Terroranschlag am Flughafen Moskau-Domodedowo

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Der Flughafen Moskau-Domodedowo

Der Terroranschlag am Flughafen Moskau-Domodedowo ereignete sich am 24. Januar 2011 um 16:32 Uhr Moskauer Zeit. Bei dem Selbstmordanschlag wurden 36 Menschen getötet[1] und weitere 152 Personen verletzt, von denen 58 im Krankenhaus behandelt werden mussten.[2][3][4][5]

Mögliche Täter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wenige Stunden nach der Explosion wurde eine Fahndung nach drei Tatverdächtigen herausgegeben. Sicherheitskreise und Terrorismusexperten gingen davon aus, dass der Anschlag in einem Zusammenhang mit dem Konflikt im Nordkaukasus steht.[6][7] Der Sprengsatz wurde nach Polizeiangaben von zwei Personen an den Tatort gebracht. Beide Personen, ein Mann und eine Frau, wurden durch die Explosion getötet.[8] Nach Aussage von Wladimir Putin sind die Täter nicht mit Tschetschenien in Verbindung zu bringen.[9]

Am 29. Januar meldeten russische Behörden, man habe den Selbstmordattentäter identifiziert. Es habe sich um einen 20-Jährigen aus dem Nordkaukasus gehandelt. Nähere Angaben zur Person des Täters wurden nicht gemacht, um die weiteren Ermittlungen nicht zu gefährden. Die Drahtzieher und Mittäter würden noch gesucht.[10]

Am 5. Februar gab die Agentur Interfax bekannt, dass es sich bei den Verschwörern laut Behördenangaben um drei Männer aus dem Dorf Ali-Jurt in Inguschetien handeln soll. Diese sollen das Dorf wenige Tage vor dem Attentat verlassen haben und seien nach Moskau gereist. Es wurden Haftbefehle ausgestellt.[11] Wenige Tage später übernahm der tschetschenische Rebellenführer Doku Chamatowitsch Umarow die politische Verantwortung für den Anschlag.[12]

Am 9. Februar nahmen die russischen Sicherheitsbehörden Bruder und Schwester des mutmaßlichen Attentäters Magomed Jewlojew und eine weitere Person fest. Die Verdächtigen sollen bei der Vorbereitung des Anschlags geholfen haben.[13]

Opfer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Angaben der Botschaft der Slowakei in Moskau wurde die slowakische Schauspielerin Zuzana Fialová vom Slowakischen Nationaltheater verletzt.[14] Bei dem Anschlag kam auch die 29-jährige ukrainische Theater-Regisseurin und Dramatikerin Anna Jablonskaja ums Leben.[15] Eines der britischen Opfer war der 39-jährige Gordon Cousland, Analytiker und Vorstandsmitglied des amerikanischen Unternehmens CACI.[16] Gemäß Behördenmitteilung[17] befanden sich unter den Toten neben drei Staatsbürgern Kirgisistans, Tadschikistans und Usbekistans[18] und zwei britischen Staatsbürgern auch ein Deutscher[19] und zwei Österreicher.[20] Das deutsche Opfer war ein 34-jähriger Betriebswirt der Vaillant Group aus Köln.[21] Die österreichischen Opfer sind eine 49-jährige Wienerin und ein 42-jähriger bei der Bene AG beschäftigter Linzer, der auf Grund seiner Doppelstaatsbürgerschaft einige Zeit als Bulgare auf den Opferlisten geführt wurde.[22][23]

Reaktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Russlands damaliger Präsident Dmitri Anatoljewitsch Medwedew ordnete landesweit für die Sicherheitskräfte an Verkehrsknotenpunkten Alarmbereitschaft an. Nach dem Anschlag fiel an der Börse der MICEX um zwei Prozent. Medwedew verlegte ferner seine Abreise zum Treffen des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos auf einen späteren Zeitpunkt.[24] Er sagte seine geplante Eröffnungsrede ab.[25]

Rawil Gainutdin, der Vorsitzende des Rates der Muftis Russlands, sagte: „Unschuldige Menschen sind getötet worden und in den Krankenhäusern ringen die Ärzte um die Leben der Opfer“; die Täter kämen in die Hölle.[26]

