Tagebau Hambach

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Tagebau Hambach
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
Der Tagebau Hambach von der benachbarten Sophienhöhe gesehen
Abbautechnik Tagebau auf 85 km²
Abraum pro Jahr: 250–300 Mio. t
Förderung/Jahr 40 Mio. t
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betreibende Gesellschaft RWE Power AG
Beschäftigte ca. 1.500
Betriebsbeginn 1978
Betriebsende 2030 (geplant)[1]
Nachfolgenutzung Rekultivierung, Restsee
Geförderte Rohstoffe
Abbau von Braunkohle
Größte Teufe 400 m
Geographische Lage
Koordinaten 50° 54′ 39″ N, 6° 30′ 10″ OKoordinaten: 50° 54′ 39″ N, 6° 30′ 10″ O
Tagebau Hambach (Nordrhein-Westfalen)
Tagebau Hambach (Nordrhein-Westfalen)
Lage Tagebau Hambach
Gemeinde Niederzier, Elsdorf (Rheinland)
Landkreis (NUTS3) Kreis Düren, Rhein-Erft-Kreis
Land Land Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Revier Rheinisches Braunkohlerevier

Der Tagebau Hambach ist der größte von der RWE Power AG[2] betriebene Tagebau im Rheinischen Braunkohlerevier und die größte Braunkohlegrube Europas.[3] Er betrifft die Gemeinden Niederzier, Kreis Düren, und Elsdorf, Rhein-Erft-Kreis. Der Tagebau Hambach ist aufgrund der mit ihm einhergehenden Abgase der Kohleverbrennung und weiterer Umweltzerstörung, unter anderem der Rodung des Hambacher Forsts, umstritten. Über 1000 Jahre alte Ortschaften wie Manheim müssen dem Tagebau weichen.

Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der damals noch unter dem Namen Rheinbraun firmierende Tagebaubetreiber leitete 1974 das Genehmigungsverfahren für den Tagebau ein und konnte 1978 mit dem Aufschluss beginnen. Der erste Bagger begann seine Arbeit am 16. Oktober 1978. Damit ging die Umsiedlung von Ortschaften einher und das größte Waldgebiet in der Jülicher Börde, der Bürgewald – bekannter als Hambacher Forst –, wurde weitgehend gerodet. Am 17. Januar 1984 wurde die erste Braunkohle gefördert.

Hambach ist mit einer Betriebsfläche von 4.380 Hektar (2017)[4] bei einer genehmigten Maximalgröße des Abbaufeldes von 8.500 Hektar die größte Braunkohlegrube in Europa.[3] Dies entspricht ca. 0,13 % bzw. 0,25 % der Fläche Nordrhein-Westfalens. Laut RWE lagerten im Geschäftsjahr 1973/74 geschätzte 4.500 Mio. Tonnen Braunkohle in einer Tiefe bis zu 500 Metern.[5] Gegen 2011 standen noch geschätzte 1.772 Mio. Tonnen Braunkohle zum Abbau zur Verfügung und es wurden auf dieser Fläche jährlich etwa 40 Mio. Tonnen Braunkohle gefördert. Die Braunkohle entstand aus weitflächigen Wäldern und Mooren, die sich in der Niederrheinischen Bucht vor 30 bis vor 5 Mio. Jahren entwickelten. Die Geologie der Niederrheinischen Bucht ist gekennzeichnet durch langanhaltende Senkungsbewegungen in den letzten 30 Mio. Jahren. Diese haben zur Ablagerung eines bis zu 1300 m mächtigen Sedimentpaketes durch die Nordsee und durch viele Flüsse geführt. Heute befinden sich dort bis zu 100 m mächtige Braunkohleflöze.

