Universitätsbibliothek der Universität Wien

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Universitätsbibliothek Wien
Logo der Universitätsbibliothek Wien

Gründung 1365
Bestand knapp 7,7 Millionen[1]
Bibliothekstyp Universitätsbibliothek
Ort Wien, Österreich
ISIL AT-UBW-002
Betreiber Universität Wien
Leitung Andreas Brandtner
Website bibliothek.univie.ac.at
Bild des großen Lesesaals der Hauptbibliothek der UB
Großer Lesesaal der Hauptbibliothek der UB Wien[Anm. 1]
Großer Lesesaal der Hauptbibliothek der UB Wien, Eingang

Die Universitätsbibliothek der Universität Wien (UB Wien) wurde 1365 gegründet und ist somit die älteste Universitätsbibliothek im deutschen Sprachraum. Sie besteht aus der am Universitätsring im Hauptgebäude der Universität Wien untergebrachten Hauptbibliothek sowie knapp 40 Fachbereichsbibliotheken an Standorten in ganz Wien. Sie dient den Forschenden, Lehrenden und Studierenden der Universität Wien als zentrale Informations- und Servicestelle für wissenschaftliche Recherche, akademische Forschungsunterstützung und Informationskompetenz (z. B. in Form von Schulungen).

Aufgaben und Services[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In erster Linie unterstützt die Universitätsbibliothek die Angehörigen der Universität Wien durch Bereitstellung hochwertiger wissenschaftlicher Quellen und aktueller Informationen bei Forschung, Lehre und Studium. Als Ort des freien Zugangs zu Wissen und Information steht sie zudem der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung.

Die Benützung von Literatur in den Lesesälen ist für alle Personen auch ohne Bibliotheksausweis möglich. Ein Bibliotheksausweis ist erforderlich, um Bücher und andere Medien zu entlehnen. Als „Digitale Bibliothek“ bietet die Universitätsbibliothek Wien über ihre Webseite direkten Zugang zu zahlreichen elektronischen Ressourcen wie z. B. E-Books und E-Journals, Online-Katalogen und Datenbanken.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste Bibliotheksordnung, 1834

Das Schicksal der Universitätsbibliothek war schon seit der Bibliotheksgründung am 12. März 1365 durch Herzog Rudolf IV. immer eng mit dem der Universität Wien verknüpft. Im Stiftbrief war eine publica libraria vorgesehen, wo die nachgelassenen Bücher verstorbener Universitätsmitglieder – darunter etliche wertvolle Manuskripte und Inkunabeln – gesammelt werden sollten. Durch zahlreiche Legate wurde diese Sammlung in Folge stark vermehrt und bildete den Grundstock der alten „Libreye“, die an der Stelle des heutigen Universitätsplatzes angesiedelt war. Hinzu kamen noch Bestände der einzelnen Fakultätsbibliotheken und des Herzogskollegs.

Bedingt durch die Türkenkriege und die Pestepidemien nahm der Stellenwert der Universität Wien und somit auch ihrer Bibliothek im 16. und 17. Jahrhundert stark ab. Schließlich übernahm die Klosterbibliothek der Jesuiten die Aufgaben der Universitätsbibliothek, deren letzte Bestände – 2.787 Werke – im Jahr 1756 der Hofbibliothek einverleibt wurden.

Nach der Aufhebung des Jesuitenordens (1773) wurde aus deren Büchersammlungen und einer großen Zahl von Dubletten der damaligen Hofbibliothek (heute: Österreichische Nationalbibliothek) im Jahre 1777 die neue Akademische Bibliothek eröffnet. Der Anfangsbestand umfasste rund 45.000 Bücher und sollte während der josephinischen Klosteraufhebungen bald beträchtlich erweitert werden. Im Gegensatz zu ihren Vorläufern war die neue Bibliothek nun allgemein zugänglich.

Von 1827 bis 1829 erhielt die Bibliothek jenen klassizistischen Anbau (Postgasse 9) an das Akademische Kolleg, in dem sie bis 1884 untergebracht sein sollte. In diesem Jahr erfolgte die Übersiedlung der Hauptbibliothek mit etwa 300.000 Bänden in das neue, von Architekt Heinrich von Ferstel erbaute Hauptgebäude am Ring, wo Magazine für etwa 500.000 Bände bereitstanden. Bei einem Jahreszuwachs von bis zu 30.000 Bänden waren die Raumreserven jedoch bald erschöpft. Es mussten immer wieder Erweiterungen der Bücherspeicher erfolgen.

