Thomas Kretschmann

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Thomas Kretschmann (2012)
Thomas Kretschmann (ganz links) bei der Pressekonferenz zum Film Transsiberian, 2008

Thomas Kretschmann (* 8. September 1962 in Dessau) ist ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher sowie früherer Schwimmer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thomas Kretschmann wurde als Sohn einer Lehrerin geboren, die ihn allein großzog. In seiner Jugend war er ein talentierter Schwimmer. Als Sechsjähriger begann er mit dem Schwimmen im Dessauer Stadtbad und kam im Alter von zehn Jahren in ein Sportinternat nach Halle (Saale). Ein Jahr später schwamm er DDR-Altersklassenrekord über 1500 Meter Freistil, gehörte ab diesem Zeitpunkt dem Olympiakader der DDR an und gewann mehrere Meistertitel. Im Alter von 17 Jahren hörte er mit dem Leistungssport auf und beendete später seine Schullaufbahn mit dem Abitur. Er lernte den Schauspieler Dirk Nawrocki und dessen Lebensgefährten, den Bühnenbildner und Maler Heiko Zolchow kennen, die ihn dazu inspirierten, sich an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin zu bewerben. Trotz erfolgreicher Aufnahmeprüfung trat er seinen Studienplatz jedoch nie an, da er beschloss, nach Westdeutschland zu fliehen.[1] Im September 1983 floh er über Ungarn, Jugoslawien und Österreich in die Bundesrepublik Deutschland.[2]

Ende der 1980er Jahre begann er eine Schauspielausbildung an der Schauspielschule „Der Kreis“ in Berlin, brach diese jedoch nach drei Monaten ab[3]. Anschließend spielte er eine Rolle in Macbeth unter der Regie von Katharina Thalbach. Sein Filmdebüt hatte er 1989 im Film Der Mitwisser. 1991 wurde er für diesen Film beim Filmfestival Max Ophüls Preis als bester Nachwuchsdarsteller ausgezeichnet. 1993 spielte er dann in seinem ersten deutschen Kinofilm. Joseph Vilsmaier besetzte ihn für eine Hauptrolle in seinem Kriegsdrama Stalingrad.

Im Kino ist Kretschmann in Nebenrollen in großen Hollywood-Produktionen zu sehen. 2002 unter anderem in Blade II mit Wesley Snipes und dem Oscar-prämierten Film Der Pianist von Roman Polański, in dem er den deutschen Offizier Wilm Hosenfeld verkörpert. Im Jahr 2004 war er unter anderem in Resident Evil: Apocalypse und vor allem in Oliver Hirschbiegels Der Untergang zu sehen. 2005 bekam Kretschmann eine Nebenrolle in der Neuverfilmung King Kong von Peter Jackson. Hier traf er wieder auf seinen Schauspielkollegen Adrien Brody aus Der Pianist. Im Fernsehfilm Fürchtet euch nicht! – Das Leben Papst Johannes Pauls II. verkörperte Kretschmann Johannes Paul II. Im Jahr 2003 spielte er eine Nebenrolle in zwei Folgen der zweiten Staffel der Fernsehserie 24.

Am 9. März 2006 hätte der Horrorfilm Rohtenburg (Butterfly, a Grimm Love Story) in den Kinos anlaufen sollen, in dem Kretschmann den Kannibalen Oliver Hartwin spielt. Diese Figur ist frei an die Gestalt des als „Kannibale von Rotenburg“ bekannt gewordenen Armin Meiwes angelehnt. Meiwes sah durch den Film seine Persönlichkeitsrechte verletzt und beantragte am Oberlandesgericht Frankfurt am Main eine einstweilige Verfügung gegen die Aufführung des Films. Diese wurde am 3. März 2006 erlassen und am 17. Juni 2008 bestätigt.[4] Der Bundesgerichtshof (BGH) hob jedoch diese Entscheidung mit seinem Beschluss vom 26. Mai 2009 auf.[5]

