Ulrike Folkerts

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Ulrike Folkerts (2014)

Ulrike Folkerts (* 14. Mai 1961 in Kassel) ist eine deutsche Schauspielerin. Einem breiten Fernsehpublikum ist sie vor allem als Tatort-Kommissarin Lena Odenthal bekannt. Seit 1987 stand sie in über 50 Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ulrike Folkerts wuchs als mittleres von drei Geschwistern in Weimar, einem Ortsteil der Gemeinde Ahnatal bei Kassel, auf und legte 1980 das Abitur an der Jacob-Grimm-Schule in Kassel ab. Nach vier Semestern Studium der Theater- und Musikwissenschaft absolvierte sie von 1982 bis 1986 an der Hochschule für Musik und Theater Hannover ihre Schauspielausbildung.[1]

Folkerts ist lesbisch, eine Tatsache, die sie zunächst nicht öffentlich machte. Ihre Orientierung versteckte sie zehn Jahre vor der Öffentlichkeit. Sie wurde über eine Schlagzeile auf der Titelseite der Bild-Zeitung 1999 gegen ihren Willen geoutet.[2][3]

Im Februar 2021 war Folkerts eine von 185 Schauspielerinnen und Schauspielern aus Film und Fernsehen, die sich im SZ-Magazin sowie in Sozialen Medien gemeinsam zu ihrem Coming-out bekannten.[4] Mit der Aktion und einem gemeinsamen Manifest wollten die Persönlichkeiten aus Film, TV und Theater eine Debatte über mehr Sichtbarkeit, Anerkennung und Diversität im deutschen Film anstoßen.[2][5]

In einem Fragebogen gab Folkerts zu Protokoll, wie sie gern in Erinnerung bleiben möchte: als „eine Schauspielerin, die uns in ihren Rollen neue Frauentypen beschert hat und die als bekennende Lesbe vielen Frauen Mut gemacht hat, zu ihrer Homosexualität ja zu sagen, sie zu leben…“[6] Gemeinsam mit ihrer Partnerin, der Künstlerin Katharina Schnitzler, brachte Folkerts im Oktober 2008 das Buch Glück gefunden auf den Markt. Sie wohnt in Berlin-Wedding.[7]

Als engagierte Hobbysportlerin nahm Folkerts bei den Gay Games 1994 in New York City und den EuroGames 1996 in Berlin teil.[6][8] Als Jurymitglied nahm sie am lesbisch-schwulen Grand Prix Cologne 1999 teil, der im WDR übertragen wurde. Bei den Gay Games 2002 in Sydney holte Folkerts mit der Schwimmstaffel des Berliner Vereins „Vorspiel“ eine Silber- und eine Bronzemedaille. Im Einzelwettbewerb wurde sie wegen eines Fehlstarts disqualifiziert.[8] Im Juli 2004 erschwamm sie eine Bronzemedaille bei den Eurogames in München.[9]

2005 und 2008 erschienen mit Das macht mich stark und Glück gefunden. Die beliebte Tatortkommissarin skizziert ihren Weg zum Glück zwei Autobiografien von Folkerts. Im Jahr 2021 machte Folkerts in ihrer dritten Autobiografie Ich muss raus öffentlich bekannt, dass sie als junge Frau abgetrieben habe. Das Schreiben ergebe nur Sinn, wenn sie auch die schmerzlichen Momente ihres Lebens einbringe.[10]

Ulrike Folkerts beteiligte sich im April 2021 zusammen mit 51 weiteren Schauspielern an der umstrittenen Netz-Kampagne #allesdichtmachen. Bei der Aktion wurden Maßnahmen im Zuge der COVID-19-Pandemie von Prominenten ironisch kommentiert.[11][12] Nach starker Kritik distanzierte sie sich von der Aktion und bedauerte, damit „Menschen verletzt und vor den Kopf gestoßen zu haben“.[13]

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ulrike Folkerts und Andreas Hoppe bei der Verleihung des Grimme-Preises 2014

