Verwaltungsgliederung Dänemarks

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Die Verwaltungsgliederung Dänemarks umfasst seit dem 1. Januar 2007 fünf Regionen und 98 Kommunen. Die Amtsbezirke/Kreise (amt) wurden im Zuge einer Kommunalreform abgeschafft. Ihre Zuständigkeiten wurden auf Regional- und kommunale Ebene verteilt.

Regionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dänemarks Regionen (seit 2007)

Seit 1. Januar 2007 gibt es fünf Regionen, Einwohnerzahl Stand 1. Januar 2023[1]:

Region Verwaltungssitz gebildet aus Einwohnerzahl
Nordjylland
(Nordjütland)
Aalborg dem ehemaligen Nordjyllands Amt, der Mariager Kommune des ehemaligen Århus Amtes und Teilen des ehemaligen Viborg Amtes 594.634
Midtjylland
(Mitteljütland)
Viborg dem ehemaligen Ringkjøbing Amt, dem Århus Amt ohne die Mariager Kommune und Teilen der ehemaligen Ämter Viborg und Vejle 1.358.879
Syddanmark
(Süddänemark)
Vejle den ehemaligen Ämtern Fyn, Ribe und Sønderjylland (Nordschleswig) sowie Teilen des ehemaligen Amtes Vejle 1.237.413
Sjælland
(Seeland einschließlich der Inseln Møn, Lolland und Falster)
Sorø den ehemaligen Ämtern Roskilde, Storstrøm und Vestsjælland 849.857
Hovedstaden
(Hauptstadt Kopenhagen und Umgebung zuzüglich Bornholm)
Hillerød dem ehemaligen Københavns Amt und dem ehemaligen Frederiksborg Amt sowie den ehemals amtsfreien Kommunen København, Frederiksberg und Bornholm 1.891.871

Hauptaufgaben der Regionen sind:

Im Vergleich zu den früheren Amtsbezirken sind die Aufgaben der Regionen eingeschränkt. Die Regionen haben kein selbständiges Besteuerungsrecht mehr, sondern werden durch staatliche Schlüsselzuweisungen finanziert.

Kommunen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dänemarks 98 Kommunen (seit 2007)
Gemeinden nach Einwohnerzahl
Einwohnerzahl Anzahl Gemeinden
Vor
1. Apr.
1970
Ab
1. Apr.
1974
Ab
1. Jan.
2007
> 150.000 1 4 4
100.000 – 150.000 3 1 2
40.000 – 100.000 10 18 50
20.000 – 40.000 22 25 35
15.000 – 20.000 13 2 0
10.000 – 15.000 22 41 3
3.000 – 10.000 206 160 3
< 3.000 821 2 1
Insgesamt 1.098 275 98

Unter der regionalen Ebene ist das Land in 98 Kommunen eingeteilt. Mit einer typischen Größe von über 30.000 Einwohnern gehören die dänischen Kommunen zu den drittgrößten (1. Großbritannien, 2. Irland) europa- und weltweit. 25 Kommunen haben weniger als 30.000 Einwohner (2010). Die kleinsten Kommunen sind Vallensbæk, Dragør und Langeland mit weniger als 18.000 (2024), sowie Læsø, Fanø, Samsø und Ærø mit weniger als 6.000 Einwohnern (2024); die letzten fünf bilden aber als Inseln Sonderfälle.

Mit der Vergrößerung der Kommunen 2007 wurden die kommunalen Aufgaben erweitert. Dadurch sollte den Kommunen ermöglicht werden, den öffentlichen Dienst weiter auszubauen und zu rationalisieren. Jedoch befürchteten Gegner, dass der Abstand zwischen Bürgern und Kommunalpolitikern zu groß werden könnte und dass besonders Landgebiete und Dörfer infolge von Einsparungsmaßnahmen leiden könnten. So fürchtet der Verband dänischer Kleininseln Folgen wie Schulschließungen, verringerte Seniorenpflege, Einschränkungen im Fährverkehr und Einschränkungen bei der Unterhaltung der Deiche.[2]

Als einzige Gebiete in Dänemark stehen Christiansø und Frederiksø außerhalb der Gemeindeeinteilung. Demzufolge zahlen die Einwohner keine Kommunalsteuer. Die Inseln sind dem Verteidigungsministerium unterstellt, das durch einen Administrator auf Christiansø vertreten ist.[3]

