Turm

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Türme verschiedener Form und Funktion
Eiffelturm
Der Holländerturm in Bern
Der Feuerwachturm auf den Calvörder Rabenberg
Turm als Selbstzweck, ein Folly
Turm der Burg Strasburg in Brodnica

Ein Turm ist ein begehbares vertikal ausgerichtetes Bauwerk, das sich über seine Höhe definiert. Das heißt, seine Höhe beträgt entweder ein Mehrfaches seines Durchmessers bzw. seiner Stärke und/oder er überragt deutlich die umgebende Bebauung bzw. anschließende Bauteile (z. B. das Kirchenschiff bei einer Kirche oder die Mauer einer Stadtbefestigung). Ein Turm kann für sich stehen (echter Turm z. B. Rundturm), oder Teil eines größeren Gebäudes bzw. einer baulichen Anlage sein (z. B. Kirchturm, Minarett; Türme als Teil einer Burg oder einer Stadtbefestigungsanlage). Türme können prinzipiell aus unterschiedlichsten Materialien errichtet werden. Weit verbreitet sind die auch sonst im Bauwesen üblichen Baumaterialien: Holz, Metall, Stein, Stahl oder Beton.

Die Höhe von Türmen kann unterschiedliche Motivationen haben, vor allem funktionale und gestalterische. Die Funktion von Türmen ist häufig, einen nutzbaren Ort in exponierter Lage zu schaffen (Aussichtsturm, Wachturm, Gefechtsturm, Sprungturm) oder ein Objekt zur besseren Wirksamkeit in exponierte Lage zu bringen (Glocken, Werbetafeln, Antenne, Wasser-Hochbehälter etc.). Andere Türme ergeben sich aus der Notwendigkeit zu einem nutzungsbedingt hohen eher schlanken Raum (typologisch sind sie Hallen mit geringer Grundfläche vergleichbar). Zum Teil spielen aber auch gestalterische Beweggründe eine Rolle.

Türme sind oft städtebauliche Dominanten in einer Siedlung (Dorf, Stadt etc.) oder Landmarken in der Landschaft.

Der Begriff Turm ist einerseits vom Begriff Hochhaus, andererseits vom Begriff Mast abzugrenzen, wobei die genaue Abgrenzung oft nicht möglich ist, teils gibt es Schnittmengen, je nach Kontext unterschiedliche Definitionen oder sprachliche Unschärfen. So werden meist Glocken- oder Kirchtürme auch dann als Turm bezeichnet, wenn sie nicht begehbar sind.

Insbesondere in der Funktechnik wird – im Unterschied zu einem Mast (Sendemast), der oft als Fachwerkkonstruktion ausgeführt wird – unter einem Turm (Sendeturm) eine begehbare, nicht abgespannte (d. h. nicht mit Pardunen verankerte) aufrecht stehende Kragarmkonstruktion verstanden.

Turmkonstruktionen für funktechnische Zwecke, die gegen Erde isoliert sind, werden als selbststrahlender Sendemast bezeichnet. Allerdings wird die Trennung in der Praxis nicht immer eingehalten, da es Mischkonstruktionen, sogenannte Hybridtürme, gibt. Die DIN V 4131:2008-09 „Antennentragwerke aus Stahl“ definiert im Abschnitt 3.3 den Turm als freistehende, Kragarm tragende Konstruktion.

Türme sind lotrechte Konstruktionen. Oft verjüngen sie sich aus statischen Gründen zur Spitze hin. Daneben gibt es aber auch schiefe Turmkonstruktionen, die entweder durch ungleichmäßige Bodenabsenkung entstanden sind, oder auch absichtlich mit einem Neigungswinkel gegen die Vertikale gebaut wurden.

Älteste Türme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Türme wurden seit der Vorgeschichte errichtet (siehe Broch, Nuraghe, Torre, Talayot, Tholos, Zikkurat). Der älteste Turm stammt etwa von 7.500 v. Chr. und ist der Turm in Jericho. Viele Turmbauten in der Geschichte können als „Zeichen der Macht“ gedeutet werden.[1]

Bekannte Türme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige bekannte Beispiele sind der Berliner Funkturm, ein 146,7 Meter hoher Stahlfachwerkturm, der Berliner Fernsehturm, das höchste Bauwerk Deutschlands, der Europaturm in Frankfurt am Main, und der Stuttgarter Fernsehturm, der erste Stahlbeton-Fernsehturm dieser Art weltweit. International von Bedeutung sind auch der Eiffelturm in Paris, der Gerbrandytoren in den Niederlanden, der Schiefe Turm von Pisa und der kanadische CN Tower.

Arten und Typen von Türmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es kann aus unterschiedlichen funktionalen Gründen sinnvoll oder notwendig sein, ein Gebäude bzw. Bauwerk als Turm auszuführen.

  • 1. Türme, die aufgrund ihrer inneren Nutzung eine besondere Höhe erfordern. Hierzu zählen z. B. der Schrotkugelturm, der Schlauchturm oder der Testturm.
  • 2. Türme, die zur Erhöhung des Nutzvolumens eine größere Höhe erfordern. Zu dieser Gruppe sind beispielsweise Silotürme zu rechnen.
  • 3. Türme, die errichtet werden, um Signale, Informationen oder Botschaften aus einer exponierten Lage wirkungsvoller verbreiten zu können.
    • Akustische Signale können das Geläut der Glocken (Glockenturm), der Ruf des Muezzin (Minarett), eine Sirene und vieles andere sein.
    • Optische Signale oder Botschaften gehen beispielsweise von Leuchttürmen, Uhrentürmen und Reklametürmen aus.
    • Technische, vom Menschen nicht unmittelbar wahrnehmbare Signale senden Sendetürme aus.
  • 4. Türme, die dazu angelegt wurden, einen exponierten Ort zu schaffen, von dem aus man einen besseren Überblick hat. Dazu gehören vor allem Aussichtstürme, Wach- und Warttürme.
  • 5. Türme die als Landmarke oder als städtebauliche Dominante errichtet wurden.
  • 6. Sonstige.

Verschiedene Arten von Türmen, alphabetisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Türme aus der Architekturgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bergfried von Schloss Saaleck

Beobachtungstürme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Türme als Bauwerk der Industrie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erdölbohrturm

Sendetürme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fernsehturm in Stuttgart

Türme aus dem Vergnügungsbereich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Holzturm Oberpfalzturm auf der Platte

Im Freizeit- und Vergnügungsbereich kennt man verschiedene Türme, wie z. B. den Aussichtsturm, Feuerturm und den Gyro-Tower. In naturnahen Bereichen finden sich sogenannte Holztürme, die als Wanderziele und Aussichtsplattformen in gebirgigen und/oder waldreichen Gebieten dienen. Spezifisch im Bereich des Sports gibt es zudem den Fallschirmsprungturm, Freifallturm, Kletterturm, sowie den Seilbahnturm, Ski-Sprungschanze und den Sprungturm.

Andere turmähnliche hoch aufragende Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben den echten Türmen gibt es noch andere Bauwerke mit turmartiger Silhouette, d. h. andere hoch aufragende Bauwerke, die aber dennoch keine Türme sind. Dazu zählen beispielsweise:

Türme unter den höchsten Bauwerken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Türme als vertikal ausgerichtete Bauwerke sind unter den höchsten Bauwerken weltweit stark vertreten. So war der Stephansdom in Wien über Jahrhunderte das höchste Bauwerk Europas.

Heute umfasst die Gruppe der national bzw. weltweit jeweils höchsten Bauwerke allerdings auch Staumauern, Brücken, abgespannte Masten, Schornsteine, Windkraftanlagen, Hochhäuser etc.

So ist zwar das höchste Bauwerk Deutschlands ein Turm (Berliner Fernsehturm) und ebenso das höchste Bauwerk Österreichs (Donauturm), aber das höchste Bauwerk der Schweiz ist eine Staumauer (Lac des Dix) und das höchste Bauwerk Frankreichs ist eine Brücke (Viaduc de Millau). Das weltweit höchste Bauwerk ist ein Hochhaus (Burj Khalifa).

Höchste Türme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Burj Khalifa 830 m, Dubai, Vereinigte Arabische Emirate
  2. Tokyo Sky Tree 634 m, Tokio, Japan
  3. Shanghai Tower 632 m, Shanghai, China
  4. Mecca Royal Clock Tower Hotel 601 m, Mekka, Saudi-Arabien
  5. Canton Tower 600 m, Guangzhou, China
  6. Ping An International Finance Center 599 m, Shenzhen, China
  7. Lotte World Tower 555 m, Seoul, Südkorea
  8. CN Tower 553 m, Toronto, Canada

Es ist zu beachten, dass diese Liste der höchsten Türme lediglich freistehende Konstruktionen auf dem Festland berücksichtigt.

Zur Feststellung der Höhe kann ggf. eine Turmhöhenbestimmung durchgeführt werden.

Symbolhafte Türme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Turm von Babel von Pieter Bruegel d. Ä.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(chronologisch)

  • Thurmbuch, Thurmformen aller Stile und Laender. Gesammelt und gezeichnet von Conrad Sutter, mit einem Vorwort von Dr. Fr. Schneider. Verlag von Ernst Wasmuth, Berlin 1888. (Digitalisat auf digital.bib-bv.de, abgerufen am 21. November 2021)
  • Michael Braune: Türme und Turmhäuser. Untersuchungen zu den Anfängen des monumentalen Wohn- und Wehrbaus in Toscana (1000 bis 1350), Diss. FU Berlin 1980, Köln 1983.
  • Erwin Heinle, Fritz Leonhardt: Türme aller Zeiten – aller Kulturen. Deutsche Verlags-Anstalt, 2. Auflage, Stuttgart 1990, ISBN 978-3-421-02931-7
  • Kai Eckart: Den Wolken entgegen. Die höchsten Türme Deutschlands. Herbert Utz Verlag, 2. Auflage, München 1998, ISBN 3-89675-902-7 (Digitalisat auf utzverlag.de, abgerufen am 21. November 2021).
  • Paul Maar: Türme. Ein Sach- und Erzählbuch von berühmten und unbekannten, bemerkenswerten und merkwürdigen Türmen. Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 1987, ISBN 3-7891-1961-X.
  • Rainer Köthe: Türme und Wolkenkratzer, Illustrationen von Frank Kliemt und Udo Kruse-Schulz, Tessloff, Nürnberg 2003, ISBN 978-3-7886-0629-9.
  • Jack Reese: Aussichts- und Denkmaltürme in Schleswig-Holstein. Kultfeinwerk Verlag, Ascheberg/Holst. 2008, ISBN 978-3-9812031-0-3
  • Robert Odell Borg: Gotische Türme in Mitteleuropa. Imhof Verlag, Petersberg 2008, ISBN 978-3-86568-156-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Türme – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Turm – Zitate
Wiktionary: Turm – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gabi Meier, Adriano Boschetti-Maradi: Ringmauern und Türme. Zeichen der Macht. In: AS. Archäologie Schweiz 2, Band 36 (2013), S. 38–42; hier: S. 38.
  2. Eckturm, Duden.de