Tholey

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Wappen Deutschlandkarte
Tholey
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Tholey hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 29′ N, 7° 2′ OKoordinaten: 49° 29′ N, 7° 2′ O
Bundesland: Saarland
Landkreis: St. Wendel
Höhe: 393 m ü. NHN
Fläche: 57,55 km2
Einwohner: 12.160 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 211 Einwohner je km2
Postleitzahl: 66636
Vorwahlen: 06853, 06888
Kfz-Kennzeichen: WND
Gemeindeschlüssel: 10 0 46 118
Gemeindegliederung: 9 Gemeindeteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Im Kloster 1
66636 Tholey
Website: www.tholey.de
Bürgermeister: Andreas Maldener (CDU)
Lage der Gemeinde Tholey im Landkreis St. Wendel
KarteNonnweilerNohfeldenFreisenTholeyOberthal (Saar)MarpingenNambornSt. WendelRheinland-PfalzLandkreis Merzig-WadernLandkreis SaarlouisLandkreis Neunkirchen
Karte

Tholey ([ˈtolaɪ], Saarländisch Tole[2]) ist eine Gemeinde im Landkreis St. Wendel des Saarlands.

Tholey, Panorama-Aufnahme vom Schaumberg

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde liegt etwa 30 km nördlich der Landeshauptstadt Saarbrücken im nördlichen Saarland.

Ortsteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Tholey besteht aus folgenden Ortsteilen:

Niederschlagsdiagramm

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tholeys Nachbargemeinden sind – im Uhrzeigersinn und im Norden beginnend – Nonnweiler, Nohfelden, Oberthal und Marpingen (alle im Landkreis St. Wendel), Eppelborn (Landkreis Neunkirchen), Lebach und Schmelz (beide im Landkreis Saarlouis) sowie Wadern (Landkreis Merzig-Wadern).

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Jahresniederschlag beträgt 1001 mm. Der Niederschlag liegt im oberen Drittel der Messstellen des Deutschen Wetterdienstes. Über 85 % zeigen niedrigere Werte an. Der trockenste Monat ist der April; am meisten regnet es im Dezember. Im niederschlagsreichsten Monat fällt ca. 1,7-mal mehr Regen als im trockensten Monat. Die jahreszeitlichen Niederschlagschwankungen liegen im oberen Drittel. In 67 % aller Orte schwankt der monatliche Niederschlag weniger.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abschrift des Testaments des Adalgisel Grimo aus dem 10. Jahrhundert. Die Urkunde mit der Nennung Tholeys gilt als ältestes Schriftstück des Rheinlandes (Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 1 a, Nummer 1)
Altes Wappen (bis 1974); heute Wappen des Ortsteils Tholey

Erste Spuren einer Besiedlung auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Tholey gehen auf die Kelten zurück (siehe auch Iovantucarus). Vielfache Funde belegen eine ausgedehnte Besiedlung durch die Römer. So wurden etwa 2002 im Rahmen einer Notgrabung neue Erkenntnisse zum Siedlungskomplex „Schweichhaus“ gewonnen.[3] Im Mittelalter waren weite Teile des heutigen Saarlandes der Abtei Tholey tributpflichtig. Zum Schutze der Abtei wurde auf dem Schaumberg eine Burg errichtet.

634 wurden Tholey und die Weiler der Umgebung im Testament des Adalgisel Grimo erwähnt; sie gingen in den Besitz der Marienkirche von Verdun über. Schirmherren wurden die Grafen des Bliesgaues. 1231 war Ermesinde von Luxemburg Lehnsherrin in Tholey, für 1235 ist Graf Gerlach von Veldenz als Lehnsherr belegt und 1278 ging das Schaumberggebiet in die Hände der Grafen von Lothringen über. Ab 1590 herrschten die Grafen von Zweibrücken, von 1605 an die Herzöge von Lothringen. Nach dem Tod von Stanislaus Leszczyński, der 1735 das Herzogtum Lothringen erhalten hatte, ging es 1766 in den Besitz der französischen Krone über. Das Oberamt Schaumburg wurde 1787 im Rahmen eines vertraglichen Gebietstauschs an das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken übertragen, womit die Souveränität von Frankreich an das Römisch-Deutsche Reich überging.[4]

