Touristenregion Kŭmgang-san

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Touristenregion Kŭmgangsan
Chosŏn’gŭl: 금강산관광지구
Hancha: 金剛山觀光地區
McCune-Reischauer: Kŭmgangsan Kwan'gwang Chigu
Revidierte Romanisierung: Geumgangsan Gwan-gwang Jigu
Basisdaten
Fläche: 530 km²

Samilpo-See

Die Touristenregion Kŭmgang-san ist eine besondere Verwaltungsregion in der nordkoreanischen Provinz Kangwŏn-do rund um den Kŭmgangsan („Diamantenberg“). Sie entstand 2002 für Tourismus aus Südkorea. Inzwischen besuchen kaum noch Touristen die Zone, und viele Hotels wurden abgerissen.

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Region befindet sich in der gemäßigten Klimazone. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 11,0 Grad Celsius, die Jahresniederschlagsmenge 1580,8 Millimeter. Der wärmste Monat ist der August mit durchschnittlich 23,6 Grad Celsius, der kälteste der Januar mit −2,1 Grad Celsius im Mittel. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge liegt zwischen 320,9 Millimetern im Monat August und 50,3 Millimetern im Dezember.

Klimatabelle[1]
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr
Durchschnittliche
Temperatur (°C)
−2,1 −1,0 3,4 10,2 15,7 18,9 22,6 23,6 19,1 13,5 7,4 1,0 11,0
Durchschnittlicher
Niederschlag (mm)
54,2 61,2 68,0 73,7 91,1 164,1 270,3 320,9 224,1 108,7 94,2 50,3 1580,8

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 530 Quadratkilometer[2] große Bergregion, die die steuerfreie Verwaltungsregion Kŭmgang-san bildet, nimmt aus touristischer Sicht eine Sonderstellung ein. Sie war ein beliebtes Ziel auf diversen geführten Routen und dabei die einzige, die von Südkorea aus, natürlich unter strenger Isolation, per Schiff angefahren werden durfte. Diese Reiseroute wurde von der Hyundai Motor Company für Besucher aus Südkorea bedient. Zustande kam dies durch eine Vereinbarung zwischen Chung Ju-yung, dem damaligen Konzernchef von Hyundai und Kim Jong-il, dem damaligen Machthaber Nordkoreas, nachdem Chung Ju-yung im Juni 1998 Nordkorea 500 Rinder gespendet hatte.[3]

Kŭmgang-san Hotel

Für die Nutzung durch Touristen wurden in diesem Gebiet nicht nur herkömmliche Gebäude errichtet; es wurde auch ein in Vietnam erworbenes schwimmendes Hotel, das ursprünglich für Australien gebaut worden war, nach Nordkorea gebracht und als Hotel Haegumgang in einer Bucht vertäut (ehemaliger Liegeplatz).

Am 18. November 1998 brach das Reiseschiff Kŭmgang von Südkorea aus zur ersten Reise in Richtung des Kŭmgang-san auf. Bis Mitte 2008 besuchten über eine Million Südkoreaner die Region. Seit dem 11. Juli 2008 sind jedoch alle Reisen ausgesetzt, nachdem eine Südkoreanerin, die sich in ein militärisches Sperrgebiet verirrt hatte, von nordkoreanischen Soldaten erschossen wurde. Der genaue Verlauf des Vorfalls ist bis heute ungeklärt. Auch verweigert Nordkorea jegliche Zusammenarbeit zur Aufklärung.[4] Nach dem Vorfall entließ Nordkorea alle südkoreanischen Arbeiter und unterband Touren aus Südkorea, wodurch der Tourismus zusammenbrach.[5][6]

2010 begann Nordkorea südkoreanische Immobilien zu beschlagnahmen und entzog der südkoreanischen Immobilienfirma Hyundai Asan, die bis dahin für die Touren in das Gebiet zuständig war, das ausschließliche Recht auf das Tourismusgeschäft.[7] 2011 wurde die Region in „Internationale Sondertourismuszone Kŭmgangsan“ umbenannt.

Schon 2015 wurde das Resort als „Geisterstadt“ beschrieben.[5] Spätestens 2018 waren die meisten Einrichtungen in der Region wegen Besuchermangels geschlossen.[8] Zur selben Zeit einigten sich der südkoreanische Präsident Moon Jae-in und Nordkoreas Diktator Kim Jong-un darauf, die Touren in die Region wieder aufzunehmen.