20. Jahrhundert

Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Buchbestand in bombengeschützte Räume in Niederösterreich ausgelagert; durch Transport, schlechte Lagerung und andere kriegsbedingte Komplikationen gingen viele Bücher verloren oder wurden beschädigt. 1951 war der Wiederaufbau des bombenbeschädigten Gebäudes am Ring im Wesentlichen abgeschlossen, und dem Lesesaal wurde ein höherer Boden eingezogen um Raum für ein zusätzliches Magazin zu gewinnen.

In den 1960er Jahren wurden im Neuen Institutsgebäude (NIG) einzelne Räume für die Universitätsbibliothek geschaffen, doch dieser Raumgewinn war eigentlich ein Rückschlag: ursprünglich hätte das NIG ein reines Bibliotheksgebäude werden sollen.

Als im Jahr 1998 die Magazine so voll waren, dass für neue Bücher kein Platz mehr vorhanden war, wurden die Räume der ehemaligen Niederösterreichischen Landesbibliothek in der Teinfaltstraße 8 angemietet und etwa 300.000 Bücher dorthin ausgelagert.

Im Lauf der Jahre erfolgten auch Angliederungen ganzer Bestände, wie 2004 jene der Österreichischen Zentralbibliothek für Physik.

Die Bibliothek in Zahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ältestes Werk an der UB Wien: "Dorotheerbibel" (Biblia manuscripta, erste Seite), 1392.
Werk im Bestandskatalog: https://ubdata.univie.ac.at/AC16383568

Die Universitätsbibliothek Wien ist die größte wissenschaftliche Bibliothek Österreichs (Zahlen mit Stand 2023):[1]

Bücherbestand gesamt 7.782.104
...davon an der Hauptbibliothek 2.936.580
...davon an dezentralen Bibliotheken 4.845.524
E-Journals 155.072
E-Books 1.808.095
Entlehnungen und Verlängerungen 2.981.919
Elektronische Volltextnutzung 6.767.810
u:search-Suchanfragen 11.349.382

Das älteste Buch des Bestandes ist die Dorotheerbibel (1392).[1]

Institutionsstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit der Regierungszeit Maria Theresias war die Universitätsbibliothek und demnach die Bibliotheksleitung direkt dem Minister unterstellt. Diese Bestimmung änderte sich erst im Jahr 2000, seit welchem die Universitätsbibliothek nicht mehr dem Ministerium, sondern dem Rektorat der Universität Wien untersteht.

Mit Inkrafttreten des UG 2002 (im Jänner 2004) wurde die Hauptbibliothek gemeinsam mit dem Archiv der Universität Wien und den knapp 40 Fachbereichsbibliotheken (entstanden aus ehemaligen Fakultäts-, Fach- und Institutsbibliotheken) zur "Dienstleistungseinrichtung Bibliotheks- und Archivwesen" zusammengefasst.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Allgemein

  • Leopold Cornaro u. a.: Universitätsbibliothek Wien. Hauptbibliothek. In: Österreichische Nationalbibliothek (Hrsg.): Handbuch der historischen Buchbestände in Österreich, Band 1, Hildesheim 1994, S. 177–258 (online, darauf folgen 22 weitere Abschnitte zu den Instituts-, Fachbereichs- und Fakultätsbibliotheken)
  • Gerhard Fritz: Die Raumnot der Universitätsbibliothek. Herausgegeben von der Universitätsbibliothek Wien, Bibliotheksdirektorin Ilse Dosoudil. Universitätsbibliothek Wien, Wien 1997
  • Sieghard Neffe (Hrsg.): Die Universitätsbibliothek Wien. Geschichte, Organisation, Benützung. 7., verbesserte Auflage. Universitätsbibliothek, Wien 1987

