Werner Bornheim gen. Schilling

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Werner Franz Josef Wilhelm Detlev Bornheim gen. Schilling (geboren am 6. Februar 1915 in Köln; gestorben am 29. Oktober 1992 in Wiesbaden) war ein Kunsthistoriker und Denkmalpfleger. Von seiner Errichtung 1946 bis 1980 stand er dem Landesamt für Denkmalpflege und der Verwaltung der staatlichen Schlösser von Rheinland-Pfalz bzw. deren Vorgängereinrichtungen als Landeskonservator vor.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werner Bornheim gen. Schilling war Nachkomme einer seit dem 17. Jahrhundert im rechtsrheinischen Langel sesshaften Familie. Sein Großvater Mathias (1852–1899) veräußerte im Jahr 1888 in Gemeinschaft mit seinen vier Geschwistern den überkommenen Landbesitz in Langel und ließ sich schließlich in Nippes nördlich der Kölner Altstadt nieder. Aus Mathias Bornheim gen. Schillings Ehe mit Anna Maria Lob (1857–1931), der aus Duisburg gebürtigen Tochter des dortigen Direktors des Städtischen Gas- und Wasserwerks, Mathias Lob, ging unter anderem der Sohn Richard (geboren 1885 in Köln) hervor. Dieser legte nach Studien an den Universitäten in Paris (Sorbonne), Zürich und Köln 1915 dort das Sozialbeamten-Diplom ab. Aus Richards Ehe mit Victoria Speckhan (geboren 1889 Köln-Nippes), der Tochter von Franz Josef Speckhan und Katharina von Bornheim gen. Schilling ging der Sohn Werner hervor.[1]

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Besuch des städtischen Realgymnasiums[1] in Bedburg studierte Werner Bornheim gen. Schilling ab 1934 an den Universitäten Köln, Bonn, München und zuletzt Berlin Kunstgeschichte. Dabei wurde er im Besonderen durch Wilhelm Pinder, Gerhart Rodenwaldt und Nicolai Hartmann wissenschaftlich geprägt.[2]

„In allen Reden merkten man ihm die Generation an, in der er groß geworden war: Es war die Zeit derer, die bei Wilhelm Pinder studiert hatten, denen Pinder die Augen für das Schöne geöffnet und die Zunge zu dessen Preis und Deutung gelöst hatte.“

Franz Ronig in seiner Erinnerung an Bornheim gen. Schillings letzte, bereits von der tödlichen Krankheit gezeichneten große Rede zu Ehren von Paul Clemen[3]

Am 17. September 1940 wurde er in Berlin mit der Arbeit Zur Entwicklung der Innenraumdarstellung in der Niederländischen Malerei bis Jan van Eyck zum Dr. phil. promoviert. In der Folge fand er während des Zweiten Weltkriegs als Volontär[1] beim „Rheinischen Museum“ (Haus der Rheinischen Heimat) in Köln-Deutz und dem Wallraf-Richartz Museum (1942[4]) in Köln Beschäftigung. Während Köln fortdauernd unter den schweren Luftangriffen litt und zunehmend in Schutt und Asche fiel, aber auch im Chaos zu versinken drohte, war Bornheim gen. Schilling mit Schutzmaßnahmen befasst. Seine Umsicht in Verbindung mit dem Erhalt und Schutz bedrohter Kulturgüter fand bei den Auslagerungsaktionen der Kölner Museumsbestände nach Langenau eine erste Gelegenheit zur praktischen Bewährung.[2]

Nach der Befreiung Kölns stand er dann kurzzeitig als Kustos und Referent für Denkmalpflege und Museen als persönlicher Referent dem wieder ernannten Oberbürgermeister Konrad Adenauer zur Seite, zu dem er seit 1944 in Kontakt stand, bevor er die so gewonnenen Erfahrungen bei seinen kommenden Dienstorten sinnbringend einsetzen konnte.[2] Wechselte er doch im Anschluss 1945 zunächst auf die Stelle des Regierungskonservators des Regierungsbezirks Koblenz in Koblenz und nachfolgend 1946 auf jene des Provinzialkonservators für Rheinland und Hessen-Nassau.[5] Bei Bildung des Landesamts für Denkmalpflege des neu gegründeten Bundeslandes Rheinland-Pfalz wurde er dann zum ersten Landeskonservator ernannt. Er blieb in dieser Stellung bis zu seinem Abschied 1980.[2] In dieser Zeitspanne war das Amt auf rund 100 Mitarbeiter angewachsen.[6]

