Targobank

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  Targobank AG
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Staat Deutschland Deutschland
Sitz Düsseldorf
Rechtsform Aktiengesellschaft
Bankleitzahl 300 209 00[1]
BIC CMCI DEDD XXX[1]
Gründung 1926
Website targobank.de
Geschäftsdaten 2022[2]
Bilanzsumme 35,2 Mrd. Euro
Einlagen 22,9 Mrd. Euro
Kundenkredite 30,6 Mrd. Euro
Mitarbeiter 7.000
Geschäftsstellen 332
Leitung
Vorstand Isabelle Chevelard (Vorsitzende)
Christophe Jéhan (stellvertretender Vorsitzender)
Berthold Rüsing
Maria Topaler
Marco Voosen
Aufsichtsrat René Dangel (Vorsitzender)
Birgit Paul (stellvertretende Vorsitzende)
Frantz Rublé (stellvertretender Vorsitzender)

Die Targobank AG (Eigenschreibweise: TARGOBANK) ist eine in Deutschland tätige Bank mit Sitz in Düsseldorf und ihrem Kundencenter in Duisburg. Seit 2008 ist sie Teil der französischen Genossenschaftsbank Crédit Mutuel Alliance Fédérale mit Sitz in Straßburg/Frankreich. Sie firmierte bis 2010 als Citibank Privatkunden AG & Co. KGaA und bis 1991 als Kundenkreditbank. Die Bank gehört mit rund 3,5 Millionen Kunden (Stand 2021) zu den großen Banken für Privat-, Geschäfts- und Firmenkunden in Deutschland und betreibt 303 Standorte in über 250 Städten in Deutschland. Sie war zunächst ein im Privatkundengeschäft tätiges Institut. Seit der Übernahme 2008 entwickelt sich das Institut zunehmend zu einer Universalbank. 2022 wies die Bank eine Bilanzsumme von 35,2 Milliarden Euro auf und beschäftigte 7.000 Mitarbeiter.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gründung der Kundenkreditbank[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1926 gründete der Königsberger Kaufmann Walter Kaminsky zusammen mit 20 weiteren Einzelhändlern die Kunden-Kredit-Bank GmbH als erste deutsche Teilzahlungsbank. Die Bank vergab Kredite in Höhe von 50 bis 2000 Reichsmark direkt an Privatpersonen, die in Form einer Zahlungsanweisung ausgegeben wurden. Damit konnten die Kunden in bestimmten Geschäften einkaufen und den Kaufbetrag in monatlichen Raten zurückzahlen. Die Kunden-Kredit-Bank war somit die erste deutsche Bank, die nur an Privatpersonen Kredite vergab, und damit auch das erste ausschließliche Privatkunden-Institut.[3] Laut Ellerbrock sind hier die Wurzeln des modernen Konsumentenkredits in Deutschland zu finden.[4] Ab 1935 firmierte die Bank als Kundenkreditbank mit Sitz in Düsseldorf. Die bisherigen regionalen Banken in Dortmund und Düsseldorf wurden am 27. September 1951 in die neue KKB Kundenkreditbank KGaA eingebracht. 1955 ging die Kundenkreditbank an die Düsseldorfer Börse.[5] Ende der 1960er Jahre stellte sich die KKB neu auf und richtete sich auf private Haushalte aus. Sie eröffnete neue Filialen, bot Bankkonten an und nahm Spareinlagen an.[6] Ab 1968 arbeitete sie somit als Vollbank für private Kunden.[5][7]

Übernahme durch die First National City Bank of New York[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1973 wurde die KKB zunächst zu 56 % von der US-amerikanischen First National City Bank of New York (später Citigroup) übernommen und in KKB Kundenkreditbank – Deutsche Haushaltsbank KGaA umfirmiert.[8] Die First National führte das Privatkundengeschäft in Deutschland jedoch weiterhin unter ihrem ursprünglichen Namen. Der Einstieg bedeutete für die First National den erstmaligen Einstieg in das Privatkundengeschäft. Der zweite Großaktionär der KKB, das Bankhaus Trinkaus & Burkhardt wurde ab 1974 zu 51 % von der First National City Bank of New York übernommen. In der Folge lieferte die KKB eine Reihe von unternehmerischen Grundsätzen für das Kerngeschäft der First National in den siebziger Jahren. Die First National City Bank firmierte in den USA ab 1976 als Citibank, N.A. Bis 1989 weitete die Citibank ihre Anteile auf rund 97 % der KKB-Aktien aus.[8] 1985 geplant und 1988 produziert, stellte KKB das weltweit erste und lange Zeit einzige flächendeckende wissensbasierte Beratungssystem auf einer Großrechnerplattform „Ramses“ vor. Bis in die 1990er Jahre wurde es von in 280 Filialen rund zweitausendmal täglich konsultiert und war zu der Zeit eines der meistbenutzten wissensbasierten Systeme der Welt. In der Folge wurden weitere kleinere wissensbasierte Applikationen entwickelt.[9]

