Stephan Holthoff-Pförtner

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Stephan Holthoff-Pförtner (2022)

Stephan Holthoff-Pförtner, geb. Stephan Pförtner, (* 5. Oktober 1948 in Essen) ist ein deutscher Rechtsanwalt, Medienunternehmer und Politiker (CDU). Er war von 2017 bis 2022 Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Internationales des Landes Nordrhein-Westfalen.

Er ist der Adoptivsohn der WAZ-Miteignerin Gisela Holthoff sowie Gesellschafter[1] und Sprecher der Funke Familien Gesellschaft, die zunächst 50 Prozent der WAZ-Mediengruppe hielt,[2] inzwischen aber das Unternehmen übernommen hat (siehe Funke Mediengruppe). Als Strafverteidiger in mehreren medienwirksamen Gerichtsverfahren erlangte Holthoff-Pförtner überregionale Bekanntheit. Weiterhin war Holthoff-Pförtner Königlich Thailändischer Honorarkonsul in Essen[3][4][5] (diese Position führt nun sein Mann Klaus M. Sälzer aus) und war zeitweise Berater des Tennisprofis Nicolas Kiefer.[6]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Abitur am Carl-Humann-Gymnasium in Essen studierte Holthoff-Pförtner ab 1969 Rechtswissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. In dieser Zeit trat er der Studentenverbindung KDStV Hercynia bei. 1971 wurde er in dieser Eigenschaft der Vorortspräsident des Cartellverbandes der katholischen deutschen Studentenverbindungen[7], 1974 war er Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft katholischer Studentenverbände (AGV).[8] Nach Abschluss des ersten Juristischen Staatsexamens wurde Pförtner Rechtsreferendar am Landgericht Essen. Im Anschluss gründete er eine Rechtsanwaltssozietät in Essen. Sein Schwerpunkt lag im Strafrecht. Im Jahre 1990 wurde Holthoff-Pförtner zudem Notar. 1999 wurde er an der Juristischen Fakultät der Universität Hannover zum Dr. iur promoviert.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rechtsanwalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1980 gründete Holthoff-Pförtner seine eigene Kanzlei mit Sitz in Essen-Rüttenscheid,[5][9] für die unter anderem auch Ronald Pofalla arbeitete.

Bekanntheit erlangte Holthoff-Pförtner unter anderem durch seine Nähe zum ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl. Insbesondere die Strafverteidigung des Altbundeskanzlers in der CDU-Spendenaffäre,[10] in der er bewirken konnte, dass das Ermittlungsverfahren wegen Untreue gegen eine Zahlung von 300.000 DM eingestellt wurde, machte ihn einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Im Anschluss an dieses Mandat gehörte Holthoff-Pförtner zum engeren privaten Umfeld Kohls. Nach dessen Tod regelte er zusammen mit Kohls zweiter Ehefrau Maike Kohl-Richter den Nachlass des Altbundeskanzlers. Bereits zu Kohls Lebzeiten hatte er 2014 auf dessen Bitte hin erklärt, dass es nach Kohls Tod eine Stiftung geben werde, die das „geistige und politische Erbe“[11] Kohls betreuen solle. Helmut Kohl selbst hatte nach seiner Abwahl als Bundeskanzler 1998 zunächst der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung umfangreiche Handakten für deren Archiv in Sankt Augustin zur Verfügung gestellt. 2010 hatte er diese jedoch wieder abholen lassen, um sie nach seinem Tod in eine Stiftung zu überführen.

Weitere prominente Mandate Holthoff-Pförtners waren unter anderem die Beratung des damaligen Duisburger Oberbürgermeisters Adolf Sauerland nach dem Unglück bei der Loveparade 2010[12] sowie die Verteidigung Robert Hoyzers nach dem Fußball-Wettskandal 2005.[13] Im Jahr 2012 übernahm er die Beratung des ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Stefan Mappus in der EnBW-Affäre.

Zudem war Holthoff-Pförtner als Präsident der Internationalen Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen und als Mitglied des Präsidiums des Caritasverbandes für die Stadt Essen e. V. tätig.[14]

Politik und Verbandstätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Holthoff-Pförtner ist Mitglied der CDU. Über zwei Ratsperioden von September 1984 bis Mai 1994 war er Mitglied im Rat der Stadt Essen.[15] 1994 war er parteiinterner Kandidat für die CDU-Oberbürgermeisterkandidatur in Essen, 2008 war eine erneute Kandidatur ebenfalls im Gespräch.[16]

Nach dem Tod Philipp Mißfelders wurde Holthoff-Pförtner im August 2015[17] zunächst kommissarisch mit der Funktion des Landesschatzmeisters der CDU Nordrhein-Westfalen beauftragt, im Juni 2016 erfolgte seine Wahl in dieses Amt,[18] das er bis Juni 2017 als Mitglied des Landesvorstands der CDU Nordrhein-Westfalen bekleidete.

