Versandhaus Klingel

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K – Mail Order GmbH & Co. KG
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1923
Auflösung 31. Januar 2024
Auflösungsgrund Insolvenz
Sitz Pforzheim, Deutschland Deutschland
Leitung Cord Henrik Schmidt
Mitarbeiterzahl über 2200 (2021)[1]
Umsatz über 1 Mrd. (2017)[2]
Branche Multichannel Distanzhandel
Website www.klingel-gruppe.de

Die K – Mail Order GmbH & Co. KG, auch bekannt unter dem Namen Klingel bzw. Klingel Gruppe, war ein Multichannel-Distanzhändler und nach eigener Aussage das drittgrößte Versandhaus in Deutschland. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in Pforzheim. Es wurden bis August 2023 knapp 2000 Mitarbeiter beschäftigt, womit die Klingel Gruppe eine der größten privaten Arbeitgeber der Stadt war. Darüber hinaus gehören Niederlassungen in den Niederlanden, in der Schweiz, in Österreich, Frankreich, Belgien, Schweden, Norwegen, Finnland, Tschechien und in der Slowakei zur Unternehmensgruppe.

Im Mai 2023 beantragte die Unternehmensgruppe Insolvenz in Eigenverwaltung.[3] Ende August 2023 wurde bekannt, dass Klingel zum 31. Januar 2024 nach Abwicklung des Weihnachtsgeschäftes geschlossen wird. Allein in Pforzheim gehen 1.300 Arbeitsplätze verloren, nachdem bereits 300 Mitarbeiter von sich aus gekündigt haben.[4] Die Markenrechte an Klingel sicherte sich Ende 2023 das Unternehmen Bader Versand.[5]

Angebot[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Sortiment der Klingel-Gruppe setzt sich zusammen aus Damen- und Herrenmode, Schuhen, Schmuck und Uhren, Heimtextilien, Accessoires, Haushalts- und Gartenartikeln, Elektrogeräten, Möbeln sowie Geschenkartikeln. Die Sortimentsausrichtung des Unternehmens liegt dabei primär auf der Zielgruppe 50+.

Das Sortiment wird sowohl online als auch über den klassischen Katalog angeboten. Viermal jährlich wird der Klingel-Hauptkatalog verschickt, zusätzlich gibt es in jeder Saison diverse Zwischen- und Spezialkataloge mit unterschiedlichen Sortiments- und Zielgruppenschwerpunkten, unter anderem:

  • Roger Kent (Herrenkonfektion)
  • Juwel (Schmuck)
  • Feine Küche (Haushalt)
  • Laura Kent (Damenkonfektion)
  • Paola Felix Modewelt (Damenkonfektion)
  • Heimtexwelten (Heimtextilien)

Im In- und Ausland existieren zahlreiche Versandhandelstöchter, z. B.:

  • Alba Moda (Damenmode, mit Wirkung zum 1. Februar 2024 an die Goldner-Fashion-Gruppe veräußert)[6]
  • Amara (Schmuck – Schweiz)
  • Babista (Herrenmode – Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande, Belgien, verkauft an Vanderstorm Ventures von Tobias Kohm mit Wirkung zum 1. November 2023)[7][8]
  • Beyeler (Damenmode in Sondergrößen, Schuhe – Schweiz)
  • Casserole (Lebensmittel, Essen und Kochen, Elektrokleingeräte, Wohnen – Deutschland, Österreich)
  • Cornelia (wie Klingel – Schweiz)
  • Diemer (Schmuck – Deutschland, Österreich, Verkauf der Marke an die Göde-Gruppe zum 1. Februar 2024)[9]
  • Happy Size Versand GmbH & Co. KG (Damenmode, Herrenmode – Deutschland, Verkauf der Marke mit Wirkung zum 1. Januar 2024 an Popken Fashion Group)[10]
  • Jungborn (Genusslebensmittel, Spirituosen – Deutschland, Österreich)
  • Jan Vanderstorm (Herrenmode – Deutschland / war bis 2016 eine Marke der Klingelgruppe)
  • Meyer Mode (Damenmode in Sondergrößen, Schuhe – Deutschland, Österreich, Niederlande)
  • Mona (Damenmode, Schuhe – Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande, Belgien, Frankreich, Schweden; die Marke wurde mit Wirkung zum 15. Januar 2024 an den Bader Versand verkauft)[11]
  • Vamos (Schuhe – Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande; Verkauf der Marke an Weltbild mit Wirkung zum 31. Januar 2024)[12]
  • Veillon (Mode und Schmuck, Wohnen – Schweiz)
  • Wellsana (Gesundheit und Wellness – Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande)
  • Wenz (Mode und Schmuck, Wohnen – Deutschland, Österreich, Niederlande, Russland, Norwegen, Schweden, Belgien)

