Vemasse

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Vemasse
Der Ort Vemasse am gleichnamigen Fluss im April
Daten
Fläche 148,57 km²[1]
Einwohnerzahl 4.074 (2022)[2]
Chefe de Suco Sergio Miguel Luis Freitas
(Wahl 2016)
Aldeias Einwohner (2015)[1]
Betulale 1504
Lor 1166
Oralan 1025
Raha 847
Der Suco Vemasse
Vemasse (Osttimor)
Vemasse (Osttimor)
Vemasse
Koordinaten: 8° 31′ S, 126° 13′ O

Vemasse (Vemassi, Vemase, Vermasse, Vemassey, Vemace, ehemals Ade, vor 1936: Vemassin[3]) ist ein osttimoresischer Suco im Nordwesten des osttimoresischen im Verwaltungsamt Vemasse (Gemeinde Baucau). Der Hauptort Vemasse war das Zentrum des historischen Reiches von Vemasse.

Der Name leitet sich von „Wemasi“ ab, dem Galoli-Wort für „salziges Wasser“.[4]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vemasse
Orte Position[5] Höhe
Bahamori 8° 30′ 33″ S, 126° 13′ 41″ O 84 m
Caicua 8° 30′ 45″ S, 126° 13′ 33″ O 174 m
Karabela 8° 28′ 56″ S, 126° 16′ 42″ O m
Lor 8° 30′ 14″ S, 126° 14′ 12″ O 23 m
Oralan 8° 30′ 26″ S, 126° 13′ 9″ O 61 m
Raha 8° 30′ 57″ S, 126° 12′ 9″ O 52 m
Vemasse 8° 30′ 38″ S, 126° 12′ 38″ O 37 m
Uailacama 8° 29′ 22″ S, 126° 18′ 51″ O 268 m
Reisfelder beim Ort Oralan kurz vor der Ernte in der Regenzeit …
… und in der Mitte der Trockenzeit

Vor der Gebietsreform 2015 hatte Vemasse eine Fläche von 182,42 km².[6] Nun sind es 148,57 km².[1] Der Suco nimmt einen Großteil des Westens des Verwaltungsamts Vemasse und die gesamte Küste im Norden an der Straße von Wetar ein. Östlich liegen die Sucos Ostico, Caicua und Ossouala und das Verwaltungsamt Baucau mit seinem Suco Bucoli. Im Westen von Vemasse liegen der Suco Uaigae und das Verwaltungsamt Laleia (Gemeinde Manatuto) mit seinen Sucos Haturalan, Lifau und Cairui. Im Süden grenzt Vemasse an die Gemeinde Viqueque mit den Sucos Laline (Verwaltungsamt Lacluta) und Bibileo (Verwaltungsamt Viqueque). Im Süden entspringt der Fluss Bina. Er fließt nach Süden in den Mori, der die gesamte Grenze des Sucos im Süden bildet. Der Mori gehört zum Flusssystem des Laleia, der an der Grenze zwischen Vemasse und Lifau in die Straße von Wetar mündet. Ebenfalls im Süden Vemasses hat der Bohodani seine Quelle. Er fließt Richtung Norden und mündet in den Fluss Vemasse. Nachdem in den Vemasse der Bucaloli gemündet hat, verlässt der er den Suco in Richtung Uaigae und kehrt nach Zufluss des Robohicdi in den Suco zurück. Nachdem er den Ort Vemasse durchquert hat, mündet der Fluss Vemasse in die Straße von Wetar. Weiter östlich fließt der Manuleiden ins Meer. Die Flüsse Vemasses führen aber nur in der Regenzeit Wasser. Östlich der Mündung des Manuleiden liegt an der Küstenstraße der Ort Karabela (Cairabela, Caravela).[7]

Der Suco Vemasse teilt sich in die vier Aldeias Betulale, Lor, Oralan und Raha.[8]

Einwohner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Suco Vemasse leben 4.074 Einwohner (2022), davon sind 2.024 Männer und 2.050 Frauen. Im Suco gibt es 700 Haushalte.[2] Etwa 70 % der Einwohner geben Waimaha als ihre Muttersprache an. Eine kleine Minderheit spricht Midiki. Beide werden zu den Kawaimina-Sprachen gezählt. Etwa 15 % sprechen Tetum Prasa, etwa 10 % Galoli.[9]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Wahlen von 2004/2005 wurde Carlos Freitas (Acau) zum Chefe de Suco gewählt[10] und 2009 in seinem Amt bestätigt.[11] Bei den Wahlen 2016 gewann Sergio Miguel Luis Freitas.[12]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Galoli-Sprecher“ aus Vemasse im Álbum Fontoura (vor 1940)"
Die Escola do Reino de Vemassim aus den Jahren um 1930 (1970). Sie war im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt worden.
Die Kirche von Vemasse, 1970 während des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg und 2016.
Die Kirche von Vemasse, 1970 während des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg und 2016.
Die Kirche von Vemasse, 1970 während des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg und 2016.

Den Namen „Salziges Wasser“ erhielt Vemasse der Legende nach von einem Prinzen von Luca, der hierher geflohen war und durstig aus einer Quelle trank, die sich als salzig herausstellte.[4][13]

Ein Großteil der Gemeinde Baucau war früher Teil des Reichs von Vemasse oder stand unter dessen Einfluss. Früher hieß das Reich Ade.[14] Bis 1668/69 hatten hier noch Händler aus Makassar großen Einfluss.[15] 1752 existierte bereits eine katholische Kirche in Vemasse.

Im August 1867 rebellierten die Einwohner vom Galoli-Reich von Vemasse, zu dem auch Laga gehörte, gegen die portugiesischen Kolonialherren. Diese Rebellion scheiterte.[16]

Enge Beziehungen herrschten zwischen Vemasse und der von den Niederlanden dominierten Insel Kisar. Regelmäßig besuchte man sich, Handel mit Gold und Wasserbüffel wurde getrieben und der Raja von Vonreli auf Kisar zahlte einen Tribut an den Liurai von Vemasse. Erst Ende des 19. Jahrhunderts unterband der portugiesische Gouverneur Timors José Celestino da Silva (1894 bis 1908) jeden Kontakt, da sich der Raja weigerte vom Protestantismus zum katholischen Glauben überzutreten. Doch bereits 15 Jahre später wurden die Kontakte erneuert, als der Raja von Kisar mit einer Flotte von 20 kleinen Schiffen am Strand von Baucau anlegte.[16]

Nachdem Gerüchte aufkamen, dass die indonesischen Invasoren am 11. Dezember 1975 zehn Zivilisten in Karabela ermordet hätten, floh die Bevölkerung aus Vemasse zunächst zum Berg Lame, am Südrand des Ortes, wo man einfache Baracken errichtete. Dort schlossen sich ihnen Einwohner von Karabela und Bucoli an. Die Bevölkerung konnte zu ihren Ackerflächen zur Ernte zurückkehren, da die Indonesier keine Besatzungstruppen in Vemasse zurückgelassen hatten. So konnten sich die Flüchtlinge mit genügend Nahrungsmittel versorgen, doch in der Mitte vom März 1976 griffen die Indonesier das Flüchtlingslager mit Panzerfäusten und Mörsern an und zerstörten sowohl die Hütten, als auch das Nahrungsmittellager. Die Einwohner flohen entlang des Rio Vemasse acht Kilometer weiter nach Süden, nach Uaigae, wo sie wieder Gärten zur Selbstversorgung anlegten. Doch als die Kämpfe näher kamen, mussten sie erneut fliehen, bis sie schließlich in Uai-Mori (heute Suco Bibileo, 20 km südlich von Vemasse), im Schutz der FRETILIN, erneut Zuflucht fanden. Hier entstand eine base de apoio, eine Widerstandsbasis. Zusammen mit Flüchtlingen aus Dili, Viqueque und anderen Landesteilen lebten sie zwei Jahre hier. Mit der Zeit kam es immer mehr zur Nahrungsmittelknappheit, da immer mehr Menschen eintrafen. 1978 wurde auch Uai-Mori von indonesischen Streitkräften angegriffen. Die meisten Einwohner flohen, einige wurden von den Indonesiern gefangen genommen und in das Sammellager von Bucoli gebracht.[17]