Fortführung der Geschäfte als Citibank Privatkunden AG[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1991 benannte die Citibank ihr Deutschlandgeschäft und somit die KKB im Jahre 1991 in Citibank Privatkunden AG (Citibank Privatkunden) um.[10] Im Dezember desselben Jahres eröffnete die nun unter Citibank firmierende Bank ihre erste Filiale im ehemaligen Ost-Berlin. 1993 wurde das Unternehmen neu strukturiert, um der EU-Richtlinie 93/6/EWG über die angemessene Eigenkapitalausstattung von Wertpapierfirmen und Kreditinstituten Rechnung zu tragen.[11][12] Im Zuge der Restrukturierung wurde das Datenzentrum der Bank in Meerbusch zum Knotenpunkt für alle Transaktionen in ganz Europa.[13][14]

Ab 1995 kooperierte die Citibank Privatkunden AG mit der Deutschen Bahn. So sollten künftige BahnCards unter anderem mit einer Kreditkartenfunktion ausgestellt werden. Nachdem Citibank Privatkunden den Datenschutz der Kundendaten nicht hundertprozentig sicherstellen konnte, beendete die Deutschen Bahn im März 1999 die Kooperation nach aufkommender öffentlicher Kritik.[15] Im selben Jahr wurde das Kundencenter in Duisburg eröffnet. In der Folge wurden Backoffice-Tätigkeiten aus anderen Filialen hierher konzentriert.[16][17]

Ab den frühen 2000er Jahren spezialisierte sich die Citibank Privatkunden auf das Geschäft von risikoreicheren Krediten zu hohen Zinsen, aber auch höherer Ausfallchance. 2003 erfolgte die Umfirmierung in Citibank Privatkunden AG & Co. KGaA.[18] Es folgte die Einführung der Citibank Finanzplanung und der gleichzeitige Start der Baufinanzierungs-Kooperation mit PlanetHome.[19]

Hauptverwaltung Targobank Düsseldorf

Übernahme durch Crédit Mutuel und Begründung der Geschäftstätigkeiten als Targobank[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der Finanzkrise 2008 stand die Citibank Privatkunden bei Citigroup zur Disposition.[20][21] Nach einem Verkaufsprozess sowie der Ankündigung der Transaktion Mitte 2008 wurde das Privatkundengeschäft der Citibank Privatkunden am 5. Dezember 2008 Teil der französischen Genossenschaftsbank Crédit Mutuel Bankengruppe.[22] Der Preis betrug 4,9 Milliarden Euro zuzüglich der im Geschäftsjahr 2008 bis zum Zeitpunkt der Übernahme erzielten Gewinne. Die Produkt- und Dienstleistungen der Bank waren weiterhin auf das Privatkundengeschäft ausgerichtet. Das Leistungsangebot gliederte sich in fünf Geschäftsfelder: Konten und Karten, Sparen und Geldanlagen, Schutz und Vorsorge, Vermögen sowie Kredit und Finanzierung.[10][23]

Die Marken „Citi“, „Citibank“ und „Citibank mit Arc Design“ wurden zunächst von der Crédit Mutuel unter Lizenz der Citigroup Inc. weitergeführt. Die Citibank selbst blieb mit ihrem Großkundengeschäft als Citigroup Global Market Deutschland AG weiterhin in Frankfurt am Main ansässig. Der mit dem Verkauf verbundene Namenswechsel wurde am 28. Januar 2010 ins Handelsregister eingetragen.[22] In Deutschland trat die Crédit Mutuel-Tochter somit ab dem 22. Februar 2010 nur noch als Targobank am Markt auf. Bei Targo handelt es sich um ein reines Kunstwort, das vom Werbetexter Manfred Gotta entwickelt wurde, um weltweit die Akzeptanz des Unternehmens zu steigern.[24][25]

Von 2011 bis 2014 gab es eine Kooperation mit dem Fernsehsender ProSieben. Die entsprechende Karte war neben der Zahlungsfunktion mit Mehrwerten ausgestattet: Sie bot neben Gewinnspielen und Rabatten bei verschiedenen Partnern auch die Möglichkeit, bereits vor dem offiziellen Verkaufsstart Karten für ProSieben-Veranstaltungen zu erwerben.[26] Im August 2012 stellte die Targobank eine Option zum mobilen Bezahlen vor, bei der ein bankseitig ausgegebener NFC-Chip auf der Rückseite eines Mobiltelefons angebracht wurde. Das Angebot wurde in Zusammenarbeit mit MasterCard und der E-Plus-Marke Base bereitgestellt.[27]

Dienstleistungszentrum der Targobank in Duisburg

Umwandlung zur Universalbank[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unterstützt durch die französische Muttergesellschaft hatte das Düsseldorfer Institut im Dezember 2013 angekündigt, das Privatkundengeschäft der Valovis Bank (der ehemaligen Karstadt-Quelle-Bank) übernehmen zu wollen.[28] Seit dem 30. Mai 2014 gehört es, insbesondere das Kreditkartengeschäft mit rund 800.000 Kunden, zur Targobank.[29] Die Systemintegration erfolgte bis Mitte 2016.[30] Die akquirierten Geschäfte führten dazu, dass die Targobank zum drittgrößten Anbieter im Kreditkartengeschäft aufstieg. Gleichzeitig startete die zweite Phase des Einstieges in den Markt der herstellerunabhängigen Kfz-Händlerfinanzierung, nachdem die Bank zwei Jahre zuvor in das Geschäft mit der Online-Kreditfinanzierung von Autos eingestiegen war.[31] 2015 gründete Targobank die firmeneigene Autobank.[32] Im August 2016 wurde das unter dem Namen GE Commercial Finance firmierende Leasing- und Factoringgeschäft der deutschen GE Capital, des Finanzarms des General-Electric-Konzerns, übernommen und firmierte fortan als Targo Commercial Finance AG mit Sitz in Mainz.[33][34] Zum 1. Januar 2018 verschmolz die Targo Commercial Finance AG auf die Targobank AG.[35] Im selben Jahr wurde nach erfolgreichem Abschluss der Pilotphase deutschlandweit mit einem neuen Produkt- und Serviceangebot für Geschäftskunden gestartet. Es richtete sich an Selbstständige und Freiberufler.[36]

Im Oktober 2022 wurde bekannt, dass die Firma BECM Deutschland der französischen Banque Européenne du Crédit Mutuel (BECM) mit ihren deutschen Zweigniederlassungen bzw. Firmenkundengeschäft in die deutsche Targobank-Gruppe integriert und dies unter dem neuen Firmennamen Targobank Corporate & Institutional Banking bzw. Targobank CIB fortgeführt wird. Diese Integration war Teil der Entwicklung der Targobank von einer fokussierten Privatkundenbank zu einer Universalbank.[37]

Geschäftstätigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Targobank ist Teil der Groupe Crédit Mutuel, eine genossenschaftliche Bankengruppe mit Sitz in Frankreich. Ursprünglich war die Targobank überwiegend als Privatkundenbank aufgestellt, insbesondere im Bereich der Konsumentenkredite. Mit dem Ausbau ihrer Angebote für Geschäfts- und Firmenkunden hat die Targobank den Weg zur Bank mit breiterem Angebot von Aktivitäten eingeschlagen.[37] Die Targobank hat rund 3,6 Millionen Privat-, Geschäfts- und Firmenkunden und erzielte 2022 bei einer Bilanzsumme von 35,2 Milliarden Euro ein Ergebnis in Höhe von 531 Millionen Euro vor Steuern (nach IFRS). Die Targobank beschäftigt 7.000 Mitarbeiter mit insgesamt durchschnittlich 2.873 Vertriebsmitarbeitern und ist einer der größeren Bankenarbeitgeber am Finanzplatz Düsseldorf. Vorstandsvorsitzende der Bank ist Isabelle Chevelard. Dem Aufsichtsrat steht René Dangel vor.[2]