Mit 299 m unter NHN (411 m unter der Abbruchkante) bildet der tiefste Punkt des Tagebaus Hambach die tiefste künstliche Senke NRWs.[6][7]

Der Tagebau fördert jährlich eine Abraummenge von 250 bis 300 Mio. . Zum Vergleich: beim Culebra Cut, welcher beim Bau des Panamakanals als schier übermenschliche Ingenieursleistung galt, wurden in neun Jahren von den amerikanischen Ingenieuren und ihren örtlichen Mitarbeitern 76 Millionen Kubikmeter Erdreich ausgegraben (100 Millionen Kubikyard). Das Verhältnis von Abraum zu Kohle beträgt 6,2 : 1. Die geförderte Braunkohle wird über die Hambachbahn nach Bergheim-Auenheim und von dort aus weiter über die Nord-Süd-Bahn zu den Kraftwerken Niederaußem, in die Kraftwerke Neurath und Frimmersdorf in Grevenbroich sowie nach Goldenberg bei Hürth-Knapsack transportiert. Der Abraum wurde bis zum 16. April 2009 zum Teil per Band zum Tagebau Bergheim befördert, der bereits ausgekohlt ist und deshalb verkippt und rekultiviert wurde. Weithin sichtbares Markenzeichen des Tagebaus ist die Hochkippe Sophienhöhe im Nordwesten des Tagebaus, sie gilt als größter künstlich angelegter Berg, der die ebene Bördenlandschaft um 200 Meter überragt.

Seit Oktober 2014 leitet der Bergbauingenieur Thomas Körber den Tagebau.[8]

Seit 2013 wird die Tagebaufläche südöstlich erweitert. Dazu werden die Ortschaften Morschenich und Manheim umgesiedelt. Die Autobahn A 4 und die Hambachbahn, über die der Transport der Braunkohle zu den Kraftwerken geschieht, wurden um rund drei Kilometer nach Süden parallel zur Eisenbahnstrecke Köln–Aachen verlegt. Außerdem wurde ein kleines Stück der Bundesstraße 477 Richtung Osten verlegt.[9]

Rheinisches Braunkohlerevier (Stand von September 2018)
Der Tagebau Hambach auf einer Satellitenaufnahme (Stand von vor 2005, Falschfarben­darstellung)
Panorama des Tagebaus von der benachbarten Sophienhöhe gesehen (W-E)
Panorama des Tagebaus vom Aussichtspunkt bei Elsdorf-Angelsdorf gesehen (N-S)
Der Tagebau vom Aussichtspunkt bei Elsdorf-Angelsdorf gesehen
Schaufelradbagger 293 beim Abbau von Braunkohle
Aktivisten von Ende Gelände innerhalb des Geländes der RWE Power AG (hinten) im November 2017
Absetzer im Tagebau
Absetzer auf der Sophienhöhe
Alte BAB 4 von der Brücke Etzweiler Weg gesehen

Im August 2020 wurde bekanntgegeben, dass an der Abbruchkante ein Brunnen aus dem 2. Jahrhundert ausgegraben werden konnte, dieser gehörte zu einer Villa Rustica, deren Reste bereits in den 1980er Jahren ergraben wurden.[10][11]

Umsiedlung von Ortschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits umgesiedelte Ortschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortschaften in der Umsiedlungsphase[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klimaschädigende Emissionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die CO2-Emissionen aus der Verbrennung der 2019 noch verbliebenen Braunkohle würden rechnerisch für eine Erhöhung des natürlichen CO2-Gehalts der Atmosphäre um ca. 0,7 Promille weltweit ausreichen, oder zusammengezogen eine CO2-Verdoppelung auf der Gesamtfläche Deutschlands bewirken, gerechnet mit 4 kg CO2 je m2 und einer Tonne CO2-Emissionen je Tonne Braunkohle.[13] Das entspricht einer Gesamtmenge von 2,4 % des CO2-Budgets (9,9 Mrd. t CO2), welches sich Deutschland bis 2050 gesteckt hat.

Feinstaub[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Tagebau Hambach ist an Feinstaub-Emissionen in seinem näheren Umfeld beteiligt. Der Anteil des vom Tagebau herrührenden Feinstaubs wird vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV NRW) mit 25 % angegeben.

Für das Jahr 2004 wird vom LANUV NRW für Überschreitungen des Feinstaub-Grenzwertes von 50 µg/m³ kein vollständiges Messjahr aufgelistet, der erlaubte Jahresmittelwert von 40 µg/m³ wird jedoch mit 30 µg/m³, der an der Messstation Niederzier festgestellt wird, deutlich unterschritten.

Der Tagebau Hambach und die Sophienhöhe im digitalen Geländemodell.

Seit Anfang 2005 gelten EU-weit neue Grenzwerte für Feinstaub-Emissionen. Unter Federführung der Bezirksregierung Köln wurde ein Aktionsplan zur Feinstaubminderung in der Umgebung des Tagebaus Hambach erarbeitet, der am 29. September 2005 in Kraft trat. Der Tagebaubetreiber hatte bereits vorlaufend mit der Umsetzung von Maßnahmen zur Feinstaub-Reduzierung begonnen. Im Jahr 2006 wurden in Niederzier 35 Überschreitungen des Grenzwertes verzeichnet, was genau den erlaubten Überschreitungstagen entsprach. Der Jahresmittelwert sank für diesen Zeitraum auf 29 µg/m³.

Nach der EU-Richtlinie 1999/30/EG sind ab dem 1. Januar 2005 maximal 35 Überschreitungen des PM10-Tagesmittelwertes von 50 µg/m³ pro Jahr zulässig. Seit dem 1. Januar 2010 darf der einzuhaltende Tagesmittelwert für PM10 weiterhin 50 µg/m³ betragen. Seit dem Jahr 2010 sollte der Jahresmittelwert für PM10 nur noch 20 µg/m³ betragen. Dies ist durch die Richtlinie 2008/50/EG vom 21. Mai 2008 (Anhang XI) wieder entschärft worden, so dass ab 2010 weiter der Jahresmittelwert für PM10 40 µg/m³ gilt.

Folgende Maßnahmen zur Bekämpfung von Feinstaub werden laut RWE im Tagebau umgesetzt:

  1. Anpflanzen von Bäumen auf der Abraumseite
  2. Grasbewuchs auf brachliegenden Flächen
  3. Straßen werden befestigt und Bandanlagen auf festen Untergrund gestellt, was Staub vermindert
  4. Berieseln der oberen Sohle auf der Baggerseite
  5. Berieseln der Nordwand
  6. Berieseln von Kohlebunker und Kohlebändern
  7. beim Baggern wird Wasser auf den Abraum gesprüht.

Mögliche Folgenutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tagebausee[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Betrieb genommen wurde der Tagebau 1978. Jährlich werden etwa 0,3 Kubikkilometer bewegt, sodass gegen Ende der Auskohlung im Jahr 2040 Kohle und Erdreich mit einem Volumen von etwa 18,6 km³ abgebaut sein werden.[14] Bis April 2009 wurde der Abraum, der bis dahin in Hambach anfiel, zum Teil durch Bandanlagen in den ausgekohlten Tagebau Bergheim geschafft, um diesen wieder zu füllen. Nun wird ausschließlich am westlichen Rand des Tagebaus und auf der Sophienhöhe verkippt. Durch die Anhäufung von rund 1 km³ Material an der Sophienhöhe und durch die entnommene Kohle entsteht ein Restloch, das nach Abschluss der Abbautätigkeiten mit Wasser aufgefüllt werden soll.

Als Bergbaufolgelandschaft ist ein Tagebausee mit einer Fläche von 4200 ha, einer Tiefe bis 365 m und einem Volumen von 3,6 Mrd. m³ geplant. Größe und Volumen hängen davon ab, ob der westlich gelegene Tagebau Inden nach dessen Auskohlung ebenso wie der Tagebau Bergheim durch Material aus dem Tagebau Hambach verfüllt oder offen gelassen wird. Der See Hambach wäre dann der tiefste und (nach Volumen) nach dem Bodensee der zweitgrößte See Deutschlands. Der See soll über eine 45 km lange Pipeline und 18 Pumpen mit Rheinwasser gefüllt werden. Die Füllung des Tagebaus wird voraussichtlich einige Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Mit einer Fertigstellung dieses künstlichen Gewässers wird bis 2070 gerechnet. Eine erste Nutzbarkeit als Freizeitgewässer wird für 2040 anvisiert.[15]

Schwimmender Solarpark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 6. Mai 2020 stellte Meyer Burger, ein Hersteller von Solarzellen und Solarmodulen, seine Idee für einen Solarpark vor.[16] Überlegungen für eine spätere Nutzung des Gebietes mit einer Fläche von 50 Quadratkilometern sehen die Flutung zur Seenlandschaft vor. Gemäß Meyer Burger CEO ist es denkbar, den Hambacher See mit Solarmodulen zu bedecken. Bis zu 50 Millionen Solarmodule mit einer Leistung von 10 Gigawatt könnten installiert werden – als schwimmender Solarpark, wie er in anderen Teilen der Welt bereits realisiert wurde.[17] Gemäß Uwe Rau ist ein wesentlicher Vorteil des Braunkohletagebau Hambach, dass Stromübertragungsleitungen aufgrund der Kraftwerke bereits vorhanden seien und genutzt werden könnten.[18]

Gemäß RWE Power AG ist ein Photovoltaik-Projekt für die Sophienhöhe vorstellbar.[19]

Unterstützend äußerte sich auch der ehemalige Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie von Nordrhein-Westfalen, Andreas Pinkwart.[20]

Speicher für elektrische Energie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben der vollständigen Flutung des Tagebaurestloches besteht auch die Möglichkeit, ein Pumpspeicherkraftwerk zu errichten. Ein Patent von 1995 führt aus, dass ein solches Pumpspeicherwerk im Tagebau Hambach realisierbar ist und ein Vielfaches der aktuell in Deutschland verfügbaren Pumpspeicherkapazität zur Verfügung stellen kann.[21] Durch die zunehmende Nutzung erneuerbarer Energien gewinnt diese Option an Bedeutung und wird vom Bergamt mit Interesse verfolgt.[22]

Die RWE Power AG urteilte im Mai 2020, dass ein Pumpspeicherwerk zumindest für die Sophienhöhe keine Lösung sei, da dort die Anlage eines Obersees nicht möglich sei. Hingegen seien Photovoltaik-Projekte vorstellbar.[23] Abhängig von der Größe der realisierten Anlagen wären dort gemäß Konzept Speicherkapazitäten von einigen 100 bis einigen 1000 GWh möglich, die Speicherkosten sollen bei 1 bis 2 ct/kWh liegen.[24]

Kritik und Protest[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aktivismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2004 bis 2013[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An Pfingsten 2004 demonstrierten Greenpeace-Aktivisten im Tagebau Hambach gegen die Klimaschädigung durch die Braunkohleverstromung. Sie überflogen den Tagebau mit einem Heißluftballon, hielten mehrere Tage einen Bagger besetzt und strichen diesen zum Teil rosa an. Am 13. Mai 2009 scheiterte die gemeinsame Klage der lokalen Aktionsgemeinschaft der Bürgerinitiativen gegen die Verlegung der A 4[25] und des BUND vor dem Bundesverwaltungsgericht. Die Kläger versuchten, die zur geplanten Erweiterung des Tagebaus notwendige Verlegung der A 4 zu stoppen, und begründeten dies u. a. mit befürchteten Lärmbelastungen sowie der möglichen Bedrohung der unter Naturschutz stehenden Bechsteinfledermaus und anderer Arten.[26][27] 2009 wurde mit dem Bau des neuen Autobahnteilstücks begonnen, im September 2014 wurde es dem Verkehr übergeben.

