Tell (Archäologie)

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In der Archäologie bezeichnet das arabische Wort Tell (beziehungsweise Tel, arabisch تل, DMG Tall ‚Hügel‘, gemeint: Siedlungshügel) eine Erhebung, die durch wiederholte Besiedlung entstand, wie die Zitadelle von Aleppo in Syrien oder die Zitadelle von Erbil in der autonomen Region Kurdistan.

Zitadelle von Aleppo

Bezeichnung und Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf Hebräisch nennt man Tells tel (תל), auf Türkisch Höyük oder Hüyük, auf Persisch Tepe oder Tappa, auf Griechisch Magoula (im nordgriechischen Makedonien auch Toumba genannt), Rumänisch Magura und auf Bulgarisch Mogila (eigentlich Grabhügel). Kom ist die Bezeichnung in Ägypten und im Nordsudan. Der auch in Südosteuropa Tellsiedlung genannte vorgeschichtliche Wohnhügel wird in Dänemark Byhøj (wörtlich Stadthügel) genannt.

Tells entstehen in Gebieten, in denen Lehmziegel oder Stampflehm (Pisé) das bevorzugte Baumaterial darstellen, die Niederschläge gering sind und Siedlungen über einen längeren Zeitraum immer wieder an einem Ort errichtet werden. Sie finden sich im gesamten Vorderen Orient, auch in Europa, in Griechenland, Bulgarien, Rumänien (neolithische Siedlung von Pietrele, mit dem Tell Măgura Gorgana) und in Teilen Ungarns (wie in Jászberény[1]) und Serbiens, erreichen hier aber nicht die Höhe wie etwa im Irak. Einer der größten bekannten Tells befindet sich in der Stadt Erbil (Arbela) in Kurdistan (Zitadelle von Erbil) und Tell Zeidan (bei Aleppo).

In Europa bildeten sich Tells vor allem während des Neolithikums und Äneolithikums. In der ungarischen Tiefebene entstanden Tells nur zwischen 5500 und 4500 v. Chr., für die folgende äneolithische Tiszapolgár-Kultur waren verstreute Flachsiedlungen typisch.

Im Unterschied zum Tell, der durch abgelagerten Siedlungsschutt im Lauf der Zeit zu einem künstlichen Hügel angewachsen ist, bezeichnet das arabische Wort qalʿa, entsprechend türkisch kale, eine auf einem natürlichen Hügel errichtete Siedlung.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tell[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgenden Orte und Ausgrabungsplätze werden mit Tell beziehungsweise Tepe bezeichnet:
(alphab. nach Hauptnamen)

Tepe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgenden Orte und Ausgrabungsplätze werden mit Tepe bezeichnet:
(alphab. nach Hauptnamen)

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tell im Sinne von Berg bezeichnet auch allgemein Erhebungen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Link: Das Ende der neolithischen Tellsiedlungen, ein kulturgeschichtliches Phänomen des 5. Jahrtausends v. Chr. im Karpatenbecken. Habelt, Bonn 2006, ISBN 3-7749-3416-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tell – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Edit Bathó Horti u. a.: Das Leben im Land der Jászen. Anleitung zur ständigen Ausstellung des Jász-Museums; anlässlich des 125. Jahrestages der Gründung des Jász-Museums. Stiftung für das Jász-Museum, Jászberény 1999, ISBN 963-03-6864-1.
  2. M. Negro Ponzi: Sasanian Glassware from Tell Mahuz (North Mesopotamia). In: Mesopotamia. Band 3–4, 1968–1969, S. 293–384.
  3. C. Goff Meade: Excavations at Bābā Jān, 1967. In: Iran. Band 7, 1969, S. 115–130; und derselbe: Excavations at Bābā Jān, 1968. In: Iran. Band 8, 1970, S. 141–156 mit Tafel I–IV.
  4. Erika Bleibtreu: Iran von prähistorischer Zeit bis zu den Medern. Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran. Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, ISBN 3-85497-018-8, S. 40–53, hier: S. 50.
  5. Erika Bleibtreu: Iran von prähistorischer Zeit bis zu den Medern. Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran. Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, ISBN 3-85497-018-8, S. 40–53, hier: S. 48.
  6. Erika Bleibtreu: Iran von prähistorischer Zeit bis zu den Medern. Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte. 2001, S. 48.
  7. Wolfram Nagel: Giyān, Tepe. In: Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie. 1957–1971. Band 3, 405–407.
  8. Erika Bleibtreu: Iran von prähistorischer Zeit bis zu den Medern. Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran. Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, ISBN 3-85497-018-8, S. 40–53, hier: S. 42 und 44.
  9. GIYAN TEPE (GIĀN TAPPA), or Žiān Tappa. In: EI.
  10. Erika Bleibtreu: Iran von prähistorischer Zeit bis zu den Medern. Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran. Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, ISBN 3-85497-018-8, S. 40–53, hier: S. 42 und 44.
  11. Erika Bleibtreu: Iran von prähistorischer Zeit bis zu den Medern. Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte. 2001, S. 50.
  12. Erika Bleibtreu: Iran von prähistorischer Zeit bis zu den Medern. Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte. 2001, S. 48.
  13. Erika Bleibtreu: Iran von prähistorischer Zeit bis zu den Medern. Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte. 2001, S. 44.
  14. Ezzatollah Negahban: The Seals of Marlik Tepe. In: Journal of Near Eastern Studies. Band 36, Nr. 2, 1977, S. 81–101.
  15. Erika Bleibtreu: Iran von prähistorischer Zeit bis zu den Medern. Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte. 2001, S. 48.
  16. Erika Bleibtreu: Iran von prähistorischer Zeit bis zu den Medern. Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte. 2001, S. 50.
  17. T. J. Arne: Excavations at Shah Tepe, Iran. Stockholm 1945.
  18. Johann Wolfgang Amschler: Tierreste der Ausgrabungen von dem Grossen Königshügel, Shah Tepé, in Nord-Iran (= Reports from the scientific expedition to the north-western provinces of China under the leadership of Dr. Sven Hedin. The Sino-Swedish Expedition Publication. 9 = 7,4). Stockholm 1939.
  19. Erika Bleibtreu: Iran von prähistorischer Zeit bis zu den Medern. Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte. 2001, S. 49.
  20. EI.
  21. Erika Bleibtreu: Iran von prähistorischer Zeit bis zu den Medern. Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte. 2001, S. 45.
  22. Erika Bleibtreu: Iran von prähistorischer Zeit bis zu den Medern. Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte. 2001, S. 50.