Historische Verwaltungsgliederungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Älteste Strukturen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalterliche Einteilung in Syssel.
Die Landstinge im Mittelalter

Älteste Einteilung des Landes waren die Syssel und Harden, die schon in der frühen Wikingerzeit entstanden. Die oberhalb der Hardentinge angesiedelten Landstinge bestanden in Viborg (Nørrejylland), in Urnehoved (Sønderjylland), in Ringsted (Dänische Inseln) und in Lund (Skåneland). Im Mittelalter folgte die Einteilung in Lehen nach feudalem Muster, meistens einem Herrensitz untergeordnet. Um 1200 bildete sich das Herzogtum Schleswig heraus, das dem Königreich als königlich-dänisches Lehen weiter verbunden blieb, aber zum Teil eigene Verwaltungsstrukturen entwickelte (siehe Ämter und Harden in Schleswig).

Bistümer (ab 10. Jahrhundert)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dänische Bistümer im Mittelalter
Gründung Bistum Domstadt Gebiet Anmerkung
948 Bistum Schleswig Schleswig Schleswig/Süderjütland Zur Zeit der Landesteilungen 1490–1523 / 1544–1711 umfasste das Bistum sowohl die königlichen, die herzoglichen und gemeinsam regierten Anteile in Schleswig, sofern nicht zum Bistum Ripen gehörig. 1864/67 preußisch
948 Bistum Ripen Ribe Westjütland
948 Bistum Århus Århus Ostjütland
988 Bistum Fünen Odense Fünen, Langeland; Lolland und Falster bis 1803; Ærø und Alsen bis 1815
991 Bistum Roskilde Roskilde Sjælland, Møn und ab 1653 Bornholm 1536–1922 „Bistum Seeland“, 1922 Bistum Kopenhagen ausgegliedert
1060 Bistum Viborg Viborg Mitteljütland
1060 Bistum Aalborg Aalborg Nordjütland Anfangs „Bistum Vendelbo“ mit Bischofssitz in Vestervig, ab 1130er „Bistum Børglum“ mit Sitz in Børglum. 1554 Bistum Aalborg
1066 Bistum Lund Lund Schonen, Halland, Blekinge, Bornholm 1103 Erzbistum. 1653 an Schweden, Bornholm zum Bistum Seeland
1803 Bistum Lolland-Falster Maribo Lolland, Falster aus dem Bistum Fünen ausgegliedert
1819 Bistum Alsen-Ærø Egen Alsen, Ærø Aus dem Bistum Fünen ausgegliedert. Alsen 1864/67 preußisch und unter Schleswig, Ærø zum Bistum Fünen[4]
1922 Bistum Kopenhagen Kopenhagen Ostseeland
1922 Bistum Hadersleben Haderslev Östliches Süd- und Süderjütland, Alsen, Ærø An Dänemark abgetretene Gebiete 1920–22 übergangsweise unter Ribe
1961 Bistum Helsingør Helsingør Nördliches Seeland Aus dem Bistum Kopenhagen ausgegliedert

Mit der Reformation wurden die Bistümer 1536 in Propsteien unterteilt, deren Grenzen sich an den Harden orientierten.

17. und 18. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Einführung des Absolutismus ließ König Friedrich III. Dänemark und Norwegen 1662 in Ämter (dän. amt) gliedern.

Dänemarks Ämter 1662–1793
Nr. Amtsbezirk Nr. Amtsbezirk Nr. Amtsbezirk
1 Åstrup, Sejlstrup, Børglum Amt 16 Koldinghus Amt 31 Ringsted Amt
2 Dueholm, Ørum, Vestervig Amt 17 Stjernholm Amt 32 Korsør Amt
3 Ålborghus Amt 18 Hindsgavl Amt 33 Antvorskov Amt
4 Skivehus Amt 19 Assens Amt 34 Sorø Amt
5 Mariager Klosters Amt 20 Rugård Amt 35 Sæbygård Amt
6 Hald Amt 21 Odensegård Amt 36 Kalundborg Amt
7 Dronningborg Amt 22 Nyborg Amt 37 Holbæk Amt
8 Bøvling Amt 23 Tranekær Amt 38 Dragsholm Amt
9 Lundenæs Amt 24 Halsted Klosters Amt 39 Jægerspris Amt
10 Silkeborg Amt 25 Ålholm Amt 40 Kronborg Amt
11 Kalø Amt 26 Nykøbing Amt 41 Frederiksborg Amt
12 Skanderborg Amt 27 Møn Amt 42 Hørsholm Amt
13 Havreballegård Amt 28 Vordingborg Amt 43 Københavns Amt
14 Åkær Amt 29 Tryggevælde Amt 44 Bornholms Amt
15 Riberhus Amt 30 Roskilde Amt

Für das als Lehen und in Personalunion mit Dänemark verbundene Herzogtum Schleswig siehe den Artikel Ämter und Harden in Schleswig.

Von 1793 bis 1970[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Bildung des dänischen Gesamtstaates wurden die Ämter 1793 vergrößert und neu zugeschnitten. Diese Gliederung wurde bis 1970 im Wesentlichen beibehalten.

Dänemarks Ämter 1920–1970.
Nr. 13 u. 14 wurden 1932 zusammengelegt
Nr. Amtsbezirk Nr. Amtsbezirk Nr. Amtsbezirk
01 Hjørring Amt 09 Skanderborg Amt (ab 1824) 17 Holbæk Amt
02 Thisted Amt 10 Vejle Amt 18 Frederiksborg Amt
03 Ålborg Amt 11 Tønder Amt1 19 Københavns Amt
04 Viborg Amt 12 Haderslev Amt1 20 Roskilde Amt (bis 1808, danach zu Københavns Amt)
05 Randers Amt 13 Aabenraa Amt1,2 21 Sorø Amt
06 Ringkøbing Amt 14 Sønderborg Amt1,2 22 Præstø Amt (ab 1803)
07 Ribe Amt 15 Odense Amt 23 Maribo Amt
08 Århus Amt 16 Svendborg Amt 24 Bornholms Amt
1 Die Einrichtung dieser Ämter 1920 folgte auf die Abtretung Nordschleswigs an Dänemark aufgrund einer Bestimmung des Versailler Vertrags.
2 Sønderborg Amt und Aabenraa Amt wurden 1932 teilweise zum Aabenraa-Sønderborg Amt zusammengelegt.

Von 1970 bis 2006[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. April 1970 wurden die 22 Ämter auf 14 reduziert und als Amtskommunen neu dfiniert. Die Kommunen Kopenhagen und Frederiksberg übten wegen ihrer besonderen Voraussetzungen (großstädtischer Ballungsraum) die amtskommunalen Aufgaben selbst aus.

Gleichzeitig wurde mit dieser Reform die Zahl der Kommunen reduziert. Die Kommunen waren im Jahr 1841 eingerichtet worden, damals 1021. Hinzu kamen die Städte mit Marktrecht (dän. købstad). Die Anzahl der Städte und Landgemeinden hatte 1965 ihren Höchststand von 1345 (88 Städte und 1257 Landgemeinden) erreicht.[5] Mit der Kommunalreform 1970 verschwand der Titel Købstad aus dem offiziellen Vokabular, die Harden (dän. herred) wurden ebenfalls abgeschafft und die Zahl der Kommunen nach einigen freiwilligen Zusammenschlüssen Ende der 1960er Jahre von noch 1098 auf 277 reduziert. 1974 wurden die Kommunen Sengeløse und Høje-Taastrup zu Høje-Taastrup Kommune sowie Store Magleby und Dragør zur Dragør Kommune zusammengelegt. Die Anzahl der Kommunen betrug somit 275.

Liste der dänischen Amtskommunen (dän. amter) 1.4.1970–31.12.2006
Wappen Name lfd. Nr.
zugleich ISO-Code
(Karte)
Verwaltungssitz Geografische Lage Bevölkerung
(2006)
Fläche
in km²
Einwohner
pro km²
Københavns Kommune
Amtsfreie Stadt
101 Kopenhagen Ost-Seeland 501.158 91,3 5.489,1
Frederiksbergs Kommune
Amtsfreie Stadt
147 Frederiksberg Enklave in der Københavns Kommune 91.855 8,7 10.560,5
Københavns Amt 015 Glostrup Umland von Kopenhagen 618.529 526 1.175,9
Frederiksborg Amt 020 Hillerød Nord-Seeland 378.686 1.347 281,1
Roskilde Amt 025 Roskilde Mittel-Seeland 241.523 891 271
Vestsjællands Amt 030 Sorø West-Seeland 307.207 2.984 103
Storstrøms Amt 035 Nykøbing Süd-Seeland, Lolland, Falster, Møn 262.781 3.398 77,3
Fyns Amt 042 Odense Fünen, Langeland, Ærø 478.347 3.485 137,2
Sønderjyllands Amt 050 Aabenraa Süd-Jütland, Rømø, Alsen 252.433 3.939 64,1
Ribe Amt 055 Ribe Südwest-Jütland 224.261 3.132 71,6
Vejle Amt 060 Vejle Südost-Jütland 360.921 2.997 120,4
Ringkjøbing Amt 065 Ringkøbing West-Jütland 275.065 4.854 56,7
Viborg Amt 076 Viborg Nordwest-Jütland 234.896 4.122 57
Nordjyllands Amt 080 Ålborg Nord-Jütland 495.090 6.173 80,2
Århus Amt 070 Århus Nordost-Jütland 661.370 4.561 145
Bornholms Amt
ab 1. Jan. 2003 Regionskommune
040 Rønne Insel Bornholm 43.245 587 73,6
gesamt 5.427.459 43.093 125,9

