Venlo

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Gemeinde Venlo
Flagge der Gemeinde Venlo
Flagge
Wappen der Gemeinde Venlo
Wappen
Provinz  Limburg
Bürgermeister Antoin Scholten (VVD)
Sitz der Gemeinde Venlo
Fläche
 – Land
 – Wasser
128,99 km2
124,45 km2
4,54 km2
CBS-Code 0983
Einwohner 103.785 (1. Jan. 2024[1])
Bevölkerungsdichte 805 Einwohner/km2
Koordinaten 51° 22′ N, 6° 10′ OKoordinaten: 51° 22′ N, 6° 10′ O
Bedeutender Verkehrsweg A67 E34 A73 A74 N271 N273 N275 N295 N556
Vorwahl 077
Postleitzahlen 5901–5902, 5911–5916, 5921–5928, 5931–5932, 5935, 5941, 5943–5944, 5951
Website Website von Venlo
Vorlage:Infobox Ort in den Niederlanden/Wartung/Karte
Häuser am Tegelsweg
Häuser am Tegelsweg
Häuser am TegelswegVorlage:Infobox Ort in den Niederlanden/Wartung/Bild1

Venlo [ˈfɛnloː][2] ist eine niederländische Stadt und Gemeinde der Provinz Limburg. Am 1. Januar 2024 hatte die Gemeinde 103.785 Einwohner. Durch Venlo fließt die Maas. Das Stadtgebiet grenzt unmittelbar an die deutschen Kreise Kleve und Viersen.

Topografische Karte von Venlo, 2010–2011

Gemeinde und Einwohner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeindegebiet und Stadtteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Venlo (niederländisch Gemeente Venlo) besteht aus fünf Stadtbezirken: Venlo (40.530 Einwohner, Stand 1. Januar 2018), Belfeld (5.550 Einwohner), Blerick (27.440 Einwohner), Tegelen (18.945 Einwohner) sowie Arcen, Lomm en Velden (8.690 Einwohner). Das links der Maas gelegene Blerick wurde 1940 eingemeindet, die im Süden gelegenen Gemeinden Belfeld und Tegelen 2001. Die nördliche Nachbargemeinde Arcen en Velden wurde am 1. Januar 2010 eingemeindet. Venlos Fläche vergrößerte sich um rund die Hälfte. Venlo hat mit gut 100.000 Einwohnern den Status einer Großstadt erreicht.

Die Stadtbezirke untergliedern sich in zahlreiche Stadtteile und Nachbarschaften. Zum Stadtbezirk Tegelen gehört das bekannte Klosterdorf Steyl.

Das historische Rathaus von Venlo

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachbargemeinden der Gemeinde Venlo sind:

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsstatistik von Venlo
Jahr Einwohner
1880 14.398
1890 17.869
1900 23.713
1910 30.804
1920 37.114
1930 45.116
1940 53.812
1950 63.313
1960 74.707
Jahr Einwohner
1970 85.163
1980 85.363
1990 88.175
2000 89.598
2005 92.263
2006 92.048
2010 100.3280
2013 100.1580
2016 100.3730

Nationalitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

85.807 der 92.048 Einwohner haben die niederländische Staatsbürgerschaft (Stand 1. Januar 2006), 6.241 eine ausländische. Die drei größten Ausländergruppen sind Deutsche (1.813), Türken (1.190) und Marokkaner (826).

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kollegium von Bürgermeister und Beigeordneten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Beigeordneten werden dem Kollegium im Zeitraum von 2018 bis 2022 von den Koalitionsparteien 50PLUS, EENLokaal, GroenLinks, PvdA und SP bereitgestellt. EENLokaal ist mit zwei Beigeordneten im Kollegium vertreten, die übrigen Parteien hingegen steuern jeweils einen Beigeordneten bei. Sie wurden am 16. Mai 2018 im Rahmen einer Ratssitzung berufen.[3] Folgende Personen gehören zum Kollegium und sind in folgenden Bereichen zuständig[4]:

Antoin Scholten
Funktion Name Partei Ressort Anmerkung
Bürgermeister Antoin Scholten VVD öffentliche Ordnung und Sicherheit, Vollstreckung, Kommunikation, (EU)Region, Sicherheitsbereich, Informationstechnik seit dem 12. November 2012 im Amt
Beigeordnete Frans Schatorjé EENLokaal koordinierender Beigeordneter im Sozialwesen, geschütztes Wohnen, angemessene Bildung, Zielgruppen-Transport, funktionaler Analphabetismus
Erwin Boom PvdA koordinierender Beigeordneter für den Arbeitsmarkt, Einkaufszentren, Untertunnelung des Bahnübergangs Vierpaardjes, Studentenstadt, Gaststättenpolitik, Projekte für den Grundbetrieb
Alexander Vervoort SP koordinierender Beigeordneter für das Umweltgesetz, Armutspolitik, Partizipation, Gemeinschaftseinrichtungen, Häuser des Bezirkes
Marij Pollux-Linssen GroenLinks koordinierende Beigeordnete für Nachhaltigkeit, Stadtviertel Q4 und Maaswaard, Kazernekwartier, C2C, Umwelt, Natur, Grün und Wasser, Museumkwartier
Sjors Peeters 50PLUS koordinierender Beigeordneter für Altenpolitik, Parken, Erbgut, öffentlicher Raum, Verkehr in den Stadtvierteln
Ad Roest EENLokaal öffentliche Sachen, Dienstleistung, Personal, Geschäftsführung, BsGW
Gemeindesekretär Twan Beurskens seit April 2018 im Amt

Sitzverteilung im Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kommunalwahl am 16. März 2022[5]
Wahlbeteiligung: 44,85 %
 %
20
10
0
19,48
17,1
12,74
10,34
10,27
9,49
7,07
6,41
2,75
4,34
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2018
 %p
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
-12
-14
+1,58
−0,5
+1,85
+2,17
−4,31
+9,49
+2,63
−3,35
+2,75
−12,32
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
a EENLokaal
f Venlose Senioren Partij
j DENK 2,53 % (+2,53 %), 50PLUS 1,81 % (–5,17 %), SP 0 % (–9,68 %)

Der Gemeinderat wird seit 1982 folgendermaßen gebildet:

Partei Sitze[5]a
1982 1986 1990 1994 1998 2000b 2006 2009c 2014 2018 2022
EENLokaald 7 8
CDA 18 15 16 10 10 12 7 8 7 7 7
PvdA 5 10 8 4 5 3 8 5 6 4 5
GroenLinkse 2 4 5 5 6 3 2 3 4
VVD 8 6 5 5 7 7 7 12 8 6 4
Venlose Senioren Partij 4
D66 1 2 3 1 1 0 2 2 1 3
PVV 4 2
FvD 1
DENK 1
50PLUS 3 0
SP 0 0 1 2 2 4 4
Lokale Democratendf 5
VenLokaaldg 5
Blerickse Democratenf 2 2
Tegelse Democratenf 3 2 2
Belfeldse Demokrateng 2 2 2
Realisten ’82 1 1 1
SAMENh 6 3 3 2
O en M B 1
Progressief Akkoorde 1
PPR 1 0
PSP
Gesamt 33 33 33 33 33 37 37 39 39 39 39
Anmerkungen
a 
Parteien, die zwar an der Wahl teilgenommen hatten, aber keinen Ratssitz erlangen konnten, werden nicht berücksichtigt.
b 
Aufgrund der Eingemeindung von Belfeld und Tegelen zum 1. Januar 2001 fand eine außerplanmäßige Kommunalwahl im Jahre 2000 statt.
c 
Aufgrund der Eingemeindung von Arcen en Velden zum 1. Januar 2010 fand eine außerplanmäßige Kommunalwahl im Jahre 2009 statt.
d 
Die Lokale Democraten und VenLokaal schlossen sich zur Kommunalwahl 2018 zur Lokalpartei EENLokaal zusammen.
e 
Die Mitglieder der Lokalpartei Progressief Akkoord schlossen sich zur Kommunalwahl 1990 der lokalen GroenLinks-Fraktion an.
f 
Zur Kommunalwahl 2014 entstanden die Lokale Democraten aus dem Zusammenschluss der Lokalparteien Blerickse Democraten, Tegelse Democraten und Venlose Democraten.
g 
Die Belfeldse Demokraten lösten sich zur Kommunalwahl 2014 in die neu gegründete Partei VenLokaal auf.
h 
Bis einschließlich 1998 kandidierte SAMEN als Nieuwe Lijst ’93.

Flagge und Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Venloer Flagge besteht aus zwei horizontalen Streifen, der obere ist rot, der untere blau.

