Wallenstein (Schiller)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Wallenstein ist die gängige Bezeichnung für eine Dramen-Trilogie von Friedrich Schiller. Sie besteht aus den Werken Wallensteins Lager mit einem längeren Prolog, Die Piccolomini und Wallensteins Tod, wobei Schiller die Trilogie auch in Wallenstein I mit Wallensteins Lager und Die Piccolomini und Wallenstein II, bestehend aus Wallensteins Tod unterteilt hat. Schiller behandelt darin den Niedergang des berühmten Feldherrn Wallenstein, wobei er sich frei an den realen historischen Ereignissen orientiert: Wallenstein scheitert auf dem Gipfel seiner Macht, er ist der erfolgreiche Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee, als er beginnt, sich gegen seinen Kaiser Ferdinand II. aufzulehnen. Das Werk spielt im Winter 1633/1634 (also fast 16 Jahre nach Beginn des Dreißigjährigen Krieges) in der böhmischen Stadt Pilsen, wo sich Wallenstein zu jener Zeit mit seinen Truppen aufhält. Für die letzten beiden Aufzüge wechselt der Schauplatz nach Eger, da Wallenstein dorthin flieht. Hier wurde er am 25. Februar 1634 ermordet.

Schiller vollendete die Trilogie 1799.

Zusammenfassung der Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wallensteins Lager[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Wallensteins Lager“ ist die Einleitung für die beiden folgenden Teile und wesentlich kürzer als diese. Während sich die Haupthandlung unter den höheren Rängen der Truppe und Adeligen abspielt, spiegelt „Wallensteins Lager“ die Stimmung des einfachen Volkes wider, vor allem der Soldaten im Lager Wallensteins. Die Soldaten sind begeistert von ihrem Oberbefehlshaber, der es geschafft hat, Söldner aus ganz verschiedenen Gegenden in seiner Armee zu vereinen. Sie loben, dass er ihnen außerhalb des Kampfes viele Freiheiten lasse und sich beim Kaiser für die Armee einsetze. Über den Kaiser wird von vielen eher abschätzig gesprochen. Außerdem loben die Soldaten den Krieg, der zwar den Zivilisten schade, ihnen (den Soldaten selbst) aber ein besseres Leben bringe. Ein Bauer beklagt, dass die Truppen ihn ausnähmen, ein Mönch kritisiert das gottlose Leben der Soldaten. Diese erfahren zum Schluss des ersten Teils, dass der Kaiser einen Teil der Armee den Spaniern, ebenfalls Habsburger, unterstellen wolle. Sie beschließen, Max Piccolomini, einen Truppenführer, zu bitten, sich bei Wallenstein dafür einzusetzen, dem Wunsch des Kaisers nicht zu folgen.

Die Piccolomini[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem zweiten Teil beginnt die Haupthandlung der Wallenstein-Trilogie. Die Perspektive wechselt von den einfachen Soldaten zu den Führern der Truppe des Fürsten Wallenstein, des Oberbefehlshabers der kaiserlichen Armee. Jene versammeln sich im Lager bei Pilsen, warten dort auf weitere Befehle. Größtenteils sind sie begeisterte Anhänger des Fürsten und schätzen ihn sogar mehr als den höher gestellten Kaiser. Dessen Befehle missachtete Wallenstein wiederholt, er liegt mit dem Kaiser im Streit. Wohl um Wallenstein zu schwächen, befiehlt ihm der Kaiser, einen Teil des Heeres abzutreten. Der Fürst will das nicht hinnehmen und überlegt offiziell, das Kommando über die kaiserlichen Truppen aufzugeben. Im Geheimen führt er Verhandlungen mit den Gegnern des Kaisers, den Schweden, um den Kaiser zum Frieden zu zwingen, möchte sich die Möglichkeit eines Bündnisses mit den Schweden gegen den Kaiser offenhalten. Dazu drängen ihn auch seine engsten Vertrauten, sein Schwager Terzky und Illo. Jene lassen alle Heerführer ein Dokument unterschreiben, in dem Wallenstein Treue geschworen wird. Allerdings lassen sie sie in dem Glauben, dass in dem Dokument die Treue zu Wallenstein durch die Treue zum Kaiser eingeschränkt würde; in der zur Unterschrift vorgelegten Fassung der Erklärung ist diese Einschränkung aber heimlich entfernt.