Werner Bornheim gen. Schilling publizierte umfänglich zur Kunstgeschichte des Rheinlandes, seiner Künstler aber auch Kulturdenkmäler im Speziellen. Hervorzuheben sein 1964 erschienenes dreibändiges Werk Rheinische Höhenburgen.[7] Nach Ronig stellt sein 1981 publizierter, sehr persönlich gehaltener Aufsatz Rheinische Denkmalpflege – Rheinland-Pfalz 1945 bis 1980 „so etwas wie das geistige Testament“ von ihm dar.[8]

„Wer z.B. seinen Einsatz bei der Mosel-Kanalisierung, sein Engagement beim Umbau des Hotels Petersberg, seine Entscheidungen bei der Erhaltung und Gestaltung der Dome, Kirchen, Schlösser und – unzähligen – Burgen in Rheinland-Pfalz erlebt hat oder heute nachvollzieht, der erkennt Umfang und Tiefe seiner Leistung.“

Norbert Heinen in einem Nachruf[9]

Ehrenämter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Außerhalb seiner Tätigkeit als Landeskonservator übernahm Werner Bornheim zahlreiche weitere Funktionen und Aufgaben. Darunter sind zu nennen: sein Mitwirken in der „Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland“, der er seit Gründung 1948 angehörte. 1958 wurde er Vertreter des Vorsitzenden und von 1963 bis 1975 hatte er diesen selbst inne.[10] Ferner die bei dessen Errichtung im Jahr 1964 angetragene Präsidentschaft des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS sowie die Mitgliedschaft des Exekutivrats in Paris und der Deutschen UNESCO-Kommission. 1975 richtete er in dieser Funktion in Rothenburg die 4. Generalversammlung von ICOMOS aus. Werner Bornheim gen. Schilling pflegte aktiv Mitgliedschaften in zahlreichen weiteren In- und ausländischen Kommissionen. So war er im Deutschen Heimatbund Leiter der Fachgruppe Denkmalpflege und korrespondierendes Mitglied der Compagnie des Architects en Chef des Monuments Historique de la France.[2]

Verschiedene Organisationen verliehen ihm Ehrentitel. Bornheim gen. Schilling war Ehrenbürger der Stadt New Orleans und Ehrenmitglied der Deutschen Burgenvereinigung sowie des Institut Grand Ducal de Luxembourg.[11] Darüber hinaus war er von 1981 bis 1990 Vorsitzender des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz in Köln und wurde dann zu dessen Ehrenvorsitzendem ernannt.[9]

An der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz hatte er zudem eine Honorar-Professur inne.[6] Von höchster deutscher Stelle wurde Werner Bornheim gen. Schilling im Jahr 1980 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und 1985 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.[12]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werner Bornheim gen. Schilling, der neben seiner Muttersprache Englisch, Französisch und Italienisch sprach, war seit 1955 mit der Ärztin Godula Frosch verheiratet. Aus ihrer Ehe gingen eine Tochter und ein Sohn hervor.[11]

„Werner Bornheim war auf seine Weise eine faszinierende Persönlichkeit: sein Fachwissen, sein sprühender Geist, sein freundlicher (zuweilen auch bissiger) Humor, seine sinnenfrohe Natur, seine Fröhlichkeit und seine katholische Religion verbanden sich in ihm zu einer Einheit. Vor jedes dieser charakteristisierenden Wörter müßte man eigentlich noch das Wörtchen „rheinisch“ dazusetzen; dann erst hat man Werner Bornheim!“

Franz Ronig in einem Nachruf[3]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rheinische Höhenburgen. Hrsg. Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz (=Jahrbuch 1961–1963), Gesellschaft für Buchdruckerei, Neuss 1964, 3 Bände.
  • Rheinische Denkmalpflege – Rheinland-Pfalz 1945 bis 1980. In: Erhalten und gestalten. 75 Jahre Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz. Hrsg. Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (=Jahrbuch 1981), Gesellschaft für Buchdruckerei, Neuss 1981, ISBN 3-88094-373-7, S. 57–164.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bornheim gen. Schilling, Werner. In: Werner Schuder (Hrsg.): Kürschners deutscher Gelehrten-Kalender 1976. 12. Ausgabe, I. Band, A–M und Register, de Gruyter, Berlin/ New York 1976, ISBN 3-11-004470-6, S. 315.
  • Bornheim gen. Schilling, Werner. In: Wer ist wer? Das deutsche Who's Who. XXVII. Ausgabe 1988/1989, Schmidt-Römhild, Lübeck 1988, ISBN 3-7950-2008-5, S. 141.
  • Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz. Festschrift für Werner Bornheim gen. Schilling. Hrsg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 1980, incl. Kurzvita (S. 9 f.) und Bibliographie bis einschl. 1979 (S. 11–22) ISSN 0341-9967
  • Veit Geißler: Professor Dr. Werner Bornheim gen. Schilling 1915–1992. In: Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz. Jahresberichte 1989–1991. Jahrgang 44–46, Hrsg. Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Wernersche Verlagsanstalt, Worms 1994, S. 353–356. ISSN 0341-9967
  • Norbert Heinen: Werner Bornheim gen. Schilling zum Gedenken. In: Rheinische Heimatpflege. 30. Jahrgang, Nr. 1, 1993, S. 52–53.
  • Franz Ronig: Begegnung mit Werner Bornheim gen. Schilling. In: Rheinische Heimatpflege. 30. Jahrgang, Nr. 1, 1993, S. 53–54.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Andreas Bornheim: Mühle und Kehrenhof. XVII. Der Ast auf der Mühle und Kehrenhof mit seinen Seitenlinien auf Grundlage von Werner Bornheim gen. Schilling: Geschichte der Familie (v.) Bornheim 1107–1940. Selbstverlag, Köln 1940.
  2. a b c d e Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz. Festschrift für Werner Bornheim gen. Schilling. Hrsg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 1980, S. 9.
  3. a b Franz Ronig: Begegnung mit Werner Bornheim gen. Schilling. In: Rheinische Heimatpflege, 30. Jahrgang 1993, 1/93, S. 53.
  4. Bornheim gen. Schilling, Werner. In: Werner Schuder (Hrsg.): Kürschners deutscher Gelehrten-Kalender 1976. 12. Ausgabe, I. Band, A–M und Register, de Gruyter, Berlin/ New York 1976, ISBN 3-11-004470-6, S. 315.
  5. Veit Geißler: Professor Dr. Werner Bornheim gen. Schilling 1915–1992. S. 353.
  6. a b Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz. Festschrift für Werner Bornheim gen. Schilling. Hrsg. Landesamt für Denkmalpflege, Mainz 1980, S. 10.
  7. Rezension von Heinrich Niester.
  8. Franz Ronig: Begegnung mit Werner Bornheim gen. Schilling. In: Rheinische Heimatpflege, 30. Jahrgang 1993, 1/93, S. 54.
  9. a b Norbert Heinen: Werner Bornheim gen. Schilling zum Gedenken. In: Rheinische Heimatpflege, 30. Jahrgang 1993, 1/93, S. 52 f.
  10. Veit Geißler: Professor Dr. Werner Bornheim gen. Schilling 1915–1992. S. 354.
  11. a b Bornheim gen. Schilling, Werner. In: Wer ist wer? Das deutsche Who's Who. XXVII. Ausgabe 1988/1989, Schmidt-Römhild, Lübeck 1988, ISBN 3-7950-2008-5, S. 141.
  12. Veit Geißler: Professor Dr. Werner Bornheim gen. Schilling 1915–1992. S. 355.