In Lobito wurde der osttimoresische Freiheitskämpfer Aquiles Freitas Soares und einige seiner Anhänger von der FRETILIN hingerichtet.[18] Hier befand sich eine Widerstandsbasis (bases de apoio).[17]

Im Ort Vemasse gab es Ende 1979 ein indonesisches Lager für Osttimoresen, die zur besseren Kontrolle von den Besatzern umgesiedelt werden sollten.[17]

Im November 2005 starben zwei osttimoresische Polizisten durch eine Bombe, die in Vemasse auf ihr Fahrzeug geworfen wurde.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dorf Uailacama (Wailakama) nahe dem Ort Vemasse wurde Carlos Filipe Ximenes Belo (* 1948), Friedensnobelpreisträger und ehemaliger Bischof von Dili geboren.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Vemasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Direcção-Geral de Estatística: Ergebnisse der Volkszählung von 2015, abgerufen am 23. November 2016.
  2. a b Institutu Nasionál Estatístika Timor-Leste: Final Main Report Census 2022, abgerufen am 18. Mai 2022.
  3. Boletim Oficial, XXXVII Ano - Numero 21, Govêrno Colonial, Diploma Legislativo N°85, 27. Mai 1936.
  4. a b Geoffrey Hull: The placenames of East Timor, in: Placenames Australia (ANPS): Newsletter of the Australian National Placenames Survey, Juni 2006, S. 6 & 7 (Memento vom 14. Februar 2017 im Internet Archive), abgerufen am 28. September 2014.
  5. Atlanten der zwölf Gemeinden und der Sonderverwaltungsregion Osttimors, Stand 2019 (Direcção-Geral de Estatística DGE).
  6. Direcção Nacional de Estatística: Population Distribution by Administrative Areas Volume 2 English (Memento vom 5. Januar 2017 im Internet Archive) (Zensus 2010; PDF; 22,6 MB)
  7. Timor-Leste GIS-Portal (Memento vom 30. Juni 2007 im Internet Archive)
  8. Jornal da Républica mit dem Diploma Ministerial n.° 199/09 (Memento vom 3. Februar 2010 im Internet Archive) (portugiesisch; PDF; 323 kB)
  9. Ergebnisse des Zensus 2010 für den Suco Vemasse (tetum; PDF; 8,6 MB)
  10. Secretariado Técnico de Administração Eleitoral STAE: Eleições para Liderança Comunitária 2004/2005 – Resultados (Memento vom 4. August 2010 im Internet Archive)
  11. Secretariado Técnico de Administração Eleitoral STAE: Eleições para Liderança Comunitária 2009 – Resultados (Memento vom 4. August 2010 im Internet Archive)
  12. Jornal da República: Lista Naran Xefe Suku Eleito 2016, 2. Dezember 2016@1@2Vorlage:Toter Link/www.mj.gov.tl (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 17. Juni 2020.
  13. Susana Barnes, Hans Hägerdal, Lisa Palmer: An East Timorese Domain – Luca from Central and Peripheral Perspectives, S. 333, 2017, DOI: 10.1163/22134379-17302020.
  14. Hans Hägerdal: Lords of the Land, Lords of the Sea; Conflict and Adaptation in Early Colonial Timor, 1600–1800 (2012).
  15. Hans Hägerdal: Rebellions or factionalism? Timorese forms of resistance in an early colonial context, 1650–1769
  16. a b History of Timor – Technische Universität Lissabon (Memento des Originals vom 24. März 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/pascal.iseg.utl.pt (PDF; 824 kB)
  17. a b c „Chapter 7.3 Forced Displacement and Famine“ (Memento vom 28. November 2015 im Internet Archive) (PDF; 1,3 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  18. „Chapter 7.2 Unlawful Killings and Enforced Disappearances“ (Memento vom 25. März 2016 im Internet Archive) (PDF; 2,5 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)

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