  • Haus Nr. 10: Ehemaliges Vogtshaus des Schlosses

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987
Einwohner 50 54 71 66 62 73 77 127 121 79 60
Häuser[11] 11 10 12 13 13 15 18 18
Quelle [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [1]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Laurentius (Großgründlach) gepfarrt.[6][20] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind in die Dreifaltigkeitskirche (Stadeln) gepfarrt.[22]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Steinach ist mit der VGN-Buslinie 178 erschlossen. In Schmalau besteht eine weitere Zustiegsmöglichkeit zur Linie 179.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Steinach (Fürth) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 323 (Digitalisat).
  2. a b W. Wiessner: Stadt und Landkreis Fürth, S. 93f.
  3. Gemeinde Fürth, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 21. Juli 2023.
  4. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 21. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  5. Herrensitze.com (Giersch/Schlunk /von Haller)
  6. a b H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 174.
  7. H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 227.
  8. Steinach im BayernAtlas (Bayerische Uraufnahme)
  9. Steinach an der Ludwigsbahn, Karte von 1860 bei BayernAtlas Klassik
  10. a b c d A. Gebeßler: Stadt und Landkreis Fürth, S. 160f. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen.
  11. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  12. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 88 (Digitalisat).
  13. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 87 (Digitalisat).
  14. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1027, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  15. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1191, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  16. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1123 (Digitalisat).
  17. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1191 (Digitalisat).
  18. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1227 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1061 (Digitalisat).
  20. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 779 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 167 (Digitalisat).
  22. Struktur. In: ssb-clw.kirche-bamberg.de. Abgerufen am 21. Juli 2023.