Die Bank führt drei Geschäftssegmente: Privatkunden, Geschäftskunden und Firmenkunden. Das erste Segment umfasst das Kreditgeschäft, das Einlagengeschäft, den Zahlungsverkehr, das Wertpapiergeschäft sowie die Versicherungsvermittlung und gliedert sich in die folgenden fünf Sparten: Konto & Karten, Kredit & Finanzierung, Vermögensberatung, Sparen & Geldanlagen sowie Schutz & Vorsorge. Im Bankgeschäft des zweiten Segments vertreibt die Bank Kredite, Zahlungsverkehrskonten, Kreditkarten und Tagesgeldkonten für geschäftliche Zwecke an Klein- und Kleinst-Unternehmen (einschließlich Selbständige).[38] Zum Leistungsspektrum im dritten Segment gehören – mithilfe des Bereichs Targobank Corporate & Institutional Banking – Unternehmens- und Sonderfinanzierungen für den gehobenen Mittelstand sowie Finanzierungen von Gewerbeimmobilien ebenso wie Zahlungsverkehr und Anlageprodukte. Darüber hinaus bietet die Targobank Unternehmen Finanzierungslösungen in den Bereichen Factoring (englisch Receivable Finance), Leasing (englisch Equipment Finance) und Investitionsfinanzierung an. Ergänzt wird das Angebot für Firmenkunden durch Absatz- und Wareneinkaufsfinanzierung für den Einzelhandel (englisch Sales Finance) sowie, mithilfe der Targobank Autobank, durch Kfz-Einkaufs- und Absatzfinanzierungen für Autohändler.

[2][34][38]

Sponsoring[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1. Juli 2007 war die deutsche Citibank Sponsor des Fußballklubs Werder Bremen. Fünf Jahre lang war sie Haupt- und Trikotsponsor, in diese Zeit fiel auch der Umbruch bei der Citibank, was dazu führte, dass die Spieler übergangsweise statt des Firmennamens den Werbeslogan „So geht Bank heute“ auf der Brust trugen, ehe man zu Saisonbeginn 2010/2011 zum Logo der Targobank überging.[39]

Ab der Saison 2012/13 trat das Unternehmen als neuer offizieller Partner des DFB-Pokals auf, zeitgleich gab es das Trikotsponsoring bei Werder Bremen ab, die weitere Zusammenarbeit wurde 2015 beendet.[40] Die Bank erhielt ein Rechtepaket für alle 63 Spiele des Wettbewerbs, so zum Beispiel eine breite TV-Präsenz durch Bandenwerbung. Der Vertrag wurde in der Folge zweimal verlängert, wodurch die Targobank bis 2026 offizieller Partner im DFB-Pokal bleibt.[41][42]

Seit der Saison 2023/2024 ist die Targobank Trikotsponsor des Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf und einer der Hauptsponsoren des Projektes „Fortuna für alle“. Die Targobank ermöglicht unter anderem in dem Projekt, dass in der neuen Saison bei allen Heimspielen der Fortuna freier Eintritt gewährt wird.[43]

Gesellschaftliches Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Targobank setzt sich vor allem über die eigene Targobank Stiftung und die Stiftung des Mutterkonzerns, der Fondation Crédit Mutuel Alliance Fédérale, für soziale Belange ein.[44] Daneben organisiert die Bank den jährlichen TargobankRun in Duisburg.[45]

Die Targobank Stiftung soll sich für die Chancengleichheit und die Selbstbestimmung innerhalb der Gesellschaft einsetzen. Ziel sei unter anderem, Menschen in Deutschland ökonomische Zusammenhänge und finanzielle Grundlagen für ein selbstbestimmtes Leben zu vermitteln.[46] Seit 2003 unterstützt die Stiftung unter anderem das Projekt „Fit für die Wirtschaft“, ein modulares Unterrichtskonzept für Schülerinnen und Schüler der 8. bis 10. Klassen zur Vermittlung von Finanzthemen.[47]

Seit März 2021 gibt es die Crédit Mutuel Alliance Fédérale Stiftung. Sie soll sich vor allem für den Klimaschutz und Projekte zur Förderung sozialer und kultureller Inklusion einsetzen. Dabei vereint und unterstützt sie das gesellschaftliche Engagement ihrer Tochtergesellschaften und ihrer Mitarbeiter.[48]

Kritik und Kontroverse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Rezeption der Citibank Deutschland, die 2006 von der Universität St. Gallen, dem Handelsblatt und Steria Mummert Consulting zur „kundenorientiertesten Bank Deutschlands“ gekürt wurde, war im Laufe der Jahre auch von Kontroversen begleitet (z. B. vom Verbraucherschutz oder vom Öffentlich-rechtlicher Rundfunk[49][50][51]), insbesondere in Bezug auf ihre Kreditvergabepraxis. Um dem entgegenzuwirken, startete die Bank im Jahre 2004 die Kampagne „Unsere gemeinsamen Verantwortlichkeiten“.[52]

Im Zuge des Lehman-Brothers-Zusammenbruchs 2008 geriet die Citibank in Deutschland in Kritik, da sie laut Medienberichten damals Lehman-Zertifikate als sichere Festgeld-Alternativen, vor allem an Rentner, verkauft haben soll.[53] Etwa 50.000 Menschen, ca. 46 % davon Citibank-Kunden, erlebten in Deutschland erhebliche Verluste durch die Insolvenz von Lehman Brothers bis hin zum Totalverlust ihrer Anlage.[53] Der Bank wurde laut Medienberichten vorgeworfen, als einer der Hauptvertriebspartner von Lehman Brothers in Deutschland früh von den Problemen von Lehman Brothers gewusst zu haben und dennoch Zertifikate aktiv und im größeren Maßstab beworben zu haben, um die Investmentbank mit Kapital zu versorgen.[54]

Nach Verhandlungen mit der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen einigte sich die Citibank 2009 auf eine Kulanzregelung über 27 Millionen Euro, die eine mehrstufige Rückzahlung zwischen 30 und 80 % für besonders schwer betroffene Fälle vorsah, aber auch umfangreiche Ausschlusskriterien enthielt. Die Regelung, deren Details von der Verbraucherzentrale NRW publiziert wurden,[55] erfuhr gemischte Reaktionen; sie wurde von den Medien anfänglich positiv aufgenommen,[56] aber von der „Interessengemeinschaft der Lehman-Geschädigten“ als unzureichend kritisiert, da dadurch nur rund fünf Prozent des geschätzten Gesamtschadens von 475 Millionen Euro gedeckt seien. Die Bank räumte ein, dass die Entschädigung für etwa zwei Drittel der Betroffenen nicht ausreichen würde.[57][58]

Im Herbst 2009 stellte die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen fest, dass mehrere Banken, darunter die Citibank mit einem Dispo-Zinssatz von 16,99 % für ihr Extra-Konto, gesunkene Refinanzierungskosten nicht an ihre Kunden weitergaben.[59] 2010 mahnte sie drei Banken ab, zwei davon, die Targobank und die Sparda-Bank Münster, wurden gerichtlich belangt.[60] 2011 bestätigte das Landgericht Düsseldorf die Unzulässigkeit der Zinsklausel der Targobank, ein Berufungsversuch scheiterte.[61]

Wucher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2010 und 2018 äußerten Verbraucherschützer Kritik an der Geschäftspraxis der Targobank, insbesondere in Bezug auf die Vergabe von Krediten mit sehr hohen Gesamtkosten, dass die Kreditnehmer langfristig Schulden halten sollen. Es würden systematisch Verbraucherkredite vergeben, „deren Gesamtkosten im Bereich des Wuchers liegen“. Die Kritik wiederholte Bedenken, die bereits 1991 beim Namenswechsel von KKB zu Citibank geäußert wurden.[62]

Zwischen Februar 2020 und November 2021 zeichnete das „Bündnis gegen Wucher“, zu dem unter anderem das Institut für Finanzdienstleistungen, Udo Reifner sowie die Verbraucherzentralen Hamburg und Sachsen gehören,[63] die Targobank achtmal mit dem „Wucher des Monats“ aus, insbesondere wegen ihrer Ratenkredite mit Restschuldversicherung, Kettenkredite und Umschuldungen.[64]