2007 bereitete sich Kretschmann für die Rolle des Claus Schenk Graf von Stauffenberg vor, die er in der deutsch-US-amerikanischen Filmproduktion Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat spielen sollte. Kurz vor Vertragsunterzeichnung für das Drama, das sich des 1944 gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler annimmt, wurde die Hauptrolle mit dem US-Amerikaner Tom Cruise besetzt.[6] Kretschmann übernahm daraufhin den Part des Majors Otto Ernst Remer. Ebenfalls 2007 war Kretschmann in einer Nebenrolle im Actionfilm Next von Lee Tamahori zu sehen. 2008 spielte er in der ProSieben-Neuverfilmung von Der Seewolf die Titelrolle des Wolf Larsen. Im gleichen Jahr trat er neben Angelina Jolie, Morgan Freeman und James McAvoy im Actionfilm Wanted auf. Im Jahr 2010 stand er im Dschungel von Malaysia für Dschungelkind vor der Kamera, die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers Dschungelkind von Sabine Kuegler, die 2011 in die Kinos kam. Bis April 2011 war Kretschmann Teil der Walk-With-Giants-Kampagne von Johnnie Walker und erzählte dort über seinen menschlichen Werdegang.[7]

Am 2. und 3. November 2011 war Thomas Kretschmann im ARD-Zweiteiler Laconia als Admiral Karl Dönitz an der Seite von Franka Potente zu sehen. Die beiden standen bereits in dem Spielfilm Eichmann gemeinsam vor der Kamera. 2012 verkörperte er Dracula in Dario Argentos Dracula 3D.[8] Für die von NBC und BBC koproduzierte Horrorserie Dracula hatte er 2013 bis 2014 die Rolle des Abraham Van Helsing inne, während Jonathan Rhys Meyers als Graf Dracula und Oliver Jackson-Cohen als Jonathan Harker zu sehen waren.[9] 2014 spielte er Horst Dassler im Film United Passions.[10] Im selben Jahr war er am Schluss des Films The Return of the First Avenger als Baron Wolfgang von Strucker zu sehen. In derselben Rolle trat er auch ein Jahr später zu Beginn des Folgefilms Avengers: Age of Ultron auf.

Thomas Kretschmann gehört zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie.

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kretschmann war zwölf Jahre lang mit Lena Roklin liiert und hat mit ihr drei Kinder (* 1998, * 1999 und * 2002). Ende März 2009 gaben beide die Trennung bekannt.[11] Danach war Kretschmann von März 2009 bis Juni 2010 mit dem deutsch-iranischen Fotomodell Shermine Shahrivar liiert.[12]

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spielografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2013: Call of Duty: Ghosts (als Synchronsprecher von Captain Elias T. Walker in der deutschen Fassung des Spiels)

Synchronisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thomas Kretschmann synchronisiert sich bislang in den meisten englischsprachigen Filmen und Serien selbst. In wenigen Ausnahmen wurde er synchronisiert, zum Beispiel von Udo Schenk in den Serien Relic Hunter – Die Schatzjägerin oder 24; sowie von Torsten Michaelis in „Penny Dreadful: City of Angels“.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Thomas Kretschmann – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Thomas Kretschmann bei Hörbar Rust. 23. September 2018, abgerufen am 14. Oktober 2018.
  2. Thomas Kretschmann zurück in der Vergangenheit. 16. September 2018, abgerufen am 22. September 2018.
  3. Warum fühlten Sie sich wie ein Hochstapler, Thomas Kretschmann? 28. Juni 2023, abgerufen am 28. Juni 2023.
  4. Pressemitteilung des OLG Frankfurt am Main (Memento des Originals vom 8. Januar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.olg-frankfurt.justiz.hessen.de
  5. „Kannibale von Rotenburg“ darf ins Kino. Auf: spiegel.de. Meldung vom 26. Mai 2009
  6. vgl. Kretschmann stänkert gegen Cruise bei Spiegel Online
  7. Thomas Kretschmann (Memento vom 12. Februar 2011 im Internet Archive) auf mitStil vom 25. Dezember 2010.
  8. New Dracula 3D Trailer Heavy on CG and Light on Bite, bei Dread Central.com
  9. Rainer Idesheim: Dracula: Kretschmann und Jackson-Cohen in neuer NBC-Fernsehserie. In: Serienjunkies.de. 19. Februar 2013, abgerufen am 15. August 2013.
  10. Ganz kleines Kino. zeit.de, 9. Juni 2015
  11. Thomas Kretschmann trennt sich von Lena. Auf: welt.de. Meldung vom 30. März 2009
  12. Vgl. BILD-Zeitung (vom 13. Juni 2010)
  13. deutscherfernsehpreis.de (Memento vom 25. September 2011 im Internet Archive)