Stolo

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Ausläuferbildung beim Gänsefingerkraut
Ausläufer von Seggen am Strand
… und bei der Gewöhnlichen Sumpfbinse

Stolonen (Ausläufer, Einzahl Stolo) sind Anhänge von Eukaryoten wie Pflanzen, Tieren oder Pilzen, die durch Abtrennung zur Klonbildung zweier Individuen mit identischer genetischer Information aus einem führt. Dieser Prozess dient der Fortpflanzung und ist eine Form der autovegetativen Vermehrung.

Stolonen bei Pflanzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige Pflanzenarten entwickeln entweder oberirdisch oder unterirdisch (Rhizome) kriechende, verlängerte Seitensprosse, die von der Stängelbasis, der Blattrosette oder vom Wurzelhals ausgehen. Sie dienen der vegetativen (ungeschlechtlichen) Vermehrung und Ausbreitung der Pflanze und sind eine Form der Blastochorie. An den sogenannten Nodien der Ausläufer können sich Wurzeln und aufrecht wachsende Triebe entwickeln: Wenn die verbindenden Sprossen danach absterben, entstehen so unabhängige – wenn auch genetisch mit der Ausgangspflanze identische – Pflanzen.

Absenker[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oberirdische Stolonen (Absenker) kommen zum Beispiel bei Erdbeeren und Efeu vor.

Sprossknollen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus Stolonen können sich auch Verdickungen (die Spross-Knollen) entwickeln, die als Speichervolumen mit Speichersubstrat für energiehaltige Zuckerstoffe dienen. Beispiel ist die Kartoffel.

Rhizom[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rhizome sind Wurzelausläufer, die Sprösslinge bilden können. Beispiele sind die Kriech-Quecke oder Pflaumenbäume.

Stolonen bei Tieren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige Moostierchen bilden Kolonien durch Verbindung einzelner Einheiten durch Stolone.[1] Einige koloniebildende Nesseltiere entwickeln sich aus Stolonen miteinander verbundener medusoider Strukturen, die sich später trennen. Einige Arten von Myrianida (Vielborster) vermehren sich durch Schizogamie.[2] Dabei wachsen der Fortpflanzung dienende Geschlechtstiere als Körperanhänge eines Stammtieres heran.

Stolonen bei Pilzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Mykologie werden Stolone als gelegentlich trennende Hyphen definiert, welche die Sporangiophoren miteinander verbinden. Wurzelartige Strukturen, sogenannte Rhizoide, können auch auf dem Stolo auftreten und die Hyphen am Substrat verankern. Stolone sind häufig in Brotschimmel zu finden und dienen ihrer horizontalen Ausbreitung. Das wurde namensgebend für den Gemeinen Brotschimmel (Rhizopus stolonifer).

Den Pilzen könnten die fossilen Rangeomorpha zugerechnet werden, die sich möglicherweise über Stolonen verbreitet haben.[3][4]

Stolonen bei Foraminiferen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weiterhin werden bei Foraminiferen die Verbindungen zwischen Kammern als Stolonen bezeichnet.[5]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jeffrey S. Levinton: Marine Biology. Oxford Press, 2008.
  2. Fredrik Pleijel: Polychaetous worm with engine and wagons. In: M. Hickey, C. King: The Cambridge Illustrated Glossary of Botanical Terms. Cambridge University Press, 2001.
  3. E. G. Mitchell, C. G. Kenchington, A. G. Liu, J. J. Matthews, N. J. Butterfield: Reconstructing the reproductive mode of an Ediacaran macro-organism. In: Nature, Bd. 524, Nr. 7565, August 2015, S. 343–346, doi:10.1038/nature14646.
  4. Peterson et al., in: Integr. Comp. Biol., Bd. 43, 2003, S. 127–136.
  5. Lukas Hottinger: Illustrated glossary of terms used in foraminiferal research. In: Carnets de Geologie. 2006, CG2006, M02, S. 1–126, hier S. 33.