Amerikanische Jungferninseln

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Amerikanische Jungferninseln
Virgin Islands of the United States
Flagge Siegel
Wahlspruch: United in Pride and Hope
(englisch für „Vereint in Stolz und Hoffnung“)
BahamasKubaHaitiNavassaJamaikaTurks- und CaicosinselnDominikanische RepublikKolumbienABC-InselnVenezuelaTrinidad und TobagoPuerto RicoAmerikanische JungferninselnBritische JungferninselnGrenadaSaint Vincent und die GrenadinenSaint LuciaBarbadosMartiniqueDominicaGuadeloupeMontserratAntigua und BarbudaAnguillaSint Maarten/ Saint MartinSaint Kitts and NevisSint EustatiusSabaGuyanaPanamaNicaraguaHondurasEl SalvadorGuatemalaMexikoBelize
Amtssprache Englisch
Hauptstadt Charlotte Amalie
Staats- und Regierungsform nichtinkorporiertes US-amerikanisches Außengebiet
Staatsoberhaupt Präsident Joe Biden
Regierungschef Gouverneur Albert Bryan
Fläche 346 km²
Einwohnerzahl 87.146 (2020)[1]
Bevölkerungsdichte 252 Einwohner pro km²
Währung US-Dollar (USD)
National­hymne Virgin Islands March
Zeitzone UTC−4
ISO 3166 VI, VIR, 850
(US-VI als Teil der USA)
Internet-TLD .vi
Telefonvorwahl +1 (340) siehe NANP
Vorlage:Infobox Staat/Wartung/NAME-DEUTSCH
Politische Zugehörigkeit:
  • Spanische Jungferninseln (zu Puerto Rico)
  • Amerikanische Jungferninseln
  • Britische Jungferninseln
  • Puerto Rico (zu USA)
  • Blick auf die Halbinsel Mary Point im Norden von Saint John

    Die Amerikanischen Jungferninseln (englisch United States Virgin Islands, Virgin Islands of the United States oder kurz USVI, so u. a. auf den Autokennzeichen) sind ein nicht inkorporiertes Außengebiet der Vereinigten Staaten östlich von Puerto Rico. Geographisch sind sie ein Teil der in der Karibik gelegenen Inselgruppe der Jungferninseln. Sie bestehen aus den drei Hauptinseln Saint Croix, Saint John und Saint Thomas. 1996 übergab die Bundesregierung der Vereinigten Staaten Water Island an das Außengebiet. Daneben gibt es noch zahlreiche kleinere Inseln.

    Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Allgemein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Die Landschaft ist größtenteils steinig, hügelig bis gebirgig mit nur wenig ebener Fläche. Der höchste Punkt ist der Crown Mountain mit 474 m über dem Meeresspiegel. Das Klima auf den Inseln ist tropisch. Es wird gemäßigt durch östliche Winde mit einer niedrigen Luftfeuchtigkeit und nur geringen Temperaturunterschieden über das Jahr. Von Mai bis November herrscht Regenzeit, wobei hier Abweichungen möglich sind. Die Inseln liegen entlang der Anegada-Passage, einem Schifffahrtsweg zum Panamakanal.

    In den letzten Jahren waren die Inseln mehreren Tropenstürmen ausgesetzt. Häufig sind schwere Dürreperioden oder auch Überschwemmungen, gelegentlich ereignen sich Erdbeben. Es mangelt an natürlichen Süßwasservorkommen.

    Schutzgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Auf den Inseln Saint John und Hassel befindet sich der 1956 gegründete Virgin-Islands-Nationalpark.[2]

    Die Korallenriffe im Osten der Insel St. John sind seit 2001 als Virgin Islands Coral Reef National Monument ausgewiesen.

    Liste der Inseln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Folgende Inseln und Inselgruppen sind Teil der Amerikanischen Jungferninseln:

    Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Die Amerikanischen Jungferninseln haben 108.605 Einwohner. Die Lebenserwartung auf der Insel betrug 2016 80,0 Jahre (Frauen: 83,2 Jahre/Männer: 77,0 Jahre). Das Median-Alter der Bevölkerung war mit 45,6 Jahren sehr hoch (Stand 2016). Aufgrund der hohen Anzahl an Menschen, die die Inseln verlassen, sank die Bevölkerungszahl Anfang des 21. Jahrhunderts leicht, stieg in den letzten Jahren aber wieder an.

    Herkunft, Konfessionen und Sprachen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    42 % der Einwohner sind Baptisten, 34 % Katholiken (Bistum Saint Thomas) und 17 % Anglikaner (Episcopal Diocese of the Virgin Islands). 76,0 % der Bevölkerung stammen von ehemaligen afrikanischen Sklaven ab, daneben gibt es noch Menschen gemischter Herkunft (2,1 %) und Weiße (15,6 %) sowie Asiaten (1,4 %). Die indianischen Ureinwohner wurden bereits im 16. Jahrhundert ausgerottet. Neben der Amtssprache Englisch wird ein englischbasiertes Kreolisch gesprochen. Da auf den Inseln viele Zuwanderer aus anderen karibischen Ländern leben, sind auch Spanisch und französischbasierte Kreolsprachen verbreitet.

    Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Jahr Einwohnerzahl
    1917 26.051
    1930 22.012
    1940 24.889
    1950 26.665
    1960 32.099
    1970 62.468
    1980 96.569
    1990 101.809
    2000 108.612
    2010 106.405
    2020 87.146

    Quelle: United States Census Bureau[3]

    Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Frühe Kolonialgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Die von Taíno bewohnten Inseln wurden 1493 von Christoph Kolumbus entdeckt. Am 14. November 1493 betrat er zunächst eine Insel, der er den Namen Santa Cruz gab (Saint Croix). Dann segelte er 70 km nach Norden zu den Inseln Saint Thomas und Saint John. Aufgrund der großen Zahl an kleineren Inseln und ihrer Schönheit nannte er sie (nach der Legende von der Heiligen Ursula und ihren 11.000 Gefährtinnen, die bei Köln ihr Martyrium erlitten haben sollen) die „Jungfraueninseln“ (Santa Ursula y las Once Mil Vírgenes, kurz: Las Vírgenes). Saint Croix wurde erst später zu den Jungferninseln gezählt.

    Nach Siedlungsversuchen der Engländer und Holländer auf St. Croix ab 1625 kam es zur Inbesitznahme durch Spanier und Franzosen ab 1650. 1653 wurde St. Croix vom Malteserorden übernommen, 1665 aber von Frankreich zurückerworben.

    Dänisch-Westindien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Am 30. März 1666 wurde der Dannebrog auf St. Thomas gehisst, das fortan als dänische Kolonie zu Dänemark-Norwegen gehörte (Dänisch-Westindien). 1672 errichteten dänische Siedler auf St. Thomas die erste ständige Siedlung, 1685 schloss der kurbrandenburgische Marine-Generaldirektor Benjamin Raule mit Vertretern der Dänisch-Westindisch-Guinesischen Compagnie einen Vertrag über die Vermietung eines Teils von St. Thomas an Brandenburg. 1689 besetzte Brandenburg die zwischen Saint Thomas und Puerto Rico liegende Krabbeninsel.

    1693 beschlagnahmten die Dänen, ohne auf Widerstand zu stoßen, die brandenburgischen Faktoreien. 1694 breiteten die Siedler sich auch auf Saint John aus. Am 13. August 1720 unterzeichnete der preußische König Friedrich Wilhelm I. eine Urkunde, in der er gegenüber der holländischen Handelsgesellschaft auf alle ehemaligen brandenburgischen Gebiete in Afrika (Arguin, heute Mauretanien, und Groß Friedrichsburg an der Goldküste, heute Ghana) und St. Thomas (Jungferninseln, USA) verzichtete.

    Fort in Frederiksted auf St. Croix

    Saint Croix, seit 1674 in französischem Besitz, wurde 1733 von Dänemark erworben. Bedeutung erlangte der Handel mit Dänisch-Westindien für die damals dem dänischen Gesamtstaat zugehörige Stadt Flensburg (vor 1864) durch den Import und die Verarbeitung von Rohrzucker. 1733 und 1848 kam es hier zum Sklavenaufstand gegen die Dänen.

    Territorium der Vereinigten Staaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Weil die Vereinigten Staaten im Ersten Weltkrieg in diesem Gebiet einen Marinestützpunkt benötigten, erwarben sie die Inseln 1917 für 25 Millionen Dollar von Dänemark. Inflationsbereinigt sind dies nach heutigem Wert 529 Millionen Dollar.

    P.W. Sparks, ein Offizier der US Navy, entwarf die Flagge der Amerikanischen Jungferninseln. Nachdem sein Vorgesetzter Admiral Kitelle dem Design zugestimmt hatte, ließ Sparks die erste Flagge von seiner Frau und deren Schwester nähen. Für den Entwurf übernahm er Symbole des Siegels des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Die drei Pfeile in den Krallen des Weißkopfseeadlers stehen stellvertretend für die drei Inseln, der Olivenzweig wie im Vorbild für den Frieden.[4]

    Den Einwohnern garantieren die USA seit 1927 die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten. Das Innenministerium der USA übernahm 1931 administrative Pflichten. Seit 1946 steht das Territorium auf der UN-Liste der Hoheitsgebiete ohne Selbstregierung. Seit 1972 entsenden die Amerikanischen Jungferninseln einen Vertreter („delegate“) in das Repräsentantenhaus, der allerdings kein Stimmrecht hat.

    Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Das Straßennetz der Inseln ist 856 km lang. Die Inseln sind das einzige Besitztum der USA mit Linksverkehr.

    Saint Thomas hat einen der besten Naturhäfen der Karibik. Daneben gibt es noch Häfen in Christiansted, Cruz Bay und Port Alucroix.