Internationale Reaktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen zeigte sich schockiert: Ich verurteile diese entsetzliche Tat zutiefst. Der Terrorismus sei eine gemeinsame Bedrohung, der wir uns vereint stellen müssen...Die Nato drückt ihre Solidarität mit der russischen Bevölkerung und der Regierung aus.
  • US-Präsident Barack Obama nannte den Anschlag einen vorsätzlichen Anschlag gegen unschuldige Zivilisten.[27] Obama unterstrich darin die Solidarität der Vereinigten Staaten mit Russland. Wir teilen Ihre Trauer und stehen entschlossen in unserem gemeinsamen Kampf gegen jene an Ihrer Seite, die Terrorismus für politische Ziele benutzen.[28]
  • Der Präsident des Europaparlaments, Jerzy Buzek, zeigte sich erschüttert. Terrorismus und Gewalt können niemals gerechtfertigt werden.[28] EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso nannte den Selbstmordanschlag erbärmlich.[25]
  • UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilte den Selbstmordanschlag: Dies sei ein beklagenswerter Akt gegen unschuldige Menschen und sprach den betroffenen Familien sein tiefstes Beileid aus.[25]

Flugbetrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ankommenden Flüge wurden unmittelbar nach dem Anschlag zunächst zu den anderen Moskauer Flughäfen Wnukowo und Scheremetjewo umgeleitet.[24] Laut Interfax wurde der Flughafen aber nach 20-minütiger Unterbrechung wieder geöffnet.[29]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Moskauer Flughafen: „Bin Laden Russlands“ bekennt sich zu Anschlag - Ausland - FOCUS Online - Nachrichten. In: focus.de. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 24. Juli 2011.@1@2Vorlage:Toter Link/www.focus.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Domodedovo blast: Explosion rocks Moscow's main airport. In: BBC. BBC, 24. Januar 2011, abgerufen am 24. Januar 2011.
  3. 31 человек погиб и 130 пострадали при взрыве в Домодедово. In: ITAR-TASS. ITAR-TASS, 24. Januar 2011, abgerufen am 24. Januar 2011.
  4. Число жертв теракта выросло до 35. In: Life News. Life News, 24. Januar 2011, abgerufen am 24. Januar 2011.
  5. Útok v Moskve zranil slovenskú herečku a zabil desiatky ľudí. SME, 24. Januar 2011, abgerufen am 24. Januar 2011 (slowakisch).
  6. "Es ist entsetzlich". In: sueddeutsche.de. 25. Januar 2011, abgerufen am 3. Juli 2018.
  7. (Memento vom 27. Januar 2011 im Internet Archive)
  8. Two terrorists involved in Domodedovo blast, both killed – source (Update 1). RIA Novosti, 25. Januar 2011, archiviert vom Original am 28. Januar 2011; abgerufen am 25. Januar 2011 (englisch).
  9. No talks with terrorists – Putin. RIA Novosti, 26. Januar 2011, archiviert vom Original am 29. Januar 2011; abgerufen am 26. Januar 2011 (englisch).
  10. Anschlag auf Moskauer Flughafen:20-jähriger Kaukasier als Selbstmordattentäter identifiziert
  11. Flughafenattentäter von Moskau stammte aus Inguschetien. In: ORF. 6. Februar 2011, abgerufen am 7. Februar 2011.
  12. Rebellenführer aus Tschetschenien bekennt sich zu Anschlag Focus Online, 8. Februar 2010
  13. Anschlag auf Moskauer Flughafen: Drei Festnahmen. In: ORF. 9. Februar 2011, abgerufen am 9. Februar 2011.
  14. Словацкая актриса ранена при взрыве в Домодедово. RIA Novosti, abgerufen am 24. Januar 2011 (russisch).
  15. Одной из жертв теракта в "Домодедово" стала драматург Анна Яблонская
  16. Brit Victim Of Moscow Bomb Was Due To Marry
  17. Предварительный список погибших, составленный по обнаруженным документам (Memento vom 27. Januar 2011 im Internet Archive)
  18. At least six foreigners named as airport blast victims
  19. Behörden bestätigen: Deutscher unter Opfern in Domodedowo
  20. Moskau: Ein Österreicher unter den Opfern
  21. Moskauer Attentat Kölner (34) starb bei Terroranschlag
  22. Moskauer Flughafen: Zweites österreichisches Terror-Opfer
  23. Traurige Gewissheit: Österreicher bei Anschlag getötet
  24. a b Live: Moscow airport explosion. BBC News, 24. Januar 2011, abgerufen am 24. Januar 2011.
  25. a b c +++ Live-Ticker +++: Weltweite Trauer um Opfer des Attentats. Focus, abgerufen am 24. Januar 2011.
  26. Airport bombers will go to hell – Council of Muftis
  27. Russian authorities: Terrorist bombing at Moscow airport kills 35. CNN, abgerufen am 24. Januar 2011.
  28. a b Viele Tote im Moskauer Flughafen Domodedowo. FAZ, abgerufen am 24. Januar 2011.
  29. Anschlag auf Russlands größtem Flughafen – 35 Tote. Reuters, archiviert vom Original am 25. Januar 2011; abgerufen am 24. Januar 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.reuters.com