Weather Report

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Weather Report

1977: Joe Zawinul, Jaco Pastorius, Wayne Shorter
Allgemeine Informationen
Genre(s) Jazz, Fusion
Gründung 1970
Auflösung 1986
Gründungsmitglieder
Joe Zawinul (1932–2007)
Wayne Shorter (1933–2023)
Miroslav Vitouš (bis 1973)
Alphonse Mouzon (bis 1972) (1948–2016)
Barbara Burton (bis 1971)
Letzte Besetzung
Joe Zawinul
Wayne Shorter
Victor Bailey (seit 1982)
Peter Erskine (1978–1982, seit 1986)
Mino Cinelu (seit 1984)
Ehemalige Mitglieder
Alphonso Johnson (1973–1975)
Jaco Pastorius (1975 bis 1982)
Eric Gravatt (1972–1973)
Greg Errico (1973)
Narada Michael Walden (1975)
Chester Thompson (1975)
Leon Ndugu Chancler (1975)
Alex Acuña (1975–1978)
Omar Hakim (1982–1986)
Airto Moreira (1971)
Dom Um Romão (1971–1974)
Steve Muruga Booker (1972–1973)
Ishmael Wilburn (1973–1974)
Alyrio Lima (1974–1975)
Don Alias (1975)
Manolo Badrena (1976–1977)
Robert Thomas, Jr. (1980–1982)
Jose Rossy (1982–1984)
Joe Zawinul
Wayne Shorter
Jaco Pastorius
Weather Report 1980

Weather Report war eine der künstlerisch bedeutendsten und kommerziell erfolgreichsten Jazz- und Fusion-Bands in den 1970er und 1980er Jahren, an der sich bis heute viele Musiker verschiedener Stilrichtungen orientieren.[1]

Die Band wurde anfangs von dem in Österreich geborenen Keyboarder Joe Zawinul, dem amerikanischen Saxophonisten Wayne Shorter und dem tschechischen Bassisten Miroslav Vitouš gemeinsam geleitet. Andere prominente Mitglieder an verschiedenen Stellen im Leben der Band waren die Bassisten Alphonso Johnson, Jaco Pastorius und Victor Bailey, und die Schlagzeuger / Perkussionisten Peter Erskine, Alex Acuña, Airto Moreira und Chester Thompson. Während des größten Teils ihres Bestehens war die Band ein Quintett aus Keyboards, Saxophon, Bass, Schlagzeug und Percussion.

Der Musikjournalist Josef Woodard bezeichnete Weather Report in einem Artikel über die Gruppe in der US-Jazz-Fachzeitschrift Down Beat im Januar 2001 als die „beste Jazzband der letzten 30 Jahre des 20. Jahrhunderts“.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühphase: 1970–1975[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gründer und Kern von Weather Report waren im Dezember 1970 Joe Zawinul (Keyboard) und Wayne Shorter (Saxophon), die sich bereits seit 1959 kannten[3] und bei der Aufnahme von Miles DavisIn a Silent Way darüber sprachen, eine gemeinsame Band zu gründen. Bis 1973 war der Bassist Miroslav Vitouš Mitglied der Band;[4] er war schon an Zawinuls erstem Solo-Album 1970 beteiligt.[5] Zudem wurden Alphonse Mouzon am Schlagzeug und Airto Moreira engagiert. Diese Musiker hatten zuvor alle mit Davis gearbeitet und führten – gemeinsam mit den Perkussionisten Don Alias und Barbara Burton – das Konzept von In a Silent Way auf dem ersten, gleichnamigen Album der Gruppe weiter, als sie „in einem musikalisch sehr freien, improvisatorischen Fluss Rock, Jazz und Latin-Grooves verwoben.“[6]

Der Einsatz eines Schlagzeugers in Verbindung mit einem Perkussionisten förderte die Dynamik und das Spielen komplexer Polyrhythmen. Zawinul löste sich vom alten 32-Takte-System, brach mit dem Thema-Solo-Thema-Schema[7] und führte neue Formen ein.

Bei den ersten Studioaufnahmen war die Band sehr experimentell; ein Vorbild für das Zusammenspiel war Attila Zollers The Horizon Beyond.[8] Mit dem Album Sweetnighter orientierte sich die Band an klareren Kompositionsstrukturen,[6] spielte melodischer und schaffte den Durchbruch auf dem Massenmarkt.

An die Stelle von Vitouš trat 1973 der Bassist Alphonso Johnson, Vitouš wurde als ehemaliger Partner ausgezahlt.[9] Für Mouzon kam in den nächsten Jahren fast jährlich ein neuer Schlagzeuger, bis ab 1978 mit Peter Erskine eine Stammbesetzung gefunden war. Auch die Perkussionisten wechselten bei fast jedem neuen Album, so beispielsweise Alex Acuña, Manolo Badrena, Dom Um Romão.