Vereinzelt kommt es auch zu Gerichtsverfahren hinsichtlich der Kreditkonditionen der Bank. So gilt laut der Stiftung Warentest ein von der Verbraucherzentrale Sachsen in den 2020ern gegen die Targobank vor dem Landgericht Görlitz eingeleitetes Verfahren zu den spektakulären Fällen in der Sache.[65] In dem Verfahren ging es um die Veranschlagung zu hoher Zinsen bei einem Kredit (Zinswucher) – 13,04 % Sollzins bei einem üblichen damaligen Marktzins von ca. 6,52 %. Die Targobank beendete das Verfahren einseitig durch Anerkenntnis.[66]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerhard Schick: Die Bank gewinnt immer – Wie der Finanzmarkt die Gesellschaft vergiftet. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2020, ISBN 978-3-593-51275-4, Kredite – wer wenig hat, dem wird genommen, S. 105–111 (256 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  • Michael Opoczynski: Aussortiert und abkassiert: Altwerden in Deutschland. Alt sein in einer kalten, profitgierigen Gesellschaft. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2016, ISBN 978-3-641-18377-6, »Ihr Baujahr ist ein Risiko!«, S. 137 f. (256 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  • Torsten Brandenburg: Praxis der Wirtschaftspsychologie II: Themen und Fallbeispiele für Studium und Anwendung. Hrsg.: Meinald T. Thielsch, Torsten Brandenburg, Patrick Mehlich. Monsenstein und Vannerdat, Münster 2012, ISBN 978-3-86991-438-1, 2 – Anforderungsanalyse für Schlüsselpositionen bei der Targobank, S. 45 ff. (285 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche ).
  • Karl-Peter Ellerbrock: Konsumentenkredit und „Soziale Marktwirtschaft“. In: Harald Wixforth (Hrsg.): Westfälische Forschungen: Das Finanz- und Bankwesen in Westfalen vom 18. bis 20. Jahrhundert. Band 67. Aschendorff Verlag, Münster 2017, ISBN 978-3-402-15400-7.
  • Simon Gonser: Der Kapitalismus entdeckt das Volk. In: Harald Wixforth (Hrsg.): Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Band 108. De Gruyter Verlag, 2014, doi:10.1524/9783110345254.
  • Walter Zimmermann: Kundenkreditbank, KGaA. In: Deutsche Banken in Einzeldarstellungen. Fritz Knapp Verlag, Frankfurt am Main 1963.

Rundfunkberichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Stammdaten des Kreditinstitutes bei der Deutschen Bundesbank
  2. a b c d Jahresbericht 2022, Targobank Webseite https://www.targobank.de/de/download/TARGOBANK_Jahresbericht_2022.pdf
  3. Simon Gonser: Der Kapitalismus entdeckt das Volk. In: Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Band 108. De Gruyter Verlag, 2014, S. 22–24, doi:10.1524/9783110345254.
  4. Karl-Peter Ellerbrock: Konsumentenkredit und „Soziale Marktwirtschaft“. In: Harald Wixforth (Hrsg.): Westfälische Forschungen: Das Finanz- und Bankwesen in Westfalen vom 18. bis 20. Jahrhundert. Band 67. Aschendorff Verlag, Münster 2017, ISBN 978-3-402-15400-7, S. 114.
  5. a b Walter Kaminsky. In: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen. Band 27. Fritz Knapp Verlag, Frankfurt am Main 1974, S. 68.
  6. Simon Gonser: Der Kapitalismus entdeckt das Volk. In: Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Band 108. De Gruyter Verlag, 2014, S. 195, doi:10.1524/9783110345254.
  7. Walter Zimmermann: Kundenkreditbank, KGaA. In: Deutsche Banken in Einzeldarstellungen. Fritz Knapp Verlag, Frankfurt am Main 1963.
  8. a b Sarah Speicher-Utsch: Das größte Übel der Citibank heißt Risikovorsorge. Der einstige Stern am deutschen Retailmarkt spürt den harten Wettbewerb. Hrsg.: Börsen-Zeitung. Nr. 133, 12. Juli 2008, S. 3.
  9. Computerwoche (Hrsg.): Banken und Versicherungen kommen ohne KI nicht mehr aus Rueckversicherungen waren die technologischen Vorreiter. Nr. 4, 22. Januar 1993, S. 32.
  10. a b Übernahme: Deutsche Citibank ist nun französisch. In: Der Tagesspiegel. 5. Dezember 2008, abgerufen am 7. September 2023.
  11. Frankfurter Allgemeine Zeitung (Hrsg.): Citicorp Deutschland wird Holding. Nr. 268, 18. November 1993, S. 21.
  12. Stuttgarter Zeitung (Hrsg.): Citibank gliedert Beteiligungen ein. 18. November 1993, S. 0.
  13. Handelsblatt (Hrsg.): Citibank Privatkunden / Die ehemalige KKB ist ein High-Tech-Institut geworden. 22. Dezember 1993, S. 10.
  14. Christiane Pütter: Erster Europa-Standort: Wipro übernimmt Rechenzentrum von Citibank. In: CIO. 6. August 2010, abgerufen am 7. September 2023.
  15. Alexander Dix: Fallstudie: Nordamerika und die Europäische Richtlinie. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Februar 1999; abgerufen am 6. Februar 2019.
  16. Süddeutsche Zeitung (Hrsg.): Logistik, Call Center und Schulden statt Kohle, Stahl und Geld. 11. Januar 1999, S. 16.
  17. Citibank spart ein. In: nd. 30. Juli 2002, abgerufen am 7. September 2023.
  18. Nicole Walter: Institute spezialisieren sich auf Kunden mit schlechter Bonität. In: Handelsblatt. 19. Mai 2003, abgerufen am 6. Februar 2019.
  19. Die Welt (Hrsg.): Haus-Finanzierung ohne Eigenkapital Ausländische Hypothekenbanken wollen Risikoabneigung deutscher Konkurrenten nutzen, um Marktnischen zu besetzen. Nr. 92, 21. April 2005, S. 30.
  20. Bankenkrise: Citigroup prüft Verkauf des Deutschland-Geschäfts. In: Die Welt. 11. April 2008, abgerufen am 7. September 2023.
  21. Michael Braun: Übernahme: Die Citibank wird eine Französin. In: Kölnische Rundschau. 11. Juli 2008, abgerufen am 7. September 2023.
  22. a b Santander Consumer Bank AG / Targobank AG & Co. KGaA / Team-Bank AG / Credit-Plus Bank AG. In: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen. Band 13. Fritz Knapp Verlag, 1. Juli 2010.
  23. Citi to Sell German Retail Banking Operation to Credit Mutuel. In: Citigroup. 11. Juli 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Juli 2008; abgerufen am 7. Februar 2019 (englisch).
  24. Geldinstitut Citibank heißt jetzt Targobank. In: Die Welt. 19. Februar 2010, abgerufen am 7. Februar 2019.
  25. Neuer Kunstname: Citibank heißt künftig Targobank. In: Der Spiegel. 21. September 2009, abgerufen am 7. September 2023.
  26. Deal abgelaufen: Couponing-Plattform ProSiebenProducts.de stellt ihr Angebot ein. In: Werben & Verkaufen. 3. Januar 2012, abgerufen am 7. September 2023.
  27. Alexander Zollondz: Mobiles Bezahlen: NFC-Chip von Targobank und Base. In: Netzwelt. 1. August 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. April 2013; abgerufen am 7. September 2023.
  28. Martin Dowideit: Targobank fleddert ehemalige Karstadt-Bank. Hrsg.: Handelsblatt. 2. Dezember 2013.
  29. Börsen-Zeitung (Hrsg.): Targobank schließt Valovis-Teilkauf ab. Nr. 104, 3. Juni 2014, S. 5.
  30. TARGOBANK vollzieht Übernahme des Retailgeschäfts der Valovis Bank. In: Valovis Bank. 2. Juni 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Juni 2014; abgerufen am 7. September 2023 (Pressemitteilung).
  31. Frankfurter Allgemeine Zeitung (Hrsg.): Filiale und online passen zusammen. Nr. 204, 3. September 2014, S. 18.
  32. Targobank Autobank: „Ziele übertroffen“. In: Autohaus. Abgerufen am 7. September 2023.
  33. Crédit Mutuel firmiert Factoring- und Leasinggeschäft von GE Capital Deutschland in TARGO COMMERCIAL FINANCE um. In: Finanzen.net. 10. August 2016, abgerufen am 7. September 2023.
  34. a b Markus Dentz: Targo Commercial Finance wächst wieder. In: Finance Magazin. 21. August 2017, abgerufen am 7. September 2023.
  35. Börsen-Zeitung (Hrsg.): Targo Commercial Finance AG. Nr. 146, 2. August 2018, S. 2.
  36. Börsen-Zeitung (Hrsg.): Targobank wirbt um Freiberufler. Nr. 35, 20. Februar 2018, S. 4.
  37. a b Annette Becker: Retail Banking – Targobank stellt sich breiter auf. Hrsg.: Börsen-Zeitung. 7. Oktober 2022, S. 4.
  38. a b Targobank erweitert Angebot für Geschäftskunden. In: Münchner Merkur. 12. März 2019, abgerufen am 7. September 2023.
  39. Helge Hommers: buten un binnen: Erinnern Sie sich an alle 15 Werder-Trikotsponsoren? In: Sportschau. 11. Februar 2023, abgerufen am 7. September 2023.
  40. Targobank steigt aus: Werder Bremen fehlen wieder 1,5 Millionen. In: Bild. 27. April 2015, abgerufen am 7. September 2023.
  41. DFB-Pokal-Partner Targobank. In: DFB. 17. März 2014, abgerufen am 7. September 2023.
  42. DFB verlängert mit Sponsor Targobank. In: ran. 5. Mai 2022, abgerufen am 7. September 2023.
  43. Für fünf Jahre: Fortuna gewinnt Targobank als Trikotsponsor. In: Süddeutsche Zeitung. 10. Mai 2023, abgerufen am 21. September 2023.
  44. Nachhaltigkeit | Targobank. Abgerufen am 7. September 2023.
  45. Duisburger Targobank Run feiert am 11. August sein Comeback. In: Rundschau Duisburg. 2. Mai 2022, abgerufen am 7. September 2023.
  46. Rheinische Post (Hrsg.): Targobank Stiftung. Nr. 136, 14. Juni 2012.
  47. Neue Presse (Hrsg.): Praxis auf dem Stundenplan. 17. Juli 2019, S. 22.
  48. Crédit Mutuel donne 12,5 millions d'euros à la Croix-Rouge et aux Banques alimentaires. In: Le Bien Public. 5. September 2023, abgerufen am 7. September 2023 (französisch).
  49. Achtung, Geldfallen! Die Tricks der Finanzabzocker. In: ZDF. 20. Januar 2021, abgerufen am 7. September 2023.
  50. Banken zocken weiter Kreditkunden ab | Panorama | NDR. In: ARD. 18. Februar 2019, abgerufen am 7. September 2023.
  51. Servicezeit. In: ARD. 14. September 2022, abgerufen am 7. September 2023.
  52. Heiko Spitzeck: Moralische Organisationsentwicklung: was lernen Unternehmen durch die Kritik von Nichtregierungsorganisationen?, Diss. Universität St. Gallen. Haupt Verlag, Bern Stuttgart Wien 2008, ISBN 978-3-258-07410-8, S. 153 ff.
  53. a b Pleite-Opfer: Lehman-Papiere an Ältere und Familien verkauft. In: Die Welt. 4. August 2009, abgerufen am 7. September 2023.
  54. Anne Seith: Zertifikate-Skandal: Lehman-Opfer rüsten sich für das Alptraum-Jubiläum. In: Der Spiegel. 14. September 2009, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 7. September 2023]).
  55. Punktesystem für die Ermittlung der Höhe der Rückzahlung. In: Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. 28. Mai 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. September 2009; abgerufen am 7. September 2023.
  56. Millionen-Rückzahlung: Citibank Deutschland entschädigt Lehman-Opfer. In: Der Spiegel. 28. Mai 2009, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 7. September 2023]).
  57. Lehman-Geschädigte lehnen Citibank-Angebot ab. In: Focus. 19. Oktober 2013, abgerufen am 7. September 2023.
  58. Sebastian Amaral Anders: Citibank entschädigt Opfer. In: Frankfurter Rundschau. 27. Januar 2019, abgerufen am 7. September 2023.
  59. Stichprobe bei 15 Geldinstituten zum Dispo-Kredit. In: Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. 4. November 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Januar 2014; abgerufen am 7. September 2023 (Pressemitteilung).
  60. Rund ums Girokonto. Dispozinsen: Verbraucherzentrale NRW verklagt Banken. In: Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. 19. August 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Januar 2014; abgerufen am 7. September 2023.
  61. Dispozinsen: Zinsklausel der Targobank unzulässig. In: Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. 15. Juni 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Juni 2012; abgerufen am 7. September 2023.
  62. Überhöhte Kreditzinsen – Weg mit den Wucherkrediten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 11. Januar 2018, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 7. September 2023]).
  63. Wer ist dabei? In: Verbraucherzentrale Sachsen. 10. Januar 2019, abgerufen am 7. September 2023.
  64. Wucher des Monats. In: Verbraucherzentrale Sachsen. 14. Dezember 2021, abgerufen am 7. September 2023.
  65. Kreditwucher: Opfer können sich fast immer wehren. In: Stiftung Warentest. 11. Juli 2023, abgerufen am 7. September 2023.
  66. Erfolg für Bündnis gegen Wucher / TARGOBANK erkennt Forderung der Verbraucherzentrale Sachsen über 5.500 Euro an. In: Deutsches Verbände Forum. 19. April 2022, abgerufen am 7. September 2023.

Koordinaten: 51° 13′ 27,3″ N, 6° 46′ 33,5″ O