Sven Regener

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Sven Regener, 2010
Regener bei einem Konzert von Element of Crime, 2015

Sven Regener (* 1. Januar 1961 in Bremen) ist ein deutscher Musiker, Schriftsteller und Drehbuchautor. Bekannt geworden ist er zunächst durch die Band Element of Crime, später mit seinem Roman Herr Lehmann und dem Drehbuch zum gleichnamigen Film sowie mit den weiteren Romanen der „Lehmann-Serie“, Neue Vahr Süd, Der kleine Bruder, Magical Mystery, Wiener Straße und Glitterschnitter.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sven Regener wuchs in der Neuen Vahr und in Blockdiek in Bremen auf. Im Alter von 16 Jahren war er Sekretär des Kommunistischen Jugendbundes Bremen.[1] Nach dem Abitur am Gymnasium an der Kurt-Schumacher-Allee (KSA) 1980[2] wurde er zur Bundeswehr eingezogen. Während der Rekrutenzeit verweigerte er schließlich den Wehrdienst, wozu man sich seinerzeit einer sogenannten Gewissensprüfung unterziehen musste.[3] Seine Bundeswehrzeit diente Regener auch als Vorlage für seinen Roman Neue Vahr Süd.[4] Anschließend begann er ein Studium der Musikwissenschaften in Hamburg und an der TU Berlin,[5] das er später abbrach. Seit 1971 spielt er klassische Gitarre, seit 1976 Trompete, seit 1985 Klavier und auch E-Gitarre. Nachdem er bereits beim Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW) in einem Spielmannszug „Ensembleerfahrungen“ gesammelt hatte,[6] nahm er 1982 seine erste LP mit der Band Zatopek auf. 1984 stieß er zu der Band Neue Liebe, einer weiteren Post-Punk-Band. 1985 gründete er in Berlin Element of Crime, in der er singt sowie Gitarre und Trompete spielt; für diese Band schreibt er seither auch nahezu alle Liedtexte. Gemeinsam mit Richard Pappik, dem Schlagzeuger von Element of Crime, und dem Pianisten Ekki Busch veröffentlichte er unter dem Titel Ask Me Now (nach einem Stück von Thelonious Monk) im März 2021 ein rein instrumentales Jazz-Album,[7] dem im Folgejahr mit Things to Come ein zweites Album folgte; Wolf Kampmann zufolge nähert sich dort sein „schnoddriger“ Trompetenklang noch weiter an seinen Stimmvortrag bei Element of Crime an.[8]

2001 veröffentlichte Regener seinen ersten Roman, Herr Lehmann, der die letzten Monate vor dem Mauerfall in Berlin-Kreuzberg aus der Sicht des Kneipenmitarbeiters Frank Lehmann beschreibt. Das Buch erreichte eine Auflage von über einer Million Exemplaren. Regener verfasste auch das Drehbuch für Leander Haußmanns gleichnamige Verfilmung mit Christian Ulmen in der Titelrolle, wofür ihm der Deutsche Filmpreis in Gold und der Deutsche Drehbuchpreis verliehen wurden. 2004 erschien sein zweiter Roman Neue Vahr Süd, ein Prequel zu Herr Lehmann, in dem Lehmanns Alltag 1980 in Bremen und bei der Bundeswehr erzählt wird. Am 1. September 2008 erschien der dritte Band, Der kleine Bruder, das detailliert Lehmanns erste beiden Tage 1980 in Berlin schildert.[9] Im Dezember 2009 brachten Regener und Leander Haußmann zusammen eine Bühnenfassung des Kleinen Bruders mit Studenten des bat-Studiotheaters der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin heraus.[10] 2010 feierte Neue Vahr Süd, die Verfilmung seines gleichnamigen Romans, Premiere. Regener war am Drehbuch nicht beteiligt.

