Messe in c-Moll KV 139

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Die Waisenhauskirche in der der zwölfjährige Mozart 1768 seine Komposition dirigierte[1]

Wolfgang Amadeus Mozarts Messe in c-Moll KV 139 (KV3 114a/KV6 47a) wird auch „Waisenhausmesse“ genannt, in der Annahme, dass sie zur Einweihung der Waisenhauskirche in Wien komponiert wurde.

Zuschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Einweihung der Wiener Waisenhauskirche schuf Mozart eine Auftragskomposition, die zu einer feierlich zelebrierten (der ersten in der neuen Kirche gelesenen) Messe am 7. Dezember 1768 erklang. Mozart „dirigierte als ein zwölfjähriger Knabe diese feyerliche Musik in Gegenwart des kaiserlichen Hofes“.[2]

Ob die Missa KV 139 tatsächlich mit dem Werk identisch ist, das am 7. Dezember 1768 erklang, ist nicht restlos zu klären. Gegen die Identität spricht, dass Leopold Mozart die Messe wie folgt beschrieb: „eine große Messe mit 4 Singstimmen, 2 Violin 2 Hautb. 2 Viola 4 Clarinis, Tymp. etc.“, also u. a. die obligaten Posaunen nicht erwähnt.[3] Aus stilistischen Gründen wurde eine spätere Entstehungszeit um 1772 angenommen.[4] Andererseits konnte der Entstehungszeitraum in neuerer Zeit durch Untersuchungen am Autograph (Wasserzeichen und Format) auf 1768/69 eingegrenzt werden.[3]

Anlage der Komposition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mozart bediente sich der Form der Kantatenmesse, sie ist auch von der musikalischen Seite her durch Orchesterbesetzung und Anlage der Komposition als Missa solemnis zu bezeichnen. Arien, Duette und Chöre sind hier die äußeren Merkmale. Die Abschnitte Cum sancto spiritu des Gloria und Et vitam venturi saeculi des Credo sind jeweils als Fuge komponiert.

Die langsamen Teile der Messe sind fast alle in einer Moll-Tonart komponiert: Die Eröffnung des Kyrie (Adagio), das Qui tollis des Gloria (f-Moll), das pastorale Et incarnatus est, das Crucifixus und zuletzt der Beginn des Agnus Dei werden zusätzlich durch langsame Tempi in ihrer zentralen liturgischen Bedeutung hervorgehoben.

Mozarts Waisenhausmesse steht in ihren anderen Teilen den expressiven Ausdrucksmitteln der zeitgenössischen Oper sehr nah.

Zugehöriges Offertorium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu dem Zyklus des Ordinarium Missae vertonte Mozart, dem feierlichen Anlass entsprechend, noch einen Teil des Proprium Missae: das Offertorium „Benedictus sit Deus“ KV 117 (KV3/KV6 66a = 47b). Zwei Sätze für Chor und Orchester umrahmen einen Satz für Solo-Sopran und Orchester. Die Instrumentierung entspricht der Vertonung des Ordinariums. Ein weiteres Beispiel für den expressiven „Opernstil“ innerhalb der Komposition ist der letzte Satz des Offertoriums, und dort besonders die Schlusstakte über die Worte „Jubilate“.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alfred Beaujean: Missa solemnis c-Moll KV 139 (47a) (»Waisenhaus-Messe«). In: Hans Gebhard (Hrsg.): Harenberg Chormusikführer. Harenberg, Dortmund 1999, ISBN 3-611-00817-6, S. 604.
  • Volker Helbling: Missa in c »Waisenhausmesse« KV 139 (47a). In: Silke Leopold, Ullrich Scheideler: Oratorienführer. Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-00977-7, S 485–486.
  • Karl Pfannhauser: Zu Mozarts Kirchenwerken von 1768. In: Mozart-Jahrbuch 1954, S. 150–168.
  • Hartmut Schick: Gesellenstück in der großen Form. Die »Waisenhaus-Messe« KV 139. In: Silke Leopold (Hrsg.): Mozart-Handbuch. Metzler/Bärenreiter, Stuttgart/Kassel 2005, ISBN 3-476-02077-0, S. 177–179.
  • Arnold Werner-Jensen: Wolfgang Amadeus Mozart. Musikführer. Band 2: Vokalmusik. Reclam, Leipzig 2001, ISBN 3-379-20023-9, S. 13–14.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Waisenhauskirche (3) im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  2. Lebensgeschichte des Johannes Chrysostomus Wolfgang Gottlieb Mozart. In: Salzburger Intelligenzblatt / Intelligenzblatt von Salzburg / Königlich-Baierisches Salzach-Kreis-Blatt / Kaiserlich Königlich Oesterreichisches Amts- und Intelligenzblatt / Kaiserl(ich) Königl(ich) privilegirte Salzburger Zeitung / K. K. priv. Salzburger Amts-Blatt / Intelligenz-Blatt zum Salzburger Amtsblatt / Salzburger Landeszeitung / Amts-Blatt zur Salzburger Landeszeitung / Salzburger Zeitung / Amts-Blatt zur Salzburger Zeitung, 27. Februar 1796, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/sza
  3. a b Walter Senn: Vorwort. In: Neue Mozart-Ausgabe I/1/1: Messen Band 1. Bärenreiter, Kassel 1968, S. X; mozarteum.at.
  4. Théodore de Wyzewa, Georges de Saint-Foix: W. A. Mozart. Sa vie musicale et son oeuvre. Band 1. Paris 1936. S. 421.