Walther Peter Fuchs

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Walther Peter Fuchs (* 13. März 1905 in Lüttringhausen (heute zu Remscheid); † 4. November 1997) war ein deutscher Historiker und Hochschullehrer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fuchs studierte Geschichte, Germanistik, Philosophie und Theologie an den Universitäten Tübingen, Marburg und Göttingen. Seine Dissertation verfasste er 1930 bei dem Marburger Historiker Wilhelm Mommsen. Im April 1931 heiratete er Marianne Fuchs (1908–2010), Lehrerin und bekannt als Begründerin der Funktionellen Entspannungstherapie, mit der er mehrere Kinder hatte. Im September 1935 folgte er Günther Franz, der sich in Marburg habilitiert hatte, an die Universität Heidelberg, um bei ihm 1936 dort mit einer Arbeit über Philipp den Großmütigen und Bayern zu habilitieren; die Habilitationsschrift blieb jedoch ungedruckt. Sein Lehrer Franz wechselte zudem kurze Zeit später an die Universität Jena. Der Historiker Laurenz Müller (* 1935) schreibt über Fuchs’ damals dem NS-Regime konforme Haltung: „Walther Peter Fuchs kann sogar als engagierter Nationalsozialist bezeichnet werden.“[1] Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges meldete sich Fuchs freiwillig zum Kriegsdienst.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er insbesondere durch seine Arbeiten über die Geschichte der Reformation sowie über Leopold von Ranke und Großherzog Friedrich I. von Baden bekannt. 1953 wechselte er auf eine Professur für Geschichte an die Technische Hochschule Karlsruhe, von 1957 an war er zugleich Honorarprofessor in Heidelberg. Sein bekanntester Doktorand wurde damals der spätere deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl. Weiterhin gehörten u. a. Josef Becker und Gerhard Hümmelchen zu seinen akademischen Schülern.

1962 folgte Fuchs einem Ruf auf den ordentlichen Lehrstuhl für Mittelalterliche, Neuere und Neueste Geschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Fuchs entwickelte in den 1950er Jahren aus den Erfahrungen mit dem bis dahin üblichen reinen Frontalunterricht heraus und der Feststellung einer sich seither sozialstrukturell und in der Geisteshaltung verändernden Studentenschaft neue Ideen zu einer zeitgemäßeren Geschichtsdidaktik. Als erster Studiendekan der Philosophischen Fakultät initiierte er die ersten Lehraufträge für Didaktik der Geschichte und begründete zusammen mit Karl-Heinz Ruffmann eine bis heute stattfindende jährliche Fortbildungsveranstaltung für gymnasiale Geschichtslehrer. 1973 wurde er emeritiert.[2]

Fuchs war Mitglied in der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg und der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Er starb im Alter von 92 Jahren.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

als Autor
  • Das Bismarckreich. In: Das Werden unseres Volkes. Ein Bildersaal Deutscher Geschichte, hg. v. Erwin Hölzle. Stuttgart: Union Deutsche Verlagsgesellschaft [1938], S. 321–354.
  • Das Zeitalter der Reformation (= Handbuch der deutschen Geschichte, Bd. 8). 3. Aufl., dtv, München 1977, ISBN 3-423-04208-7.
  • Gunter Berg / Volker Dotterweich (Hrsg.): Nachdenken über Geschichte. Vorträge und Aufsätze. Klett-Cotta, Stuttgart 1980, ISBN 3-12-915100-1.
als Herausgeber
  • mit Günther Franz: Akten zur Geschichte des Bauernkrieges in Mitteldeutschland. 2 Bände. Teubner Verlag, Leipzig 1923/42.
  • Großherzog Friedrich I. von Baden und die Reichspolitik 1871–1907. 4 Bände. Kohlhammer, Stuttgart 1968–1980.
  • Leopold von Ranke: Das Briefwerk. Hoffmann & Campe, Hamburg 1949.
  • Staat und Kirche im Wandel der Jahrhunderte (= Geschichte und Gegenwart). Kohlhammer, Stuttgart 1966.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Helmut Kohl: Der lange Atem der Geschichte. Zum neunzigsten Geburtstag des Historikers Walther Peter Fuchs. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Feuilleton, 13. März 1995.
  • Leonhard Müller: Das Lebenswerk von Walther Peter Fuchs. Zu seinem Tode am 4. November 1998 (Nachruf). In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins (ZGORh) 148, NF 109 (2000), S. 385.
  • 100. Geburtstag von Walther Peter Fuchs (* 13.3.1905). Tagung am 18. März 2005. Karlsruher Symposium zu Nachwirkung und Bedeutung dieses Historikers am 18. März 2005, veranstaltet vom Institut für Geschichte der Universität Karlsruhe und dem Generallandesarchiv Karlsruhe.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurenz Müller: Diktatur und Revolution: Reformation und Bauernkrieg in der Geschichtsschreibung des ‚Dritten Reiches‘ und der DDR (= Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte, Bd. 50). Lucius & Lucius, Stuttgart 2004, ISBN 3-8282-0289-6 (zugl. Diss. Universität Bern, 2003), S. 131.
  2. Nachruf der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. In: Mediendienst Aktuell, Nr. 1567, 7. November 1997.