Zur Geschichte

  • Hugo Alker: Das Gebäude der alten Wiener Universitätsbibliothek in der Postgasse. Gesellschaft für Freunde der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien 1955
  • Walter Pongratz: Geschichte der Universitätsbibliothek Wien. Böhlau, Wien (u. a.) 1977, ISBN 3-205-07132-8
  • Walter Pongratz: Die Universitätsbibliothek Wien in der NS-Zeit. In: Mitteilungen der Vereinigung österreichischer Bibliothekare, Nr. 2 (Juli)/1988 (XLI. Jahrgang), ISSN 0042-3793. Vereinigung Österreichischer Bibliothekare, Wien 1988, S. 57–75 (online bei ALO).
  • Friedrich Leithe: Die k. k. Universitätsbibliothek in Wien. Eine historisch-statistische Skizze. Gerold, Wien 1877.
  • Ronald Zwanziger (Hrsg.): Hundert Jahre Universitätsbibliothek Wien im Haus am Ring. 1884–1984. Biblos-Schriften, Band 126, ZDB-ID 501904-7. Vereinigung Österreichischer Bibliothekare (VÖB), Wien 1984
  • Stefan Alker, Christina Köstner: Identifizierung von Raubgut. Erwerbungspolitik an der Universitätsbibliothek Wien während der NS-Zeit. Bericht der Provenienzforschung. In: NS-Raubgut in Bibliotheken. Suche. Ergebnisse. Perspektiven. Klostermann, Frankfurt am Main 2008, S. 97–109
  • Peter Malina: Die Universitätsbibliothek Wien 1938–45. Archiv Verlag, Braunschweig 2012

Zu Teilbereichen und Sondersammlungen

  • Hugo Alker (Zusammenstellung), Leopold Cornaro (Hrsg.): Universitätsbibliothek Wien – Katalog der Inkunabeln. 2., durchgesehene und erweiterte Auflage. Universitätsbibliothek Wien, Wien 1996, ISBN 3-901739-00-9.

Festschriften und Ehrungen

  • Die Universitätsbibliothek Wien. Ein kurzer Überblick über die Geschichte, den gegenwärtigen Stand und einen Ausblick in die Zukunft der Universitätsbibliothek Wien. Festschrift zum 625-Jahr-Jubiläum der Universität Wien. Notitiae Austriacae. Kulturelle Zeitschrift zur Förderung der lateinischen Sprache, der allgemeinen und humanistischen Bildung, ZDB-ID 1038665-8. Verlag Dr. Hans Kutschera, Wien 1990
  • Stefan Alker-Windbichler, Claudia Feigl, Christina Köstner-Pemsel, Thomas Maisel, Wolfgang Nikolaus Rappert, Pamela Stückler, Markus Stumpf (Hg.), Menschen im Aufbruch: Universitätsbibliothek und Archiv der Universität Wien im Selbstverständnis ihrer Mitarbeiter_innen: Festschrift für Maria Seissl. V&R unipress, Göttingen 2019 (online)
  • Johann Winkler (Gefeierter), Christian Beiler u. a. (Hrsg.), Leopold Cornaro (Illustrator): „Beyond the horizon“. Festgabe in Würdigung von Johann Winkler. Große Formalerschließerinnen und Formalerschließer des 20. und 21. Jahrhunderts. S.n., Wien 2009 (online)
  • Elisabeth Sestis (Gefeierte), Elisabeth Schmid u. a. (Hrsg.), Leopold Cornaro (Illustrator): Lichtblicke. Festgabe in Würdigung von Elisabeth Sestis. Große Formalerschließerinnen und Formalerschließer des 20. und 21. Jahrhunderts. S.n., Wien 2010 (online)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Universitätsbibliothek der Universität Wien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 12′ 47″ N, 16° 21′ 35″ O

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Zahlen und Daten 2021, aufgerufen am 5. Juli 2022
  2. E-Ressourcen auf den Webseiten der Universität Wien, abgerufen am 9. April 2024

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Um den Jahreswechsel 1896/97 wurde über der Glasdecke ein Gitter angebracht, um zu verhindern, dass die während des Winters bei Tauwetter von höheren Gebäudeteilen herabfallenden Eisstücke die Glasdecke durchschlagen. – Siehe:Localbericht. (…) Schließung der Universitäts-Bibliothek. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt (Nr. 11602/1896), 10. Dezember 1896, S. 7 Mitte. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp