Straßenbahn Iași

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Straßenbahn
Straßenbahn Iași
Bild
Bild
PESA Swing 122NaJ Nummer 2204 auf Linie 1
Basisinformationen
Staat Rumänien
Stadt Iași
Eröffnung 1. März 1900
Elektrifizierung seit Eröffnung
Betreiber CTP Iași
Infrastruktur
Streckenlänge 35 km
Spurweite 1000 mm (Meterspur)
Stromsystem 600 Volt DC Oberleitung
Betriebsart Einrichtungsbetrieb
Haltestellen 55
Betriebshöfe 2
Betrieb
Linien 8
Fahrzeuge 180
Höchst­geschwindigkeit 50 km/h
Netzplan
Netzplan
Netzplan

Die Straßenbahn Iași ist das elektrische Verkehrsnetz der Stadt Iași (deutsch: Jassy) im Nordosten Rumäniens. Mit einer Gleislänge von 82,6 Kilometern gehört sie zu den längeren Straßenbahnnetzen in Rumänien.[1] In Rumänien besitzt neben der Straßenbahn Arad nur die Straßenbahn Iași ein meterspuriges Gleisnetz. Zurzeit verkehren acht Linien und bedienen 55 Haltestellen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfänge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund des Gesetzes Nr. 713 über die Konzessionierung der Straßenbahn Iași, das am 25. Februar 1898 von König Karl I. erlassen wurde, unterzeichnete der Rat der Stadt Iași, vertreten durch den Bürgermeister Nicolae Gane, am 19. März 1898 mit der deutschen Firma AEG aus Berlin einen Vertrag über den Bau eines elektrischen Straßenbahnnetzes. Zum ersten Direktor der Straßenbahn Iași (1898–1901) wurde der Ingenieur Carol Litarszek ernannt.

Am 1. März 1900 wurde die erste elektrische Straßenbahn auf der Strecke zwischen Bahnhof und Rathaus in Betrieb genommen. Wie die Zeitung Ecoul Moldovei am 24. Februar 1900 meldete, verkehrte die Straßenbahn von 7 bis 23 Uhr in einem 7,5-Minuten-Takt. Der Preis für eine Hin- und Rückfahrt betrug 15 Bani.

Im Jahr 1901, ein Jahr nach der Eröffnung, waren fünf Linien in Betrieb (Bahnhof ↔ Piața Unirii, Păcurari ↔ Nicolina, Copou ↔ Socola, Strada Albă ↔ Abator und Târgu Cucu ↔ Sărărie), auf denen 19 Wagen verkehrten. Das Streckennetz erreichte eine Länge von 17,3 Kilometern und war damit das größte in Rumänien, größer als in Brăila, Galați und Bukarest.[2]

Zwischenkriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1916 wurden mit dem Eintritt Rumäniens in den Krieg die rumänischen Aktivitäten der AEG verstaatlicht und vier Jahre später übernahm die Stadt Iași die Anlagen und Fahrzeuge der Straßenbahn in eigene Verwaltung. Am 8. Juni 1924 wurde die Societatea Comunală de Electricitate Iași (SCEI, deutsch: Kommunale Elektrizitätsgesellschaft Jassy) gegründet. Im Jahr 1929 wurden die Straßenbahnwagen nach Plänen der Ingenieure Huhulea und Dorogan modernisiert.[3]

Der Zweite Weltkrieg war eine Zeit des Niedergangs der Straßenbahn Iași. Während im Jahr 1938 45 Straßenbahnwagen im Einsatz waren, war die Zahl der betriebsfähigen Bahnen im Jahr 1945 auf 19 gesunken.

Zeit der kommunistischen Herrschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historischer Zweiachser Nummer 100 im Jahr 2008

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb der Straßenbahn in Iași mehrfach in folgende Gesellschaften umorganisiert: E.T.A.C.S. (Electricitate, Tramvaie, Apă, Canal, Salubritate) (1949–1957), Întreprinderea Comunală de Electricitate și Transport (I.C.E.T.) (1957–1961), Întreprinderea de Transport Iași (I.T.I.) (1961–1979), Întreprinderea Județeană de Transport Local (IJTL) Iași (1979–1990).

Tatra T4R Nr. 220, Calea Chișinăului (2005)

Im Zeitraum von 1948 bis 1990 wurden viele Arbeiten zur Erweiterung und Modernisierung des Straßenbahnnetzes unternommen. Es kamen neue Straßenbahnwagen der Typen V56 (seit 1959), Tatra T4R (seit 1978) und Timiș 2 (seit 1981) zum Einsatz. Der Wagenpark wuchs von Jahr zu Jahr und erreichte im Jahr 1970 die Zahl von 128 Fahrzeugen. Außerdem wurden neue Depots gebaut: 1976 wurde der Straßenbahnbetriebshof an der Strada Uzinei eröffnet und 1983 der Straßenbahn- und Omnibusbetriebshof in Dacia.

Nach 1990[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein ehemals Augsburger GT4 mit deutscher Vollreklame am Piaţa Unirii
Ein GT5 aus Augsburg auf der Linie 6, 2005

Nach der Rumänischen Revolution 1989 wurde die Regia Autonomă de Transport în Comun (R.A.T.C.) gegründet, die die frühere I.J.T.L. Iași ablöste. Aufgrund der Tatsache, dass in Rumänien nach 1989 keine Straßenbahnwagen mehr produziert wurden, konnte die R.A.T.C. keine neuen Fahrzeuge erwerben. Stattdessen wurden Altbauwagen des Typs V58 in der eigenen Werkstatt modernisiert (ab 1991) und außerdem gebraucht aus Oradea übernommene Normalspur-Wagen der Typen V2A und V3A zwischen 1992 und 1996 vom Unternehmen S.C. Nicolina S.A. (der ehemaligen Eisenbahnwerkstatt Iași) umgespurt. Im Jahr 1997 verfügte die Straßenbahn Iași über 159 Wagen.

Später wurden gebrauchte Straßenbahnwagen gekauft:

  • 1997 zehn GT4 von den Stuttgarter Straßenbahnen.
  • 1998 19 Wagen des Typs Tatra T4D von der Straßenbahn Halle (Saale) und 16 ST7 beziehungsweise ST8 von der Straßenbahn Darmstadt. Von 2009 bis 2013 wurden alle Wagen der Serie ST7/ST8 (außer Wagen 23 der ST7) aus Darmstadt verschrottet.
  • 2000 weitere 15 GT4 aus Stuttgart und acht Tatra T4 aus Halle.
  • 2001 von der Straßenbahn Augsburg 14 Wagen des Typs GT5. 2004 wurden die ersten beiden Fahrzeuge verschrottet. Dann 2006 der nächste. 2009 folgte ein weiterer. Meistens zwischen 2010 und 2013 abgestellt, jedoch wurden 2011 für kurze Zeit wenige Fahrzeuge reaktiviert. Neun GT5 wurden 2013 verschrottet. Ein Fahrzeug, mit der Wagennummer 354 (ex Augsburg 545) konnte vor der Verschrottung gerettet werden und ist nun museal erhalten.[4]
  • 2003 27 modernisierte GT4 aus Halle, die ursprünglich aus Stuttgart stammen.
  • 2004 zehn (davon zwei modernisiert) GT4 aus Augsburg, die ursprünglich aus Stuttgart stammen.
  • 2007 zehn ST10 beziehungsweise ST11 aus Darmstadt sowie 31 modernisierte GT4 aus Stuttgart.
  • 2009 schließlich 13 modernisierte Wagen des Typs GT4, die ursprünglich aus Stuttgart stammen und ein GT8 aus Augsburg.[3]
  • 2012 folgten neun weitere GT8 aus Augsburg. Bislang erfolgte jedoch noch kein Einsatz.[4] Im gleichen Jahr wurden auch drei GT4 aus Nordhausen (vormals Stuttgart) übergeben.[5]
Schweizer Standardwagen-Zug aus Bern auf der Linie 6 vor dem Grand Hotel Traian, 2005

Parallel zu diesen Ankäufen profitierte Iași ab 2003 von Schenkungen von Straßenbahnen, die das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO der Schweiz organisierte. Im Rahmen dieses Programms kamen von der Straßenbahn Bern 2003 sechs und 2004 drei vierachsige Großraumtriebwagen des Typs Be 4/4 sowie einige Anhänger nach Iași. 2008 folgten vier und 2010 zehn achtachsige Gelenktriebwagen des Typs Be 8/8.