Seit 2008 werden vermehrt Beschwerden wegen möglicher Bergschäden im Bereich Elsdorf-Heppendorf laut; da die Beweislast bei den Beschwerdeführern liegt, ist der Nachweis gegenüber dem Bergbautreibenden schwierig. Der neugebildete Braunkohlenausschuss beschloss deshalb am 16. April 2010 die Einrichtung der Anrufungsstelle Bergschaden Braunkohle NRW für Betroffene von Bergschäden im rheinischen Braunkohlenrevier. Zum Vorsitzenden der Anrufungsstelle wurde der ehemalige Präsident des Oberlandesgerichts Hamm, Gero Debusmann, berufen. Er war bereits Vorsitzer der Schlichtungsstelle Bergschäden im Steinkohlenbergbau. Er kann angerufen werden, wenn Einigungsversuche mit RWE Power unbefriedigend geblieben sind. Das Verfahren ist für den Antragsteller kostenfrei.[28]

Im November 2012 und März 2013 räumte die Polizei Zelt- und Hüttenlager von Tagebaugegnern im verbliebenen Hambacher Forst. 2012 musste ein Platzbesetzer aus einem sechs Meter tiefen Erdversteck geholt[29] und im Folgejahr zwei Aktivisten von einer Baumplattform abgeseilt werden.[30] Später entstand ein neues Camp an einer anderen Stelle im Hambacher Forst.

2016[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 23. Oktober 2016 fand eine Demonstration im Hambacher Forst statt, um das letzte Stück des Waldes zu schützen. Es nahmen laut Polizeiangaben über 1000 Personen teil, die sich in Rot kleideten, um eine rote Linie auf der alten A4 bei Buir zu bilden. Sie wollten mit der Aktion ein Zeichen gegen die Abholzung des letzten Stückes des Hambacher Forstes setzen.[31][32]

2017[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 5. November 2017, einen Tag vor Beginn des Weltklimagipfels in Bonn, besetzten rund 3.000 Aktivisten Teile des Tagebaus, um darauf aufmerksam zu machen, dass wenige Kilometer vom Konferenzort entfernt mit dem rheinischen Braunkohlerevier die ihren Angaben zufolge größte CO2-Quelle Europas liegt.[33]

2018[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hambach-Gruppe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hambach-Gruppe war eine 1977 gegründete Initiative von jungen Wissenschaftlern der RWTH Aachen, die sich kritisch mit Braunkohleabbau und dessen Folgen beschäftigte; beispielsweise dem Aufkauf und Abriss von Ortschaften durch den Tagebau und somit der Vertreibung der dort ansässigen Bewohner.[34][35] Von 1984 bis 1985 war der spätere Politiker Rüdiger Sagel Geschäftsführer dieser Bürgerinitiative in Aachen.[36] Ihre Aktivitäten endeten vor 1990.[37]

Aktionsgemeinschaft der Bürgerinitiativen gegen die Verlegung der Autobahn A4[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fotomontage zeigt die verlegte sechsspurige Autobahn 4, die Bahnlinie mit drei Gleisen und dann noch die Kohlebahn. Die Ansicht Buirs im Jahre 2020 wird durch dieses Foto verdeutlicht.[38]

