Telefonist

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Telefonistin bei ihrer Arbeit (1930)

Ein Telefonist (oder Telefonoperator) war ein Mitarbeiter im Fernsprechverkehr, dessen Aufgabe es ist, Telefongespräche anzunehmen und an die gewünschten Teilnehmer zu vermitteln.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In früheren Telefonzentralen musste die Verbindung eines Anrufers mit dem gewünschten Gesprächspartner manuell hergestellt ("vermittelt") werden. Im öffentlichen Telefonnetz der Postverwaltung geschah dies in eigenen Ämtern meist durch weibliche Telefonistinnen, die daher auch „Fräulein vom Amt“ genannt wurden. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde die Handvermittlung fast überall durch die Direktwahl der Telefonnummer im Selbstwählverkehr ersetzt.

Bei größeren Unternehmen und Behörden werden Telefonisten für die richtige Zuordnung der Anrufe eingesetzt. Damit beschränkt sich die Aufgabe der Telefonisten inzwischen auf das Vermitteln von Anrufern, die die Durchwahl nicht kennen. Telefonanlagen unterstützen die Anzeige der freien und besetzten Nebenstellen durch Kontrolllampen oder am PC; vermehrt übernehmen Sprachdialogsysteme die Aufgabe der Telefonisten, Telefonanlagen werden seit den 2010er Jahren durch virtuelle Telefonanlagen und IP-Telefonie ersetzt.

In Notrufzentralen und anderen Leitstellen werden die Telefonisten auch als Disponenten bezeichnet. Eine auch noch manchmal durchgeführte Aufgabe von Operatoren ist die Annahme von Nachrichten eines Anrufers und deren Übermittlung in Textform, beispielsweise in ein Funkrufnetz wie Cityruf. Ebenfalls wurden Telefonisten, bis zur Einstellung des Telegrammdienstes, zur Aufnahme von Telegrammen eingesetzt.

Das „Fräulein vom Amt“ in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1889 wurden in Deutschland verstärkt Frauen im Telefondienst eingesetzt.[1] Wie die Erfahrungen in den USA ab 1878 zeigten, waren Frauen im Allgemeinen höflicher zu den Kunden und konnten deutlich schlechter bezahlt werden.[2] Die Aufgabe der Telefonistinnen war die Vermittlung eines Teilnehmers zu einem anderen Teilnehmer. Jeder Teilnehmer besaß eine eigene Anschlussbuchse auf dem Klappenschrank. Der Standardsatz lautete „Jetzt kommt ein Gespräch für Sie“, und die Verbindung zum Gesprächspartner wurde hergestellt.

Für diesen Beruf waren eine gute Schulbildung, beste Umgangsformen und, wenn möglich, Fremdsprachenkenntnisse erforderlich. Für die Aufnahme wurden lediglich einige Einstellungstests durchgeführt. Die Damen mussten jung, ledig und aus gutem Hause sein. Die Ausbildung bzw. die Anlernzeit finanzierte die Post. Das Gehalt war ähnlich wie beispielsweise das der Sekretärin. Es reichte aus, um eine unverheiratete Frau zu versorgen.

Um die Jahrhundertwende erfreute sich dieser Beruf großer Beliebtheit. Knapp 4000 „Fräulein vom Amt“ gab es 1897. Zehn Jahre später waren es schon 16.000. 1912 wurde der Verband der Deutschen Reichs-Post- und Telegrafenbeamtinnen gegründet, der bis 1933 Bestand hatte.

Mit der Entwicklung der elektromechanischen Vermittlungstechnik, bei der elektromechanische Wähler wie der Hebdrehwähler die Verbindungen aufbauten, wurden die „Fräuleins“ nach und nach durch Maschinen ersetzt: 1908 wurde in Hildesheim das erste automatische Ortsamt in Deutschland in Betrieb genommen. Doch erst 1966 waren alle Ortsnetze auf dem Gebiet der Bundesrepublik, 1987 in der DDR, automatisiert. Auch die Gespräche in den ersten Mobilfunknetzen wie dem A-Netz waren auf Handvermittlung aufgebaut. Bis heute wird als „Telefonauskunft“ eine kommerzielle Vermittlung von Gesprächen angeboten.

Telefonistinnen in der Schweiz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ähnliche Berufe oder Tätigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Überschneidungen mit heutigen Berufsbildern gibt es bei Callcenteragenten (Telefonagenten) und in den Ausbildungsberufen Servicefachkraft für Dialogmarketing und Kaufmann für Dialogmarketing.[3]

Mitarbeiter von Servicediensten wie der Telefonseelsorge oder dem Heimwegtelefon verrichten Telefondienst mit unterschiedlicher Ausbildung.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Yvonne Bühlmann, Kathrin Zatti: Frauen im schweizerischen Telegrafen- und Telefonwesen, 1870–1914. Chronos-Verlag, Zürich 1992, ISBN 3-905278-96-0.
  • Helmut Gold (Hrsg.), Annette Koch (Hrsg.), Rolf Barnekow (Beiträge): Fräulein vom Amt. Anläßlich der Ausstellung „Fräulein vom Amt“ im Deutschen Postmuseum, Frankfurt am Main (4. Mai 1993 bis 15. August 1993). Prestel-Verlag, München 1993, ISBN 3-7913-1270-7.
  • Handwörterbuch des elektrischen Fernmeldewesens; 2. Auflage
    • Band 1: S. 457 (Fernplatz); S. 460 (Fernplatzarten, Fernplatzherbeiruf); S. 555 (Ferntisch); S. 556–557 (Fernverbindung im handvermittelten Ferndienst)
    • Band 3: S. 1812 (Vermittlungskraft)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Telefonist – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Telefonist – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Telegraphentechnisches Reichsamt: Das deutsche Telegraphen-, Fernsprech- und Funkwesen 1899–1924. Hier heißt es: „Im Fernsprechdienst waren seit 1889 weibliche Kräfte (Telegraphengehilfinnen) […] beschäftigt.“
  2. Marianne Erath: Hallo, ist da das Fräulein vom Amt? In: Emma. 2009, abgerufen am 1. Juni 2021.
  3. Ausbildung als Telefonist - Ausbildungskompass. Abgerufen am 3. März 2024.