Thomas Greminger

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Thomas Greminger (2017)

Thomas Greminger (* 22. April 1961 in Luzern, heimatberechtigt in Bussnang) ist ein schweizerischer Diplomat. Er war vom 18. Juli 2017 bis Juli 2020 der Generalsekretär der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).[1] Seit Mai 2021 ist er Direktor des Genfer Zentrums für Sicherheitspolitik.[2] Er ist Generalstabsoffizier der Schweizer Armee (Oberstleutnant).

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thomas Greminger studierte Geschichte, Volkswirtschaft und Politologie an der Universität Zürich und schloss seine Studien mit dem Doktorat in Geschichte ab mit der Dissertation Ordnungstruppen in Zürich. Der Einsatz von Armee, Polizei und Stadtwehr, Ende November 1918 bis August 1919.[3]

Diplomatische Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1990 trat Greminger in den diplomatischen Dienst des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) ein. Nach seinen Stages in Bern, Tel Aviv und Genf arbeitete er in verschiedenen leitenden Positionen des EDA im In- und Ausland. Unter anderem war er zwischen 1992 und 1998 diplomatischer Mitarbeiter, dann stellvertretender Sektionschef und schliesslich Sektionschef in der Sektion Politik und Forschung der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA).

1999 bis 2001 war Greminger Koordinator der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit und Geschäftsträger a. i. der schweizerischen Botschaft in Maputo, Mosambik. Von 2002 bis 2004 arbeitete er als stellvertretender Chef der politischen Abteilung für menschliche Sicherheit sowie Chef der Sektion Friedenspolitik. Anschliessend wurde er Chef der politischen Abteilung für menschliche Sicherheit und wurde gleichzeitig zum Botschafter ernannt[4]. Er leitete das Kompetenzzentrum für Friedens-, Menschenrechts-, humanitäre und Migrationspolitik von 2004 bis 2010.

Ab 2010 war Greminger Botschafter der Schweiz bei der OSZE, den Vereinten Nationen und den Internationalen Organisationen in Wien. Während des OSZE-Vorsitzes der Schweiz im Jahr 2014 leitete er den Ständigen Rat der OSZE und war massgeblich daran beteiligt, die Beobachtermission für die Ukraine zu errichten.[1] Ab August 2015 war Greminger Stellvertretender Direktor und Chef des Bereichs Südzusammenarbeit der DEZA in Bern.[5]

Am 11. Juli 2017 wurde Greminger als Generalsekretär der OSZE designiert, als Nachfolger des Ende Juni zurückgetretenen Lamberto Zannier. Eine Einsprachefrist von fünf Tagen verstrich ungenutzt, worauf Greminger am 18. Juli 2017 für eine Amtsdauer von drei Jahren einstimmig bestätigt wurde. Die Amtsdauer kann einmalig um drei Jahre verlängert werden. Greminger setzte sich gegen die vier Kandidaten Štefan Füle (Tschechien), Erlan Idrissow (Kasachstan), Alena Kupchyna (Weissrussland) und Ilkka Kanerva (Finnland) durch.[6] Der Generalsekretär ist der Stellvertreter des (jährlich wechselnden) OSZE-Vorsitzenden sowie administrativer Geschäftsführer der OSZE und Leiter des OSZE-Sekretariats.

