Utz-Hellmuth Felcht

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Utz-Hellmuth Walter Felcht[1] (* 8. Januar 1947 in Iserlohn;[2]18. Mai 2023[3]) war ein deutscher Manager und Chemiker.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seiner Schulzeit erhielt er 1966 die allgemeine Hochschulreife am mathematisch-naturwissenschaftlichen Friedrich-Bährens-Gymnasium in Schwerte (Ruhr) und absolvierte bis 1968 seinen Militärdienst als Reserveoffizieranwärter (letzter Dienstgrad: Oberleutnant d.R.).[4] Er begann 1968 sein Chemiestudium an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und erhielt 1973 an der Universität Saarbrücken das Diplom. 1976 promovierte er bei Manfred Regitz an der Universität Kaiserslautern mit einer präparativen Arbeit über 1-N-Phosphorylpyrazole: Synthese und Phosphorylierungsreaktionen.[5]

Nach seiner Anstellung bei der Hoechst AG 1977 beschritt er zunächst als Forschungschemiker den klassischen Werdegang bis 1980 im „Hauptlabor G 830“, anschließend übernahm er bis 1984 die Leitung der Tylose-Forschung im Werk Kalle.[6]

1985 bis 1988 erhielt er Leitungsfunktionen in der ZDA der Hoechst AG,[7] von 1988 bis 1991 war er Executive Vice President der Hoechst Celanese Corp. in USA.

April 1991 bis September 1998 war er Mitglied des Vorstands, dort verantwortlich für die Geschäftsbereiche technische Kunststoffe (GB B) sowie Carbon-Erzeugnisse (GB O) und das Ressort Forschung.[8] Als entschiedener Gegner der Ausgliederungspolitik von Jürgen Dormann verließ er die Hoechst AG noch 1998.

Er war von 1992 bis 2004 Vorsitzender der Dechema Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie und gehörte dem Dechema Vorstand bis 2007 an. Unter seiner Führung entstanden die Fachsektionen der Dechema, die Aktivitäten der Forschungs- und Arbeitsausschüsse wurden neu ausgerichtet und die Internationalisierung der Forschungsaktivitäten verstärkt. Während seiner Amtszeit wurden die Hochschullehrer-Nachwuchspreise und die Dechema-Studierendenpreise eingeführt und der DechemaX-Schülerclub gegründet. 2008 erhielt er wegen seiner Verdienste für die Nachwuchsförderung die Dechema-Eherenmitgliedschaft.

Im Oktober 1998[9] wurde er zum Vorstandsvorsitzenden der SKW Trostberg AG bestellt.

2001[10] bis Mai 2006[11] war er Vorsitzender des Vorstands der Degussa AG und Mitglied des Vorstands der RAG Aktiengesellschaft. 2007 wurde er Partner in der Frankfurter Filiale des Finanzinvestors One Equity Partners.[12]

Felcht war Mitglied in Aufsichts- und Verwaltungsräten verschiedener Industrie-Unternehmen. Von 2008 bis 2012 war er Aufsichtsratsvorsitzender der Süd-Chemie.[13]