Das Venloer Wappen zeigt den Gelderschen Löwen in den Gelderner Farben Blau und Gold sowie einen Anker für die Stadt an der Maas. Der Wappenspruch lautet: „Festina lente, cauta fac omnia mente“ („Eile mit Weile, tue alles mit Verstand“).

Der Ursprung des Ortsnamens ist unsicher. Eine Theorie besagt, dass die Silbe „Ven-“ auf feuchtes Gebiet hinweise (Venn/Fenn, „Morast“). Zusammen mit der Silbe „lo“, die für Wald steht (vgl. auch z. B. Gütersloh oder Hohenlohe), bedeute Venlo also „Wald im Morast“.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Römische Siedlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2010 wurden großflächige Ausgrabungen im Zuge der Trassenuntersuchung des Maasboulevards abgeschlossen. Die Grabungsarbeiten hatten zweieinhalb Jahre gedauert. Seitdem wird vermutet, dass der Ort ein 2000 Jahre alter Logistikstandort der Römer war, der etwa im Jahre 19 v. Chr. entstand und damit etwa genauso alt wie Nijmegen sein soll. Der römische Ursprung der Gemeinde war bereits bekannt; die Auswertung der Funde brachte aber neue Erkenntnisse und Theorien zur Siedlungsgeschichte seit der Römerzeit, insbesondere zu Größe, Straßen- und Häuserplänen und Funktion als militärischer, logistischer und ökonomischer Standort und Stützpunkt einiger hundert Legionäre. Dabei soll es sich nach Ansicht einiger regionaler Historiker und Archäologen um das antike Sablones handeln. Diesen Ursprung beansprucht allerdings auch das auf deutscher Seite angrenzende Kaldenkirchen.

Die Untersuchungen förderten Mauerreste und Ziegel sowie römische Brunnen und Latrinen zutage, außerdem Keramik, Fragmente eines Coolus (Bronzehelm aus der Zeit des Augustus), Glasperlen und 170 römische Münzen, darunter keltische Avaucia-Münzen, die das Alter Venlos genau bestimmen lassen. Die Transportkeramik (insgesamt 37.176 Keramikfragmente aus der Römerzeit mit einem Gewicht von 7.372 Kilogramm) machte den größten Anteil aus. Gefunden wurden auch bedeutsame Objekte aus dem Mittelalter.[6]

Mittelalter bis 19. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Venlo wurde am Anfang des 11. Jahrhunderts zum ersten Mal urkundlich erwähnt und war eine Hansestadt. 1343 wurde Venlo das Stadtrecht verliehen. Im Krieg zwischen Karl von Egmond, Herzog von Geldern, und Kaiser Maximilian wurde Venlo 1511 von den Truppen von Margarete von Österreich, Statthalterin der habsburgischen Niederlande, drei Monate lang vergeblich belagert.[7]

Venlo gehörte über lange Zeit zum Herzogtum Geldern, während Tegelen der nordwestlichste Teil des Herzogtums Jülich war. Venlo und Tegelen waren daher füreinander jahrhundertelang – nicht selten feindliches – Ausland. Bis heute ist der Dialekt in Tegelen deutlich verschieden von dem in Venlo; das Tegels wird von der Sprachwissenschaft zu den limburgischen Dialekten gezählt, das Venloos zu den kleverländischen. 1997 hatte die niederländische Politik zur Minderung lokaler Rivalitäten alle in der Provinz Limburg gesprochenen Dialekte generell zu Limburgs erklärt. Bis heute existieren, gerade aufgrund der Sprachunterschiede, rivalisierende Gefühle zwischen einem Teil der Venloer und Tegeler sowie Belfelder, sodass die Eingemeindung 2001 nach Venlo in Tegelen und Belfeld wenig populär war.

Nach dem Ende des Herzogtums Geldern wurde Venlo Teil der Spanischen Niederlande, schloss sich aber 1579 der Utrechter Union an. Die Geschichte Venlos im späten 16. und 17. Jahrhundert stand im Zeichen des Konflikts zwischen Habsburg-Spanien und der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande, insbesondere des Achtzigjährigen Kriegs und des Spanischen Erbfolgekriegs. Die Kontrolle über Venlo wechselte in dieser Zeit mehrfach, bevor die Stadt im Frieden von Utrecht 1713 den Niederlanden zugesprochen wurde. Die 1734 gegründete Briefumschlagfabrik Bontamps bestand bis 1935.