Im Juli 2020 wurde Greminger die eigentlich unbestrittene Wiederwahl zusammen mit Harlem Désir (Frankreich), Beauftragter für Medienfreiheit, Ingibjörg Sólrún Gísladóttir (Island), Leiterin des Büros für demokratische Institutionen und Menschenrechte (ODIHR), und Lamberto Zannier (Italien), Hoher Kommissar für nationale Minderheiten, verweigert. Auslöser dafür war, dass Aserbaidschan zusammen mit Tadschikistan die – sonst übliche – Verlängerung von Désirs Mandat wegen dessen «exzessiver Kritik» an der Lage der Medien in Aserbaidschan blockierte. Tadschikistan und die Türkei verhinderten zudem eine Verlängerung von Gísladóttirs Amtszeit. Frankreich, Island, Kanada und Norwegen wollten nur einem Gesamtpaket mit allen vier Amtsträgern zustimmen und verweigerten damit auch die Wiederwahl von Greminger und Zannier.[7] Zur neuen Generalsekretärin und Nachfolgerin Thomas Gremingers wurde im Dezember 2020 Helga Maria Schmid (Deutschland) gewählt.[8] Nachfolger von Gísladóttir wurde Matteo Mecacci (Italien), von Désir Teresa Ribeiro (Portugal) und von Zannier Kairat Abdrachmanow (Kasachstan).[9]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Greminger wuchs in Adliswil auf. Er wohnt in Wien und ist Vater von vier Töchtern. Neben seiner Muttersprache Deutsch spricht er fliessend Englisch und Französisch und hat gute Kenntnisse des Portugiesischen. Zu seinen Hobbys zählen Mountainbiking, moderne und klassische Musik sowie Photographie.[10]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ordnungstruppen in Zürich. Der Einsatz von Armee, Polizei und Stadtwehr, Ende November 1918 bis August 1919. Helbing & Lichtenhahn, Basel/Frankfurt a. M. 1990, ISBN 978-3-7190-1155-0 (zugleich Dissertation Universität Zürich).
  • mit Peter Stutz: Die Felddivision 7. Rückblick auf die letzten zwei Jahrzehnte. Appenzeller Verlag, Herisau 2003, ISBN 978-3-85882-362-5.
  • Frieden: eine andere Welt ist möglich. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2003.
  • Am selben Strick in der Friedenspolitik. In: Schweiz global. Das Magazin des Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), Ausgabe 2/2003, S. 14–15.
  • mit Raphael Nägeli: Den Frieden nachhaltig sichern. In: ASMZ – Sicherheit Schweiz: Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift. Heft 7/8, 2006.
  • Streitkräfte und zivile Akteure in komplexen multilateralen Friedensoperationen. In: Military Power. Revue der Schweizer Armee. Nr. 1, 2007, S. 6–17.
  • AGORA: Human Security – Origins, Power and Potential in Times of Crisis, Considering Ukraine. In: Manfred Nowak und Ursula Werther-Pietsch (Hrsg.): All Human Rights For All. Vienna Guidebook on Peaceful and Inclusive Societies. NWV, Wien 2014, ISBN 978-3-7083-0853-1.
  • Vocational Skills Development. Begrüssungsansprache zum Tag der DEZA vor dem 2. Internationalen Kongress über Vocational Education and Training. Winterthur, 20. Juni 2016 (PDF; 284 kB).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Thomas Greminger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Heidi Gmür: Neuer Schweizer OSZE-Generalsekretär Thomas Greminger. «Heute haben wir eine tiefe Vertrauenskrise». In: Neue Zürcher Zeitung. 18. Juli 2017 (Interview).
  2. About us. Website des Genfer Zentrums für Sicherheitspolitik.
  3. Thomas Greminger: Ordnungstruppen in Zürich. Der Einsatz von Armee, Polizei und Stadtwehr, Ende November 1918 bis August 1919. Helbing & Lichtenhahn, Basel/Frankfurt a. Main 1990, ISBN 978-3-7190-1155-0 (zugleich Dissertation Universität Zürich).
  4. Ernennungen im EDA. In: Website des schweizerischen Bundesrates. 28. Oktober 2004 (Medienmitteilung).
  5. Referentinnen und Referenten. In: Website des EDA, abgerufen am 10. September 2018.
  6. Jutta Sommerbauer: Fünf Kandidaten für OSZE-Chefposten. In: Die Presse. 20. Februar 2017.
  7. Alexander Sarovic: OSZE ohne Führung. Chaos bei den Friedenswächtern. In: Spiegel Online. 26. Juli 2020.
  8. Hans Monath: Geschickt, ausdauernd, zugewandt. In: deutschland.de. 21. Dezember 2020.
  9. PA President and SG welcome appointments of top four posts at the OSCE, urge renewed commitment to multilateralism. Website der OSZE, 4. Dezember 2020.
  10. Greminger Thomas. In: Symposium «Transparenz». 12. Juni 2014. Website der Notenstein La Roche Akademie.
  11. Thomas Greminger. In: Website der OSZE.