Hochphase: 1976–1981 mit Jaco Pastorius[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Einstieg von Jaco Pastorius 1976, der bis 1981 in der Band blieb, und seinen Beiträgen als Komponist und Bassvirtuose begann der weltweite Erfolg der Band. „Die Jaco-Jahre“ (unter dem Titel The Jaco Years erschien 1998 auch eine Weather-Report-Compilation) gelten als die Hochphase der Gruppe.[10] Auf den Alben Black Market (1976) und Heavy Weather (1977) „wurde eine künstlerische Geschlossenheit gefunden, wie sie auf späteren Alben kaum noch zu hören war.“[11]

Die Band hatte große kommerzielle Erfolge mit den von Zawinul komponierten Titeln Black Market (1976) und Birdland (1977).

Die heutige Weltmusik wurde in Ansätzen schon damals von Weather Report gespielt, und umgekehrt beeinflusste die Band die afrikanische Musik. So etwa war das Intro des Stücks Black Market mehr als 20 Jahre lang die Erkennungsmelodie von Radio Dakar im Senegal.[12] Insbesondere das Album Black Market fand einen großen Anklang in Afrika.[13]

1978, bei den Aufnahmen zu Mr. Gone, kam der Schlagzeuger Peter Erskine zur Gruppe, der besser mit Jaco Pastorius harmonierte. Die Band verzichtete für die nächsten zwei Jahre auf einen Perkussionisten. 1979 veröffentlichte Weather Report als Quartett das Live-Album 8:30, das die Band auf einem Höhepunkt zeigte.

„Jede Band braucht eine Antriebskraft, einen Motor. Und in dieser Band war Jaco der Motor.“

Joe Zawinul[14]

1980 erschien das Album Night Passage. 1981 wurde das nach dem Debütalbum zweite Album mit dem Titel Weather Report aufgenommen. Es war als Schlusspunkt der Band gedacht. Sowohl Shorter als auch Zawinul wollten eigene Wege gehen.[15] Das Album erschien 1982.

1981 musste Weather Report ihre Tournee absagen, weil sowohl Zawinul als auch Shorter sich um ihre im Sterben liegenden Mütter kümmern wollten.[16] Darauf mussten sie über 100.000 Dollar Schadenersatz zahlen.[16]

1981 hatte Pastorius sein zweites Soloalbum Word of Mouth aufgenommen und dann seine Big Band Word of Mouth mit Peter Erskine am Schlagzeug zusammengestellt; weil 1982 Konzerttermine gebucht waren, wollte Pastorius, dass Weather Report 1982 als Live-Band pausiert.[17] Als in dieser Situation die Band zu einer Tournee gezwungen wurde,[18] nutzte Zawinul die Gelegenheit, den durch Alkoholprobleme zunehmend unzuverlässig gewordenen Pastorius zu ersetzen.[17] Erskine verließ ebenfalls die Band.

Spätphase: 1982–1986[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als 1982 die Plattenfirma per vertraglicher Option ein weiteres Album forderte, wurden als Ersatz für Pastorius und Erskine Omar Hakim und Victor Bailey engagiert, um das Album Procession einzuspielen. Beide blieben die zwei Jahre bis zum letzten Konzert 1984 in der Band.

Nach den Alben Domino Theory (1984) und Sportin' Life (1985) wollten Zawinul und Shorter die Band endgültig beenden.[19] 1986 wurde jedoch erneut per vertraglicher Option ein Album von der Plattenfirma gefordert, als die Band schon nicht mehr existierte. Das Ergebnis war This is This mit Carlos Santana als Gastmusiker. Shorter hatte die Band bereits verlassen, brachte keine Komposition ein und spielte nur bei drei von acht Titeln mit.[20] Die Tourband, die das Album unterstützen sollte, hieß bereits Weather Update. Statt Shorter spielte der Gitarrist Steve Khan.[21] Diese Band verwies bereits auf das bald darauf entstehende Zawinul Syndicate.

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Studio- und Livealben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[22][23]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 UK  US
1971 Weather Report US191
(4 Wo.)US
1972 I Sing the Body Electric US147
(6 Wo.)US
1973 Sweetnighter US85
(17 Wo.)US
1974 Mysterious Traveller US46
(23 Wo.)US
1975 Tale Spinnin’ US31
(14 Wo.)US
1976 Black Market US42
(11 Wo.)US
1977 Heavy Weather UK43
Silber
Silber

(6 Wo.)UK
US30
Platin
Platin

(22 Wo.)US
1978 Mr. Gone UK47
(3 Wo.)UK
US52
(14 Wo.)US
1979 8:30 US47
(11 Wo.)US
1980 Night Passage US57
(14 Wo.)US
1982 Weather Report UK88
(2 Wo.)UK
US68
(11 Wo.)US
1983 Procession US96
(10 Wo.)US
1984 Domino Theory UK54
(1 Wo.)UK
US136
(8 Wo.)US
1985 Sportin’ Life US191
(3 Wo.)US
1986 This Is This US195
(2 Wo.)US

Weitere Alben

  • 1972: Live in Tokyo

Nach Auflösung der Band[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Namensfindung von „Weather Report“:

„Wir haben lange herumgetechtelt in meiner Wohnung in New York, wie wir das nennen können. Unsere Namen können es nicht sein. Wir machen etwas, was Leute kennen, und was jeden Tag irgendwie im Ohr ist. 'News' oder 'Daily News' - das klingt nicht gut. Und Wayne sagt: „Weather Report - that’s it.““

Joe Zawinul, 2007[24]

„Wir wollten Musik spielen, die man täglich hört – wie den Wetterbericht – und sich ständig ändert – wie das Wetter.“

Joe Zawinul, 1996[25]

„Die Musik von Weather Report entwickelte sich von relativ freien Experimenten mit elektronischen Effekten zu ziemlich festen Strukturen, wobei melodische Riffs und diffizile Rhythmen aus slawischer und anderer Folklore entlehnt und geschmeidig angepasst wurden. Frappierend schöne Akkordprogressionen reflektierten die global verstreuten Klangquellen wie in einem Fokus – soll heißen: im Keyboard von Joe Zawinul, wo er diverse Clips speicherte und zu Kaleidoskop-Songs umarbeitete. Sein überragendes Talent, aus exotischen Grooves, gesangsgeeigneter Melodik und typischer Jazzphrasierung stilistisch stimmige Synthesen zu formen, wirkte wie ein Katapult für den Erfolg von Weather Report.“

JazzZeitung, 2001[26]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Weather Report – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. Peter Niklas Wilson (Hrsg.), Jazz Klassiker, Reclam-Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-030030-4, S. 545 f.: „Mit ihrem enorm druckvollen Groove, der vielfarbig anmutenden ‚ethnischen‘ Percussion und den von Shorter und Zawinul angeführten, wechselweise rasant oder introvertiert angelegten Kollektivimprovisationen geriet Weather Report zur einflussreichsten Fusion-Band weltweit.“
  2. Josef Woodard Weather Report: Storm Surge, Down Beat, Januar 2001, S. 22–28
  3. Zawinul, Ein Leben in Jazz, S. 100
  4. Zawinul, Ein Leben in Jazz, S. 106
  5. Vgl. Hintergrund zur Entstehung des ersten Albums (englisch)
  6. a b Wolf Kampmann (Hrsg.), unter Mitarbeit von Ekkehard Jost: Reclams Jazzlexikon. Reclam, Stuttgart 2003, ISBN 3-15-010528-5, S. 544.
  7. Zawinul kommentierte dies in den Linernotes des ersten Albums: „We always solo, and we never solo“
  8. Für Zawinul hörte sich deren Musik nach einer Seelandschaft, Schneestürmen und Frühling an. „Deine Band klingt wie ein Wetterbericht“, sagte er zu Zoller. Einige Monate später nannten dieser und Shorter dann ihre Band Weather Report. Nach Géza Gábor Simon, Immens gut. Attila Zoller. Sein Leben und seine Kunst. Budapest 2003, S. 83
  9. Zawinul, Ein Leben in Jazz, S. 115
  10. In: Gunther Baumann: Zawinul. Ein Leben aus Jazz. Residenz Verlag, Salzburg 2002, S. 129
  11. Wolf Kampmann (Hrsg.), unter Mitarbeit von Ekkehard Jost: Reclams Jazzlexikon. Reclam, Stuttgart 2003, ISBN 3-15-010528-5, S. 545.
  12. Interview mit Zawinul 2003, „I hob' mein eigenen Rhythmus“, Kölner Stadt-Anzeiger, 11. September 2007
  13. Joe Zawinul: «Das ist die Kunst» | Die Weltwoche, Ausgabe 12/2006 | Weltwoche Online – www.weltwoche.ch. 19. August 2014, abgerufen am 12. Mai 2023.
  14. Bill Milkowski: Jaco: The Extraordinary And Tragic Life of Jaco Pastorius, Miller Freeman Books 1995, S. 80–81
  15. Zawinul, "Ein Leben in Jazz", S. 144
  16. a b Zawinul, "Ein Leben in Jazz", S. 144
  17. a b Zawinul, "Ein Leben in Jazz", S. 130–132
  18. Curt Bianchi Last modified on August 6, 2019: Weather Report (1982). In: www.weatherreportdiscograph.org/. Abgerufen am 12. Mai 2023 (amerikanisches Englisch).
  19. Zawinul, "Ein Leben in Jazz", S. 149
  20. Weather Report - This Is This! Album Reviews, Songs & More | AllMusic. Abgerufen am 12. Mai 2023 (englisch).
  21. Weather Report Biography. Abgerufen am 12. Mai 2023.
  22. Chartquellen: US
  23. Auszeichnungen für Musikverkäufe: UK US
  24. deutschlandfunk.de: Keyboardkönig des Jazz-Rock. Abgerufen am 20. Dezember 2023.
  25. „Interview“, Der Neue Tag, 7. Dezember 1996
  26. „Hochdruck-Hits. Joe Zawinul im Großformat“, JazzZeitung, 2001, Nr. 1