2011 veröffentlichte er sein Buch Meine Jahre mit Hamburg-Heiner, eine Zusammenfassung eines während der Band-Tourneen entstandenen Blogs. Ab August 2012 drehte Regener die Komödie Hai-Alarm am Müggelsee mit Haußmann.[11] Der Film lief am 14. März 2013 in den deutschen Kinos an.[12] 2013 folgte der Roman Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt,[13] der das Leben einer Figur aus Herr Lehmann weiter erzählt. 2015 erschien in Zusammenarbeit mit Andreas Dorau das Buch Ärger mit der Unsterblichkeit mit biographischen Geschichten aus Doraus Leben.[14]

In einem Interview der Sendung Zündfunk des Bayerischen Rundfunks 2012 nahm Regener Stellung zum Urheberrecht und kritisierte Internetunternehmen wie Google mit seinem Videoportal YouTube sowie die Piratenpartei, wodurch die öffentliche Debatte über eine Reform des Urheberrechts zusätzlich angeschoben wurde.[15][16][17][18][19] Christopher Lauer erwiderte die Kritik im gleichen Format.[20] Im Mai 2012 gehörte Regener zu den Erstunterzeichnern des Aufrufs „Wir sind die Urheber“, mit dem gegen Angriffe auf das Urheberrecht und gegen den Diebstahl geistigen Eigentums protestiert wird.[21] Daraufhin veröffentlichten Aktivisten aus dem Umfeld von Anonymous die Privatadresse und die Telefonnummer von Regener und anderen Prominenten, die den Aufruf unterzeichnet hatten.[22]

2016 hielt Regener eine Brüder-Grimm-Vorlesungsreihe an der Universität Kassel. Als „Die Danksager“ gestalteten Leander Haußmann und Regener 2017 einen Abschiedsabend zum Ende der Intendanz von Claus Peymann am Berliner Ensemble.[23] Im selben Jahr erschien der Roman Wiener Straße, der Regeners Titelhelden Lehmann ins Berlin-Kreuzberg Anfang der 1980er-Jahre begleitet.[24] Das Buch gelangte im selben Jahr auf die Longlist des Deutschen Buchpreises. Er ist Mitgründer des PEN Berlin.[25]

Regener lebt in Berlin-Prenzlauer Berg. Er ist mit der Musikmanagerin Charlotte Goltermann verheiratet und hat zwei Kinder.[26] Seine Tochter Alexandra Regener sang bei den Element-of-Crime-Liedern Der weiße Hai und Karin, Karin mit.[2]

Preise und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regener 2008 auf der Frankfurter Buchmesse

Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben den Texten der Lieder von Element of Crime veröffentlichte Regener folgende Bücher, wobei die Romane Herr Lehmann, Neue Vahr Süd und Der kleine Bruder als die „Lehmanntrilogie“ gelten. Mit Magical Mystery, Wiener Straße und Glitterschnitter sind drei weitere Romane zum literarischen Kosmos um Frank Lehmann hinzugekommen.

Hörbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sven Regener liest Herr Lehmann, Roof Music, Bochum 2002
  • Sven Regener liest Neue Vahr Süd, Roof Music, Bochum 2004
  • Sven Regener liest Der kleine Bruder, Roof Music, Bochum 2008
  • Sven Regener liest Meine Jahre mit Hamburg-Heiner, Bochum 2011
  • Sven Regener liest Magical Mystery, Roof Music, Bochum 2013
  • Sven Regener liest quer Die Köln-Lesungen, Roof Music, Bochum 2014
  • Sven Regener, Leander Haußmann: Hai-Alarm am Müggelsee, Roof Music, Bochum 2014
  • Sven Regener liest Franz Kafka: Amerika, ungekürzte Lesung, Roof Music, Bochum 2014
  • Sven Regener liest Franz Kafka: Der Prozeß, ungekürzte Lesung, Roof Music, Bochum 2016, ISBN 978-3-86484-399-0.
  • Sven Regener liest Wiener Strasse, Roof Music, Bochum 2017
  • Sven Regener liest Glitterschnitter, Roof Music, Bochum 2021

Drehbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Soundtracks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stefan Greif, Nils Lehnert, Anna-Carina Meywirth (Hrsg.): Sven Regener (= TEXT+KRITIK. Zeitschrift für Literatur 224). Edition text + Kritik, München 2019, ISBN 978-3-86916-837-1.
  • Matthias Hannemann als Interview: Wieso kann man Romane nicht singen, Herr Regener? In: FAZ, 23. August 2008, Bilder und Zeiten. S. Z 6