Nach Abschluss ihrer Schauspielausbildung im Jahr 1986 erhielt Folkerts ein Erstengagement am Staatstheater Oldenburg. 2005 und 2006 war sie bei den Salzburger Festspielen als erste Frau im Jedermann in der Rolle des Tods zu sehen. Am Nationaltheater Mannheim spielte sie in der Saison 2017/18 in der Uraufführung von Noah Haidles Für immer schön in der Regie von Burkhard C. Kosminski die Hauptfigur Cookie.[14]

1987 gab Folkerts ihr Filmdebüt in Das Mädchen mit den Feuerzeugen unter der Regie von Ralf Huettner. Bundesweit bekannt und populär wurde Folkerts in der Rolle der Ludwigshafener Hauptkommissarin Lena Odenthal, die sie seit 1989 in der ARD-Krimireihe Tatort darstellt. Damit hat sie vor Horst Tappert die längste Dienstzeit aller deutschen Fernsehkommissare erreicht. Von 1996 bis 2018 spielte Andreas Hoppe, den sie bereits im Studium kennenlernte, die Rolle des Kollegen Mario Kopper an ihrer Seite.

Neben ihren Arbeiten am Theater und in Film und Fernsehen spricht sie auch Hörbücher ein und erhielt dafür 1999 eine Auszeichnung als Vorleserin des Romans Und dahinter das Meer.[15] Von 2016 bis 2020 war sie in Günter Grass' Blechtrommel als Lesung mit Schlagwerkmusik, zusammen mit Clemens von Ramin als Sprecher und dem Schlagzeuger Stefan Weinzierl, zu sehen.[16]

Folkerts ist Mitglied im Bundesverband Schauspiel.[17]

Soziales Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinsam mit dem international vernetzten Aktionsbündnis Landmine setzt sich Folkerts für ein Verbot aller Arten von Landminen ein. Anfang Juni 2004 hat sie die Projekte von Handicap International, einer gemeinnützigen Organisation für Menschen mit Behinderung und andere besonders Schutzbedürftige, im Kosovo besucht.[18][19]

Folkerts engagiert sich auch für Menschen mit Down-Syndrom (Trisomie 21), indem sie an einer Posterkampagne des DS-Infocenters teilnahm. Auf den Postern und Postkarten, die im Oktober 2005 veröffentlicht wurden, ist sie mit Ella Zoch zu sehen, einem Mädchen mit Down-Syndrom, das sie schon seit dessen Geburt kennt. Das Motto der Bilderserie lautet: „Ein Kind mit Down-Syndrom kann dir manchmal ganz schön auf die Nerven gehen. Genau wie jedes andere Kind auch.“

Als Botschafterin von burundikids e. V. unterstützt Folkerts den Bau einer Schule für Straßenkinder und ehemalige Kindersoldaten in Burundi. Anfang März 2005 besuchte sie die Einrichtung im Norden der Hauptstadt Bujumbura.[20]

Folkerts hat in zwei Fernsehwerbespots der Aktion Deine Stimme gegen Armut mitgewirkt, die sich für weltweite Armutsbekämpfung einsetzt: vor dem G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 und 2010 gemeinsam mit 12 Schauspielerkollegen aus dem Tatort in einem Spot im Vorfeld des UN-Millennium-Gipfels.[21]

In dem von Folkerts und ihrer Partnerin 2006 ins Leben gerufenen Verein kulturvoll e. V. engagiert sie sich für die kulturelle Förderung sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher.[22]

Sie unterstützt außerdem seit 2016 die Opferhilfsorganisation Weißer Ring und ist in diesem Kontext gemeinsam mit weiteren TV-Ermittlern wie Oliver Mommsen und Steffen Schroeder im Rahmen einer Plakataktion zum „Tag der Kriminalitätsopfer“[23] zu sehen.

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurzfilme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kinofilme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fernsehen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tatort-Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2017: Für immer schön – Nationaltheater Mannheim (Schauspielhaus)[24]

Lesung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ulrike Folkerts (2014)

Autobiografien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ulrike Folkerts: Das macht mich stark. Südwest-Verlag, München 2005, ISBN 978-3-517-06833-6
  • Ulrike Folkerts, Katharina Schnitzler: Glück gefunden. Die beliebte Tatortkommissarin skizziert ihren Weg zum Glück. Edition Braus im Wachter Verlag, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-89904-336-5
  • Ulrike Folkerts: Ich muss raus, Brandstätter Verlag, Wien 2021, ISBN 978-3-710-60514-7

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ulrike Folkerts – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ulrike Folkerts im Munzinger-Archiv, abgerufen am 22. Januar 2023 (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. a b Marten Rolff: Ulrike Folkerts über Rollen. In: Süddeutsche Zeitung. 82 (10./11. April 2021), S. 52.
  3. DER SPIEGEL: Outing ohne Folgen? Abgerufen am 12. April 2021.
  4. Lara Fritzsche: Wie wir lieben wollen. In: sueddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung, 5. Februar 2021, abgerufen am 6. Februar 2021.
  5. Und jetzt noch eine queere Tatort-Kommissarin! In: Tagesspiegel.de. Abgerufen am 12. April 2021.
  6. a b Axel Schock, Karen-Susan Fessel: OUT! Querverlag, Berlin 2004, ISBN 3-89656-111-1
  7. SZ-Magazin Nr. 31, 1. August 2014, S. 10
  8. a b Anne-Katrin Löffler: Schauspielerin Ulrike Folkerts über ihren Start bei den Gay Games. In: Der Tagesspiegel, 8. November 2002
  9. Ulrike Folkerts: Schwimmergebnisse am ersten Wettkampftag. eurogames.info, 31. Juli 2004
  10. Ulrike Folkerts öffnet sich, In: FAZ vom 12. April 2021
  11. „Alles dicht machen“ ist so schäbig, dass es weh tut. Abgerufen am 23. April 2021.
  12. #Allesdichtmachen: Ulrike Folkerts wird zur Querdenkerin. In: queer.de. 23. April 2021, abgerufen am 23. April 2021.
  13. DER SPIEGEL: #allesdichtmachen: Jan Josef Liefers verteidigt Aktion, Ulrike Folkerts räumt Fehler ein. Abgerufen am 24. April 2021.
  14. Für immer schön (Memento vom 11. Juni 2017 im Internet Archive) am Nationaltheater Mannheim
  15. Ulrike Folkerts. (Memento vom 12. März 2007 im Internet Archive) Areion Online
  16. Die Blechtrommel – Ulrike Folkerts, Clemens von Ramin, Stefan Weinzierl. In: dieblechtrommel.de. Abgerufen am 14. Dezember 2016.
  17. Ulrike Folkerts. castforward, abgerufen am 23. Februar 2023.
  18. Im Wald hinterm Haus lauert die Gefahr – Von einer Reise mit Ulrike Folkerts in den Kosovo. (Memento vom 12. Dezember 2007 im Internet Archive) Aktionsbündnis Landmine.de, presseportal.de, 20. Juli 2004
  19. „Es ist so absurd!“ Interview mit Ulrike Folkerts (Memento vom 6. Oktober 2010 im Webarchiv archive.today), handicap-international.de, 11. Juni 2004
  20. Unterstützung burundikids.org, abgerufen am 11. November 2006.
  21. Ulrike Folkerts im TV-Spot Tatort Afrika. youtube.de
  22. kulturvoll e. V. Website kulturvoll e. V. Abgerufen am 4. März 2014
  23. Tag der Kriminalitätsopfer | WEISSER RING e. V. Abgerufen am 2. März 2017.
  24. Nationaltheater Mannheim – Ulrike Folkerts (Gast). Archiviert vom Original am 10. Oktober 2017; abgerufen am 3. März 2020.
  25. Die Blechtrommel – Lesung mit Schlagwerkmusik auf dieblechtrommel.de
  26. Verdienstkreuz: Bundespräsident ehrt Seyran Ates. In Berliner Morgenpost, 16. Juni 2007 (dpa)