Tanganjikabahn

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Tanganjikabahn
Personenzug im Hauptbahnhof von Daressalam (1996)
Personenzug im Hauptbahnhof von Daressalam (1996)
Streckenlänge:1252 km
Spurweite:1000 mm (Meterspur)
Maximale Neigung: 25 
Minimaler Radius:100 m
0,0 Daressalaam TRC
zum Hafen Daressalam
2,3 Ilala
vom Hafen Daressalam
zum Gewerbegebiet
7,0 Sachsenwald
20,8 Pugu
26,1 Pugu Brick Siding (Ziegelfabrik)
31.9 Kisarawe Halt
42,3 Mpiji
52,9 Soga
64,5 Ngeta
72,8 Kigongo Sisal Siding (Anschluss Sisal-Plantage)
79,7 Ruvu
82,9 Ruvu Junction
nach Tanga und Moshi
84,4 Kilometer 84,4
88,9 Kwala
92,0 Bgalla
105,6 Msua
117,6 Magindu
132,8 Kidugalo
140,7 Mgode Siding Anschluss Sisal-Plantage
143,3 Liverpool-Tanganyika Siding
144,9 Ngerengere
147,1 Kiwege Sisal Siding
158,6 Kinonko
173,7 Mikese
190,9 Kingolwira
197,1 Tungi Sisal Siding
202,3 Morogoro
209,3 Masimbu Sisal Siding
223,5 Masimbu
247,2 Mkata
270,4 Kimamba
283,2 Kondoa
289,5
0,0
Kilosa
11,6 Kivungu Halt
30,5 Mbamba
71,2 Mikumi
98,6 Kidodi Halt
109,5 Kidatu (RITES)
Kidatu (TAZARA) in Kapspur
304,5 Munisagara
316,8 Mzaganza
322,2 Kidai Halt
324,7 Mwasa Halt
331,6 Kidete
355,6 Godegode
366,0 Gulwe
381,5 Msagali
nach Hogoro
401,8 Igandu
416,0 Munase
426,3 Kikombo
438,9 Humwa
455,5 Dodoma
460,0 Dodoma Prison Siding Anschluss Gefängnis
468,8 Zuzu
490,8 Kigwe
515,0 Bahi
530,1 Kintinku
545,6 Makutupara
558,9 Halt 558,9
568,9 Saranda
581,0 Halt 581
585,6 Manyoni
nach Singida, ehemals bis Kinyangiri
601,2 Aghondi
625,7 Itigi
643,1 Kitaraka
665,9 Kazikazi
678,8 Karangazi
706,0 Tura
720,4 Ipulanilo Halt
735,1 Malongwe
Mpumbuli Halt
786,9 Nyahua
799,8 Goweko
815,9 Igalula
834,5 Itulu
840,5 Tabora
nach Mwanza, ehemalige Ruandabahn
853,9 Igange
866,3 Lulanguru
879,4 Mabama
901,4 Usoke
931,2 Urambo
958,1 Kilometer 958
963,7 Kaliua
nach Mpanda
990,4 Kombe
1023,8 Usinge
1054,4 Nguruka
1077,0 Malagarasi
1113,8 Ilunde
1128,8 Kilometer 1128/8
1132,7 Uvinza
1164,5 Lugufu
1167,4 Lugufu Lime Siding Anschluss Kalksteinbruch
1185,4 Kazuramimba
1203,4 Kandaga
1214,6 Kalenge
1229,2 Luiche
1245,4 Kigoma
Kigoma Pier

Die Tanganjikabahn (deutscher Name zunächst Mittellandbahn oder Zentralbahn, dann Tanganjikabahn),[1] englisch Central Line, ist heute neben der TAZARA und der normalspurigen Bahnstrecke Daressalam–Mwanza die wichtigste Eisenbahnstrecke des ostafrikanischen Staates Tansania. Tanganjika ist der Name für das tansanische Festland. Die Stadt Kigoma am Tanganjikasee und die tansanische Metropole Daressalam sind die Endpunkte der Strecke.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dampflok im Bahnhof Kidete
Bahnhof Daressalam, Straßenseite (1973)
Bahnhof Kigoma, Gleisseite
Lage der Tanganjikabahn unter den Kolonialbahnen Südäquatorialafrikas, 1916

Die Tanganjikabahn war nach der Usambarabahn das zweite Bahnprojekt der Kolonie Deutsch-Ostafrika. Dazu wurde die Ostafrikanische Eisenbahngesellschaft (OAEG) mit Sitz in Berlin gegründet. Der Bahnbau wurde ab 1904 vom Deutschen Reich mit 21 Millionen Mark finanziert und 1905 in der Hafen- und damaligen Hauptstadt Daressalam begonnen.

Von Beginn an hatte Reichskommissar Geheimer Baurat Franz Allmaras (1875–1953) mit großen Schwierigkeiten, bedingt durch das tropische Klima, periodische Regenzeiten und fehlendes Baumaterial, zu kämpfen. Andererseits konnten sie auf die Erfahrungen beim Bau der Usambarabahn zurückgreifen. Ebenso wie dort wurde die Meterspur gewählt. Die Tanganjikabahn ist die größte technische Hinterlassenschaft der deutschen Kolonialzeit in Tansania.

Die Trasse folgte alten Karawanenrouten bis nach Tabora, was für die deutschen Siedler große logistische Vorteile bei der Anlage von Plantagen und für den kleinen Ort einen Ausbau zu einem großen, landwirtschaftlichen Zentrum bedeutete. 1907 erreichte die Bahn die 200 Kilometer von der Küste entfernte Stadt Morogoro, 1909 Kilosa. Führungspersonal, technisches Personal und die Beamten des Betriebsdienstes wurden in Deutschland rekrutiert.[2] Kigoma am Tanganjikasee wurde am 1. Februar 1914,[3] bei Kilometer 1252 erreicht. Anfang 1914 wurden auf der Stammstrecke Daressalam–Morogoro diverse, 1912 begonnene Streckenumbauten fertiggestellt, die bei einem Ausmaß von 33 neu gelegten Gleiskilometern eine Verkürzung der Linie um acht Kilometer[4] bewirkten und die Fahrzeit um eine Stunde reduzierten.[5] Am 15. März 1914 konnte die Gesamtstrecke Daressalam–Kigoma dem beschränkten öffentlichen Verkehr übergeben werden, zwei Wochen früher als im Bauvertrag bedungen.[6] Die Eröffnungsfeierlichkeiten waren im Rahmen der II. Allgemeinen Deutsch-Ostafrikanischen Landes-Ausstellung 1914 zu Daressalam für die Zeit um den 23. August 1914 vorgesehen.[7] (Siehe auch: Erster Weltkrieg in Ostafrika).

Die fahrplanmäßige Reisezeit über die Gesamtstrecke betrug knapp 58 Stunden. 1916 wurde für den durchgehenden Zug eine Fahrzeit von eineinhalb bis zwei Tagen in Aussicht genommen.[4]

Ausbaupläne sahen vor, Iringa und den Malawisee zu erreichen sowie mit der „Ruandabahn“ nach Nordwesten vorzustoßen. Dazu kam es jedoch aufgrund des Krieges nicht mehr.

Die britische Mandatsverwaltung ergänzte die Zentralbahn um die Stichstrecken TaboraMwanza (379 km) zum Südufer des Viktoriasees, Kilosa–Mikumi und ManjoniKinjangiri (erbaut 1931, Betrieb nach 1948 wieder eingestellt).

Nach der Unabhängigkeit Tansanias wurden die Tanganjikabahn und die Usambarabahn mit einer Strecke von Ruvu nach Mruazi verbunden.

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Östlicher Streckenverlauf (1914)
Westlicher Streckenverlauf (1914)

Die Tanganjikabahn verbindet die tansanische Metropole Daressalam am Indischen Ozean über die heutige Hauptstadt Dodoma im Zentrum des Landes mit Tansanias wichtigsten Binnenhafen am Tanganjikasee, Kigoma. Dabei durchquert sie auf rund 1.250 Kilometer ganz Zentraltansania und überwindet die Höhe des Ostrandes des Ostafrikanischen Grabenbruchs. Eine Fahrt von Daressalam nach Kigoma dauert laut Fahrplan heute rund 40 Stunden.[8] Dies ist unter anderem auf die überalterte Infrastruktur zurückzuführen, die größtenteils noch aus der deutschen Kolonialzeit stammt.

Betrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Betrieb befand sich Anfang 2011 in einem schlechten Zustand. Statt, wie eigentlich vorgesehen, dreimal wöchentlich boten die Tanzania Railways nur einmal wöchentlich einen Reisezug von Daressalam nach Kigoma und Mwanza an. Der Güterverkehr ist größtenteils auf die Straße verlagert worden. Hintergrund ist der schlechte Zustand der Infrastruktur und der Fahrzeuge.[9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Baltzer:[10] Die Kolonialbahnen mit besonderer Berücksichtigung Afrikas. Berlin 1916. Reprint, Leipzig 2008, ISBN 978-3-8262-0233-9, S. 96. – archive.org.
  • Neil Robinson: World Rail Atlas and Historical Summary 7 = North, East and Central Africa. 2009, ISBN 978-954-92184-3-5, Tafeln 50 u. 51.
  • Helmut Schroeter: Die Eisenbahnen der ehemaligen deutschen Schutzgebiete Afrikas und ihre Fahrzeuge (= Die Fahrzeuge der deutschen Eisenbahnen, Band 7, ZDB-ID 593887-9). Frankfurt 1961.
  • Roel Ramaer: Die Eisenbahnen in den einst deutschen Schutzgebieten. Ostafrika, Südwestafrika, Kamerun, Togo und die Schantung-Eisenbahn damals und heute. Röhr-Verlag, Krefeld 1993, ISBN 3-88490-184-2.
  • Ernst Kliemke: Die Taborabahn. Mit acht Illustrationen nach Original-Aufnahmen und einer Karten-Zeichnung. In: Reclams Universum 24.1. (1908), S. 466–472.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise/Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Deutsches Kolonial-Lexikon (1920), Band II, S. 583.
  2. Besetzung von Zugbeamtenstellen bei der Eisenbahn Daressalam-Morogoro. In: Eisenbahn-Directionsbezirk Mainz (Hrsg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 16. Februar 1907, Nr. 8. Bekanntmachung Nr. 80, S. 80, betreffend Zugführer; Eisenbahn-Direktion Mainz (Hrsg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 15. Februar 1908, Nr. 7. Bekanntmachung Nr. 69, S. 49, betreffend Lokomotivführer; Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 23. Mai 1908, Nr. 31, Nachrichten, S. 341, betreffend Materialverwalter; Eisenbahndirektion Mainz (Hrsg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 2. April 1910, Nr. 13. Bekanntmachung Nr. 229, S. 115, betreffend Betriebskontrolleure (Bahnhofsvorsteher).
  3. Kigoma von der Tanganikabahn erreicht. In: Deutsch-Ostafrikanische Zeitung, 4. Februar 1914, Nr. 11/1914 (XVI. Jahrgang), ZDB-ID 2382045-7, S. 1, oben links. – Online (PDF; 2,1 MB) (PDF; 2,1 MB)
  4. a b Baltzer: Die Kolonialbahnen, S. 54.
  5. Aus unserer Kolonie. Vom Umbau der Stammstrecke Daressalam–Morogoro. In: Deutsch-Ostafrikanische Zeitung, 11. Februar 1914, Nr. 13/1914 (XVI. Jahrgang), ZDB-ID 2382045-7, S. 2 (unpaginiert), Mitte unten. – Online (PDF; 2,3 MB) (PDF; 2,3 MB)
  6. Baltzer: Die Kolonialbahnen, S. 53 f.
  7. Fest-Programm für die II. Allgemeine Deutsch-Ostafrikanische Landes-Ausstellung 1914 zu Daressalam. In: Deutsch-Ostafrikanische Zeitung, 1. August 1914, Nr. 62/1914 (XVI. Jahrgang), ZDB-ID 2382045-7, S. 11 (unpaginiert). – Online (PDF; 3,8 MB) (PDF; 3,8 MB)
  8. Link zum Fahrplan (Memento vom 11. Oktober 2008 im Internet Archive)
  9. James Mwakisyala: Tz railways in deplorable state. In: East African Business Week. 27. Februar 2011, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 3. März 2011 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.busiweek.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. 1857–1927; Sohn von Heinrich Richard Baltzer (1818–1887).