In Folge der französischen Revolutionskriege kam die Region am 14. Februar 1793 wieder zu Frankreich[5]. Bis 1814 gehörte das Oberamt Schaumberg bzw. der Kanton Tholey zum Arrondissement Thionville im Département Moselle.[6] Zu Beginn des Jahres 1814 kam das Linke Rheinufer wieder in deutschen Besitz, im danach geschlossenen Pariser Frieden vom 31. Mai 1814 wurde der Kanton Tholey abgetreten. Die inzwischen zuständige österreichisch-bayerische Verwaltung verfügte am 17. Juni 1814 die vorläufige Zuordnung des Kantons Tholey zum Saardepartement.[7]

Nach dem Wiener Kongress (1815) kamen Tholey und Umgebung zunächst an das Königreich Preußen und 1816 an das Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld, das 1819 ihrer Exklave den Namen Fürstentum Lichtenberg gab. 1834 wurde das Gebiet wieder an Preußen abgetreten und blieb bis 1919 als Kreis St. Wendel ein Teil des Regierungsbezirks Trier in der Rheinprovinz.

Durch den Versailler Vertrag (1919) wurde das Saargebiet 1920 dem Völkerbund und der französischen Verwaltung unterstellt, ehe es 1935 per Volksabstimmung wieder Deutschland zugeordnet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die französische Militärregierung die Herrschaft. Von 1947 bis 1957 war das Saarland autonom. 1957 wurde das Saarland in die Bundesrepublik Deutschland eingegliedert.

Namensherkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einer Schrift des Jahres 634 (Testament des Grimo) als Taulegio erwähnt, leite sich der Ortsname von Tegolegium, „ziegelbedecktes Gebäude“, ab.[8]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Rahmen der saarländischen Gebiets- und Verwaltungsreform wurden die bis dahin eigenständigen neun Gemeinden Bergweiler, Hasborn-Dautweiler, Lindscheid, Neipel, Scheuern, Sotzweiler, Theley, Tholey und Überroth-Niederhofen zur jetzigen Gemeinde Tholey zusammengeschlossen.[9][10]

Kirchengeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Legende nach soll der Heilige Wendelin der Gründer und erste Abt der Benediktinerabtei St. Mauritius gewesen sein, was allerdings nicht historisch belegt ist. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Abtei im „Testament des Adalgisel Grimo“ aus dem Jahre 634.[11] Die Abtei gilt damit als das älteste Kloster im Bereich des heutigen Deutschland.[12] 1794 wurde das Kloster nach Zerstörung durch die Franzosen aufgehoben. Seit 1949 befindet sich im Ort wieder ein Benediktinerkloster der Beuroner Kongregation.

Jüdische Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Tholey bestand eine jüdische Gemeinde vom 18. Jahrhundert bis um 1940. Eine erste jüdische Familie wurde 1729 genannt. 1843 lebten 88 jüdische Personen in Tholey (9 % der Gesamteinwohnerschaft von 952 Personen), 1895 waren es 91. Eine Synagoge wurde am 4. Dezember 1863 durch Bezirksrabbiner Kahn aus Trier eingeweiht. Seit 1876 bestand eine jüdische Konfessionsschule. 1925 gehörten noch 50, 1935 41 Personen der jüdischen Gemeinde an. Unter der zunehmenden Entrechtung in der NS-Zeit und auf Grund des wirtschaftlichen Boykotts zogen viele in andere Städte oder wanderten aus. Nach den Deportationen wurden mindestens 20 der in Tholey geborenen oder dort längere Zeit ansässigen jüdischen Einwohner ermordet. Die Synagoge wurde 1937 verkauft und später abgebrochen. Auf ihren Grundmauern an der Trierer Straße wurde ein Wohnhaus errichtet. Am 21. April 2015 wurden von Gunter DemnigStolpersteine in Tholey verlegt.[13]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kommunalwahl 2019[14]
Wahlbeteiligung: 74,9 % (2014: 68,4 %)
 %
70
60
50
40
30
20
10
0
61,7 %
24,0 %
5,8 %
8,5 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
−2,8 %p
−2,0 %p
+0,2 %p
+4,6 %p

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat mit 33 Sitzen setzt sich nach der Kommunalwahl vom 26. Mai 2019 wie folgt zusammen:

Partei Stimmenanteil +/- %p Sitze +/-
CDU 61,7 % - 2,8 21 - 1
SPD 24,0 % - 2,0 8 - 1
LINKE 5,6 % + 0,2 2 + 1
GRÜNE 8,5 % + 4,6 2 + 1

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1974–1983: Anton Schäfer, CDU
  • 1983–2003: Hans-Dieter Frisch, CDU
  • 2003–2022: Hermann Josef Schmidt, CDU
  • 2022–heute: Andreas Maldener, CDU[15]


Gemeindepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partnergemeinden von Tholey sind Alto Feliz im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul[16] und Saint-Benoît-sur-Loire in der französischen Region Centre-Val de Loire.[17]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landmarken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schaumbergturm nach Renovierung
  • Schaumbergturm: höchster Aussichtsturm im Saarland, Deutsch-Französische Begegnungsstätte, Sendeanlagen

Museen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Im Heimatmuseum Neipel wird die Geologie und Vor- und Frühgeschichte des Ortes und seiner Umgebung dokumentiert. Im Museum finden auch Sonderausstellungen statt.[18]
  • Das Kulturhistorische Museum Theulegium im Ortsteil Tholey ist in fünf Themengruppen aufgeteilt: Geologie, Vor- und Frühgeschichte, Abtei St. Mauritius Tholey, Amt Schaumburg und Zeitgeschichte im Kellermuseum.[19]

Skulptur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nordwestlich des Ortsteils Sotzweiler befindet sich das Wortsegel, eine etwa 13 Meter hohe Stahlskulptur des aus dem Ort stammenden Künstlers Heinrich Popp.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in römischer Zeit führte eine Straße von Metz über Tholey nach Mainz.

Tholey war ehemals über die Bahnstrecke St. Wendel–Tholey an das Bahnnetz angeschlossen.

Die Gemeinde ist heute durch die Bundesautobahn 1 (Oldenburg in HolsteinSaarbrücken) an das überregionale Straßennetz angebunden.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrenbürger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Tholey geboren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Tholey verbunden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Vulkangestein Tholeiit ist nach Tholey benannt. Allerdings hat sich dessen Definition gewandelt, so dass das bei Tholey befindliche Vulkangestein nach heutiger Definition kein Tholeiit ist.

Die Gemeinde ist Gesellschafter der PD – Berater der öffentlichen Hand.[22]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tholey – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Tholey – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Saarland.de – Amtliche Einwohnerzahlen Stand 31. Dezember 2022 (PDF; 98 kB) (Hilfe dazu).
  2. Geoplatt (Memento vom 13. November 2007 im Internet Archive)
  3. Edith und Eric Glansdorp: Vor- und frühgeschichtliche Spuren im mittleren Primstal – Archäologische Ausstellungen im Heimatmuseum Neipel von 1997 bis 2012. Archäologie Büro & Verlag Glansdorp, Tholey 2013, ISBN 978-3-00-039212-2.
  4. Wilhelm Fabricius: Erläuterungen zum Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, Die Karte von 1789 (2. Band), Bonn 1898. S. 404, 408
  5. Constantin Schultheis: Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Eheinprovinz: die Karten von 1813 und 1818. Hermann Behrendt, Bonn 1895, S. 23.
  6. Georg Baersch: Beschreibung des Regierungs-Bezirks Trier, Band 2, Trier/Lintz 1846, S. 140 (Google Books)
  7. Sammlung der unter dem Gouvernement des Mittelrheins […] zu Kreuznach erschienenen Verordnungen, 1819, S. 109 (Google Books)
  8. Wolfgang Haubrichs „Grenzen und Interferenzen“, 2005
  9. Neugliederungsgesetz – NGG vom 19. Dezember 1973, § 37, veröffentlicht im Amtsblatt des Saarlandes 1973, Nr. 48, S. 857 (PDF Seite 29; 499 kB)
  10. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 810.
  11. Abschrift des Testaments des Adalgisel Grimo aus dem 10. Jahrhundert. (Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 1 a, Nummer 1)
  12. Abtei Tholey – Geschichte: Mittelalter, abgerufen am 5. September 2019
  13. Saarbrücker Zeitung Verlag und Druckerei GmbH: Stolpersteine wider das Vergessen. Abgerufen am 27. Januar 2019.
  14. Die Landeswahlleiterin – Endgültiges Ergebnis der Gemeinderatswahlen 2019
  15. Andreas Maldener wird Bürgermeister der Gemeinde Tholey. In: tholey.de. Abgerufen am 3. Juli 2022.
  16. Saarbrücker Zeitung vom 7. Februar 2019
  17. Website der Abtei Tholey
  18. Heimatmuseum Neipel
  19. Museum Theulegium
  20. Heinrich Habel u. Lothar Altmann: Die Bayerische Staatskanzlei, 10. Auflage, Regensburg 2013, S. 34–39.
  21. Nadine Schön, MdB (CDU). Abgerufen am 19. August 2019.
  22. Vorstellung der PD. (PDF) In: pd-g.de. 12. Mai 2021, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Mai 2021; abgerufen am 21. Mai 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pd-g.de