Am 10. März 2010 entschied die Bundesregierung unter Angela Merkel für den Bund als Mehrheitseigner der Deutschen Bahn AG, Felcht bei der neuen konstituierenden Sitzung des Bahn-Aufsichtsrats am 24. März 2010 an die Spitze des Gremiums zu wählen.[14] Felcht war der Wunschkandidat des damaligen Bundesverkehrsministers Peter Ramsauer.[15] Er war zunächst für fünf Jahre bestellt,[16] im März 2015 wurde sein Vertrag verlängert.[17] Er war am 18. März 2015 vom neu konstituierten Aufsichtsrat der DB wiedergewählt worden.[18] Kritiker halten seine Arbeit für macht- und erfolglos.[19][20] Unter anderem sei ihm die Kontrolle über eine Aufsichtsratssitzung im Januar 2017, auf der Bahnchef Rüdiger Grube überraschend zurücktrat, entglitten.[21] Felcht wies eine Verantwortung für den Rücktritt Grubes zurück.[15] Er kündigte am 24. November 2017 an, sein Amt am 31. März 2018 niederzulegen.[22] Ihm folgte im April 2018 Michael Odenwald nach.[23]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Felcht war Honorarprofessor der Universitäten TU München und Jilin-Universität in Changchun (China) sowie Ehrendoktor der Universität Rostock. Er war Vorsitzender der DECHEMA, für seine Verdienste wurden ihm unter anderem 2004 die DECHEMA-Medaille und ab 2008 die Ehrenmitgliedschaft verliehen.[24] Weiterhin war er Mitglied des Vereins Atlantik-Brücke und Kuratoriumsmitglied des AFS Interkulturelle Begegnungen.[25] Er war Mitglied des Präsidiums und Mitglied des Kuratoriums der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech).[26][27]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Literatur von und über Utz-Hellmuth Felcht im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Prof. Dr. rer. nat. Utz-Hellmuth Felcht. (PDF; 18 kB) In: bmvbs.de. März 2010, archiviert vom Original am 3. Dezember 2015;. (Lebenslauf)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://lebenswege.faz.net/traueranzeige/utz-hellmuth-walter-felcht
  2. Wirtschaftswoche: Köpfe: Utz-Hellmuth Felcht.
  3. SZ: Traueranzeige (Memento vom 27. Mai 2023 im Internet Archive)
  4. 1967 Fähnrich und Ausbilder in der 3./ PzGrenBtl 332 Fürstenau, 1968 Oberleutnant d. Reserve.
  5. Utz-Hellmuth Felcht: 1-N-Phosphorylpyrazole [Eins-N-Phosphorylpyrazole]: Synthese und Phosphorylierungsreaktionen. In: Dissertation. Kaiserslautern 1976 (dnb.de [abgerufen am 11. Oktober 2023]).
  6. Patent EP0117490B1: Verfahren zur Herstellung von Celluloseethern mit einem Dimethoxyethan enthaltenden Dispergierhilfsmittel. Angemeldet am 16. Februar 1984, veröffentlicht am 28. Januar 1987, Anmelder: Hoechst Aktiengesellschaft, Erfinder: Wolfgang Kronrumpf, Josef Hilbig, Eberhard Perplies, Utz-Hellmuth Felcht (Patent aus der Kalle-Forschung).
  7. 1985 Referent für Ressort Forschung, 1985 – 1986 Leitung Bereichskoordination, 1986 – 1988 Leitung Zentralforschung II.
  8. Flyer Hoechst in Zahlen, Ausgabe 1993.
  9. Vorstandsvorsitzender der SKW Trostberg AG.
  10. Degussa-Vorstand ab 2001.
  11. Wechsel im Degussa-Vorstand Bericht über Felchts Ausscheiden aus der Degussa.
  12. Ex-Degussa-Chef Felcht ist neuer Partner, Manager Magazin, 16. März 2007.
  13. Prof. Dr. Utz-Hellmuth Felcht zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Süd-Chemie AG gewählt, Chemie.de, 3. Juni 2008.
  14. Ramsauer-Vertrauter Felcht wird Chefkontrolleur auf www.zeit.de.
  15. a b Maximilian Plück: Chefkontrolleur der Bahn in Bedrängnis. In: Bergische Morgenpost. 2. Februar 2017, S. 11 (online).
  16. FAZ vom 14. Januar 2014, S. 14: Kauz und Tausendsassa in Erklärungsnot – Die Personalie Pofalla ist ein Beziehungstest für Bahnaufseher Utz-Hellmuth Felcht und Bahnchef Rüdiger Grube. (Archiv).
  17. Bahn-Chefkontrolleur darf seinen Job behalten. In: Handelsblatt. 3. März 2015, abgerufen am 25. Juli 2016.
  18. Deutsche Bahn AG (Hrsg.): Prof. Felcht weiter Vorsitzender des DB-Aufsichtsrats. Presseinformation vom 18. März 2015.
  19. Michael Machatschke: Kontrollverlust. In: Manager Magazin. Nr. 2, 20. Januar 2017, ISSN 0047-5726, S. 11.
  20. FAZ.net vom 1. Februar 2017: Schonfrist für den Aufsichtsratschef – vorerst
  21. Nikolaus Doll: Zurückbleiben, BITTE! In: Welt am Sonntag. Nr. 6, 5. Februar 2017, ZDB-ID 1123516-0, S. 36 (Kurzfassung online).
  22. Prof. Felcht legt sein Amt Ende März 2018 nieder. Deutsche Bahn, 24. November 2017, abgerufen am 25. November 2017.
  23. Michael Odenwald neuer Aufsichtsratsvorsitzender. (Memento vom 13. Dezember 2018 im Internet Archive) Deutsche Bahn, 17. April 2018, abgerufen am 26. April 2018.
  24. Ehrenmitglieder DECHEMA.
  25. Das Kuratorium des AFS (Memento vom 17. Juli 2018 im Internet Archive)
  26. Mitglieder des Kuratoriums. Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech), abgerufen am 18. Februar 2022.
  27. Präsidium auf www.acatech.de (Memento vom 18. Februar 2010 im Internet Archive), abger. 8. März 2010.