Ursula Ehler

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Ursula Ehler (* 10. November 1939 in Bamberg[1]; † 26. Februar 2024 in Berlin[2]) war eine deutsche Schriftstellerin und Regieassistentin. Als Co-Autorin des Schriftstellers Tankred Dorst erarbeitete sie mit ihm ab 1970/71 eine Reihe von Dramen, Erzählwerken, Fernsehspielen und Kinofilmen.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursula Ehler studierte an der Akademie der Bildenden Künste München Bildhauerei, arbeitete von 1961 bis 1965 in der Bayerischen Staatsbibliothek in München als Bibliothekarin und war – ebenfalls in München – am studentischen Marionettenstudio Kleines Spiel tätig. Ab 1970/71 arbeitete sie als Co-Autorin mit dem Schriftsteller Tankred Dorst an Dramen, Erzählwerken, Fernsehspielen und Kinofilmen. Sie arbeitete auch an seiner Inszenierung des Ring des Nibelungen 2006 in Bayreuth mit.

Die Mitarbeit Ehlers wird als entscheidend bei der allmählichen Konkretisierung der Theaterstücke und Filme Dorsts beschrieben. Diese basieren auf Dorsts Entwürfen, auf Bildmaterial und Gesprächsfragmenten. Im Dialog des Autorenpaares würden die möglichen Facetten der entstehenden Geschichte analysiert und ihre Bedeutung für die Entwicklung der Handlung überprüft. Das entstehende Werk werde so perspektivisch relativiert und in Distanz zum Urheber gesetzt. Dies spiele besonders bei der Schilderung und Führung dramatischer Figuren eine Rolle.[3] In einem Interview beschrieb Ehler die Zusammenarbeit 1983:

„Anfangs habe ich als Gesprächspartner fungiert, dann habe ich auch eigene Erfindungen gemacht, und so hat sich das eben im Laufe der Zeit entwickelt. An Dialogen kann man, glaube ich, ganz gut zusammen arbeiten, Dialoge sind gesprochene Sprache, man kann sie sozusagen ausprobieren, vorsprechen, im Sprechen korrigieren, bis sie stimmen. […] Wir gehen mit den erfundenen Personen um wie mit Personen, die wir im Leben kennen. Ihre Geschichte, was ihnen zustößt, wie sie sich verhalten, – das entwickelt sich aus dem ständigen Umgang mit ihnen, aus dem ständigen Gespräch über sie. Indem wir über sie sprechen, lernen wir sie kennen, sie werden deutlicher, wir kennen ihr Leben allmählich ganz genau.“

Ursula Ehler: Wir streiten uns manchmal über eine Figur[4]

Dass ihr Beitrag überwiegend nur am Rande gewürdigt und in Theaterkritiken kaum berücksichtigt wurde, quittierte Ehler mit der Bemerkung: „Die Theaterleute, die mit uns arbeiten, kennen meinen Anteil an den Stücken. Und was in der Zeitung steht, kann ich nicht beeinflussen. Ich ziehe aus solchen Erwägungen nicht mein ganzes Selbstwertgefühl.“[3]

Tankred Dorst seinerseits hob in seinen Frankfurter Poetikvorlesungen die Distanz hervor, die durch die dialogische Mitarbeit Ehlers gerade dort gewahrt bleibe, wo der Stoff in seiner eigenen Familiengeschichte wurzele, wie bei den Deutschen Stücken.[5]

Ursula Ehler war bis zu dessen Tod im Jahr 2017 mit Tankred Dorst verheiratet.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zusammen mit Tankred Dorst

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Mitarbeiterin von Tankred Dorst[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ingrid Bennewitz u. Friedhelm Marx (Hrsg.): „Unser Leben ist ein Gespräch“. Beiträge zum Werk von Tankred Dorst und Ursula Ehler. Ergon, Baden-Baden 2020, ISBN 978-3-95650-656-7.
  • „Du sagst ja immer, wir sind ein Gespräch“. Vorlassbesichtigung bei Tankred Dorst und Ursula Ehler. = Marbacher Magazin 141, Marbach 2013.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ladislaus Buzás: Geschichte der Universitätsbibliothek München. Ludwig Reichert, Wiesbaden 1972, S. 313.
  2. Ursula Ehlers ist tot – Autorin mit 84 Jahren gestorben. In: rnd.de. 27. Februar 2024, abgerufen am 27. Februar 2024.
  3. a b Magdalena Kozarowicz: In Bildern schreiben. Zum Medienwechsel im Werk Tankred Dorsts. In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Tankred Dorst. (Text + Kritik 145). edition text + kritik, München 2000, S. 50–61, hier S. 59.
  4. Eisenhans. In: 13. internationales forum des jungen films berlin, 19.2.-1.3.1983, Nr. 8. internationales forum des jungen films, abgerufen am 29. Februar 2024.
  5. Iris Hermann: „Ich dachte, alles ist wichtig“. Diskontinuierliches Erzählen in Tankred Dorsts Roman Dorothea Merz. In: Ingrid Bennewitz u. Friedhelm Marx (Hrsg.): „Unser Leben ist ein Gespräch“. Beiträge zum Werk von Tankred Dorst und Ursula Ehler. Ergon, Baden-Baden 2020, ISBN 978-3-95650-656-7, S. 10.
  6. Quelle: Tankred Dorst: Werkausgabe Bd. 1 (anno 1985), Bd. 2 (anno 1985), Bd. 5 (anno 1990), Bd. 6 (1995), Bd. 7 (anno 2002) und Bd. 8 (anno 2008). Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main