Tschechische Technische Universität Prag

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Tschechische Technische Universität Prag
Gründung 1707[1]
Trägerschaft Tschechien
Ort Prag
Land Tschechien
Rektor Vojtěch Petráček[2][3]
Studierende 24.238 (31. Oktober 2007)
Netzwerke IAU[4], TIME
Website www.cvut.cz

Die Tschechische Technische Universität Prag (tschechisch: České vysoké učení technické v Praze, kurz: ČVUT bzw. englisch: CTU) ist eine bedeutende technische Universität in Tschechien mit Sitz in Prag. Sie ist die älteste technische Universität in Mitteleuropa und die älteste zivile technische Universität in Europa.[5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründungsurkunde aus dem Jahr 1707
Das polytechnische Institut am Karlsplatz

Die „C.k. Česká Vysoká Školá Technická“ wurde 1879 gegründet, nachdem sich der deutsch-tschechische Sprachenkonflikt nicht durch den beidsprachigen Unterricht, der 1869 am Deutschen Polytechnischen Landesinstitut des Königreiches Böhmen eingeführt worden war, hatte lösen lassen. 1874 übersiedelte es in einen Neubau auf dem Karlsplatz in Prag. Zur Zeit der Industrialisierung am Beginn des 20. Jahrhunderts (1909) wuchs die Zahl der Studenten auf 3000 an. Wer beide Staatsprüfungen ablegte, durfte die Berufsbezeichnung Ingenieur führen. Die nunmehrige Tschechische Technische Hochschule Prag erfuhr eine Blütezeit.[6] 1894 feierte die TTH ihr 25-jähriges Bestehen.

Seit 1920[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Campus im Stadtteil Dejvice
Fakultät für Bauingenieurwesen

Nach Gründung der Tschechoslowakei und dem Ende der Monarchie Österreich-Ungarn wurde die Hochschule im August 1920 umorganisiert. Sie führte nun den Namen České vysoké učení technické (ČVUT). Die Fachbereiche wurden durch Schulen (in der Bedeutung von Fakultäten) ersetzt, die von Dekanen geleitet wurden.

ČVUT bestand damals aus 7 Hochschulen:

  1. Bauingenieurwesen
  2. Land- und Forstwirtschaft
  3. Architektur und Hochbau
  4. Maschinenbau und Elektrotechnik
  5. Chemisch-technologischer Ingenieurwissenschaften
  6. Spezialwissenschaften
  7. Handel

1921 gründete František Klokner ein Forschungs- und Entwicklungsinstitut für Materialprüfungen.

Die ČVUT wurde im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren am 17. November 1939 geschlossen, zunächst auf drei Jahre.[7] Sie bestand unter dem Namen Technische Hochschule Prag weiter. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Tschechische Technische Hochschule Prag am 4. Juni 1945 wiedereröffnet. Nach 1948 und der Regierungsübernahme durch die kommunistische Partei wurden viele Studenten wegen ihrer politischen Gesinnung oder nichtproletarischen Herkunft von der Komunistická strana Československa unter Klement Gottwald von der Universität verwiesen. Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät wurde aufgelöst. 1949 bis 1960 fand eine Neuorganisation statt; es wurden gesamtschulische Arbeitsgebiete eingerichtet, wie Militärlehrstuhl, Verteidigungslehre und der Lehrstuhl für Marxismus-Leninismus. Im Jahr 1949 entstand durch Ausgliederung die Wirtschaftsuniversität Prag. 1952 wurden auch die chemischen und landwirtschaftlichen Fachbereiche ausgegliedert. 1953 wurde durch Abtrennung weiterer Fachbereiche die Hochschule für Bahnwesen gegründet, aus welcher später die Universität Žilina entstand.

Ab 1976 hatte die ČVUT folgende Fakultäten.

  1. Bauingenieurwesen
  2. Maschinenbau
  3. Elektrotechnik
  4. Kernphysik und Physik
  5. Architektur (1976 gegründet)
  6. Verkehrswissenschaften (seit 1993)
  7. Informationstechnologien (seit 2009)

2004 studierten in 47 angebotenen Studiengängen (214 Fachrichtungen) insgesamt 22.934 Studenten (davon 9.279 Bachelor, 10.852 Magister und 2.803 Doktoranden). Die Schule ist in internationale Austauschprogramme eingebunden.

Fakultäten und Hochschulinstitute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fakultät für Maschinenbau
Fakultät für Architektur

Die Schule hat heute 8 Fakultäten und zwei eigenständige Hochschulinstitute.

  • Fakultät für Bauwesen (mit einer Zweigstelle in Sezimovo Ústí)
  • Fakultät für Maschinenbau
  • Fakultät für Elektrotechnik
  • Fakultät für Kerntechnik und Physikingenieurwissenschaften2
  • Fakultät für Architektur
  • Fakultät für Verkehrswissenschaften (mit einer Zweigstelle in Děčín)
  • Fakultät für Biomediziningenieurwesen (in Kladno)
  • Fakultät für Informationstechnologien

Hochschulinstitute:

  • Klokner-Institut
  • Masaryk-Institut

Weitere Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rechenzentrum
  • Technologie- und Innovationszentrum
  • Forschungszentrum der Industrie
  • Institut für technische und experimentelle Physik
  • Zentrum für Radiochemie
  • Institut für Bau- und Investitionstätigkeit
  • Verlag

Lehrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Studenten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Studenten der deutschsprachigen Hochschule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich Balling (1803–1859), Chemiker, Zentraldirektor eisenverarbeitender Werke
  • Karl Albert Max Balling (1835–1896), Professor für Chemie, Probierwesen und Metallhüttenkunde an der Bergakademie Pribram
  • Eduard Adam Schmidl (* 1794 Prag, † 3. April 1872 Wien), Techniker, 1814–1818 Studium am Prager Polytechnikum und an der Karls-Universität Prag bei Franz Josef von Gerstner, dessen Supplent und Nachfolger, 1852 Generaldirektor einer Baudirektion in der Vojvodina
  • Kajetan Ludwig Leopold Ebenhöch (* 1821 in Petersdorf, Gemeinde Deutsch-Gabel in Nordböhmen, verstorben am 8. August 1894 in Radautz in der Bukowina), Ingenieur für Vermessungswesen und Metallverarbeitung; Hüttenmeister des Eisenwerkes in Schindelwald (Sindelova) der Grafen Nostitz, Bezirk Neudeck (Nejdek) in Westböhmen, 1855 Direktor einer Drahtfabrik in Weißenbach an der Triesting, Pfarrei Pottenstein in Niederösterreich, 1862 Direktor des Eisenwerkes in Kaufing, Pfarramt Rüstorf in Oberösterreich; Zivilgeometer und Leiter des K.K. Staats-Gestüt in Radautz
  • Georg Löw (1830–1887), Generaldirektor der Böhmischen Nordbahn
  • Franz von Ringhoffer (1844–1909), Student und Dr.techn.h.c. der deutschen technischen Hochschule Prag
  • Siegfried Popper (1848–1933), Schiffsingenieur der kuK Marine

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joseph Johann Boehm: Die Deutsche Technische Hochschule in Prag und ihre Vorstufen. Zweieinviertel Jahrhunderte akademische deutsche Ingenieurausbildung (1718–1945). München 1991 (Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste, Naturwissenschaftliche Klasse: Abhandlung, Jahrgang 1991).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Tschechische Technische Universität Prag – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.cvut.cz/en/history
  2. https://www.cvut.cz/en/the-rector-and-the-top-management-of-ctu
  3. https://usermap.cvut.cz/profile/ff109132-3d3a-4d00-affa-d8cea5a1f2ab
  4. List of IAU Members. In: iau-aiu.net. International Association of Universities, abgerufen am 25. Juli 2019 (englisch).
  5. https://www.topuniversities.com/universities/czech-technical-university-prague
  6. Adolf Siegl: Die Prager deutschen Hochschulen und ihre Studenten in den Jahren von 1870 bis 1914. Einst und Jetzt, Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, Bd. 21 (1976), S. 95–133, hier S. 96 f.
  7. Adolf Siegl: Die Schließung der deutschen Hochschulen in Prag. Einst und Jetzt, Bd. 24 (1979), S. 95–104.