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sven Regener – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Ein bisschen was geht immer“. In: Der Spiegel. Nr. 36, 2013, S. 134 (online – Gespräch mit Regener).
  2. a b Element of Crime mit neuem Album. Bremen Zwei, 25. September 2018.
  3. Rekrut Regener – "Der Fluchtreflex war sofort da". Welt, 9. Januar 2011, abgerufen am 11. November 2021.
  4. „Die schlimmste Zeit meines Lebens“. Deutschlandfunk, 3. Januar 2011, abgerufen am 11. November 2021.
  5. MDR KULTUR Café mit Sven Regener. In: mdr.de. Abgerufen am 19. September 2021.
  6. Sven Regener von Element of Crime: „Ich war ein Riesenarsch.“ Interview mit Maurice Summen in taz vom 11. September 2009 (sonntaz vom 12./13. September 2009, S. 27).
  7. Robert Mießner: Musiker und Autor Sven Regener über Jazz: „Musik spricht Gefühle an“. In: Die Tageszeitung: taz. 6. März 2021, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 9. März 2021]).
  8. Wolf Kampmann: Regener Pappik Busch Things to Come (Vertigo/Universal). In: Jazz thing. 1. August 2022, abgerufen am 6. August 2022.
  9. Vorstellung des neuen Buches „Der kleine Bruder.“ (Memento vom 2. Februar 2009 im Internet Archive)
  10. Wolfgang Behrens: Mit dem Bier in der Faust. Auf nachtkritik.de.
  11. „Hai-Alarm am Müggelsee“: Sven Regener & Leander Haußmann drehen Berlin-Komödie. filmstarts.de, abgerufen am 17. August 2012.
  12. Haußmann & Regener go Trash: Hai-Alarm am Müggelsee. n-tv, 13. März 2013, abgerufen am 13. März 2013.
  13. Sven Regener über „Magical Mystery“ im Gespräch mit Thea Dorn. 21. November 2013 bei SWR lesenswert.
  14. Vorstellung des Buchs „Ärger mit der Unsterblichkeit.“ (Memento vom 6. Juli 2015 im Internet Archive) galiani.de, abgerufen am 6. Juli 2015.
  15. „Eine Gesellschaft, die so mit ihren Künstlern umgeht, ist nichts wert.“ Interview mit Sven Regener im Bayerischen Rundfunk vom 21. März 2012.
  16. Breitseite gegen Google und Youtube. laut.de, 22. März 2012.
  17. Sven Regener wettert für das Urheberrecht. Rolling Stone, 22. März 2012.
  18. „Man pinkelt uns ins Gesicht.“ Spiegel Online, 22. März 2012.
  19. Urheberrecht: Regeners Wut. FAZ, 23. März 2012.
  20. Erich Renz, Valerie Trebeljahr: Herr Regener mischt auf. Zündfunk, 22. März 2012.
  21. wir-sind-die-urheber.de abgerufen am 15. Mai 2012.
  22. Internet: Aktivisten fürs Urheberrecht unter Beschuss aus dem Netz. Focus Online; abgerufen am 15. Mai 2012.
  23. regelmäßig auch im Theater, nachtkritik.de vom 23. August 2022, abgerufen am 29. August 2022
  24. Sven Regener: Wiener Straße bei galiani.de (abgerufen am 18. August 2017).
  25. Salman Rushdie: PEN Berlin lässt zur Solidarität aus Werken lesen. 22. August 2022, archiviert vom Original; abgerufen am 22. Juli 2023.
  26. Melanie Heike Schmidt: Autor und Musiker im Interview: Sven Regener: „Ich bin zu 37 Prozent Herr Lehmann“. Abgerufen am 13. März 2021.
  27. Preis der deutschen Schallplattenkritik e. V.: Ehrenpreise 2011.
  28. Sven Regener erhält Schweizer Jonathan-Swift-Preis. In: ORF.at. 22. August 2022, abgerufen am 22. August 2022.
  29. Bremer Sven Regener erhält renommierten Paul-Lincke-Ring. In: Buten un Binnen. Radio Bremen, 6. Januar 2024, abgerufen am 6. Januar 2024.