Werner Zeyer

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Werner Zeyer (1978)
Kandidatenplakat zur Landtagswahl im Saarland 1980
Grab Zeyers mit Inschrift auf dem Friedhof St. Wendel

Werner Zeyer (* 25. Mai 1929 in Oberthal; † 26. März 2000 in Saarbrücken) war ein deutscher Ministerpräsident, Politiker der CDU und Jurist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einem Jurastudium schlug er die Richterkarriere im strukturell konservativen Saarland ein. Einer kürzeren Tätigkeit in der saarländischen Justizverwaltung schloss sich eine Karriere als Berufspolitiker an.

Nachdem er 1985 die Landtagswahl gegen Oskar Lafontaine verloren hatte, gründete er 1986 eine Rechtsanwaltskanzlei in St. Wendel, in die sein ältester Sohn 1989 eintrat. Werner Zeyer und seine Frau Edith hatten zwei Söhne und eine Tochter. Sein Sohn Christof Zeyer ist der Landtagsdirektor des Saarlandes. Sein Enkel Alexander Zeyer war vom März 2017 bis zum Oktober 2019 Abgeordneter im Landtag des Saarlandes und von Oktober 2019 bis April 2022 Regierungssprecher des Saarlandes. Werner Zeyers Grab befindet sich auf dem Friedhof seiner Heimatstadt St. Wendel.

Politische Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeyer war von 1961 bis 1972 Landrat des Landkreises St. Wendel. Er war seinerzeit jüngster Landrat in der Bundesrepublik.[1] In dieser Eigenschaft initiierte er eines der wichtigsten nordsaarländischen Tourismusprojekte, den Bau des Bostalsees.

Weiter gehörte er zu einer Gruppe von Parteipolitikern, die 1967 versuchten, mit Steuermitteln einen ersten privaten TV-Sender im Südwesten der BRD zu errichten. Die Gewinne sollten den Landtagsparteien zufließen. Das Projekt scheiterte am Bundespostministerium und Widerständen in der Politik. Der Vorwurf der Selbstbereicherung stand im Raum.[2]

Zwischen 1972 und 1979 war Zeyer Mitglied des Deutschen Bundestages und daneben von 1977 bis 1978 Mitglied des Europäischen Parlaments. 1977 bis 1978 saß er demnach gleichzeitig in zwei Parlamenten.

Von 1978 bis 1985 war Zeyer Landesvorsitzender der CDU Saar. Ministerpräsident Franz Josef Röder hatte für dieses Amt und später seine Nachfolge eigentlich Rechtspflegeminister Rainer Wicklmayr vorgesehen.[3] Dies sorgte für Spekulationen, dass Röder seinen eigentlich angekündigten Rückzug zurücknehmen könnte.[4] Tatsächlich kam es nicht zum Wechsel Röders in das Europaparlament nach der Europawahl 1979, wie es Röder 1978 nach Kritik Helmut Kohls an seiner Koalition mit der FDP angekündigt hatte.[5] Am 25. Juni 1979 gab Röder aber bekannt, 1980 nicht mehr als Ministerpräsident kandidieren zu wollen und schlug Werner Zeyer als seinen Nachfolger vor; am folgenden Tag verstarb er, so dass seine Ankündigung wie ein Vermächtnis nachklang.

Zeyer regierte von 1979 bis 1985 als Ministerpräsident des Saarlandes. Er wurde 1979, nach dem Tod Röders von der CDU und drei FDP-Abgeordneten des Saarlandes ohne Neuwahl einer Landesregierung durch das Parlament eingesetzt.[4] Bereits ein Jahr später verlor die CDU unter seiner Führung über 6 % bei der Landtagswahl im Jahr 1980. Erstmals wurde die SPD stärkste Kraft an der Saar. Da die FDP jedoch eine Koalition mit der CDU einging, konnte Zeyer Ministerpräsident bleiben. Die Stahlkrise überschattete seine zweite Amtszeit. Von 1980 bis 1985 (also während der Amtszeit Zeyers) verdoppelte sich die Arbeitslosenquote an der Saar auf 13,4 %.[6] Die Zinslastquote betrug 1985 12 % des Landeshaushaltes (1980: 7,4 %). Das Haushaltsdefizit wuchs von umgerechnet 341 Millionen Euro (1980) auf 640 Millionen Euro (1985) und verdoppelte sich damit beinahe. Von dieser Situation haben sich die öffentlichen Haushalte an der Saar bis heute nicht erholt.[7]

Bei der Landtagswahl 1985 wurde Zeyer von Oskar Lafontaine (SPD) abgelöst. Zeyer übernahm die Verantwortung für die Wahlniederlage und zog sich von allen politischen Ämtern zurück. Der Spiegel schrieb zu Zeyers Wahlniederlage: „Zumindest ebenso wie von der Schwäche der Grünen hat Lafontaine von der mangelnden Strahlkraft seines CDU-Kontrahenten Werner Zeyer, 55, profitiert, der in sechs mageren Regierungsjahren seinen Saarländern allzu bieder und hölzern vorkam und der, einsichtig, nach der Wahlniederlage seinen Verzicht auf alle politischen Ämter ankündigte.“[8]

Zeyer kehrte nicht in die Politik zurück.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kabinett Zeyer I, Kabinett Zeyer II, Kabinett Zeyer III

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Werner Zeyer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Christel Szymanski: Saarländischer Ministerpräsident: Hundert Tage im Amt. Die Zeit 43/1979, 19. Oktober 1979.
  2. Fernsehen / Saar-Privatsender: Sache mit Gewinn. Der Spiegel 26/1967, 19. Juni 1967, S. 60–64
  3. Personalien: Franz Josef Röder. Der Spiegel 8/1978, 20. Februar 1978, S. 202.
  4. a b Wahlen: Ist und bleibt. Der Spiegel 25/1979, 18. Juni 1979, S. 30.
  5. Röder tritt ab. Der Spiegel 44/1978, 30. Oktober 1978, S. 18.
  6. Arbeitslose und offene Stellen im Saarland 1960 bis 2013. IHK Saarland, Stand: Juli 2014; abgerufen am 26. Juli 2015.
  7. 50 Jahre Saarland: Wirtschaft Saarland 1959 bis 2009: Wie hat sich das Saarland in den letzten 50 Jahren wirtschaftlich entwickelt – ein Bundesländervergleich. (Memento vom 10. April 2015 im Internet Archive) Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH, 2009, S. 21 (pdf; 2 MB)
  8. Alle Oscars gingen an Oskar. Der Spiegel 12/1985, 18. März 1985, S. 24–26, hier S. 25.
  9. Bekanntmachung von Verleihungen des Saarländischen Verdienstordens. In: Chef der Staatskanzlei (Hrsg.): Amtsblatt des Saarlandes. Nr. 18. Saarbrücker Zeitung Verlag und Druckerei GmbH, Saarbrücken 9. Mai 1977, S. 391–392 (uni-saarland.de [PDF; 244 kB; abgerufen am 27. Mai 2017]).