Die Aktionsgemeinschaft der Bürgerinitiativen gegen die Verlegung der Autobahn A4 war ein von 1992 bis 2013 aktiver Zusammenschluss von sechs örtlichen Bürgerinitiativen der Ortschaften Arnoldsweiler, Buir, Manheim, Merzenich und Morschenich gegen den Tagebau Hambach und die Verlegung der Bundesautobahn 4.[39] Der Aktionsgemeinschaft gelang es erstmals, die enormen und irreversiblen Umweltschäden des Tagebaus Hambach in groß angelegten Aktionen darzulegen und so den betroffenen Bürgern vor Augen zu führen, dass Widerstand möglich ist. Die Aktionsgemeinschaft hat viele Widerstandsformen – wie z. B. regelmäßige Waldspaziergänge – erfunden, um auf das Abbaggern des Hambacher Forstes aufmerksam zu machen.[40]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hambachgruppe (Hrsg.): Verheizte Heimat. Der Braunkohletagebau und seine Folgen. Aachen 1985, ISBN 3-924007-14-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tagebau Hambach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Braunkohlenausschuss der Bezirksregierung Köln: Zusammensetzung, Organigramm. Bezirksregierung Köln, 5. Mai 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 18. August 2010.
  • Braunkohlenausschuss-Mitgliederliste 2009 bis 2014, Stand: 16. März 2010. (PDF; 22 kB) Bezirksregierung Köln, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 18. August 2010.
  • Tagebau Hambach. RWE Power AG, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 9. Januar 2011.
  • Tagebau Hambach I. geplante A4-Verlegung, „Bündelung der Verkehrswege“, ehemalige Bahnstrecke Düren-Neuß. Abgerufen am 26. August 2009.
  • Luftbild des Tagebaus, Flickr. Abgerufen am 9. Januar 2011 (Luftbild des Tagebaus, Flickr).
  • Tim Traveller über Hambach (englisch mit dt. Untertiteln)
  • RAHMENPLAN NEULAND HAMBACH. Neuland Hambach GmbH, abgerufen am 8. März 2024.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. RWE geht mit Verständigung zum Kohleausstieg bis an die Grenzen des Machbaren. RWE AG, 16. Januar 2020, abgerufen am 18. Januar 2020.
  2. ehemals Rheinbraun AG
  3. a b Jens Voss: Kohleausstieg: Wie sich das Rheinische Revier neu erfinden will. National Geographic, 17. Februar 2022, abgerufen am 17. Juni 2022.
  4. RWE: Tagebau-Standort Hambach. Abgerufen am 2. Oktober 2018.
  5. Wieder 16 % Dividende bei RWE. Kraftwerk erstmals nur gepachtet, abendblatt.de vom 17. Januar 1975 (abgerufen am 16. September 2018)
  6. Unser NRW - Nordrhein-Westfalen in Zahlen und Geodaten. Bezirksregierung Köln, Abteilung Geobasis NRW, 1. Januar 2018, abgerufen am 6. Juni 2023.
  7. Tagebau Hambach. RWE, 2021, abgerufen am 6. Juni 2023.
  8. Jörg Abels: Der jüngste Chef in der Geschichte des Tagebaus Hambach. In: aachener-zeitung.de. 13. Oktober 2014, abgerufen am 8. November 2017.
  9. Jörg Fehres: Die Unternehmensflurbereinigung – Beispiel für ein erfolgreiches Instrument zur Umsetzung von Infrastrukturmaßnahmen. In: zfv Zeitschrift für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement, Heft 4/2010, S. 275–279, Augsburg 2010, ISSN 1618-8950
  10. https://www.bild.de/regional/koeln/koeln-aktuell/sensationsfund-uralter-brunnen-am-tagebau-hambach-ausgegraben-72315200.bild.html
  11. https://web.archive.org/web/20200918215152/https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/ausgrabung-achaeologie-tagebau-hambach-100.html
  12. Lage von Manheim und Morschenich auf geplanter Abbaggerungsfläche, Stand: 22. März 2010, OpenStreetMap, abgerufen am 22. März 2010.