Wallenstein weiß nicht, dass sein Vertrauter Octavio Piccolomini, der seine Pläne ebenfalls kennt, dem Kaiser treu blieb, für jenen spioniert und eine Vollmacht bekam, Wallenstein offiziell als Oberbefehlshaber abzulösen. Diese Vollmacht will Octavio aber erst nutzen, wenn Wallenstein sich öffentlich gegen den Kaiser stellt. Kaiserlichen Spähern gelingt, einen Unterhändler Wallensteins auf dem Weg zu den Schweden abzufangen; somit steht Wallensteins Überführung kurz bevor. Die Lage verkompliziert, dass Octavios Sohn Max Piccolomini [1] und Wallensteins Tochter Thekla sich ineinander verlieben. Max ist ein begeisterter Anhänger Wallensteins und wird von ihm fürsorglich behandelt. Er glaubt dem Vater nicht, dass Wallenstein den Kaiser verraten will. Die Piccolomini endet mit Max’ Entschluss, Wallenstein direkt nach dessen Plänen zu befragen. Dadurch soll sich für ihn entscheiden, ob er sich gegen seinen eigenen Vater oder gegen den von ihm verehrten Wallenstein stellen muss.

Wallensteins Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Charlotte von Hagn als Thekla, Gemälde von Joseph Karl Stieler, 1828

Im letzten Teil der Wallenstein-Trilogie führen die im zweiten Teil vorgestellten Konflikte zu einem tragischen Ende. Wallenstein erfährt, dass sein Unterhändler für die geheimen Verhandlungen mit den Schweden von kaisertreuen Soldaten abgefangen wurde. Also hat der Kaiser nun womöglich Beweise für Wallensteins Überlegungen, sich mit den offiziellen Feinden gegen den Kaiser, vielleicht sogar zu dessen Sturz, zu verbünden. Nach einigen Zweifeln und durch starkes Zureden von Illo, Terzky und insbesondere dessen Frau, der Gräfin Terzky, entschließt sich Wallenstein, offiziell ein Bündnis mit den Schweden zu schließen.

Aber Octavio Piccolomini gelingt, als geheimer Beauftragter des Kaisers fast alle wichtigen Führer aus Wallensteins Armee zur Abkehr von Wallenstein zu bewegen. Insbesondere beweist er Buttler, dass Wallenstein dessen Karriere heimlich behinderte; der gekränkte Buttler bleibt bei Wallenstein, um sich rächen zu können. Octavios einziger Sohn, Max Piccolomini, ist zerrissen zwischen seiner Treue zum Kaiser einerseits, seiner Bewunderung für Wallenstein sowie seiner Liebe zu dessen Tochter Thekla andererseits. Schließlich entscheidet er sich dafür, Wallenstein zu verlassen. Er versucht, sich dennoch als Freund von ihm zu trennen, wird aber von Wallenstein verstoßen, der darauf mit seinen letzten Getreuen nach Eger flieht. Max Piccolomini stürzt sich selbstmörderisch in einen aussichtslosen Kampf gegen die Schweden und fällt. Als Thekla davon erfährt, bricht sie heimlich zu Max’ Grabstätte auf, um bei ihrem Geliebten den Tod zu finden. Auch Wallenstein trauert um den Verlust, glaubt aber, dass ihm das Schicksal Max genommen habe, um zukünftiges Glück auszugleichen.

In der Nacht ermorden Buttlers Schergen, Macdonald und Deveroux, die beiden hohen Offiziere Illo und Terzky bei einem Festmahl und – in dessen Schlafzimmer – auch Wallenstein selbst. Das Drama endet mit einem letzten Dialog zwischen Octavio und seiner Hauptgegenspielerin, der Gräfin Terzky, die sich zuvor vergiftete und nun stirbt. Octavio erhält am Ende die Botschaft, er sei zum Dank für seine Treue vom Kaiser in den Fürstenstand erhoben worden.

Inszenierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wolfgang Heinz als Wallenstein, 1962 am Deutschen Theater Berlin, unter der Regie von Karl Paryla

Die Uraufführungen fanden 1798–1799 am Weimarer Hoftheater (heute Deutsches Nationaltheater Weimar) unter der Theaterleitung von Johann Wolfgang von Goethe statt:

  • Wallensteins Lager, 12. Oktober 1798 (unter dem Titel Das Lager zur Eröffnung des umgebauten Weimarer Hoftheaters)
  • Die Piccolomini, 30. Januar 1799
  • Wallensteins Tod, 20. April 1799 (unter dem Titel Wallenstein)

Wallenstein gehört – oft erheblich gekürzt und auf einen Theaterabend komprimiert – zum klassischen deutschen Bühnenrepertoire. Zu den überregional beachteten Inszenierungen des Stücks zählen:

  • 1959: Deutsches Theater (Berlin), Regie: Karl Paryla
  • 1959: Burgtheater, Regie: Leopold Lindtberg. - Eine Hörfassung dieser Inszenierung ist 1960 von NDR und ORF für das Radio aufgezeichnet worden und 2004 auf 4 CDs erschienen. Diese gekürzte Rundfunkfassung der ursprünglich an 2 Abenden mit einer Gesamtlänge von 7 Stunden gegebenen Inszenierung umfasst Die Piccolomini (Länge: ca. 100 Minuten) und Wallensteins Tod (ca. 130 Minuten): Wallenstein. Ein dramatisches Gedicht. Die Piccolomini und Wallensteins Tod (4 CDs), Verlag Mnemosyne, ISBN 3-934012-22-1
  • 1961 Ruhrfestspiele Recklinghausen. - Eine Hörfassung dieser Inszenierung ist 1961 vom WDR aufgezeichnet worden und innerhalb einer 20 CDs umfassenden Schiller-Edition 2005 erschienen: Friedrich Schiller, Werke. Eine Auswahl auf 20 CDs. Random House Audio, ISBN 3-89830-926-6
  • ab 1973: Seit 1864 finden alle drei Jahre sommers die Wallenstein-Festspiele in Altdorf bei Nürnberg statt. Ursprünglich wurde nur das Spektakel-Drama Wallenstein in Altdorf von Franz Dittmar über die Altdorfer Studentenzeit Wallensteins von Laiendarstellern des Orts gespielt. Seit 1973 wird in Altdorf aber auch die Schiller-Trilogie aufgeführt. Dabei werden die drei Teile in einer etwa 150 Minuten dauernden Kurzversion zusammengefasst.
  • 2005: Wallenstein. Eine dokumentarische Inszenierung von Helgard Haug und Daniel Wetzel (Rimini Protokoll). Produktion: Nationaltheater Mannheim / Deutsches Nationaltheater Weimar. Gastspiele u. a. beim Theatertreffen Berlin, am Schauspielhaus Zürich und bei den Hamburger Autorentheater-Tagen am Thalia-Theater.
  • 2007 inszenierte Peter Stein alle elf Akte der Trilogie am Berliner Ensemble mit Klaus Maria Brandauer (für zwei Vorstellungen übernahm Peter Stein für den verletzten Brandauer die Rolle) in der Hauptrolle; Spielstätte der über zehnstündigen, fast den kompletten Text enthaltenden Aufführung war die Kindlhalle, eine ehemalige Brauerei in Berlin-Neukölln (29 ausverkaufte Aufführungen mit insgesamt 34800 Besuchern). Weitere überregional beachtete Aufführungen dieses Jahres waren Wolfgang Engels Inszenierung am Schauspiel Leipzig und Thomas Langhoffs Inszenierung am Wiener Burgtheater (mit Gert Voss als Wallenstein).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Fritz Heuer, Werner Keller (Hrsg.): Schillers Wallenstein (= Wege der Forschung, Bd. 420). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1977.
  • Elfriede Neubuhr (Hrsg.): Geschichtsdrama (= Wege der Forschung, Bd. 485). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980.
  • Dieter Borchmeyer: Macht und Melancholie. Schillers Wallenstein (= Athenäums Monographien Literaturwissenschaft, Bd. 91). Athenäum, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-610-08941-5; 2., überarbeitete Auflage: Mnemosyne, Wien 2002, ISBN 3-934012-18-3.
  • Barthold Pelzer: Tragische Nemesis und historischer Sinn in Schillers Wallenstein-Trilogie. Eine rekonstruierende Lektüre (= Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte, Bd. 60). Peter Lang, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-631-31936-3.
  • Joseph Kiermeier-Debre (Hrsg.): Friedrich Schiller. Wallenstein. Ein dramatisches Gedicht. Originaltext, mit Anhang zu Verfasser, Werk und Textgestalt, Zeittafel und Glossar, in der „Bibliothek der Erstausgaben“. Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 2004. ISBN 3-423-02660-X.
  • Rüdiger Bernhardt: Friedrich Schiller: Wallenstein (= Königs Erläuterungen und Materialien, Bd. 440). C. Bange Verlag, Hollfeld 2005, ISBN 3-8044-1825-2.
  • Ulrich Kittstein: Zweifelhafte Größe: Wallenstein. In: ders.: Das Wagnis der Freiheit. Schillers Dramen in ihrer Epoche. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2023, S. 334–386.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wallenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Figur des Max Piccolomini ist von Schiller aus dichterischen Gründen erfunden worden.