Zwischen 2002 und 2006 war die R.A.T.C. Iași in zwei Gesellschaften aufgespalten: Regia Autonomă de Transport Electric în Comun Iași (RATEC) und S.C. „Autobuzul“ S.A. Nach der Wiedervereinigung erhielt die Gesellschaft den Namen Regia Autonoma de Transport Public Iași (RATP).

Seit 1997 wurden mehrere Straßenbahnstrecken von der Stadt erneuert. Im Jahr 1997 wurde die Strecke Podu RoșCUG 2 nach einem Unfall an der Schleife CUG 1 am 29. März 1997 stillgelegt. Hier kam es zu einem Zusammenstoß des Triebwagens Tatra T4R 203 mit dem Timiș 2-Beiwagen 343.[6] Die Straßenbahnen verkehrten noch zwei Wochen lang, dann wurden die Linien 9 und 10 stillgelegt.

Gegenwart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Bozankaya gebauter Wagen Nummer 2217 auf Linie 3, 2022
Wagen 276 des Typs ST10, ehemals Darmstadt 7604 am Betriebshof Dacia, 2008

In den Jahren 1995 und 1996 wurde diskutiert, das Straßenbahnnetz in Iași auf Normalspur (1435 Millimeter) umzuspuren. Dies wurde aber nicht weiter verfolgt, weil die Kosten mehr als 400 Millionen Euro betragen hätten,[7] die Arbeiten mehr als zwei Jahre in Anspruch genommen hätten und dabei insbesondere der Automobilverkehr beeinträchtigt worden wäre und außerdem würden normalspurige Straßenbahnen schlechter in die engen Gassen in Iași passen.

Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts begann ein umfassendes Programm zur Sanierung der Straßenbahngleise. Folgende Abschnitte wurden saniert: Pasaj Nicolina ↔ Podul de Piatră, Podul de Piatră ↔ Bahnhof ↔ Billa ↔ Canta, Pasajul Alexandru cel Bun, Strada Arcu ↔ Centru ↔ Târgu Cucu ↔ Cinci Drumuri, Tătărași Sud ↔ Tătărași Nord ↔ Strada Nicoriță.

Bei der Straßenbahn Iași werden zurzeit folgende Wagentypen eingesetzt: GT4, PESA Swing, Bozankaya, GT8, ST10, sowie M6D und M8C. Zu verschiedenen Anlässen verkehren außerdem Museumsfahrzeuge. Die letzten drei eingesetzten Be 8/8 aus Bern wurden am 7. April 2023 abgestellt[8].

Aktuelles Liniennetz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

GT4-Wagen auf der Cuza Vodă-Straße
Linie Linienweg Zeit Länge
1 Copou → Podu Roș → Tătărași → Târgu Cucu → Copou 70 min 17,2 km
3 Dancu ↔ Tătărași ↔ Târgu Cucu ↔ Bahnhof 64 min 17,2 km
5 Dacia ↔️ Podu de Piatră ↔️ Nicolina Bahnhof ↔️ Baza 3 ↔️ Țuțora 35 min 19,6 km
6 Dacia ↔ Bahnhof ↔ Târgu Cucu 52 min 12,4 km
7 Canta ↔ Bahnhof ↔ Târgu Cucu ↔ Baza 3 ↔ Țuțora 60 min 14,6 km
8 Baza 3 ↔ Tudor Vladimirescu ↔ Copou 60 min
9 Copou ↔ Târgu Cucu ↔ Podu Roș ↔ Tehnopolis ? min
11 Dacia ↔ Bahnhof Nicolina ↔ Tătărași Nord 80 min 20,9 km
13 Copou → Târgu Cucu → Tătărași → Podu Roș → Copou 70 min 17,2 km