Venlo zur Zeit der Belgischen Revolution und des Deutschen Bundes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte von Venlo um 1850

1830 erhoben sich die überwiegend katholischen Südprovinzen des Vereinigten Königreichs der Niederlande gegen den „protestantischen Norden“ und die holländische Vorherrschaft. So schloss sich auch die Stadt Venlo der Belgischen Revolution an. Diese wurde vor allem durch das wallonische Bürgertum und katholisch gesinnte Flamen getragen. So erhoben die südlichen Provinzen Anspruch auf das gesamte niederländischsprachige Limburg einschließlich der dialektal ripuarischsprachigen Stadt Kerkrade, die damals offiziell zweisprachig war und gleichberechtigt Niederländisch und Deutsch verwendete, aber daneben auch das Französische als „Bürgersprache“. Doch erst neun Jahre später (1839) erkannte das niederländische Königshaus die Unabhängigkeit der nun belgischen Provinzen an und Limburg wurde entlang der Maas geteilt. Die Gebiete rechts des Flusses wurden niederländisch, die Gebiete links des Flusses belgisch. Die ehemals südgelderschen Gebietsteile Limburgs, zu denen auch die Stadt Venlo gehörte, blieben von dieser Grenzziehung unberührt. Die Festungsstadt Maastricht wurde jedoch den Niederlanden zugeschlagen, obwohl ihre damalige Bevölkerung die Zugehörigkeit zu Belgien wünschte. Mit der Unabhängigkeit Belgiens wurde das vom niederländischen König in Personalunion regierte Luxemburg 1839 auf der Londoner Konferenz geteilt und seine wallonischen West- und Nordwestregionen Belgien zugesprochen, woraus die neue belgische Provinz Luxemburg entstand. Auch die niederländische Provinz Limburg wurde aufgrund der Abspaltung von Belgien 1839 auf der Londoner Konferenz geteilt. Da Luxemburg Gliedstaat des Deutschen Bundes war und durch die Teilung 1839 verkleinert wurde, verlor der niederländische König an Stimmgewicht im Bundestag. Dieser Verlust wurde verwaltungstechnisch dadurch ausgeglichen, indem die Provinz Limburg als Gliedstaat „Herzogtum Limburg“ dem Deutschen Bund zugeordnet wurde. Deshalb waren zwischen 1839 und 1867 die drei Festungen Venlo, Roermond und Maastricht „Bundesfestungen“ des Deutschen Bundes.[8][9]

Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Niederlande waren im Ersten Weltkrieg neutral und unbesetzt (→ Geschichte der Niederlande#Erster Weltkrieg).[10]

Im Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, am 9. November 1939, wurden vor einem Grenzcafé unmittelbar an der deutsch-niederländischen Grenze bei Venlo zwei britische Geheimdienstoffiziere von einem deutschen Geheimdienstkommando in eine Falle gelockt und entführt. Die Briten befanden sich in Begleitung eines niederländischen Geheimdienstoffiziers, der bei der Entführung erschossen wurde. Der „Venlo-Zwischenfall“ lieferte dem damaligen NS-Deutschland unter Adolf Hitler einen Vorwand für den Einmarsch in die neutralen Niederlande; dieser begann am Morgen des 10. Mai 1940.[11] Am 10. Mai marschierte die Wehrmacht auf breiter Front in den Niederlanden, in Belgien und in Luxemburg ein; es war der Beginn des Westfeldzuges. Am gleichen Tag sprengten niederländische Soldaten die Maasbrücke bei Venlo.[12] Die niederländische Regierung kapitulierte am 14./15. Mai (mit Ausnahme der Provinz Zeeland); Leopold III., der König der Belgier, kapitulierte mit seinen Truppen am 28. Mai.

Während des Kriegs spielte der Fliegerhorst Venlo-Herongen eine erhebliche Rolle in der deutschen Luftverteidigung. Venlo erlitt zwischen Oktober 1944 und März 1945 große Kriegsschäden. Viele Bürger der Stadt wurden in diesem Winter (siehe auch Hungerwinter in den Niederlanden) von der deutschen Wehrmacht zwangsweise evakuiert.[13] Der erste alliierte Luftangriff traf Venlo am 13. Oktober 1944; zwölf weitere folgten. Sie hatten das Ziel, die Maasbrücke zu zerstören, um den Nachschub der Deutschen zu unterbrechen. Alle Angriffe misslangen, die Brücke blieb bestehen. Erst am 25. November 1944, als die Alliierten westlich der Maas vorrückten, sprengten die Deutschen die Brücke selbst. Durch die Luftangriffe starben 506 Menschen, die Häuser von etwa 800 Familien wurden zerstört.

Der Stadtteil Blerick am Westufer der Maas wurde zu Beginn Dezember 1944 befreit. Zuvor gingen 30.000 Granaten auf Blerick nieder. Auch die Martinuskirche wurde zerstört.[14]

Venlo wurde am 1. März von Truppen der 9. US-Armee im Rahmen der Operation Grenade befreit. Am 2. März wurden gefangene Deutsche durch die Straßen geführt; die Flagge der Niederlande wurde gehisst; am gleichen Tag stießen Panzer des 784. Panzer-Bataillons (35. US-Division) von Venlo nach Straelen vor.[15]

Wirtschaft und Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Handelsstandort[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einkaufsstraße Parade in Venlo
Skulptur „Die 2 Brüder von Venlo“ (von Arno Coenen, 2013)

Die Grenznähe macht Venlo zu einem beliebten Einkaufsort für Deutsche, aber auch für Besucher aus dem nahen Belgien. Vor Abbau der Zoll- und Währungsschranken in der Europäischen Union gab es erhebliche Preisvorteile bei Waren mit besonderen Steuersätzen wie Dieselkraftstoff und Kaffee. Vor allem an deutschen Feiertagen gab es regelmäßig lange Schlangen an den Grenzen. Daran anknüpfend hat sich in Venlo ein großer und vielfältiger Einzelhandel etabliert. Seit Abbau der Grenzen existieren besondere Preisvorteile kaum noch, aber für Millionen Deutsche besonders aus dem Rheinland und dem Ruhrgebiet ist Venlo nach wie vor ein beliebtes Ziel für Tagesausflüge, da es die oft nächstgelegene ausländische Stadt ist.

Coffeeshops[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2009 besuchten auch täglich 5.900 Cannabiskonsumenten sogenannte Coffeeshops in Venlo, darunter 66 Prozent Ausländer überwiegend aus Deutschland. Zuvor hatte die Stadt 2001 im Rahmen des Projekts Hektor etwa 200 illegale Läden geschlossen und zwei lizenzierte Läden mit Autobahnanbindung unmittelbar an die deutsche Grenze verlegt, so dass in der Innenstadt seitdem nur noch drei Coffeeshops geduldet werden.[16] Seit dem 1. Mai 2012 wurden Cannabisprodukte vorübergehend auch in diesen Coffeeshops nur noch an Inhaber eines Berechtigungsnachweises (sog. Wietpass) verkauft, der einen Wohnsitz in den Niederlanden und eine behördliche Registrierung voraussetzt.[17] In der Folge schlossen die beiden direkt an der deutschen Grenze gelegenen Coffeeshops. Seit 2013 wird auf Beschluss des Gemeinderates in den verbliebenen drei Coffeeshops der Verkauf von Haschisch und Marihuana bis zu einer Höchstmenge von fünf Gramm pro Tag und Person auch wieder ohne Wietpass geduldet.

Ab 2014 ist in Venlo die Anpflanzung von Weinreben geplant – das Weinanbaugebiet soll mit 50 Hektar Fläche im Endausbau das größte Weinanbaugebiet der Niederlande werden.[18]

Bekannte Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Canon Production Printing, Druck- und Kopiergerätehersteller
  • DSV A/S (übernahm 2006 die Koninklijke Frans Maas Groep N. V., deren Zentrale in Venlo war), Spedition und Logistikunternehmen
  • Office Depot, Büroausstatter (Europazentrale)
  • Scheuten Glasgroep, Glasprodukte, Solarmodule und Photovoltaik (Konzernzentrale)
  • Cimpress, Druckerei (Hauptsitz)
  • Amway (Zentrallager Europa)
  • vidaXL, Onlineshop mit Shops in ganz Europa (Hauptsitz)
  • Mifa Aluminium, Aluminiumprofile
  • Leolux, Möbelhersteller
  • Stadler Rail, Servicestandort
  • Marcelissen, Verarbeitungsmaschinen für Kartoffeln und Wurzelgemüse
  • Nedinsco, Hersteller optomechatronischer Systemen
  • Weir Minerals, Komponenten für Bergbauausstattung
  • MGG Group, Aluminium, im Ortsteil Tegelen

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schienenverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Venlo war schon früh eine wichtige Stadt für den europäischen Schienenverkehr. Um 1874 wurde die Hamburg-Venloer Bahn gebaut, weshalb in Hamburg ein Bahnhof nach der Stadt benannt wurde, der Venloer Bahnhof. Später wurde die Strecke sogar als Hamburg-Pariser-Bahn nach Paris weitergeführt, wodurch Venlo verkehrstechnisch günstig ans europäische Schienennetz angebunden war. Der westliche Teil der Hamburg-Venloer Bahn (die Bahnstrecke Haltern–Venlo) blieb aber stets defizitär und diente nur bis zum Ersten Weltkrieg in beschränktem Maße dem Fernverkehr. Danach sank sie zu einer Regionalstrecke herab und wurde schließlich weitgehend stillgelegt. Heute fährt man von Haltern via Krefeld und Viersen nach Venlo.

Bahnhof Venlo (Niederlande) mit Bahnhofsvorplatz 2023

Heute ist der Bahnhof Venlo nicht nur für den europäischen Personenverkehr, sondern auch für den Güterverkehr allgemein eine wichtige Station, nicht zuletzt wegen der zentralen Lage zwischen der niederländischen Randstad und dem deutschen Ruhrgebiet, vor allem aber als Umspannbahnhof für Güterlokomotiven zwischen den verschiedenen Stromnetzen in den Niederlanden und in Deutschland.

Im Personenverkehr gibt es Intercity-Verbindungen der Nederlandse Spoorwegen Richtung Eindhoven Centraal, Rotterdam und Den Haag. Ferner bietet die DB-Tochter Arriva Schnell- und Regionalzugverbindungen nach Nijmegen und Roermond. Des Weiteren betreibt die Eurobahn mit dem Maas-Wupper-Express (RE 13) den Grenzverkehr zwischen Venlo und Deutschland (ViersenMönchengladbachNeussDüsseldorfWuppertalHagenHamm).

Radwege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die niederländische Provinz Limburg inklusive der Stadt Venlo verfügen über ein übersichtliches Fahrradwegenetz, über das man die Städte Roermond, Weert, Helmond, Eindhoven, Horst und Venray erreichen kann. Weiterhin erreicht man auch die deutsche Grenzregion über die Fietsallee am Nordkanal. Der LF 13 verbindet Venlo mit der Stadt Duisburg.

Straßenverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insgesamt führen fünf Autobahnen nach oder durch Venlo:

Schiffsverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Passantenhafen am Maasboulevard

Der alte Stadthafen wurde 2011 zu einem Passantenhafen umgebaut. Dort finden bis zu 30 Boote eine Box, Übernachten ist kostenpflichtig erlaubt. Der Hafen ist in der Mitte von einer Brücke überspannt, hat einen Tiefgang von 1,5 m und wird von einem Hafenmeister betreut. Es gibt Strom, aber keinen WC bzw. kein Wasser oder Duschgelegenheit. Die zulässige Bootslänge wird mit 15 m angegeben.

Der Handelshafen (Venlo Trade Port) befindet sich ca. 2 km maasabwärts, auf der anderen Maasseite, im Stadtteil Blerick und ist Teil eines weitläufigen Industriegebietes. Nahbei ein weiterer Yachthafen (Watersportvereniging De Maas), der auch den Hafenmeister für den Stadthafen stellt.

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St. Martin in Venlo
Das Limburgische Museum in Venlo

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Museum van Bommel van Dam (Museum für moderne Kunst)
  • Het Limburgs Museum (Museum für Geschichte und Kultur)
  • De Maaspoort (Theater und Kongresszentrum)
  • Theater De Doolhof (Theater unter freiem Himmel)
  • Amateurtheater De Garage
  • Botanischer Garten Jochum-Hof
  • Zomerparkfeest (multikulturelles Festival mit Musik, Straßentheater, Film und Kunst)
  • Marcato Mondial (multikultureller Jahrmarkt)
  • Bluesrockfestival
  • Venloos Symfonie Orkest (VSO), Laien-Sinfonie-Orchester

Venlo war 2012 Gastgeber der alle zehn Jahre stattfindenden Weltgartenbauausstellung Floriade.

Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • VVV-Venlo (Fußballclub in der Eredivisie, der höchsten Spielklasse im niederländischen Fußball)
  • Venlo Danst Grenzeloos (deutsch Venlo tanzt grenzenlos): Jedes Jahr im Oktober findet in Venlo ein Wettkampf im Rollstuhltanz statt mit Teilnehmern aus Belgien, den Niederlanden und Deutschland.[19] 2011 fanden gleichzeitig die Benelux-Meisterschaften im Rollstuhltanz in Venlo statt.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partnerstädte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemalige Partnerstädte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Partnerschaft mit Gorizia bestand ab 1965, die mit Klagenfurt seit 1961. Beide wurden im März 2010 aufgelöst, nachdem der Austausch sowohl auf kultureller als auch auf sozialer oder sportlicher Ebene immer weniger wurde beziehungsweise gar nicht mehr stattfand.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Frans Hermans: Historische atlas van Venlo. Twintig eeuwen wonen aan de Maas. Vantilt, Nijmegen 2018, ISBN 978-94-6004-403-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Venlo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Venlo – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bevolkingsontwikkeling; regio per maand. In: StatLine. Centraal Bureau voor de Statistiek, 29. Februar 2024 (niederländisch).
  2. Venlo definition and meaning. In: Collins English Dictionary. HarperCollins, abgerufen am 22. August 2021.
  3. Harry Lücker: Nieuw college Venlo geïnstalleerd. In: De Limburger. Media groep Limburg, 17. Mai 2018, abgerufen am 1. September 2018 (niederländisch).
  4. College van burgemeester en wethouders Gemeente Venlo, abgerufen am 1. September 2018 (niederländisch)
  5. a b Ergebnisse der Kommunalwahlen: 1982–2002 2006 2009 2014 2018 2022, abgerufen am 31. Mai 2022 (niederländisch)
  6. Elke Wiegmann: Venlo - Das älteste Dorf der Niederlande In: waz.de vom 15. November 2010.
  7. Friedrich Nettesheim: Geschichte der Stadt und des Amtes Geldern mit Berücksichtigung der Landesgeschichte, Bd. 1: Äußere Geschichte von der ältesten bis auf die neueste Zeit. Kühler, Krefeld 1863, S. 215.
  8. Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 3., verbesserte, um ein Register erweiterte Auflage. C.H. Beck, München 1990, ISBN 3-406-34838-6, S. 301.
  9. N. J. G. Pounds: Historische und Politische Geographie von Europa, Georg Westermann Verlag 1950, ohne ISBN, S. 245ff
  10. Willem Kurstjens: VENLO IN DE EERSTE WERELDOORLOG, 2014 (Verlags-Site)
  11. Peter Koblank: Der Venlo-Zwischenfall, Online-Edition Mythos Elser 2006
  12. S. 120 (pdf, 13 MB)
  13. Website Historie Venlo (niederländisch)
  14. rp.-online.de (Rheinische Post) 22. August 2012: Wie Venlo in Trümmer fiel
  15. www.archive.nrw.de
  16. Westfälische Wilhelms-Universität Münster: Drogenpolitik in den Niederlanden. VII. Venlo und der Drogentourismus. (Memento vom 28. Dezember 2011 im Internet Archive) Dezember 2009, abgerufen am 1. September 2018 (niederländisch)
  17. Manfred Meis: Nettetal: Grenz-Coffeeshops schließen In: rp-online.de vom 26. April 2012.
  18. Bald wächst Wein in Venlos Greenport Rheinische Post vom 21. Februar 2013, abgerufen am 25. August 2013
  19. Venlo Danst Grenzeloos (Memento vom 30. August 2014 im Internet Archive) (nl) abgerufen am 4. Dezember 2011
  20. Über uns. In: fontysvenlo.nl. Fontys Venlo University of Applied Sciences, abgerufen am 2. Juni 2022.
  21. HAS University of Applied Sciences. Abgerufen am 28. März 2019 (englisch).
  22. Städtepartnerschaften, krefeld.de, abgerufen am 30. September 2018
  23. a b Venlo verbreekt stedenbanden, omroepvenlo.nl, abgerufen am 30. September 2018