Im Produktangebot finden sich zahlreiche Eigenmarken, welche die Klingel-Gruppe nicht zuletzt 2010 aus dem Bestand des insolvent gegangenen Versandhändlers Quelle übernommen hat, darunter z. B. die bekannte Uhrenmarke "MeisterAnker". 2016 wurde die Modemarke Alba Moda vom Hamburger Otto-Konzern übernommen, umstrukturiert und in die Klingel-Gruppe integriert. Nach Bekanntgabe der endgültigen Insolvenz, werden seit August 2023 Verhandlungen mit möglichen Investoren geführt, die einzelne Tochterunternehmen und Marken der Klingel-Gruppe übernehmen könnten, da eine Lösung für die Fortführung des Unternehmens als Ganzes nicht gefunden wurde.[13]

2020 hat sich das Unternehmen entschlossen, auf Echtpelzprodukte zu verzichten und dem Fur Free Retailer Program (FFRP) beizutreten.[14]

Geschichte/Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die K – Mail Order GmbH & Co. KG wurde 1923 unter dem Namen Robert Klingel GmbH + Co. KG in Pforzheim gegründet. Erste Unternehmensaktivitäten gab es aber bereits im Jahr 1920. Der Firmenname ist auf den Unternehmensgründer Robert Klingel zurückzuführen. Das Warenangebot umfasste zunächst höherwertige Textilien und vor allem Stoffe. Nach dem Luftangriff auf Pforzheim im Zweiten Weltkrieg wurde die Sachsenstraße 23 in der Pforzheimer Nordstadt Firmensitz. Heute befindet sich hier die kaufmännische Verwaltung.

In Händen der Familie Kohm blieb die Firma weiterhin. Nach Willy Kohm wurde 1975 sein Sohn, der diplomierte Betriebswirt Joachim Kohm, geschäftsführender Gesellschafter der Robert Klingel GmbH + Co. KG. Dessen Bruder Andreas (Diplomkaufmann) tat es ihm 1978 nach. Willy Kohm verlegte einen wesentlichen Teil der Unternehmensführung in die Schweiz nach Horn (Kanton Thurgau). Dort wurden seine Söhne Andreas und Joachim Juniorpartner der Vermögensverwaltungsgesellschaft Willy Kohm & Söhne, welche sie seit seinem Tod im Jahr 2004 allein weiterführen.[15] Ebenfalls in der Gemeinde Horn firmiert die K – Mail Order Verwaltungs GmbH (zuvor entsprechend Robert Klingel Verwaltungs GmbH) als persönlich haftende Gesellschafterin der deutschen K – Mail Order GmbH & Co. KG.[16]

Logistikzentrum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Standorte in Pforzheim sind ein großes Logistikzentrum im Industriegebiet Altgefäll sowie die Kundenbetreuung in der Dennigstraße. Am Standort Altgefäll wurde 2016 ein neues vollautomatisiertes Warenlogistik-Zentrum (Bagstore) in Betrieb genommen. Dort werden auf 36.000 Quadratmetern Fläche rund 710.000 Artikel in Taschen (Bags) an Rolladaptern hängend gelagert und über ein Schienensystem an- und abtransportiert. Das neue Lagerungs- und Kommissionierungs-System ermöglicht Bestellabwicklungen in deutlich höherer Geschwindigkeit. Bereits 90 Minuten nach Auftragseingang ist eine Bestellung versandfertig. Damit kann Ware, die vormittags bestellt wird, bis zu einem Umkreis von rund 250 Kilometern vom Firmenstandort noch am selben Tag geliefert werden.

