Viannos

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gemeinde Viannos
Δήμος Βιάννου
Viannos (Griechenland)
Viannos (Griechenland)
Basisdaten
Staat: Griechenland Griechenland
Region: Kreta
Regionalbezirk: Iraklio
Geographische Koordinaten: 35° 3′ N, 25° 25′ OKoordinaten: 35° 3′ N, 25° 25′ O
Fläche: 221,539 km²
Einwohner: 5.563 (2011[1])
Bevölkerungsdichte: 25,1 Ew./km²
Gemeindelogo:
Gemeindelogo von Gemeinde Viannos
Gemeindelogo von Gemeinde Viannos
Sitz: Ano Viannos
LAU-1-Code-Nr.: 7103
Gemeindebezirke: keinef7
Lokale Selbstverwaltung: f12f1216 Ortsgemeinschaften
Website: www.viannos.gov.gr
Lage in der Region Kreta
Datei:2011 Dimos Viannou.png
Datei:2011 Dimos Viannou.png
f9f8

Viannos (griechisch Βιάννος (f. sg.)) ist eine Gemeinde (Δήμος, Dimos) im Südosten des Regionalbezirks Iraklio auf der griechischen Mittelmeerinsel Kreta. Die Insel bildet eine der 13 Regionen Griechenlands.

Namensgebend für die Gemeinde und deren Gemeindesitz ist Ano Viannos mit 984 Einwohnern, davon 774 Einwohner im eigentlichen Dorf. Der Ort liegt etwa fünf Kilometer von der Südküste entfernt im Inselinneren. Als Gemeinde hat Viannos 5.563 Einwohner (Stand 2011[1]).

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viannos liegt an der südlichen Seite des Dikti-Gebirges, etwa 65 km südöstlich von Iraklio und 40 km von Ierapetra.

Das Gemeindegebiet, in dem zahlreiche in traditioneller Bauweise erhaltene Bauerndörfer gelegen sind, ist gebirgig, zu der wenig besiedelten Küste ziehen sich etliche Täler und Schluchten mit Bachläufen und üppiger Vegetation.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das hauptsächliche landwirtschaftliche Produkt ist das Olivenöl. In den vergangenen Jahrzehnten hat vor allem in der Gegend von Arvi, Keratokambos, Faflangos, Psari Forada und Tersta der Anbau von Bananen und Frühgemüse in Treibhauskulturen Bedeutung erlangt.

Der Tourismus spielt eine nicht völlig unbedeutende Rolle.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Gemeindegebiet wurden an zahlreichen Orten Siedlungsspuren aus frühester Zeit aufgefunden. So wurden auf den Bergen Keratos und Kefala Chondrou frühminoische Siedlungsspuren aus dem 3. Jahrtausend vor Chr. festgestellt, bei Afrati Spuren aus der älteren minoischen Palastzeit, ein Heiligtum aus dem 9. bis 7. Jahrhundert vor Chr. und ein Palmenkapitell nach ägyptischem Vorbild aus dem 9. bis 7. Jahrhundert.[2]

Blick auf Ano Viannos

Auch das Dorf Arvi weist eine ununterbrochene Siedlungsgeschichte seit frühminoischer Zeit auf.[3] Bei Kato Symi wurde das auf mehreren Terrassen errichtete Heiligtum bei Symi mit einer Kulttradition von mittelminoischer bis hellenistischer Zeit ausgegraben; in griechischer Zeit wurden hier Hermes und Aphrodite verehrt, wie durch Votivgaben belegt ist.[4]

Nach dem Tod von etwa zwölf Soldaten der deutschen Wehrmacht durch Partisanen bei Kato Symi wurden am 14. September 1943 auf Befehl von Friedrich-Wilhelm Müller, damals Kommandeur der 22. Infanterie-Division in Griechenland, mindestens 358 Männer, Frauen und Kinder des Ortes hingerichtet und der Ortsteil Ano Viannos sowie mehrere umliegende Dörfer niedergebrannt – das „Massaker von Viannos“.[5][6][7][8][9] Daran erinnert ein Mahnmal mit Kapelle, Gedenktafeln und Museum an der Hauptstraße zwischen Ano Viannos und Amiras (Αμιράς Ηρακλείου). Der Vorfall wird beispielsweise im Angelsächsischen und in Griechenland auch als „Holocaust von Viannos“ (Ολοκαύτωμα της Βιάννου) bezeichnet.

Mahnmal bei Amiras[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Mahnmal besteht aus an der rechten Seite stehenden Gedenktafeln, die die Namen der Ermordeten zeigen. Auf vier Steintafeln (griechisch, englisch, französisch und deutsch) kann man eingemeißelt ein Gedicht von Vasilis Rotas (1889–1977) lesen:

„VORBEIGEHENDER ACHTUNG - HIER UNTEN BEFINDEN SICH LEICHEN - DIE NIE BETROGEN HABEN DIE NIE GELOGEN HABEN - DIE TYRANNEN NIE GEACHTET HABEN. VORBEIGEHENDER ACHTUNG - MIT REINEN GEDANKEN DENKE ÜBER SIE UND WENN DU DIESES SCHÖNE LICHT GENIEßT - UND OHNE ANGST HIER LAUFEN KANNST UND WENN DU GELIEBT WIRST - UND SELBER LIEBST - UND ALLES GUTE DAS DU IM LEBEN HAST HABEN DIR DIESE LEICHEN GESCHNKT. V. ROTAS“

Gasse in Viannos

Ortsteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kloster Agia Moni
Arvi
Schlucht bei Arvi
Bergstraße bei Kato Symi
Fresko in der Kirche Agia Pelagia

Die Gemeinde Viannos wurde 1997 gebildet. Sie besteht aus 16 Ortsgemeinschaften, zu denen meist wiederum etliche Dörfer und Siedlungen gehören:

  • Ortsgemeinschaft Ano Viannos (Τοπική Κοινότητα Άνω Βιάννου), 984 Einw.
    • Ano Viannos (Άνω Βιάννος), 774 Einw., am Südhang des Dikti in einer Höhe von 560 m am Rande einer von Olivenbäumen bestandenen gelegener Hauptort und Verwaltungssitz der Gemeinde, ein malerisch weißgetünchtes Dorf mit engen Gassen, in dem noch die kretische Tracht zu sehen ist.
    • Agia Moni (Αγία Μονή); in dem der Entschlafung der Gottesmutter (Κοίμηση της Θεοτόκου) geweihten Kloster leben noch zehn Mönche;
    • Agios Nikolaos (Άγιος Νικόλαος), unbewohnt
    • Kapsali (Καψάλη), 27 Einw.
    • Keratokambos (Κερατόκαμπος), 81 Einw., Küstenort mit Kiesstrand
    • Loutraki Viannou (Λουτράκι Βιάννου), 65 Einw., in 720 m Höhe, mit einer Kirche der Verkündigung Mariens
    • Monombouka (Μονομπούκα), 27 Einw.
  • Ortsgemeinschaft Agios Vasilios (Τοπική Κοινότητα Αγίου Βασιλείου), 440 Einw.
    • Agios Vasilios (Αγίος Βασιλείος), 180 Einw.
    • Latomia Agiou Vasiliou (Λατόμια Αγίου Βασιλείου), 6 Einw.
    • Nea Arvi (Νέα Άρβη), 239 Einw.
    • Xerokambos (Ξερόκαμπος), 15 Einw.
  • Ortsgemeinschaft Amiras (Τοπική Κοινότητα Αμιρά), 818 Einw.
    • Amiras (Αμιρά), 327 Einw.
    • Arvi (Άρβη), 362, Einw., 12 km unterhalb von Amiras am Ausgang einer Schlucht an der Küste gelegen, mit ausgedehnten Treibhauskulturen und langem Kiesstrand; oberhalb des Ortes liegt das Kloster Agios Antonios.
    • Kolymbi (Κολύμποι), 88 Einw.
    • Pateles (Πατέλες), 41 Einw.
  • Ortsgemeinschaft Afrati (Τοπική Κοινότητα Αφρατίου)
    • Afrati (Αφρατί), 151 Einw.
  • Ortsgemeinschaft Vachos (Τοπική Κοινότητα Βαχού), 113 Einw.
    • Vachos (Βαχός), 63 Einw.
    • Vachoudianos Xerokambos (Βαχουδιανός Ξερόκαμπος), 50 Einw.
  • Ortsgemeinschaft Embaros (Τοπική Κοινότητα Εμπάρου), 323 Einw.
    • Embaros (Έμπαρος), 247 Einw.
    • Thomadiano (Θωμαδιανό), 76 Einw.
  • Ortsgemeinschaft Kalami (Τοπική Κοινότητα Καλαμίου), 433 Einw.
    • Agia Paraskevi (Αγία Παρασκευή), 32 Einw.
    • Faflangos (Φαφλάγκος), unbewohnt
    • Kalami (Καλάμι), 9 Einw.
    • Kato Vigles (Κάτω Βίγλες), unbewohnt
    • Psari Forada (Ψαρή Φοράδα), 100 Einw.
    • Skafidia (Σκαφίδια), 1 Einw.
    • Stavria (Σταυριά), unbewohnt
    • Syndonia (Συνδονία), 292 Einw.
  • Ortsgemeinschaft Kato Viannos (Τοπική Κοινότητα Κάτω Βιάννου), 115 Einw.
    • Kato Viannos (Κάτω Βιάννος), 108 Einw.
    • Kato Symi (Κάτω Σύμη), 107 Einw.; das Dorf wurde nach den Zerstörungen durch die deutsche Wehrmacht 1943 nur teilweise wieder aufgebaut; die Zerstörungen sind noch heute zu erkennen.
    • Loutraki Symis (Λουτράκι Σύμης), 31 Einw.
    • Mesi (Μέση), 7 Einw.
  • Ortsgemeinschaft Kefalovrysi (Τοπική Κοινότητα Κεφαλοβρυσίου), 151 Einw.
    • Kefalovrysi (Κεφαλοβρύσι), 128 Einw.
    • Krevvatas (Κρεββατάς), 23 Einw.
  • Ortsgemeinschaft Martha (Τοπική Κοινότητα Μάρθας)
    • Martha (Μάρθα), 178 Einw.
  • Ortsgemeinschaft Milliarades (Τοπική Κοινότητα Μιλλιαράδων)
    • Milliarades (Μιλλιαράδες), 212 Einw.
  • Ortsgemeinschaft Xeniakos (Τοπική Κοινότητα Ξενιάκου), 235 Einw.
    • Katofygi (Κατωφύγι), 118 Einw.
    • Xeniakos (Ξενιάκος), 117 Einw.
  • Ortsgemeinschaft Pefkos (Τοπική Κοινότητα Πεύκου), 340 Einw.
    • Agios Dimitrios (Άγιος Δημήτριος), 4 Einw.
    • Ano Kornias (Άνω Κόρνιας), 3 Einw.
    • Kokkalara (Κοκκαλαρά), unbewohnt
    • Latomia Pefkou (Λατόμια Πεύκου), 17 Einw.
    • Pefkos (Πεύκος), 316 Einw.
  • Ortsgemeinschaft Sykologos (Τοπική Κοινότητα Συκολόγου), 396 Einw.
    • Ano Vigla (Άνω Βίγλα), 3 Einw.
    • Sykologos (Συκολόγος), 314 Einw.
    • Tertsa (Τέρτσα), 79 Einw.
  • Ortsgemeinschaft Chondros (Τοπική Κοινότητα Χόνδρου), 547 Einw.
    • Agios Ioannis (Άγιος Ιωάννης), 33 Einw.
    • Chondros (Χόνδρος), 138 Einw.
    • Dermatos (Δέρματος), 19 Einw.
    • Fraskomilia (Φασκομηλιά), 13 Einw.
    • Kastri (Καστρί), 234 Einw.
    • Pervola (Περβόλα), 110 Einw.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kirche Agia Pelagia in Ano Viannos, erbaut 1360, mit erhaltenen Fresken
  • Kirche Agios Georgios in einem Tal unterhalb von Ano Viannos, erbaut 1401, mit Fresken von Ioannis Moussouros
  • Kirche Agios Georgios in Embaros, erbaut 1436/37, mit Fresken von Manuel Phokas
  • Folkloremuseum am westlichen Ortsausgang von Ano Viannos
  • modernes Mahnmal bei Amiras zum Gedenken an die 1943 Getöteten
  • Auf dem Hügel Kerato bei Keratokambos befindet sich die 200 m lange Höhle "Vigla" mit Stalagmiten und Stalaktiten

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der kretische Journalist und Romanautor Ioannis Kondilakis (1862–1920), dessen Erzählungen als Vorlage mehrerer Filme dienten, wurde in Ano Viannos geboren[10].

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Ergebnisse der Volkszählung 2011 beim Nationalen Statistischen Dienst Griechenlands (ΕΛ.ΣΤΑΤ) (Memento vom 27. Juni 2015 im Internet Archive) (Excel-Dokument, 2,6 MB)
  2. Hartmut Beister: Aphration. In: Siegfried Lauffer (Hrsg.): Griechenland. Lexikon der historischen Stätten. C. H. Beck, München 1989, S. 124.
  3. Hartmut Beister: Amiras. In: Siegfried Lauffer (Hrsg.): Griechenland. Lexikon der historischen Stätten. C. H. Beck, München 1989, S. 102.
  4. Hartmut Beister: Kato Symi. In: Siegfried Lauffer (Hrsg.): Griechenland. Lexikon der historischen Stätten. C. H. Beck, München 1989, S. 314.
  5. Das Massaker bei Viannos (mit Fotos der Wehrmacht)
  6. Die Massaker bei Viannos und Ierapetra (Memento des Originals vom 13. Oktober 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.holocaust-lasithi.eu (englisch)
  7. Viannos und Umgebung (englisch)
  8. Marlen von Xylander: Die deutsche Besatzungsherrschaft auf Kreta 1941-1945, In: Einzelschriften zur Militärgeschichte, Bd. 32, Freiburg, 1989
  9. Daten und Bilder zu den Massakern von 1943/1944 auf Kreta
  10. http://german.imdb.de/name/nm1487162/

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mahnmal bei Amiras – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien