Uljanowsk

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Stadt
Uljanowsk
Ульяновск
Flagge Wappen
Flagge
Wappen
Föderationskreis Wolga
Oblast Uljanowsk
Stadtkreis Uljanowsk
Bürgermeister Alexander Pinkow
Gegründet 1648
Frühere Namen Simbirsk
Stadt seit 1796
Fläche 622 km²
Bevölkerung 614.786 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte 988 Einwohner/km²
Höhe des Zentrums 140 m
Zeitzone UTC+4
Telefonvorwahl (+7) 8422
Postleitzahl 432000–433329
Kfz-Kennzeichen 73, 173
OKATO 73 401
Website ulmeria.ru
Geographische Lage
Koordinaten 54° 19′ N, 48° 23′ OKoordinaten: 54° 19′ 0″ N, 48° 23′ 0″ O
Uljanowsk (Europäisches Russland)
Uljanowsk (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Uljanowsk (Oblast Uljanowsk)
Uljanowsk (Oblast Uljanowsk)
Lage in der Oblast Uljanowsk
Liste der Städte in Russland

Uljanowsk (russisch Улья́новск; von 1648 bis 1780 Sinbirsk, russisch Синби́рск, von 1780 bis 1924 Simbirsk, russisch Симби́рск) ist eine russische Großstadt an der Wolga mit 614.786 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010)[1] und Hauptstadt des Gebietes Uljanowsk.

Die Stadt liegt an der Wolgaplatte, an den Ufern der Flüsse Wolga (Kuibyschewer Stausee) und Swijaga, an dem Punkt, wo ihre Kanäle zusammenlaufen. Sie liegt 890 km östlich/südöstlich von Moskau.

Die Stadt wurde 1648 durch Erlass von Zar Alexei I. von Bogdan Matwejewitsch Chitrowo als Festung von Sinbirsk gegründet, um die Ostgrenzen des russischen Zarenreichs vor dem Überfall nomadischer Stämme zu schützen. Während der Verwaltungsreform von Katharina II. im Jahr 1780 wurde sie die Hauptstadt der Statthalterschaft (namestnitschestwo) Simbirsk, die 1796 durch Dekret von Paul I. in das Gouvernement Simbirsk umgewandelt wurde. Simbirsk ist der Geburtsort von Lenin (eigentlich Wladimir Iljitsch Uljanow) und wurde nach seinem Tod 1924 ihm zu Ehren in Uljanowsk umbenannt.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Uljanowsk liegt im zentralen Teil des europäischen Russland und erstreckt sich an beiden Seiten des Kuibyschewer Stausees der Wolga, wobei der von der Bevölkerungszahl her größere Teil der Stadt am rechten Ufer liegt. Die Entfernung nach Moskau beträgt knapp 700 Kilometer Richtung Westen. Die nächstgelegene Stadt ist Nowouljanowsk (wörtlich „Neu-Uljanowsk“) etwa 20 km südlich von Uljanowsk.

Stadtgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rajons:
  • Schelesnodoroschny
  • Sawolschski
  • Saswijaschski
  • Leninski
  • Uljanowsk ist administrativ in vier Stadtbezirke (sogenannte Rajons) unterteilt (Einwohnerzahlen jeweils mit dem Stand von 2009):

    • Leninski (Ленинский, „Lenin-Rajon“) – 100.942 Einwohner
    • Saswijaschski (Засвияжский, „hinter der Swijaga“) – 213.193 Einwohner
    • Sawolschski (Заволжский, „hinter der Wolga“) – 214.406 Einwohner
    • Schelesnodoroschny (Железнодорожный, „Eisenbahn-Rajon“) – 75.241 Einwohner

    Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Uljanowsk
    Klimadiagramm
    JFMAMJJASOND
     
     
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    _ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
    Quelle: Roshydromet
    Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Uljanowsk
    Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
    Mittl. Tagesmax. (°C) −7,7 −7,1 −0,4 11,4 20,8 24,2 25,4 23,4 17,3 7,5 −0,4 −5,1 9,2
    Mittl. Tagesmin. (°C) −15,4 −15,5 −9,2 0,9 7,3 12,2 13,9 11,7 7,2 0,2 −5,9 −11,7 −0,3
    Niederschlag (mm) 29 21 19 29 36 66 87 47 53 41 29 27 Σ 484
    Regentage (d) 7 6 5 5 6 10 9 7 9 8 7 7 Σ 86
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    11,4
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    20,8
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      Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
    Quelle: Roshydromet

    Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Simbirsk auf einem Lubok des 18. Jahrhunderts

    Das heutige Uljanowsk wurde im Jahr 1648 gegründet. Ursprünglich hieß der Ort Simbirsk (anfangs Sinbirsk, einigen Hypothesen zufolge abgeleitet von einer zu Zeiten der Goldenen Horde existenten tatarischen Festung namens Sinbar) und diente als militärischer Stützpunkt des Zarentums Russland an dessen östlichen Grenzen. Zu dieser Zeit war Simbirsk als Festung nach dem Vorbild altrussischer Kremls angelegt. 1670 konnte die Festung einem Angriff der aufständischen Bauern um Stenka Rasin standhalten. Allerdings verlor sie später diese Bedeutung und entwickelte sich als normale Provinzsiedlung. Im 18. Jahrhundert war Simbirsk abwechselnd den Gouvernements Kasan und Astrachan unterstellt, bis es 1796 Stadtstatus erhielt und zum Zentrum des neuen Simbirsker Gouvernements wurde.

    Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt, auch dank der Lage an der Wolga, zu einer bedeutenden Handelsmetropole und einer der reichsten Städte des Russischen Kaiserreichs. In dieser Periode entstanden hier zahlreiche öffentliche Einrichtungen und architektonisch anspruchsvolle Gebäude, von denen eine Reihe bis heute erhalten geblieben ist. 1898 erhielt Simbirsk erstmals einen Eisenbahnanschluss und im Jahr 1913 ein Kraftwerk. 1916 wurde die Wolga-Brücke fertiggestellt, was in den Folgejahrzehnten zur Ausweitung der Stadt auf das linke Flussufer geführt hat.

    Es folgten die Oktoberrevolution 1917 und der Bürgerkrieg, in dem Kommunisten die Stadt besetzten. Am 21. Juli 1918 wurde die Stadt durch die Weißgardisten mit Unterstützung der Tschechoslowakischen Legionen erobert. Erst am 12. September 1918 gelang es der Roten Armee unter Führung von G. Gai, die Macht über die Stadt erneut zu erringen.

    1924 wurde Simbirsk zu Ehren des kurz zuvor verstorbenen Revolutionsführers Wladimir Iljitsch Uljanow (Lenin), der hier 1870 geboren worden war, in Uljanowsk umbenannt. Diesen Namen behielt die Stadt auch nach dem Ende der Sowjetzeit. In der Stadt bestand das Kriegsgefangenenlager 215 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[2]

    Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Jahr Einwohner
    1897 41.684
    1939 103.779
    1959 205.942
    1970 351.085
    1979 463.964
    1989 625.155
    2002 635.947
    2010 613.786

    Anmerkung: Volkszählungsdaten

    Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Uljanowsk gilt heute als bedeutendes Industriezentrum vor allem mit dem Automobilwerk UAZ, dem Flugzeughersteller Aviastar-SP (bekannt u. a. für das Transportflugzeug Antonow An-124, welche in 532 m langen und 36 m breiten Endmontagehallen gebaut werden) und dem Rüstungsbetrieb Uljanowski Mechanitscheski Sawod. Außerdem gibt es in der Stadt weitere Betriebe des Maschinen- und Gerätebaus. Darüber hinaus ist Uljanowsk Hauptsitz der Fluggesellschaft Volga-Dnepr Airlines.

    Im Jahr 2014 wurde ein Produktionswerk der Schaeffler-Gruppe in Uljanowsk eröffnet, in dem u. a. Kupplungen, Komponenten für Motoren und Kegelrollenlagereinheiten gefertigt werden.[3] 2015 eröffnete DMG Mori Aktiengesellschaft ein Werk für Dreh- und Fräsmaschinen, das in großem Umfang mit lokalen Zulieferern zusammenarbeitet.[4]

    Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Eine Straßenbahn in Uljanowsk

    Die beiden Wolga-Ufer sind in Uljanowsk durch eine 1916 fertiggestellte Brücke verbunden, die allerdings inzwischen als überlastet gilt. Eine neue Brücke für den Automobil- und Schienenverkehr wurde gebaut und ist für den Verkehr freigegeben. Aus Geldmangel war der Bau der Brücke für zehn Jahre unterbrochen worden. Die unvollendete Brücke, die an keines der beiden Wolgaufer heranreichte, war 2003 Kulisse für das Musikvideo zum Lied Nitschja des gleichnamigen Gesangsduos Nitschja. Der innerstädtische Personennahverkehr ist in Uljanowsk mit einem eigenen Straßenbahn- (am westlichen Ufer der Wolga) und Trolleybusnetz (am östlichen Ufer) relativ gut ausgebaut. Es gibt außerdem Pläne für eine Stadtbahn, die auch die beiden Wolgaseiten miteinander verbinden soll.

    Uljanowsk verfügt über einen Fernbahnhof, den internationalen Flughafen Uljanowsk-Wostotschny, den Flughafen Uljanowsk-Baratajewka (auch kurz nur Baratajewka oder Zentralny genannt) und einen Binnenhafen an der Wolga.[5] Uljanowsk ist mit der russischen Hauptstadt Moskau über eine Zweigstrecke der föderalen Fernstraße M5 verbunden. Hier enden die Fernstraßen R178, die die Stadt mit Saransk verbindet, sowie R241, die nach Kasan führt.

    Weiterführende Bildungseinrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    • Filiale der Internationalen Slawischen G.-R.-Derschawin-Universität (des Instituts)
    • Filiale der Militärakademie für Etappe und Transport
    • Filiale der Militäruniversität für Fernmeldewesen
    • Filiale des A.-S.-Gribojedow-Instituts für internationales Recht und Ökonomie
    • Höhere militärtechnische Lehranstalt
    • Landwirtschaftliche Akademie Uljanowsk
    • Luftfahrthochschule für Zivilluftfahrt Uljanowsk
    • Ökonomisches Institut Uljanowsk der Staatlichen Ökonomischen Akademie Samara
    • Staatliche Pädagogische Hochschule Uljanowsk
    • Staatliche Technische Universität Uljanowsk
    • Staatliche Universität Uljanowsk

    Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Die 36. Bandy-Weltmeisterschaft fand 2016 in Uljanowsk und Dimitrowgrad statt. Der Bandyverein HK Wolga Uljanowsk nimmt am Spielbetrieb der Superliga teil.[6]

    In Uljanowsk ist der Fußballverein FK Wolga Uljanowsk beheimatet, der die Stadt in der dritthöchsten russischen Spielklasse vertritt.

    Militär[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    In Uljanowsk ist die 31. Luftsturm-Brigade der russischen Luftlandetruppen stationiert. In Uljanowsk befindet sich die Uljanowsker Garden-Suworow-Militärschule, wo Jungen von der 5. bis zur 11. Klasse lernen. Diese Schule ist die einzige in Russland, die unter Leitung der Luftlandetruppen steht.

    Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Uljanowsk unterhält unter anderem seit 1993 eine Städtepartnerschaft zur deutschen Stadt Krefeld.

    Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Wolodja-Uljanow-Denkmal (I. M. Rukawischnikow, 1971) vor dem Gymnasium Nr. 1

    Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. a b Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Tom 1. Čislennostʹ i razmeščenie naselenija (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Band 1. Anzahl und Verteilung der Bevölkerung). Tabellen 5, S. 12–209; 11, S. 312–979 (Download von der Website des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
    2. Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977.
    3. Schaeffler eröffnet erstes Werk in Russland. In: owc.de. 13. Oktober 2014, abgerufen am 5. Mai 2015.
    4. DMG Mori investiert 70 Millionen Euro in Russland. In: Westfalen-Blatt, 30. September 2015.
    5. Transport auf welcometoulyanovsk.com (englisch). Abgerufen am 21. November 2013.
    6. Vereinswebsite (russisch)

    Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Commons: Uljanowsk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Wiktionary: Uljanowsk – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen