Vivara

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Vivara
Gewässer Tyrrhenisches Meer, Golf von Neapel
Geographische Lage 40° 44′ 40″ N, 13° 59′ 37″ OKoordinaten: 40° 44′ 40″ N, 13° 59′ 37″ O
Vivara (Kampanien)
Vivara (Kampanien)
Fläche 35,63 ha
Höchste Erhebung 110 m
Einwohner unbewohnt

Vivara, eine der Phlegräischen Inseln im Golf von Neapel, ist 0,36 km² groß. Die Insel liegt nahe Ischia und südwestlich von Procida, mit der sie durch eine Brücke verbunden ist.

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die wahrscheinlichste Herkunft des Namens ist aus dem Lateinischen, vivarium, in der Bedeutung Ort, an dem Tiere leben.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 35,63 ha große Insel hat die Form eines aufgehenden Halbmondes; der Umfang beträgt 3 km, die höchste Erhebung im Zentrum 110 m. Im Altertum war Vivara durch eine natürliche Landbrücke mit Procida verbunden.[1] Die heute unbewohnte Insel gehört administrativ zur Gemeinde Procida. Sie liegt in der Area naturale marina protetta Regno di Nettuno.

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der vulkanische Ursprung ist deutlich: Es handelt sich um den westlichen Rand eines mit Procida gebildeten Kraters, der heute überwiegend unter Wasser liegt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die heute unbewohnte Insel war während der mittleren italischen Bronzezeit ein wichtiger Anlaufpunkt für den Seehandel, wovon vor allem zahlreiche Fragmente mykenischer Keramik zeugen. Auf der Insel wurden bisher drei verschiedene Fundorte archäologisch erforscht: Bereits in den 1930er Jahren grub Giorgio Buchner Reste einer bronzezeitlichen Siedlung am Punta Capitello, im Norden der Insel, aus und entdeckte dabei u. a. mykenische Keramik. Seine Forschungsergebnisse wurden allerdings nie detailliert veröffentlicht.[2] Punta di Mezzogiorno, im Süden der Insel, der Fundort, an dem die ältesten Artefakte ans Licht kamen, wurde in den 1970er und 1980er Jahren erforscht; Punta d'Alaca, im Westen Vivaras, wurde von den 1970er bis in die 1990er Jahre ausgegraben, die Interpretation der genauen Schichtabfolge und der Datierung der Funde sind aber weiterhin Gegenstand der archäologischen Forschung.[3]

Die Funde auf Vivara ergaben, dass bereits griechische Importe aus früh- und mittelmykenischer Zeit (Späthelladisch I und II), also aus dem 17./16. bis 15. Jahrhundert v. Chr., einen regen Handel der Mykenischen Kultur mit der Insel nachweisen. Außerdem fanden sich – neben zeitgenössischer italischer Keramik – auch Objekte der Capo-Graziano-Kultur der Liparischen Inseln, die die Bedeutung Vivaras als bronzezeitliches Handelszentrum weiter erhärten. Neben mit einzelnen Zeichen versehenen Tonplomben für Waren wurden auch Fragmente eines Täfelchens aus Tuff mit numerischen Notizen entdeckt, das starke Ähnlichkeiten zu den palmblattförmigen Linear-B-Tontäfelchen aus Griechenland und Kreta aufweist.[4] Es ist ein Indiz dafür, dass Vivara auch mykenische Bewohner hatte, die über den Handel Buch führten.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Reinhard Jung: ΧΡΟΝΟΛΟΓΙΑ COMPARATA. Vergleichende Chronologie von Südgriechenland und Süditalien von ca. 1700/1600 bis 1000 v. u. Z. Wien 2006, S. 88.
  2. Nachruf für Giorgio Buchner von David Ridgway in The Independent. 8. April 2005, abgerufen am 4. Februar 2024.
  3. Dazu ausführlich: Reinhard Jung: ΧΡΟΝΟΛΟΓΙΑ COMPARATA. Vergleichende Chronologie von Südgriechenland und Süditalien von ca. 1700/1600 bis 1000 v. u. Z. Wien 2006, S. 88–94.
  4. Nancy H. Demand: The Mediterranean Context of Early Greek History. John Wiley & Sons, 2011, S. 145 (mit weiteren Literaturangaben).