Stationärer Handel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zudem betreibt Klingel in Pforzheim auf der Wilferdinger Höhe eine Einzelhandelsniederlassung.

Adresshandel/Listbroking[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende Juli 2012 wurde bekanntgegeben, dass Klingel die Vermarktung (Listbroking) seiner Kundenadressen an andere Unternehmen exklusiv über ein Tochterunternehmen der Bertelsmann AG, die Firma AZ Direkt GmbH, abwickelt.[17] Auf Basis des Listenprivilegs war das ohne Zustimmung der Kunden möglich.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Versandhaus Klingel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Historie. In: klingel-gruppe.de. Abgerufen am 9. Juni 2021.
  2. Spürbares Plus: Bei der Klingel-Gruppe brummt das Geschäft. 10. Mai 2017, abgerufen am 9. Juni 2021.
  3. Henryk Hielscher: Traditionsversandhändler Klingel muss nach 100 Jahren in die Insolvenz. In: www.wiwo.de. 11. Mai 2023, abgerufen am 11. Mai 2023.
  4. Sebastian Kapp: Klingel-Gruppe gibt auf: 1.300 Mitarbeiter in Pforzheim verlieren ihre Jobs. In: bnn.de. 28. August 2023, abgerufen am 18. Februar 2024.
  5. Sebastian Kapp: Konkurrent expandiert: Nach Bader-Coup: Was der Deal mit Klingel für Pforzheim bedeutet. In: bnn.de. 22. Dezember 2023, abgerufen am 20. Januar 2024.
  6. Sebastian Kapp: Best-Ager-Marke: Klingel verkauft Alba Moda an die Goldner-Gruppe. 17. Januar 2024, abgerufen am 20. Januar 2024.
  7. K–Mail Order GmbH & Co. KG verkauft Markengeschäft Babista an Vanderstorm Ventures. In: klingel-gruppe.de. 5. September 2023, abgerufen am 21. Januar 2023.
  8. Sebastian Kapp: Familie reagiert: Firma von Tobias Kohm kauft Pforzheimer Klingel-Marke Babista. In: bnn.de. 5. September 2023, abgerufen am 21. Januar 2024.
  9. Sebastian Kapp: Insolventer Versandhändler: Klingel verkauft Schmuckmarke Diemer an die Göde-Gruppe. In: bnn.de. 15. Januar 2024, abgerufen am 20. Januar 2024.
  10. Sebastian Kapp: Insolventer Versandhändler: Ausverkauf geht weiter: Klingel gibt die nächste Marke an Popken ab. In: bnn.de. 4. Dezember 2023, abgerufen am 20. Januar 2024.
  11. Vertrag unterzeichnet: Pforzheim: Klingel verkauft Damenmodemarke Mona an Bader. In: bnn.de. 17. November 2023, abgerufen am 20. Januar 2024.
  12. Sebastian Kapp: Insolventer Versandhändler: Nächster Verkauf bei Klingel: Schuhmarke Vamos geht an Weltbild. In: bnn.de. 21. Dezember 2023, abgerufen am 20. Januar 2024.
  13. Klingel Versand insolvent: Online Shop aus Pforzheim gibt auf vom 29. August 2023 in Modezeitung.com
  14. Nach BRAX ist nun auch das Modeunternehmen KLINGEL pelzfrei vom 26. November 2020 in Freundederkuenste.de
  15. Handelsregister- und Firmendaten der Vermögensverwaltungsgesellschaft Willy Kohm & Söhne
  16. Handelsregister- und Firmendaten der K – Mail Order Verwaltungs GmbH
  17. OnetoOne Meldung über Adressvermarktung (Memento des Originals vom 10. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.onetoone.de