2019 beschloss Kim Jong-un den Abriss der von Südkorea erbauten Hotels, die durch nordkoreanische Bauten ersetzt werden sollen.[9] Im Januar 2020 teilte die nordkoreanische Regierung mit, dass der Umbau des Geländes aufgrund der Coronavirus-Pandemie verschoben worden sei und versuchte nach den Grenzschließungen zu Beginn der Pandemie, den Tourismus durch Werbung wieder anzukurbeln.[10][11]

Ende 2022 ließ sich auf Satellitenbildern erkennen, dass nun die Anlagen des Resorts, darunter einige Apartments, ein Museum und das schwimmende Hotel gemäß den Anweisungen Kim Jong-uns abgerissen wurden. Ein Neubau hat nicht stattgefunden.[12][13][14]

Am 15. Januar 2024 gab Nordkorea bekannt, dass es die Mount Kumgang International Tourism Administration schließen wird.[15]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weg zu den Kuryong-Wasserfällen
Die Kuryong-Wasserfälle am Kumgang-Berg

Die südkoreanische Immobilienfirma Hyundai Asan hatte in der Gebirgsregion die touristische Infrastruktur geschaffen. Bis zu dem Vorfall 2008 gab es mehrere Großrestaurants für die Abfertigung von hunderten Gästen gleichzeitig, ein traditionelles koreanisches Mega-Badehaus mit örtlicher Thermalquelle, eine große Veranstaltungshalle, in der der nordkoreanische Staatszirkus regelmäßig auftrat, und eine Anzahl Souvenirläden.

Örtliche Übersichtskarte (erstreckt sich auch über die Grenze zu Südkorea)

Die Touristenregion Kŭmgang-san gilt als eines der landschaftlich schönsten Gebiete der Koreanischen Halbinsel mit etwa 12.000 Bergspitzen, die die größtenteils unberührte bewaldete Region säumen.

Der 1.639 Meter hohe Piro-Berg, nicht zu verwechseln mit dem Piro im Myohang-san, ist die höchste Erhebung im Kŭmgangsan. In den Bergen befinden sich zahlreiche historische Tempel und Kultbauten, wie auch diverse Denkmäler für den früheren Staatschef von Nordkorea, Kim Il-sung.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • P. Klautke: Keum Gang San: Die Diamantberge Koreas. In: Mitteilungen der OAG. Band XXI,C. Tokio 1926 (Reiseführer von historischem Interesse, ausgiebig zu Flora, Fauna und heute wohl nicht mehr bestehenden buddhistischen Stätten; illustriert).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ministry of Unification: Kŭmgangsan Tourist Region. (hwp; 1,7 MB) 18. August 2001, S. 86 ff., archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. September 2013; abgerufen am 17. September 2021 (koreanisch).
  2. DPRK’s Special Economic Zones. In: DPRK Guidebook. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Juni 2010; abgerufen am 17. September 2021 (englisch).
  3. Association d'amitié franco-coréenne: Dizième anniversaire plein d'incertitudes dans les monts Kumgang. Abgerufen am 2. März 2024 (französisch).
  4. N Korea steps up row with South. In: BBC News. 3. August 2008, abgerufen am 6. Oktober 2008 (englisch).
  5. a b Kiri Picone: Inside Mount Kumgang Resort, North Korea’s Largely Abandoned Resort. 6. Juli 2015, abgerufen am 2. März 2024 (englisch).
  6. Growing Tension: NKorea to expel SKoreans from tourist resort - WELT. 29. November 2012, abgerufen am 2. März 2024.
  7. 통일부 (Ministerium für Vereinigung): 2012 통일백서. März 2012.
  8. Henry Marr: North Korea. Hrsg.: Bradt Travel Guides. The Globe Pequot Press Inc., Guilford 2018, ISBN 978-1-78477-094-5, S. 204.
  9. Fabian Kretschmer: Sanktionen bremsen Tourismusprojekt: Keine Ferien mehr in Nordkorea. In: taz.de. 24. Oktober 2019, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  10. North Korea to postpone planned demolition of Mt. Kumgang facilities, South says, NK News, 30. Januar 2020 (englisch). 
  11. Ahn Sung-mi: Pyongyang resumes promoting Kumgangsan tourism programs. 15. Juli 2020, abgerufen am 2. März 2024 (englisch).
  12. Seoul voices regret over NK's removal of S. Korean-built facilities at Mount Geumgang resort. In: The Korea Times. 18. Oktober 2022, abgerufen am 8. März 2023 (englisch).
  13. North Korea's Tourism Industry: A Grand Initiative in Limbo - 38 North: Informed Analysis of North Korea. 26. Januar 2023; (englisch).
  14. Lilit Marcus,Gawon Bae: North Korea is destroying sites at the Mount Kumgang resort area. 8. August 2022, abgerufen am 2. März 2024 (englisch).
  15. Unification with South Korea no longer possible, says Kim Jong-un, Guardian, 15. Januar 2024 (englisch). 

Koordinaten: 38° 41′ 0″ N, 128° 0′ 0″ O