Im November 2016 wurde er einstimmig zum Präsidenten des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) gewählt und legte das Amt aufgrund seiner Berufung in das Kabinett Laschet im Juni 2017 nieder.[19][5][20] Er wurde am 30. Juni 2017 von Ministerpräsident Armin Laschet zum Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales und Medien ernannt; die Zuständigkeit für den Bereich Medien trat er nach zwei Monaten ab, um den „Anschein zu vermeiden, er könne nicht mit der notwendigen Unvoreingenommenheit Entscheidungen als Medienminister fällen“.[21] Hintergrund war seine bisherige Verbands- und Unternehmertätigkeit. Die operative Zuständigkeit für den Bereich Medien wurde dem Chef der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen übertragen.[22][23] Nach der Landtagswahl 2022 wurde Staatskanzlei-Chef Nathanael Liminski zusätzlich Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten im Kabinett Wüst II und damit Holthoff-Pförtners Nachfolger. Holthoff-Pförtner schied am 29. Juni 2022 aus dem Amt aus.

Weitere Mitgliedschaften und Engagements[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Holthoff-Pförtner ist Vorsitzender des Politischen Forums Ruhr.[5]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 26. April 1994[24] oder 1995[15] wurde Stephan Pförtner von Gisela Holthoff adoptiert und heißt seitdem Stephan Holthoff-Pförtner.

Holthoff-Pförtner lebt seit 2013 in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft mit seinem Kanzleikollegen Klaus M. Sälzer (* 1958).[25][26] Bei der Verpartnerung im Juli 2013 am Tegernsee waren Helmut Kohl und der damalige Außenminister Guido Westerwelle Partnerschaftszeugen.[5][27][28] 2013 adoptierte Holthoff-Pförtner seinen Kanzleikollegen Georg Scheid (* 1971).[29][30][31] Holthoff-Pförtner ist Mitglied bei Rot-Weiss Essen und Borussia Dortmund.