  13. BUND: Braunkohlentagebau Hambach, Steckbrief Hambach. Abgerufen am 13. August 2019.
  14. Michael Sterner, Ingo Stadler: Energiespeicher – Bedarf, Technologien, Integration. Berlin – Heidelberg 2014, S. 488.
  15. 365 Meter tief. Gigantisches Projekt – neuer Riesensee vor den Toren Kölns in Express vom 24. Februar 2024
  16. Radio Rur: Mega-Solarpark im Tagebauloch? Abgerufen am 11. Mai 2020.
  17. Tagebau Hambach: Bald schwimmender 10-GW-Solarpark? In: CleanThinking.de. 6. Mai 2020, abgerufen am 11. Mai 2020 (deutsch).
  18. Energieforscher Rau: Solarpark im Tagebau Hambach realisierbar. In: CleanThinking.de. 11. Mai 2020, abgerufen am 11. Mai 2020 (deutsch).
  19. Jörg Abels: Tagebau Hambach: Sophienhöhe bleibt unangetastet. Abgerufen am 28. Mai 2020.
  20. Radio Rur: An jüngere Generation denken. Abgerufen am 28. Mai 2020.
  21. Patent DE19513817B4: Pumpspeicherwerk. Angemeldet am 12. April 1995, veröffentlicht am 9. Dezember 2004, Anmelder: ETC Energietechnik und Chemie GmbH & Co. KG, Erfinder: Ursula Siol.
  22. Tagebau Hambach: Saubere Energie aus dem Kohleloch, Kölner Stadtanzeiger, abgerufen am 1. Juni 2014.
  23. Jörg Abels: Tagebau Hambach: Sophienhöhe bleibt unangetastet. Abgerufen am 22. Mai 2020.
  24. Die Wasserbatterie im Hambacher Loch. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 18. August 2019. Abgerufen am 23. August 2019.
  25. Aktionsgemeinschaft der Bürgerinitiativen gegen die Verlegung der Autobahn A4: Aktionsgemeinschaft der Bürgerinitiativen gegen die Verlegung der Autobahn A4. 19. September 1992, abgerufen am 14. April 2019.
  26. Fledermaus soll Autobahn aufhalten. Aachener Nachrichten, 20. Februar 2008.
  27. Bundesverwaltungsgericht weist Klagen ab: A4 darf verlegt werden. Abgerufen am 29. November 2012.
  28. Braunkohlenausschuss beschließt Einrichtung einer Anrufungsstelle Bergschaden Braunkohle NRW (Memento vom 2. Februar 2012 im Internet Archive), Pressemeldung 036/2010 der Bezirksregierung Köln vom 16. April 2010 (PDF; 28 kB), abgerufen am 25. April 2010.
  29. „Das Versteckspiel ist beendet“, Kölner Stadtanzeiger, 16. November 2012.
  30. Aachener Nachrichten, 22. März 2013.
  31. Hambach: Menschenkette gegen weitere Abholzung, Bildergalerie mit Kommentar vom 23. Oktober 2016 der Aachener Nachrichten
  32. Hunderte protestieren gegen weitere Abholzung, Zeitungsartikel vom 23. Oktober 2016 des Kölner Stadt Anzeigers, abgerufen am 24. Oktober 2016.
  33. Patricia Hecht: Protest vor der Weltklimakonferenz: Multilingual in die Grube. In: Die Tageszeitung: taz. 5. November 2017, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 7. November 2017]).
  34. Karin Sievers: Raumbezogene Bindungen im Wandel städtebaulicher Erneuerungsmaßnahmen Stadt, Raum und Gesellschaft, S. 90 + S. 95, Springer Fachmedien Wiesbaden (2015) (abgerufen am 17. September 2018)
  35. 40 Jahre Braunkohlewiderstand, taz vom 2. Mai 2018 (abgerufen am 17. September 2018)
  36. Biographisches Rüdiger Sagel, landtag.nrw.de (abgerufen am 17. September 2018)
  37. Katrin Hater: Gesellschaftliches Lernen im politischen Diskurs: Eine Fallstudie zum Diskurs über das Braunkohlentagebauvorhaben Garzweiler II. 2013, S. 97, 98, abgerufen am 8. November 2017.
  38. Aktionsgemeinschaft der Bürgerinitiativen gegen die Verlegung der Autobahn A4
  39. Tagebau Hambach und A4 Verlegung. 7. Mai 2019, abgerufen am 22. Juni 2019.
  40. Aktionsgemeinschaft der Bürgerinitiativen gegen die Verlegung der Autobahn A4: Waldspaziergänge im Hambacher Forst. 26. März 1994, abgerufen am 7. Juni 2019.