Symptome der Schizophrenie nach Schneider

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Kurt Schneider unterschied 1938 bei der Schizophrenie zwischen Symptomen ersten und zweiten Ranges. Die Symptome ersten Ranges erlauben nach Schneiders Meinung mit hoher Wahrscheinlichkeit (aber nicht mit absoluter Sicherheit) die Diagnose einer Schizophrenie, sofern eine andere Ursache (z. B. eine organische Erkrankung oder Einnahme einer toxischen Substanz) ausgeschlossen ist. In den Symptomen zweiten Ranges sind alle anderen Erscheinungen zusammengefasst, die bei Schizophrenie vorkommen können. Ihr Gewicht für die Diagnose ist geringer.

In der Literatur zur Dissoziativen Identitätsstörung werden die Schneiderschen Symptome ersten Ranges bei Patienten als Symptome der Dissoziation genannt. Sie kommen bei Patienten mit dieser Diagnose wesentlich häufiger vor als bei Patienten mit der Diagnose Schizophrenie (unter 90 %). In einer Studie mit 30 Menschen mit dissoziativer Identitätsstörung wiesen alle Erstrangsymptome auf.[1] Dies bestätigten Untersuchungen von Ross (1989), sowie Ross und Joshi (1992).

Symptome ersten Ranges (Erstrangsymptome)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dialogische Stimmen, kommentierende Stimmen, Gedankenlautwerden
  • leibliche Beeinflussungserlebnisse
  • Gedankeneingebung, Gedankenentzug, Gedankenausbreitung, Willensbeeinflussung
  • Wahnwahrnehmung (realen Wahrnehmungen wird eine wahnhafte Bedeutung beigemessen)
  • sowie alles von anderen Gemachte oder Beeinflusste auf dem Gebiet des Fühlens, Strebens [der Triebe] und des Wollens

Symptome zweiten Ranges (Zweitrangsymptome)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sonstige akustische Halluzinationen
  • Zönästhesien im engeren Sinne
  • Optische Halluzinationen, Geruchshalluzinationen, Geschmackshalluzinationen
  • Einfache Eigenbeziehung, Wahneinfall

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kurt Schneider: Klinische Psychopathologie., 8. Auflage, 1967
  • R. P. Kluft: First-rank symptoms as a diagnostic clue to multiple personality disorder. 1987, American Journal of Psychiatry, 144: S. 293–298
  • C. A. Ross: Multiple personality disorder. Diagnosis, clinical features, and treatment. Wiley, New York 1989
  • C. A. Ross, S. Joshi: Schneiderian symptoms and childhood trauma in the General Population. 1994, Comprehensive Psychiatry. 31(2), S. 269–273
  • Onno van der Hart, Ellert R. S. Nijenhuis, Kathy Steele: Das verfolgte Selbst. Strukturelle Dissoziation und die Behandlung chronischer Traumatisierung. Junfermannsche Verlagsbuchhandlung, Paderborn 2008, ISBN 978-3-87387-671-2 (Anmerkungen zu den Schneiderschen Symptomen finden sich auf S. 123 und S. 127)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Richard P. Kluft: First-rank symptoms as a diagnostic clue to multiple personality disorder. In: American Journal of Psychiatry. Band 144, Nr. 3, 1987, ISSN 0002-953X, S. 293–298, doi:10.1176/ajp.144.3.293 (psychiatryonline.org [abgerufen am 15. April 2019]).