Streitkräfte Ruandas

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Streitkräfte Ruandas
Rwanda Defence Force
Führung
Oberbefehlshaber: Präsident von Ruanda
Verteidigungsminister: Generalmajor Albert Murasira[1]
Militärischer Befehlshaber: General Jean Bosco Kazura[2]
Sitz des Hauptquartiers: Kigali
Militärische Stärke
Aktive Soldaten: 33.000 Soldaten
2.000 Paramilitärs[3]
Wehrpflicht: Nein
Wehrtauglichkeitsalter: ab dem 18. Lebensjahr[4]
Haushalt
Militärbudget: 164,02 Mio. US-$ (2021)[5]
Anteil am Bruttoinlandsprodukt: 1,5 % (2021)[5]
Geschichte
Gründung: 1994
Faktische Gründung: 1960

Die Streitkräfte Ruandas (englisch Rwanda Defence Force; kurz: RDF, Kinyarwanda Ingabo z’u Rwanda, französisch Forces rwandaises de défense, Swahili Nguvu ya Ulinzi ya Watu wa Rwanda) sind das Militär der Republik Ruanda.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1960 wurde die Nationalgarde gegründet, welche noch stark von der belgischen Kolonialmacht abhängig war und vorwiegend aus Soldaten der Hutu bestanden. Schon ein Jahr vorher begannen die Belgier, eine geringe Anzahl an ruandischen Kämpfern auszubilden, um zeitnah eine Stärke von 1.300 Soldaten zu erreichen. Nach der Unabhängigkeit im Jahre 1962 bestand die Garde aus 950 Soldaten, welche größtenteils von belgischen Offizieren geführt wurde. Die erste Kampferfahrung sammelte die Einheit ein Jahr später, als die Tutsi versuchten die Kontrolle über Ruanda zu erhalten. Im Jahr 1969 bestand die Armee aus insgesamt 3700 Soldaten, wovon 1200 Angehörige auf die Nationalpolizei entfielen.[6]

Völkermord[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In ungefähr 100 Tagen töteten Angehörige der Hutu mehr als 800.000 Menschen. Ein großer Teil der Täter kamen von den Streitkräften. Nachdem die Ruandische Patriotische Front (RPF) im Juli 1994 die Macht über Ruanda übernommen hatte, endete der Genozid und viele Delinquenten flohen in die Nachbarländer.[7] Dies gab der künftigen Regierung, welche von der RPF gebildet wurde, den Grund, des Öfteren in den Nachbarstaat Kongo einzufallen (siehe Kongokrieg). Der militärische Arm der RPF wurde in Rwanda Defence Force umbenannt und bildete somit die neue Streitkraft des Landes.[8]

Kontroversen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeugen berichteten, dass bei Rekrutierungen oft Benachteiligungen auftreten. Chancen auf einen Offiziersposten haben meistens nur junge Tutsi und in den Reihen der Garde und den Spezialeinheiten findet man ebenfalls größtenteils aus Uganda stammende Tutsi. Hutu haben meistens nur die Möglichkeit einfache Soldaten zu werden. Wenn nicht genug Rekruten gefunden wurden, wurden Männer verhaftet und gezwungen in die Streitkräfte einzutreten. Auch von Kindersoldaten wurde des Öfteren berichtet.[8]

Heer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Heer von Ruanda (englisch Rwanda Land Force) verfügt über 32.000 Soldaten und wird von Generalleutnant Mubarakh Muganga geführt.[3][9]

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die RLF gliedert sich in folgende Bestandteile:[10]

Ausrüstung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die RDF verfügt über folgende Ausrüstung:[3]

Fahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Typ Herkunft Funktion Version Anzahl Anmerkungen
T-54
T-55
Sowjetunion Sowjetunion Kampfpanzer
Bergepanzer
24+ Die Modifikation als Bergepanzer wurde berichtet
Tiran Israel Israel Kampfpanzer Tiran-5 10
Panhard AML Frankreich Frankreich Spähpanzer AML-60
AML-90
ca. 90
Véhicule Blindé Léger Frankreich Frankreich Spähpanzer 16
BMP Sowjetunion Sowjetunion Schützenpanzer
Ratel Sudafrika Südafrika Schützenpanzer Ratel-23
Ratel-60
Ratel-90
13+
20
15
BTR Sowjetunion Sowjetunion Mannschaftstransporter
Panhard VCR Frankreich Frankreich Mannschaftstransporter
WZ551 China Volksrepublik Volksrepublik China Mannschaftstransporter 20 berichtet
RG-31 Sudafrika Südafrika MRAP Nyala 40
Otokar Cobra Turkei Türkei Mehrzweckfahrzeug 76 zum Teil bewaffnet mit chinesischen HJ-9A Raketenwerfern

Artillerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Typ Herkunft Kaliber Funktion Anzahl
CS/SH1 China Volksrepublik Volksrepublik China 122 mm Selbstfahrlafette 6
SH3 China Volksrepublik Volksrepublik China 122 mm Selbstfahrlafette 6
ATMOS 2000 Israel Israel 155 mm Selbstfahrlafette 5
105 mm Haubitze
D-30 Sowjetunion Sowjetunion 122 mm Haubitze 6
Typ-54 China Volksrepublik Volksrepublik China 152 mm Haubitze 29
RM-70 Tschechoslowakei Tschechoslowakei 122 mm Raketenwerfer 5
LAR-160 Israel Israel 160 mm Raketenwerfer 5

Des Weiteren verfügt die RDF über 115 Mörsern, 9K32 Strela-2 MANPADS und ungefähr 150 weiteren Flugabwehrwaffen.

Luftstreitkräfte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kokarde der ruandischen Luftstreitkräfte

Die Luftstreitkräfte der Republik Ruanda (englisch Rwanda Air Force) haben eine Personalstärke von ungefähr 1.000 Angehörigen und werden vom Generalleutnant Jean-Jacques Mupenzi geleitet.[3][9]

Ausrüstung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ruandischer Mil Mi-17

Die Luftstreitkräfte verfügen über folgende Flugzeug- und Hubschraubertypen:[11]

Spezifikation Herkunft Funktion Version Aktiv Bestellt
Transportflugzeuge
Cessna 208 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten Transportflugzeug 2
Diamond DA42 Osterreich Österreich Verbindungsflugzeug 2
Hubschrauber
Mil Mi-8 Sowjetunion Sowjetunion Mehrzweckhubschrauber Mi-17 12
Mil Mi-24 Sowjetunion Sowjetunion Kampfhubschrauber 5
Aérospatiale SA 342 Frankreich Frankreich
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Mehrzweckhubschrauber 3

Einsätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ruandischen Streitkräfte beteiligen sich mit zwei Infanteriebataillon und einen Feldlazarett (2.148 Soldaten) an der MINUSCA. Des Weiteren hat die Regierung weitere 2.642 Soldaten unter der UNMISS und 3 Wehrdienstleistende aufgrund der UNISFA im Ausland stationiert.[3] Am 9. Juli 2021 gab die Regierung bekannt, dass die RDF 1.000 Angehörige nach Mosambik entsendet, um dort islamistische Gruppen zu bekämpfen.[12][13] Laut dem International Institute for Strategic Studies hat Ruanda mittlerweile 1.500 Soldaten in Mosambik stationiert.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Streitkräfte Ruandas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. James Karuhanga: Kwibohora27: Inside Rwf26b Kinigi IDP Model Village. The New Times, 5. Juli 2021, abgerufen am 9. Juli 2021 (englisch).
  2. Chief of Staff meets Rwandan counterpart. Gulf Times, 15. Juni 2021, abgerufen am 9. Juli 2021 (englisch).
  3. a b c d e International Institute for Strategic Studies (Hrsg.): The Military Balance 2023. 123. Auflage. Taylor & Francis, 2023, ISBN 978-1-03-250895-5, S. 471–472.
  4. The World Factbook–Rwanda. Central Intelligence Agency, abgerufen am 18. Juni 2022 (englisch).
  5. a b SIPRI Military Expenditure Database. Stockholm International Peace Research Institute, abgerufen am 18. Juni 2022.
  6. Richard F. Nyrop: Area Handbook for Rwanda. U.S. Government Printing Office, Washington, D.C. November 1969, S. 183–188 (englisch, hathitrust.org [abgerufen am 21. Juli 2021]).
  7. Gedenken an den Völkermord in Ruanda. Bundeszentrale für politische Bildung, 2. April 2020, abgerufen am 24. Juli 2021.
  8. a b Ruanda: Kriegsbeteiligung, Rekrutierung, Desertion und Strafverfolgung Ehemalige Soldaten berichten. (PDF) Connection, 9. Dezember 2016, abgerufen am 24. Juli 2021.
  9. a b Jean de la Croix Tabaro: Maj. Gen. Mubarakh Muganga Promoted to Lt. Gen. as President Kagame Shuffles Army Top Brass. KT Press, 4. Juni 2021, abgerufen am 11. Juli 2021 (englisch).
  10. Army. Verteidigungsministerium Ruanda, abgerufen am 13. Juli 2021 (englisch).
  11. World Air Forces 2023. (PDF) Flight International, abgerufen am 20. Februar 2023.
  12. Kizzi Asala: Rwanda deploys 1000 troops to Mozambique in SADC anti-jihadist mission. Africanews, 12. Juli 2021, abgerufen am 13. Juli 2021 (englisch).
  13. Rwanda to deploy 1,000 troops to insurgency-hit Mozambique. France 24, 9. Juli 2021, abgerufen am 13. Juli 2021 (englisch).