    Ferner gibt es drei Flughäfen: Downtown Heliport auf der Insel Saint Croix, Henry E. Rohlson Airport auf der Insel Saint Croix und den Cyril E. King Flughafen auf der Insel Saint Thomas.

    Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Der Schwerpunkt der Wirtschaft liegt auf dem Tourismus, der für mehr als 70 % des Bruttosozialprodukts und 70 % der Beschäftigungsverhältnisse sorgt. Im Schnitt besuchen jährlich zwei Millionen Touristen die Inseln. Das Bruttoinlandsprodukt lag 2013 bei 36.100 US-Dollar pro Kopf. Dies ist auf dem Niveau der entwickelten Industrieländer, jedoch deutlich unter dem Niveau des US-Festlands.

    Der industrielle Sektor besteht vor allem aus Erdölraffinerien und der Herstellung von Textilien, Elektronik, pharmazeutischen Produkten und der Endmontage von Uhren. Eine der weltweit größten Erdölraffinerien stand auf Saint Croix. Die Raffinerie wurde 2012 nach 45 Jahren geschlossen.

    Die Landwirtschaft ist unbedeutend; die meisten Nahrungsmittel müssen importiert werden.

    Internationaler Handel und der Finanzsektor sind kleine, aber wachsende Wirtschaftsbereiche.

    Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Cricket war einst die beliebteste Sportart auf den Amerikanischen Jungferninseln, wurde aber inzwischen von den US-amerikanischen Sportarten American Football, Basketball und Baseball überflügelt. Die Amerikanischen Jungferninseln sind eines der Gebiete, die mit anderen Karibikstaaten das West Indies Cricket Team bilden, eine der „Nationalmannschaften“ im internationalen Cricket mit Teststatus, der angesehensten Form dieses Sports. Das West Indies Cricket Team nahm an beinahe jedem Cricket World Cup teil, gewann die ersten beiden Austragungen 1975 und 1979 und verpasste lediglich das Turnier 2023.

    Feiertage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Datum Name Deutscher Name Anmerkungen
    1. Januar Neujahr
    Januar Gedenktag für Martin Luther King
    Februar Tag des Präsidenten Gedenktag an die Geburt von George Washington und Abraham Lincoln
    März Umschreibungstag Am 31. März 1917 kauften die USA die Inseln von Dänemark.
    März/April Ende der Karnevalswoche
    März/April Gründonnerstag, Karfreitag und Ostermontag Ostern
    Mai Tag der Erinnerung am letzten Montag im Mai zu Ehren an die im Krieg gefallenen Soldaten
    Juni Tag des Gründungsstatuts 2 Tage
    3. Juli Tag der Emanzipation 1848 zum Ende der Sklaverei auf den dänischen Westindischen Inseln gewährt.
    4. Juli Unabhängigkeitstag der Vereinigten Staaten von Amerika
    Juli Sturmflehentag
    September Tag der Arbeit am ersten Montag im September
    Oktober Kolumbus-Tag am 2. Montag im Oktober
    Oktober Sturm Erntedankfest
    17. Oktober Tag der Freundschaft mit Puerto Rico
    November Erntedankfest
    November Tag der Befreiung (Hamilton-Jackson-Heldengedenktag) Feiern zur ersten freien Presse 1915
    11. November Tag der Kriegsveteranen Gedenktag für alle Kriegsveteranen der Streitkräfte der Vereinigten Staaten
    25. Dezember Weihnachten 1. Weihnachtsfeiertag

    Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    • Rainer D. K. Bruchmann: Zur brandenburgischen Kolonialgeschichte. Die Insel St. Thomas in der Karibik (= Brandenburgische entwicklungspolitische Hefte. H. 31, ISSN 0946-042X). Unze-Verlags- und Druck-Gesellschaft, Teltow 1999.
    • Karlheinz Graudenz, Hanns Michael Schindler: Die deutschen Kolonien. Geschichte der deutschen Schutzgebiete in Wort, Bild und Karte. 8. Auflage. Weltbild, Augsburg 1995, ISBN 3-89350-701-9.
    • Paul H. Kuntze: Das Volksbuch unserer Kolonien. Georg Dollheimer, Leipzig 1938.

    Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Commons: Amerikanische Jungferninseln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. Census Bureau Releases 2020 Census Population and Housing Unit Counts for the U.S. Virgin Islands. In: census.gov. United States Census Bureau, 28. Oktober 2021, abgerufen am 2. Oktober 2022 (englisch).
    2. St. John History Timeline - Virgin Islands National Park (U.S. National Park Service). Abgerufen am 7. Januar 2023 (englisch).
    3. Measuring America’s People, Places, and Economy. In: census.gov. United States Census Bureau, abgerufen am 2. Oktober 2022.
    4. Congressional Record in Washington, D.C., on April 30th, 1986, vol.132, No.56, eingereicht vom Kongressabgeordneten Ron de Lugo.

    Koordinaten: 18° N, 65° W