Anmerkung: Ringkjøbing Amt wurde offiziell anders geschrieben als sein Verwaltungssitz Ringkøbing.

Fusionen bis Ende 2006 und große Kommunalreform[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1975 bis 31. Dezember 2006 wurden viele Änderungen diskutiert, jedoch nur wenige durchgeführt. So wurden in den letzten Jahren die relativ kleinen und finanzschwachen Kommunen der Inseln Bornholm (fünf Kommunen, 2003) bzw. Ærø (zwei Kommunen, 2006) zu inselweiten Kommunen zusammengelegt. Bornholms Amt, das als Amtsbezirk seit 1662 unverändert bestanden hatte, wurde dabei am 1. Januar 2003 zur amtsfreien „Regionskommune“ Bornholms Regionskommune. Damit verblieben noch 270 Kommunen und 13 Amtskommunen (Kreise).

Auf Langeland wurden 1992 und 2000 zwei Volksabstimmungen in den drei Kommunen der Insel abgehalten. Ein Grund war, eine befürchtete mögliche Zusammenlegung mit Svendborg Kommune zu vermeiden. Sydlangeland Kommune war in beiden gegen eine Zusammenlegung. Am 12. Februar 2003 gab es nur in der Sydlangeland Kommune eine Volksabstimmung. Die letzte war positiv für eine Zusammenlegung, die aber erst im Zuge der landesweiten Kommunalreform zum 1. Januar 2007 umgesetzt wurde.

Bei dieser Reform blieben nur 30 der seit 1974 bestehenden 268 Kommunen unverändert (darunter Bornholm und Ærø, die ja erst wenige Jahre zuvor eingerichtet worden waren). Die übrigen 238 Kommunen wurden zu 66 Großkommunen zusammengefasst, so dass nun zusammen mit den zwei 2003 und 2006 entstandenen und den 30 unangetasteten Kommunen Dänemark in 98 Kommunen aufgeteilt ist. Gleichzeitig wurden die Amtskommunen (Kreise) abgeschafft. Neu eingerichtet wurden fünf Regionen. Im Vergleich zu den früheren Amtsbezirken sind die Aufgaben der Regionen eingeschränkt. Die Regionen haben kein selbständiges Besteuerungsrecht mehr, sondern werden durch staatliche Schlüsselzuweisungen finanziert. Andere Kompetenzen wurden auf die Kommunen übertragen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ove Hansen: Sådan styres kommunen. AOF's Forlag/Forlaget Fremad, 1. Auflage 1978. ISBN 87-7403-131-7.
  • Erik Harder: Dansk kommunestyre i grundtræk. Forlaget Kommuneinformation, 4. Auflage 1985. ISBN 87-7316-211-6.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistikbanken -> Befolkning og valg -> FOLK1A: Folketal den 1. i kvartalet efter tid og område (dänisch)
  2. Reform trifft Kleininseln, Danmarks Radio, 2. Juni 2007 (dänisch)
  3. Statistisches Jahrbuch für Dänemark 2013
  4. Per Ingesman: Kirken, in: Leon Jespersen (Red.), Dansk forvaltningshistorie, Bd. 1, Kopenhagen 2000. ISBN 87-574-7691-8. S. 730–754, S. 741.
  5. Grethe Jensen, Benito Scocozza: Politikens bog om danskerne og verden. Hvem Hvad Hvornår i 50 år. Politikens Forlag. København 1996. ISBN 87-567-5697-6. S. 168.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]