Kontroversen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im April 2022 geriet Holthoff-Pförtner im Zuge der „Mallorca-Affäre“ um NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser in die Kritik. Er hatte im Juli 2021 mit NRW-Kommunalministerin Ina Scharrenbach und der Staatssekretärin für Integration Serap Güler (alle CDU) an der Geburtstagsfeier für Heinen-Essers Ehemann auf Mallorca teilgenommen, als NRW mit den Folgen der Flutkatastrophe 2021 kämpfte.[32] Holthoff-Pförtner entschuldigte sich im April 2022 nach Bekanntwerden des Vorfalls für die Teilnahme an der Feier. Am Freitag, den 8. April 2022, zeigte er dem SPD-Bundestagsabgeordneten und parlamentarischen Staatssekretär im Bundesinnenministerium Mahmut Özdemir den Stinkefinger. Özdemir hatte Holthoff-Pförtner beim Boarding gefragt, „ob der denn im richtigen Flieger sei. Dieser gehe nach Düsseldorf, nicht nach Mallorca.“ Später äußerte er: „Ich habe mich deshalb am Samstagmorgen persönlich bei Mahmut Özdemir gemeldet und ihm versichert, dass ich ihn nicht kränken oder beleidigen wollte. Er wiederum versicherte mir, er habe meine ironisch gemeinte Geste ebenfalls als harmlosen Schlagabtausch verstanden.“[33]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stephan Holthoff-Pförtner – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bericht im Handelsblatt
  2. Bericht in: Berliner Zeitung, 8. September 2011
  3. Auswärtiges Amt – Thailand: Vertretungen Thailand
  4. Königlich Thailändisches Honorargeneralkonsulat für Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen Begrüssung
  5. a b c d e Jan Hauser: VDZ-Präsident Stephan Holthoff-Pförtner: Blumenverkäufer, Anwalt, Verleger. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. November 2016, abgerufen am 25. Oktober 2019.
  6. Meister der verbrannten Erde. In: Der Spiegel. Nr. 20, 2001 (online).
  7. Das neue Präsidium des CV-Studentenbundes, in: Academia 64. Jg. Nr. 5/6, Nov./Dez. 1971, S. 158f. (m. Abb.)
  8. Hermann-Josef Großimlinghaus: 50 Jahre Arbeitsgemeinschaft katholischer Studentenverbände - Entwicklungslinien und Tätigkeitsfelder (1969 – 2019). S. 20 (agvnet.de [PDF; abgerufen am 23. Januar 2023]).
  9. Kanzlei. In: Kanzlei Holthoff-Pförtner. Abgerufen am 17. Mai 2021 (deutsch).
  10. Artikel auf der Webseite des Deutschen Bundestages
  11. Erbe des Altkanzlers: Nachlass von Helmut Kohl kommt in eigene Stiftung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 22. Juni 2017, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 22. Juni 2017]).
  12. Der Un-Verantwortliche auf spiegel.de
  13. Artikel und Interview mit Holthoff-Pförtner im Zuge der Gerichtsverhandlung (Memento vom 23. November 2008 im Internet Archive) in der Netzeitung
  14. Homepage des Caritasverbandes der Stadt Essen e. V. (Memento vom 30. August 2013 im Internet Archive)
  15. a b Volker Nünning: Politisches Risiko. Medienkorrespondenz, 18. Juli 2017, abgerufen am 17. Mai 2021.
  16. Wolfgang Kintscher: Der Anwalt im Hintergrund. Neue Ruhr Zeitung, 9. April 2008, abgerufen am 17. Mai 2021 (deutsch).
  17. Holthoff-Pförtner ist kommissarischer Schatzmeister der CDU NRW, politik-kommunikation.de vom 24. August 2015 (abgerufen am 29. Juni 2017)
  18. NRW geht vor! Pressemitteilung. CDU Nordrhein-Westfalen, Juni 2016, abgerufen am 13. Juni 2016.
  19. Präsidium, Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (Memento vom 12. März 2017 im Internet Archive)
  20. Nach nur sieben Monaten: Stephan Holthoff-Pförtner tritt als VDZ-Präsident zurück und wird NRW-Minister für Europa und Medien. Bericht des Mediendienstes Meedia, 29. Juni 2017, abgerufen am 17. Juli 2017.
  21. Bülend Ürük: Es gibt nur eine Lösung für Stephan Holthoff-Pförtner. In: kress.de. 24. August 2017 (kress.de [abgerufen am 7. Juni 2021]).
  22. Ministerpräsident Armin Laschet ordnet Zuständigkeit für Medien neu. In: Landesregierung Nordrhein-Westfalen. 31. August 2017, abgerufen am 26. September 2017.
  23. Stephan Holthoff-Pförtner nicht mehr Medienminister. In: Tagesspiegel. Abgerufen am 26. September 2017.
  24. Sternzeichen Terrier. In: Die Welt (Hrsg.): Bilanz. Mai 2014, S. 16 (Online [PDF; 14,6 MB; abgerufen am 10. September 2021]).
  25. Helmut Kohl feierte Hochzeit seines Anwalts. In: bunte.de. Bunte Entertainment Verlag, 10. Juli 2013, abgerufen am 19. Juli 2013.
  26. Klaus M. Sälzer, Rechtsanwalt. In: Kanzlei Holthoff-Pförtner. Abgerufen am 17. Mai 2021 (deutsch).
  27. Dennis Klein: Helmut Kohl Trauzeuge bei Verpartnerung. Queer.de, 19. Juli 2013, abgerufen am 17. Mai 2021 (deutsch).
  28. Auch Guido Westerwelle feierte mit. „Ich habe es für einen Freund getan“: Helmut Kohl war Trauzeuge bei Homo-Ehe, in: Focus, 19. Juli 2013
  29. Klaus Boldt: WAZ-Gruppe: Miteigner Holthoff-Pfötner adoptiert Kollegen Scheid. Der Spiegel, 16. Januar 2013, abgerufen am 17. Mai 2021.
  30. WAZ-Miteigentümer regelt Nachfolge durch Adoption. In: newsroom.de. Deutsche Presse-Agentur (DPA), 16. Januar 2013, abgerufen am 17. Mai 2021 (deutsch).
  31. Dr. Georg Scheid, Rechtsanwalt. In: Kanzlei Holthoff-Pförtner. Abgerufen am 17. Mai 2021 (deutsch).
  32. Christian Parth: Scheibchenweise zur Wahrheit. In: Die Zeit. 8. April 2022, abgerufen am 9. April 2022.
  33. Europaminister zeigt Staatssekretär «Stinkefinger». In: pz-news.de. 9. April 2022, abgerufen am 9. April 2022.