[9]

Ehemalige Straßenbahnlinien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

GT4 Nummer 147 aus Halle (ursprünglich Freiburg) auf der Linie 3 in der Strada Padurii
Wagen 280 auf der Linie 6 am Târgu Cucu
Schweizer Standardwagen Nummer 154 (ehemals Bern 629, gebaut 1961) auf der Linie 3 am Bahnhof
Wagen 107 des Typs ST7 aus Darmstadt auf der Linie 6 vor dem Grand Hotel Traian, 2005
  • 1 (Copou – Baza 3 – Țuțora)
  • 1b (Copou – Baza 3)
  • 2b (Canta – Bahnhof – Podu de Piatră – N. Iorga – Baza 3)
  • 3b (Autogară – Centru – Tătărași Sud)
  • 4 (Triumf – Tătărași – Tudor Vladimirescu – Triumf)
  • 4b (Triumf – Tătărași Sud)
  • 5b (Dacia – Podu Roș – Baza 3)
  • 6 (Dacia – Târgu Cucu – Podu Roș – Țuțora)
  • 7 (Canta – Târgu Cucu)
  • 7 (Autogară – Podu Roș – Tătărași Nord)
  • 8 (Triumf – Piața Unirii – Târgu Cucu – Tudor Vladimirescu – Tătărași – Triumf)
  • 8b (Triumf – Baza 3)
  • 9 (Bahnhof – Târgu Cucu – Podu Roș – CUG 2)
  • 9b (Târgu Cucu – Podu Roș – CUG 2)
  • 10 (Dacia – Podu de Piatră – Podu Roș – Pasaj Nicolina – CUG 2)
  • 10b (Dacia – Podu de Piatră – Bd. Republicii (N. Iorga) – Pasaj Nicolina – CUG 2)
  • 11 (Canta – Centru – Târgu Cucu)
  • 12 (Tătărași Nord – Țuțora)
  • 13 (Copou – Tătărași Sud)
  • 13 (Dancu – Copou)
  • 14 (Dancu – Tătărași Nord)
  • 14 (Canta – Bahnhof – Bd. Republicii (N. Iorga) – Pasaj Nicolina – CUG 2)
  • 15 (Tătărași Nord – Metalurgie – Țesătura – Bd. Republicii (N. Iorga) – Pasaj Nicolina – CUG 2)
  • 16 (Canta – Centru – Tătărași – Metalurgie – Podu Roș – Târgu Cucu – Canta)
  • 16b (Canta – Centru – Podu Roș – Metalurgie – Tătărași – Târgu Cucu – Canta)

Hinweis: der Zusatzbuchstabe b (von rumänisch barat) steht für ein gestrichenes Liniensignal

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Straßenbahn Iași – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Cosmin Dan: Die Arbeiten an der Straßenbahn gehen weiter. Flácără Iașului, 5. Mai 2012, archiviert vom Original am 5. Mai 2012; abgerufen am 30. Dezember 2012 (rumänisch).
  2. CTP Iași – Vergangenheit
  3. a b RATP Iași – Forum. Geschichte des Öffentlichen Verkehrs in Iași. 15. Dezember 2009, archiviert vom Original am 6. Oktober 2014; (rumänisch).
  4. a b http://www.tram-info.de/wagenp/augsburg.php
  5. http://www.tram-info.de/wagenp/nordhausen.php
  6. Tramclub Rumänien – Unfälle im Öffentlichen Nahverkehr
  7. Ziarul de Iași, 6. November 2009 – Online Interview mit Iașis Bürgermeister
  8. Tramclub Iasi: La revedere, Be 8/8! In: Instagram. 6. April 2023, abgerufen am 6. August 2023 (rumänisch).
  9. CTP Linien